Axel Hellmann und Peter Fischer beim Empfang der BHF-Bank in Abu Dhabi.
Axel Hellmann und Peter Fischer beim Empfang der BHF-Bank in Abu Dhabi.

Am Sonntagabend waren die Eintrachtprofis im Rahmen des Trainingslagers in Abu Dhabi zum Empfang der BHF-Bank – einer der größten Anteilseigner der Eintracht Frankfurt Fußball AG – geladen.
Mit dabei war auch Vorstandsmitglied Axel Hellmann. Im Interview mit Eintracht TV erklärte er, wie wichtig langfristige Partnerschaften und Beziehungen im Fußballbusiness sind, und welch große Strahlkraft die Bundesliga aussendet. Lest hier das gesamte Interview.

Eintracht TV: Abu Dhabi – wir sind zum vierten Mal da. Wie werthaltig ist diese Partnerschaft mit Abu Dhabi? Beziehungsweise welche Früchte trägt das?
Axel Hellmann: Ich glaube, es ist wichtig, dass man langfristig seine Aktivitäten sortiert und nicht Strohfeuer produziert. Sondern sich festlegt und sagt: Jeder hat so seine Homebase, zu der er auch immer wieder zurückkehrt. Bei uns gibt es da zwei wesentliche Faktoren, warum wir nach Abu Dhabi kommen: Wir können ein hervorragendes Trainingslager absolvieren und haben es da auch geschafft, unsere sportlichen Ziele in der Vergangenheit zu erreichen. Das war in den letzten drei Jahren so. Das soll dieses Jahr, nach unserer eher schwächeren Hinrunde, natürlich auch wieder der Fall sein. Aber für mich steht natürlich auch im Mittelpunkt, eine Region zu bereisen, die für uns in Deutschland und Europa immer wichtiger wird, weil sie sich an Unternehmen beteiligt. Also viele deutsche Unternehmen, die wir kennen – ob das der klassische Mittelstand ist oder börsennotierte Konzerne – haben mittlerweile arabische Eigentümer oder teilweise arabische Eigentümer. Und damit setzt man auch Duftmarken für eigene Interessen, die wir hier in Deutschland haben in der Wirtschaft. Und, das ist sicherlich ein ganz entscheidender Punkt: hier gibt es auch attraktive Unternehmen, die sich dafür interessieren, Deutschland als strategischen Markt zu besetzen, zu erobern. Ich kann nie vorhersagen, wie schnell wir es schaffen, hier durch Türen oder Tore durchzugehen. Ich sehe nur Eines: Dass es uns jetzt im vierten Jahr wesentlich leichter fällt, auch Top-Namen anzusprechen, die zu unseren Spielen kommen und die auch zu so einem Empfang, wie heute Abend kommen.

Von Jahr zu Jahr entwickelt sich das komplette Trainingslager mehr. In diesem Jahr sind wir noch besser begrüßt worden, als zuvor. Das heißt, wir sind ein bisschen bekannter geworden hier in Abu Dhabi. Was ist denn das Besondere in Abu Dhabi 2016 für uns?
Aus der Sicht von Abu Dhabi ist es, dass wir natürlich aktuell, das muss man ganz klar sagen, der einzige Club einer prominenten Profiliga sind, der hierherkommt und Station macht, um sein Wintertrainingslager zu absolvieren. Und was ich von meinen arabischen Freunden und Partnern gelernt habe ist, dass so etwas wie Treue und Nachhaltigkeit einen besonderen Wert entfaltet. Ob wir hier für uns versuchen, diesen Wert ökonomisch zu verwerten, auszubeuten, auszuschöpfen, das ist nicht der Punkt. Sondern der Punkt ist, dass es Möglichkeiten gäbe, dies zu tun. Und es geht auch darum, genau diese Treue in Zeiten unter Beweis zu stellen, die für die Region nicht angenehm sind. Es gibt hier drum herum Konflikte. Das muss man wissen. Es gibt einen Konflikt zwischen Saudi-Arabien und dem Iran, der auch Unsicherheiten in diese Region hineinträgt. Der Ölpreis ist auf einem historischen Tiefstand kann man fast sagen, wenn man sich die Entwicklung der letzten zehn Jahre anschaut. Das alles sind jetzt nicht die Vorzeichen, um zu sagen: „Diese Region ist jetzt total en Vogue.“ Und trotz allem sind wir ein treuer Partner, der hierher fährt. Auch, und das will ich auch sagen, trotz mancher Debatte, die wir in Deutschland zu gegenwärtigen haben, die ich für teilweise doppelmoralisch und aufgesetzt und auch für ein bisschen künstlich halte, weil wir hier eben doch ein Land vorfinden, das in seiner Ausrichtung unseren westlichen Standards schon recht nahekommt. Und ich tue mir immer schwer damit, vor dem Hintergrund unserer Interessenslagen im Sport, den moralischen Zeigefinger zu heben und Standards anzusetzen, die hier nicht passen. Also: das alles zusammengenommen sind eigentlich alles eher gute Vorzeichen, um solche Kontakte weiter zu intensivieren. Und wir werden ganz sicher auch im nächsten Jahr hierher fahren.

