Gegenüber der Frankfurter Rundschau macht sich Marcel Heller über seine berufliche Zukunft und somit dem Verbleib bei der Frankfurter Eintracht Gedanken.

Frankfurter Rundschau: Herr Heller, am Wochenende sind Sie beim Spiel der Eintracht-Amateure in Darmstadt böse umgeknickt und mussten für einen Tag an Krücken gehen. Passt das irgendwie zu Ihrer Situation im Moment?

Marcel Heller: Das kann man so sagen. Ich hatte allerdings noch Glück im Unglück, ich bin nämlich wirklich extrem umgeknickt. Ich dachte, die Bänder hätten etwas abgekriegt, aber sie sind stabil. Nur die Kapsel im rechten Sprunggelenk ist gezerrt. Aber das ist nicht so schlimm.

Frankfurter Rundschau: Ansonsten ist Ihrer Situation, nun ja, arg bescheiden. Wie würden Sie es beschreiben?

Marcel Heller: Es ist beschissen. Ganz einfach. Ich habe keine Chance, ich hatte in der Vergangenheit keine und ich werde wohl keine mehr kriegen. Das ist der Ist-Zustand. Und dass mich das nicht erfreut, muss ich wohl nicht extra erwähnen. Ich stand, wenn überhaupt, vielleicht viermal im Kader und habe keine einzige Minute gespielt. Was soll ich da noch machen?

Frankfurter Rundschau: Vielleicht mal das Gespräch mit Trainer Michael Skibbe suchen?

Marcel Heller: Ach, das habe ich schon zwei-, dreimal gemacht. Aber es hat mich auch nicht weitergebracht. Und ich denke nicht, dass ich noch mal das Gespräch suchen werde, es bringt mir ja doch nichts.

Frankfurter Rundschau: Was hat der Trainer Ihnen denn gesagt?

Marcel Heller: Das letzte Mal sagte er, ich würde mich zu sehr auf meine Schnelligkeit verlassen und würde zu sehr über mein Tempo kommen. Er sagte mir, ich solle mich mehr ins Kombinationsspiel einbringen, mehr mit der Mannschaft spielen. Aber danach hat sich auch nichts geändert.

Frankfurter Rundschau: Und jetzt? Werfen Sie die Flinte ins Korn?

Marcel Heller: So kann es ja für mich nicht weitergehen, das macht keinen Sinn mehr. Deshalb habe ich auch meinen Berater (Gerd vom Bruch; Anm. d. Red.) informiert, dass ich so schnell wie möglich den Verein verlassen will. Ich werde mich im Winter auf jeden Fall umschauen, ob ich einen neuen Klub finden und eine neue Herausforderung annehmen kann. Ich kann jetzt noch nicht zu 100 Prozent sagen, dass ich im Winter weg bin, weil das Paket ja auch passen muss. Aber wenn alles stimmt, dann breche ich hier meine Zelte ab.

Frankfurter Rundschau: Haben Sie eine Erklärung dafür, wie Ihr Stellenwert in Frankfurt so schnell so rapide sinken konnte?

Marcel Heller: Nein, das hat mir niemand erklären können, ich kann es wirklich nicht sagen. Ich weiß es einfach nicht. Die Situation ist ja fast genau so, wie sie auch in der Hinrunde des vergangenen Jahres war. Aber dann kam ja die Rückserie, da habe ich auch gezeigt, was ich kann und dass ich mithalten kann in der Bundesliga. Der Trainer hat sich dann im Sommer sehr stark für mich eingesetzt, er hat mir eine positive Entwicklung bescheinigt und wollte mich unbedingt behalten. Das hat er in den Gesprächen auch meinem Berater so gesagt. Mein Berater wertete dieses Bemühen auch als gutes Zeichen, und deshalb haben wir uns entschieden, es hier noch mal zu versuchen. Ich kenne ja hier alles, ich musste mich nicht irgendwo anders wieder neu eingewöhnen.

Frankfurter Rundschau: Aber was ist dann passiert?

Marcel Heller: Noch mal: Ich weiß es nicht. Es gab da dieses eine Vorbereitungsspiel gegen Palermo, da musste ich in der Halbzeit raus und war danach quasi außen vor. Aber eigentlich kann es ja nicht sein, dass man aufgrund eines Spiels, noch dazu in der Vorbereitung, weg ist vom Fenster. Ich bin ratlos. Denn wenn ein Trainer einen Spieler unbedingt halten will, dann gibt er ihm doch auch mal die Chance, sich im Spiel zu zeigen und zu beweisen. Aber ich habe ja gar keine Chance bekommen. Und das wird sich wohl auch nicht mehr ändern, da bin ich realistisch genug, um das einzuschätzen. Dass es jetzt so läuft, damit hätte ich nicht gerechnet, damit hätte niemand gerechnet. Das trifft mich schon hart.

Frankfurter Rundschau: Bereuen Sie, im Sommer für ein Jahr unterschrieben zu haben?

Marcel Heller: Nein, ich lerne ja hier auch immer dazu. Und vielleicht gehe ich gestärkt aus dieser Situation hervor. Aber Fakt ist auch: Ich habe wieder ein halbes Jahr verloren, und das muss jetzt aufhören. Ich will spielen, ich muss spielen. Denn das Fußballgeschäft ist auch schnelllebig, wenn man zu lange nicht spielt, kann es für einen auch schnell vorüber sein.

