10.01.2016, Fussball, Trainingslager Eintracht Frankfurt in Abu Dhabi - Tag 7
Heribert Bruchhagen und die Eintracht haben vom Öl, dass in Abu Dhabi sprudelt, noch nicht viel abbekommen…

In der Fußballwelt wird mit Geld – um es bildlich auszudrücken – nur noch so um sich geschmissen. Die Premier League hat sich clever vermarktet und einen TV-Gelder-Milliarden-Deal abgeschlossen, in China pumpen Unternehmen viel Geld in die Vereine und in Katar, Abu Dhabi & Co. sprudeln weiterhin die Ölquellen. Geld spielt keine Rolle mehr im Kampf um die (vermeintlichen) Superstars. Ein Spielerberater, der anonym bleiben möchte, sieht im Gespräch mit der „TZ“ große Probleme auf die Bundesliga zukommen: „Die Top Fünf in England hatten immer schon Kohle. Das Problem ist, dass mittlerweile auch die Stoke Citys, die West Bromwich Albions, die Leicesters und die Newcastles Geld haben.“ Der FC Bayern München oder Borussia Dortmund seien nicht bedroht, „für den Rest der Liga könnte es schwierig werden, ihre Top-Jungs zu halten.“

Eintracht Frankfurt hatte Glück, dass Alex Meier einem Wechsel nach China trotz gesetzten Alters nicht zustimmte. Der Torjäger der Hessen lehnte nach einem kurzen Gespräch zügig ab. Nicht jeder Akteur hat die Vereinstreue des 33-Jährigen in sich. Bei anderen Fußballern sei dies anders, wie der Spieleberater kritisch anmerkte: „Es gibt nunmal Spieler, die sich sagen: Wie und wo ich Fußball spiele, ist mir schnuppe, solange ich am Ende meiner Karriere eine gewisse Summe auf dem Konto habe. Dann kannst du natürlich gleich als 18-Jähriger nach Abu Dhabi wechseln.“ Überraschenderweise gingen im Winter bereits Stars nach China, die sich noch im besten Fußballeralter befinden – etwa Jackson Martinez, der zuvor für Atletico Madrid spielte oder Paulinho, der für Tottenham Hotspur im Mittelfeld agierte. Die Namen Ramires (FC Chelsea), Gervinho (AS Rom) oder Renato Augusto (früher Bayer Leverkusen) hätten sicherlich auch dem ein oder anderen Bundesligisten gut zu Geschicht gestanden.

Der Berater geht knallhart mit diesen Akteuren ins Gericht: „Diese Leute, die die Kohle abholen und keine Leistung bringen, brauchst du dann aber auch nicht. Gut, dass die dann nach China entsorgt werden.“ Ein Weltklassemann wie Neymar, der beim FC Barcelona bereits rund 20 Millionen Euro verdient, habe einen solchen Wechsel nicht nötig. Die große Gefahr für die höchste deutsche Klasse komme aber nicht aus dem fernen Osten, sondern ganz real von der Insel. Wenn Mittelklasseklubs sehen, dass Spieler wie Roberto Firminho, Christian Fuchs oder Kevin de Bruyne sofort einschlagen, werden die Fühler noch stärker in Richtung Bundesliga ausgestreckt. Carlos Zambrano, Haris Seferovic, vielleicht schon bald Lukas Hradecky oder bei guter Entwicklung Luc Castaignos – sie werden für englische Verhältnisse relativ preiswert zu bekommen sein. „Das werden wir aber nicht ändern können. Wenn sie durch ihren TV-Vertrag so viel Kohle kriegen und sie sofort reinvestieren, ist das legitim und verstößt nicht gegen das Financial Fairplay.

Carlos Zambrano hat aktuell seine Form wieder gefunden. Wird er so interessant für die englischen Vereine?
Carlos Zambrano hat aktuell seine Form wieder gefunden. Wird er so interessant für die englischen Vereine?

Man müsse wissen, dass es Spieler gebe, die nur Geld kassieren und nicht großartig spielen wollen. Bei einem 20-Jährigen könne er diese Intention nicht verstehen. „Das wird ein reicher Mann, so ein Thomas Berthold, aber letzten Endes willst du doch auch ein bisschen kicken. Es ist eine Charakterfrage.“ Einen Wechsel nach England kann der Berater dennoch grundsätzlich nachvollziehen, schließlich sei es dort nich so „ekelhaft zu spielen, das ist ja nicht China oder Indien.“ Im Gegenteil: Eine Stadt wie London sei sogar durchaus attraktiver als München. Wenn ein Profi allerdings nach Wolfsburg wechselt, beispielsweise Julian Draxler oder Andre Schürrle, dann verwundert dies und könne nur am Geld liegen: „Jedem meiner Spieler, der ein Angebot von Wolfsburg hat, würde ich sagen: Fahr da mal hin, lauf da mal einen Tag rum, und dann sagst du mir, ob du dir das drei Jahre lang antun willst.“

Wer allerdings denkt, dass der Transferwahnsinn für Berater ein „El Dorado“ sei, liege falsch. Je niedriger die Summe für einen Akteur, desto besser sei dies für seinen Berater: „Je höher die Ablösesummen, desto niedriger die Gehälter – das ist die Regel. Und wenn jemand ablösefrei kommt, kann er ein höheres Gehalt verlangen. Es liegt ja dann mehr Geld auf dem Tisch. Und da das Beraterhonorar mit dem Bruttojahresgehalt (in der Regel kassieren Berater hier, nach Informationen des Stern vom 4. Januar 2015, zwischen fünf und 15 Prozent, Anm. d. Red.) zusammenhängt, kriegt er auch ein größeres Stück vom Kuchen ab.“ Die Ablösesummen, so die Quintessenz, seien für Berater uninteressant. Fußball – ein undurchschaubares Milliardenspiel!

- Werbung -

7 Kommentare

  1. Glaube man muss sich um den stand der berater keine sorgen machen die werden nicht verhungern 🙂

    0
    0
  2. Na ja, wenn der Berater von CZ, der wohl 3 Mios per annum einstreicht, ca. 10 % bekommt, dann muss er wirklich aufpassen, dass er nicht verhungert.

    0
    0
  3. @ alter sack wenn ich richtig rechne sind 10% von 3 mio 300.000 euro. Ok ich verstehe dass man nicht auf die yacht in cannes verzichten kann aber muss es wirklich der eigene g6 sein? Flugzeuge kann man ja auch mieten.. das man sich da einschränken muss bei caviar ist schon ein unding zumal die anderen spieler unter seiner berater fuktion bestimmt weniger abwerfen sodass der bugatti für den armen schlucker mit sicherheit ewig ein traum bleiben wird lol

    0
    0
  4. @Kafka: Die Intention war mitnichten, in irgendeiner Art und Weise in Richtung Thomas Berthold zu schießen. Aber er hat sich wohl damals auch in der Beraterbranche als Golfspieler bei Bayern seinen Namen gemacht…

    @Speedy + Alter Sack: Es ging überhaupt nicht darum, die Berater irgendwie hier in die Opferrolle zu stellen – glaube auch nicht, dass das so rüberkam. Viel mehr ist es einfach nur eine Feststellung, dass sie nicht an den hohen Ablösesummen mit partizipieren und deshalb sogar ablösefreie Wechsel (weil mehr Gehalt + Handgeld) präferieren – ist doch logisch, dass sie auch ihre Vorteile in dem Milliardengeschäft haben wollen.

    @Kristall + Joe: Vielen Dank – freut mich, wenn spannende Informationen drin standen :).

    0
    0

Keine Kommentare mehr möglich.

- Werbung -