Hinter Eintracht Frankfurt liegen zwei sehr erfolgreiche Jahre. Eng verknüpft ist dieser Aufschwung auch mit Bruno Hübner. Der emsige Sportdirektor leistete viel Überzeugungsarbeit und holte wichtige neue Spieler an den Main. Gerade vor dieser Spielzeit hatte Hübner die Herkulesaufgabe, den Kader sinnvoll in der Breite zu verstärken. Und die erste Erfolge konnten, nachdem man gegen Hertha BSC Berlin und den FC Bayern München verloren hatte, nun bejubelt werden.

Ein erstes lautes Durchatmen vernahm man vor allem am letzten Sonntag nach dem Sieg in Braunschweig. Der „heiße August“, wie er schon frühzeitig betitelt wurde, konnte mit den Erfolgen gegen FK Quarabag Agdam und den Aufsteiger aus Niedersachsen zufriedenstellend bewältigt werden, auch wenn die schwere Aufgabe gegen Borussia Dortmund noch vor der Tür steht. Hübner ist daher der Meinung, dass die Saison für die Hessen jetzt erst richtig losgeht, wie er im Interview mit der Frankfurter Rundschau erklärt: „Wir haben uns jetzt besser gefunden. Obwohl auch davor nicht alles schlecht war. Wir haben eine gute Vorbereitung gespielt und sind dann vielleicht etwas zu blauäugig in das Spiel gegen die Hertha reingegangen. Die Mannschaft war von sich überzeugt, sie hat an sich und ihre Stärke geglaubt, vielleicht hat sie sich zu sicher gefühlt. Dann sind wir bitterböse bestraft worden für die Räume, die wir zur Verfügung gestellt haben. Natürlich fängt man dann an zu grübeln.“ Die knappe Niederlage gegen den deutschen Rekordmeister aber brachte den Glauben in die eigene Stärke zurück. Die Mannschaft geht wieder mit dem Ziel in die Partie, ihr eigenes Spiel durchzusetzen. Dies könne wieder Erinnerungen an die letzte Saison hochkommen lassen.

Das Selbstvertrauen ist wieder gestärkt. Und der Fokus richtet sich ebenfalls wieder in die richtige Richtung. Die Mannschaft müsse eben lernen, die richtige Mischung zwischen Bundesliga-Alltag und Europa-Cup-Euphorie zu finden. In Berlin lagen die Prioritäten weniger auf der Hertha, als auf der Europa-League-Auslosung. Dies wurde bitter bestraft.

Zeit zum Durchatmen gibt es aber auch, trotz der letzten drei Siege, nicht mehr: „Nein, dazu sind die Liga und das Geschäft zu schnelllebig, da hat man kaum mal Zeit, um zu verschnaufen. Man hat ja immer das nächste Spiel vor Augen, geht es durch. Aber nach den drei letzten Spielen ist man ein bisschen ruhiger, sonst wäre bei uns vielleicht auch Unruhe reingetragen worden, weil wir ja andere Ansprüche haben. Aber wir wussten um die Problematik des schweren Auftaktprogramms. Deshalb sind wir immer ruhig geblieben. Und die Art und Weise, wie wir jetzt in Braunschweig gewonnen haben, stimmt uns zuversichtlich„, bleibt Hübner sehr realistisch.