Frankfurter Rundschau: Sind Sie enttäuscht von Trainer Skibbe?

Marcel Heller: Nein. Jeder Trainer hat seinen eigenen Kopf, jeder Trainer hat seine eigenen Ideen und Vorstellungen. Und da spiele ich bei ihm keine Rolle. Das muss ich akzeptieren. Ich kann mir jedenfalls nichts vorwerfen, ich gebe hier im Training immer alles, haue mich voll rein. Und das werde ich auch so beibehalten. Aber alles in allem denke ich, dass es für mich an der Zeit ist, einen neuen Weg einzuschlagen.

Interview: Ingo Durstewitz

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8 Kommentare

  1. ich war schon bei der vertragsverlängerung der meinung, dass man heller nicht wegen 1 bis 2 guten spielen jetzt einen neuen vertrag geben muss.

    und damit stand ich ja nicht alleine. auch andere user waren der selben meinung. und jetzt bekommen sowohl der verein als auch der spieler die quittung.

    kann seinen frust voll und ganz vertsehen.

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  2. Tut mir ja leid, aber er passt wirklich nicht ins Kombinationsspiel. Er braucht nen Club wo auf Konter gesetzt wird. Könnte ihn mir z. B. sehr gut auf St.Pauli vorstellen. Links flitzt Ebbers los, rechts Heller und in der Mitte locht Asamoah ein.

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  3. Ich kann seinen Frust auch gut verstehen. andererseits weiß ich auch nicht, was er sich versprochen hat. Dass er an Ochs nicht vorbeikommt, war doch klar und auf einer großartig anderen Positionen kann er halt nicht spielen. Als Mittelstürmer ist er nicht kopfballstark genug, generell zu wenig torgefährlich und hat einfach nicht das nötige Spielverständnis. Bliebe noch links, wo er aber auch erstmal an Köhler, Korkmaz oder Halil vorbei müsste und dann trotzdem wohl nur Notlösung wäre, weil es ihm dort nicht so viel bringt mit Geschwindigkeit zur Grundlinie durchzugehen, wenn er dann nicht flanken kann.

    Skibbe kann ich schon verstehen. Heller hat gezeigt, dass er durchaus seine Stärken hat und ist so als Ersatz viel wert.

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  4. Ich verstehe seinen Frust nur eingeschränkt:

    1. Dass er an Ochs nicht vorbeikommt, war allen klar, das musste auch er wissen. Er diente als Absicherung gegen Ausfälle bei Ochs. Derzeit ist er aber in blendender Form, damit ist für Heller 0,0 Chance da.

    2. Dass allerdings jetzt auch wieder Steini ihm den Rang als Alternative Nummer 1 ouf der rechten Seite abgelaufen zu haben scheint, das kommt überraschend, und damit hat sicher auch Heller nicht gerechnet. Aber das liegt imho daran, dass Steini eben besser ins Kombispiel passt als Heller, der in der Tat nur über die Schnelligkeit kommt.

    Mich überrascht das nicht. Ich fand den 1-Jahresvertrag für die SGE gut, da Heller uns Tiefe und Sicherheit auf der Position gibt. Ferner gibt seine Schnelligkeit MS eine zusätzlichje Option, je nach Spielverlauf darauf zu setzen. Aus Heller´s Sicht habe ich es aber von Anfang an nicht verstanden.

    Nicht verstehen kann ich allerdings, warum MS ihn nicht häufiger auf der Bank hat, denn je nach Spielverlauf kann man ihn doch wirklich ab und an gut gebrauchen.

    Sei´s drum, das Kapitel wird wohl bald beendet sein. Allerdings denke ich nicht, dass er ein „Paket“ findet, das einen Wechsel im Winter zur Folge haben wird. Denn dazu müsste er sicherlich auf ne Stange Kohle verzichten und außerdem zu nem erheblich weniger ambitionierten Club wechseln, und das fiel ihm in den letzten Jahren auch schon schwer.

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  5. Noch ne Anmerkung:

    Heller öfter auf die Bank zu setzen, würde wahrscheinlich bedeuten, dass Kittel ein Streichkandidat wäre. Und dann ist es mir doch lieber, dass der junge Kerl hier frühzeitig seine Chancen erhält.

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  6. Ich bin immer wieder verwundert welch großartiger Fussball Sachverstand in den Foren und Kommentaren zu finden ist. Eine dreiabsätzige Abhandlung über das Thema „Marcel Heller“ genügt und alles Wichtige scheint gesagt zu sein.
    Taktische Berücksichtigung der Spielweise des Profis, Konkurrenzkandidaten der spielenden Position, deren Stärken und Schwächen.
    Alles drin.
    Kompliment.

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  7. Keiner behauptet hier, „alles zu einem Thema gesagt“ zu haben. Wir schreiben nur unsere Meinung zu einem Thema. Vielleicht solltest Du das auch mal versuchen. Allerdings besteht natürlich kein Zwang dazu, man kann auch einfach andere anprollen, ohne eine eigene Meinung zu vertreten. Die Freiheit hat man in einem Forum natürlich auch.

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  8. @ Rules: Er hat doch Recht! Wir haben in dieser Diskussion noch viele wichtige Sachen vergessen. Was ist z.B. mit dem Punkt, dass er jahrelang gar keine Chance haben konnte, weil andere Spieler einen engeren Draht zu Töchtern des Trainers gehabt haben usw.? 😉 Sowas muss doch einfach in jede anständige Diskussion hier 😉

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