Wer sich mit Eintracht Frankfurt auseinandersetzt, der kennt auch die Geschichte zwischen Eintracht Frankfurt und der BHF Bank. Wie wichtig ist diese Partnerschaft? Und generell, wie wichtig sind solche Abende, um Eintracht Frankfurt noch einen Ticken schicker zu machen und attraktiver für Sponsoren?
Ich glaube, das muss man langfristig entwickeln. Alles beginnt tatsächlich mit einer guten Beziehungsebene, die wir haben zur BHF-Bank – nicht nur, weil sie einer der größten Anteilseigner ist von Eintracht Frankfurt. Sondern auch, weil sie ein Partner ist, der uns absichert – auch wirtschaftlich als Eintracht Frankfurt Fußball AG. Denn auch das Geschäft ist für uns immer mit gewissen Volatilitäten behaftet. Wir haben das in diesem Winter erlebt. Wir mussten nachlegen, wir mussten am Kader etwas machen. Das haben wir in diesem Jahr geschafft aus unserem Eigenkapital heraus. Aber das könnte auch mal Zeiten geben, in denen wir in einer sportlich prekären Situation sind und dann auch einen Partner brauchen, bei dem wir sagen: „Wir müssen auf dem Transfermarkt tätig werden.“ Und wenn du dann keine guten Beziehungen hast, dann fängst du wirklich an, die letzten Kröten zusammenzukratzen und kannst dich natürlich nicht so bewegen, wie du es kannst, wenn du Partner hast, die dir vertrauen und wissen, du verfolgst eine langfristige Strategie. Das ist die eine Seite zur BHF-Bank. Die zweite Seite ist: Ich weiß, natürlich aus persönlichen Gesprächen mit dem Vorstand der BHF-Bank, dass Abu Dhabi für die BHF Bank ein wichtiges Pflaster ist. Sie haben hier eine wichtige Repräsentanz, sie machen hier Geschäfte, so wie viele deutsche Banken im arabischen Raum Geschäfte machen. Die BHF Bank ist aber eine Privatbank, die sich ganz besonders für vermögende Kunden interessiert. Die gibt es hier. Und es ist doch naheliegend, dass wir für einen Anteilseigner, der an Eintracht Frankfurt ein langfristiges, positives Interesse hat und uns unterstützt, dass wir auch etwas tun. Und da ist es doch ganz klar, dass wir unseren Namen auch zur Verfügung stellen, um hier einen hervorragenden Empfang mit zu begleiten.