Weiterhin verteidigt der Sportdirektor das Vorhaben, keinen neuen Spieler mehr zu verpflichten. Der aktuelle Kader besitzt das volle Vertrauen der Führung und des Trainers. Stattdessen lässt er durchklingen, dass im Winter noch etwas passieren könnte. Jetzt aber sieht der sportliche Leiter, dass die Kaderauffrischung geholfen und auch Leistungsträger wie Schwegler und Jung, zumindest kurzfristig, ordentlich ersetzt werden können.Wobei die Verletzung des Schweizers weiterhin Anlass zur Sorge bereitet. Die Leiste zwickt und die Suche nach Gründen wirkt auch weiterhin vage. Es sei „ein Mix aus einigen Faktoren. Er hat seine Ernährung umgestellt und dadurch an Gewicht verloren. Das steckt man auch nicht so leicht weg, denn jeder muss ja körperlich absolut präsent sein, um Topleistung zu bringen. Jetzt hat der Trainer entschieden, er soll erst wieder ganz der Alte werden. Das wird spätestens nach der Länderspielpause der Fall sein. Wir brauchen ihn einfach, er hat eine unglaubliche Qualität. Wenn du in der Bundesliga einen Spieler hast, der nicht an seine Grenzen gehen kann, hast du es schwer. Keine Mannschaft kann sich erlauben, einen Spieler durchzuziehen, der nicht zu 100 Prozent fit ist. Dazu ist das Leistungsniveau zu dicht.“

Während sich Joselu in neuer Umgebung noch noch schwer tut, konnte der 3,2 Mio € teure Neuzugang Vaclav Kadlec im ersten Spiel überzeugen. Obwohl sich der Deal, wie ein Kaugummi hinzog, war er nicht so schwierig einzustufen, wie der von Carlos Zambrano in der letzten Saison. Grundsätzlich aber stellt Hübner klar, dass die Transfers „wesentlich komplexer“ geworden sind. Bei Sparta Prag z.B. ist der Investor auch Klubeigentümer. Trotzdem lobt der sportliche Leiter: „Er hat letztlich sein Wort gehalten. Der Investor hat ja auch noch mal mit Kadlec unter vier Augen gesprochen, da hat Vaclav seinen Wunsch klar geäußert. Generell denke ich, es wäre komplizierter geworden, wenn sie in der Europa-League-Quali weitergekommen wären.“

Und nie nächste schwere Aufgabe wartet schon wieder auf den fleissigen Bruno Hübner. 2014 läuft der Vertrag von Alex Meier aus und über allem schweben immer wieder die Ausstiegsklauseln einzelner Spieler. Vor allem aber die Vertragsverlängerung des Langen könnte sich in eben diese ziehen. Der Mann für die wichtigen Tore weiß um seinen Stellenwert, den er inzwischen erreicht hat. Aber plant er nicht doch noch einmal etwas Neues? In der Vorbereitung wirkte es noch nicht selbstverständlich, dass die Nummer 14 wirklich den Vertrag verlängert. Dabei brauchen ihn die Frankfurter: „Die Mannschaft setzt Alex super ein – und er zahlt es mit Toren zurück. Wenn Alex einen Durchhänger hat, macht sich dies sofort bemerkbar und wir verlieren an Torgefahr. Ich denke, das konnte man in der Rückrunde der letzten Saison bereits spüren.“

Auch die Personalie Sebastian Rode gibt Bruno Hübner, der für seine Unnachgiebigkeit und seinen Ehrgeiz bekannt ist, nicht auf. Und seine Vision, die Eintracht dauerhaft unter den ersten Sechs der Tabelle zu platzieren, ebenfalls nicht. Das er diese vor Beginn der Zweitligasaison 2011/12 äußerte, sorgte damals für Schmunzeln bei einigen Experten: „Es gehört auch Glück dazu. Da fällt mir immer der Spruch von Franz Beckenbauer ein, der mal sagte: „Die, die auf der Titanic waren, die hatten eigentlich alles. Sie waren gesund, hatten Geld, aber sie hatten kein Glück. Sie waren zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort.“ Das kannst du dann nicht ändern, das ist vielleicht Schicksal. Aber es ist immer eine Kombination. Du erhöhst mit deiner Handlungsweise die Wahrscheinlichkeit, Erfolg zu haben. Du brauchst einen klaren Plan, eine Strategie und eine Vision, damit du die Spieler und das Umfeld mit auf den Weg nimmst.“