Ich habe hier auch schon mit einigen Leuten gesprochen, die gesagt haben, sie schauen sich die Bundesliga an. Witziger Weise, und das finde ich immer ein sehr, sehr gutes Merkmal: Der Beduine, der die Kamele quasi zur Verfügung stellt im Emirates Palace, also ein ganz einfacher Mann, sagt: „Ich gucke deutschen Fußball. Das interessiert mich mehr als alles andere und ich kenne euch.“ Ist das etwas, auf das man dann besonders stolz sein kann?
Ganz besonders. Und ich hatte heute mit Peter Fischer auch eine Begegnung. Wir waren heute mal eine Stunde am Strand, haben mal kurz die Augen zu gemacht. Und da kam tatsächlich einer der Jungs, die da unten ihren Dienst tun am Strand, und sagte, er sei großer Fan von Eintracht Frankfurt. Der kommt aus Uganda. Fred aus Uganda. Fast möge man glauben, das ist ein Witz. Aber Fred aus Uganda hat gesagt, dass er seit 25 Jahren Eintracht Frankfurt verfolgt, weil Anthony Yeboah und Jay-Jay Okocha, also bekannte afrikanische Spieler, für Eintracht Frankfurt gespielt haben. Das sind Helden seiner Kindheit. Und deswegen hat er sich damals, und da war es viel schwieriger in den 90er-Jahren deutsche Bundesliga in Uganda im Fernsehen zu sehen, für die Bundesliga und für Eintracht Frankfurt im Besonderen interessiert. Und deshalb ist er heute Fan und ist total happy, dass wir hier sind. Das ist aber nur so ein kleines Beispiel dafür, dass natürlich Bundesliga international stattfindet. Und wenn wir glauben, dass unsere Bundesliga immer nur im deutschen Hoheitsgebiet stattfindet, dann ist das ein Irrtum. Wir müssen international denken. Und dazu gehören bekannte Spieler, die man auch zeigen muss. Wie jetzt auch mit unserem Spieler Marco Fabián: Da ist es ganz klar, dass wir versuchen werden, Aktivitäten in Richtung Mexiko zu gestalten. Ob wir da jetzt rüberfahren und da ein Trainingslager machen oder ein Testspiel, sei mal dahingestellt. Aber, dass wir unsere digitalen Ausrichtungen in Richtung Mexiko intensivieren, das ist doch logisch. Das wäre ja auch falsch, wenn wir dies nicht täten. Und so müssen wir immer ein paar Dinge machen, weil sie sich anbieten mit Spielern. Aber wir müssen auch strategische Dinge machen, von denen wir langfristig überzeugt sind, wie unsere Fußballakademie mit Charly Körbel, die ein großer Erfolg hier ist. Und natürlich die Präsenz der Mannschaft ist Gold wert. Die Besucher dieses Empfangs hier heute Abend finden das einfach spannend hier und da.

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8 Kommentare

  1. Hab nur ich manchmal das Gefühl, wenn ich solche Interviews lese, dass da immer ein bisschen zu viel geplappert wird?
    Ich meine damit, dass man ganz offen sagt, dass man (fast) nur in Abu Dhabi ist, weil da die Kohle sitzt.
    Da wird sogar ganz offen das Wort „ausbeuten“ benutzt!?
    Solche Scheichs und arabische Geschäftsleute lesen vielleicht auch eine Übersetzung von einem Interview ihrer Partner und da liest man sowas doch eigentlich nicht so gerne, oder?
    Oder bin ich da zu pingelig? Man müsste da doch eigentlich so ein bisschen „Honig ums Maul“ schmieren und nicht von Ausbeutung, Abschöpfen, Geschäften, usw. sprechen.
    Auch wenn man das im Hinterkopf hat, aber es sollte halt offiziell im Hinterkopf bleiben und nicht nach vorne rausposaunt werden.
    Was denkt ein Marco Fabian, wenn er liest, dass es ein Grund war ihn zu holen, damit man seine 1,7 Mio Follower auf Facebook erreichen möchte? Mich würde das zumindest zum Nachdenken animieren.
    Weiß nicht, ob das immer so klug ist, sowas in Mikrofone zu sprechen. Was denkt ihr?

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  2. Ich lese nirgends, das die 1,7 Mio ein Grund waren. Ich lese aber das man das gerne mitnimmt und seine Popularität nutzt. Spricht für ihn.

    Und ausbeuten ist korrekt. Daher wird es angesprochen. Misstände verschweigen wäre schwach. Ich erwarte, dass da klare Aussagen kommen. Das wird nicht unsere Geschäfte dort beeinträchtigen.