Der Respekt vor den Hessen ist durch die letzte Saison nicht kleiner geworden und somit die Umsetzung der Vision ebenfalls nicht. Hübner nennt ein Beispiel: „Da hat auch ein Umdenken stattgefunden. Früher haben andere Vereine gedacht: ,Okay, den leihen wir mal der Eintracht aus, da kann er Spielpraxis sammeln und macht nichts kaputt.‘ Das gibt es heute nicht mehr. Nehmen Sie Karim Bellarabi, den finde ich richtig gut und den hätten wir auch gerne ausgeliehen, aber Bayer Leverkusen gibt ihn lieber nach Braunschweig, da haben sie nichts zu befürchten. Für uns macht es das nicht einfacher, aber ich kann das sogar nachvollziehen.“

Die Einzige Position, die bislang noch keine dauerhafte Zufriedenheit hervorrief, ist die des Stürmers. Trotzdem verteidigt der Sportdirektor die Verpflichtung von Olivier Occean: „Occean war eine überschaubare Investition, und wir haben einen Konkurrenten geschwächt, das mussten wir zu diesem Zeitpunkt probieren. Es gab für diesen Spieler einige Anfragen, selbst Wolfsburg dachte darüber nach. Okay, es hat letztlich nicht gepasst mit ihm. Wir haben uns zu schnell entwickelt, unsere Spielweise hat nicht mehr zu Occean gepasst.“ Hoffentlich hatte man bei der Personalie Vaclav Kadlec den richtigen Riecher!

 

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14 Kommentare

  1. Der Bruno ist schon klasse und es war mehr als überfällig, das neben HB ein BH installiert wurde 🙂

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  2. Schöner Artikel !

    Wir brauchen trotzdem einen guten IV. So wie Schalke den Boateng aus dem Hut gezaubert hat, müssen wir das auch tun. Geldbörse auf !!

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  3. @alpi: Tut uns ein Schellschuss wirklich gut? Wenn Zambrano + Bamba ihre stabile Form finden, werden sie nicht verdrängt werden. Russ kann es besser, als er in Berlin gezeigt hat und vielleicht bekommt ja Kempf noch eine Chance. Das mit dem Winter finde ich so schlecht nicht…

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  4. „wie Schalke das gemacht hat“,die werden ihren Spass mit dem haben. Der Jones als Psychopath hat wohl nicht gelangt.

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  5. Hatte Veh sich nicht über einen zu kleinen Kader moniert und dann sollten die Transferaktivitäten nach der Verpflichtung von Kadlec beendet sein? Vielleicht kommt ja doch noch einer im Sommer aufgrund der Dreifachbelastung bis zum Winter.

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  6. Ich finde es Fatal von Veh und Hübner keinen mehr holen.

    Siehe Laskic,er ist kein guter und hatte immer wieder Probleme mit dem Rücken oder IV,da haben wir nur Zambrano,Anderson und Russ.

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  7. wir brauchen keinen spieler mehr!! der kader ist breit genug. der armin und dre bruno wissen schon was sie machen!! Habe vollstes Vertauen in die beiden. wo wären wir denn ohne sie heute?????

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  8. Off-Topic: Helmes offenbar kurz vor Wechsel zum FC! Wie kann das möglich sein? Vor allem finanziell… Kann mir das nur so erklären, dass Wolfsburg den Spieler nicht an einen Konkurrenten abgeben will. stattdessen in Liga zwei verjagen..

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  9. wer sagt Dir denn, dass überhaupt ein Konkurrent der Wölfe an Helmes interessiert ist?

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  10. Helmes hätte ich ja auch gerne bei uns gesehen, aber irgendwas stimmt doch da nicht, das schon der zweite Trainer ihn mehr oder weniger auf die Tribüne setzt!

    Also wenn er fit war und spielte, hat er immer seine Tore gemacht. Pech hatte er hält mit den zwei Kreuzbandverletzungen. Schade um einen großartigen Knipser wie ich finde.

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