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  3. @Atoron: Ich sehe das wie Joe der Adler. Man hätte Fabián auch dann geholt, wenn er weniger bekannt in Mexiko gewesen wäre, man aber von seinen Qualitäten überzeugt ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man 3,5 Millionen Euro in den „Wind“ bläst, damit man irgendwie einen Fuß in die Tür mexikanischer Markt bekommt. Wenn dem so wäre, dann hätten die Verantwortlichen ihren Beruf verfehlt. Das kann man mal machen, wenn man auf Platz 1 – 6 steht und noch einen Akteur braucht, um bekannter zu werden (Wolfsburg macht sowas ja ganz gerne, die Bayern früher auch). Ich sehe es eher so – die 1,7 Mio Follower auf Facebook und die Möglichkeit, jetzt auch in Mexiko bekannter werden zu können, waren zwei von vielen Gründen – aber nicht der Hauptgrund für eine Verpflichtung Fabiáns. Daher müssen da keine Alarmglocken schrillen bei ihm 😉

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  4. Bitte nicht falsch verstehen!
    Alarmglocken schrillen da natürlich nicht. Bei mir auch nicht.
    Ich war nur bei dem Wort „ausbeuten“ etwas irritiert. Es ist halt negativ belegt. Wer lässt sich schon gerne ausbeuten oder abschöpfen? Natürlich geht es ums Geschäft, aber man muss ja nicht alles sagen. Ich glaube auch nicht, dass Fabian ausschließlich aufgrund seiner Follower geholt wurde. Ich hatte es als EINEN Grund aufgeführt, also neben vielen anderen, die dann natürlich viel mehr sportlicher Natur sind.
    Selbst wenn „Ausbeuten“ das absolut richtige Wort dafür ist, was die Eintracht eventuell dort vor hat, muss man es dann offen sagen? Man könnte da auch von „starken Partnern“ oder sowas sprechen.
    Ich weiß natürlich was Hellmann meint. Aber als potenzieller Investor lese ich doch lieber was über mich mit einem positiven Attribut, als mich als (quasi) „Opfer“ einer Ausbeutung zu sehen.
    Aber ich sehe ein, dass das hier schon ein wenig auf die Goldwaage von mir gelegt wird.
    Beim Lesen wars mir eben aufgefallen.
    Sollte keine wilde Kritik sein, sondern ein Anstoß für eine Diskussion.
    Wenns mehrheitlich nicht aufgestoßen ist, umso besser. 🙂

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  5. Der Satz “ Ob wir hier für uns versuchen, diesen Wert ökonomisch zu verwerten, auszubeuten, auszuschöpfen, das ist nicht der Punkt. “ Es geht hier darum eine Tatsache/Wert ( Treue und Nachhaltigkeit) “ auszubeuten“. Nicht um einen Menschen. Daher ist die Wortwahl legitim und würde bei einer Übersetzung sogar an Schärfe ( die sie aus meiner Sicht nicht hat ) verlieren.

    Das Interview finde ich inteessant. Die Querverbindung Eintracht-BHF Bank – Abu Dhabi war mir so nicht benutzt. Das sind die Netzwerke die gegebenenfalls wichtige Geldgeber sind. Und solange Russland bei Schalke kein Problem ist, sollte das für uns auch keins sein.

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  6. @Atoron: Ich glaube wirklich, dass du das bei Fabián sehr auf die Goldwaage gelegt hast ;-). Bei diesem Interview ging es eben um wirtschaftliche Faktoren und deshalb zählte Hellmann hier auch diesen Grund bei Fabián auf. Ich glaube er und sein Berater können diese Aussage dann auch selbst sehr gut einordnen, weil es sicherlich auch bei den Vertragsgesprächen erwähnt wurde:

    „Da ist es ganz klar, dass wir versuchen werden, Aktivitäten in Richtung Mexiko zu gestalten. Ob wir da jetzt rüberfahren und da ein Trainingslager machen oder ein Testspiel, sei mal dahingestellt. Aber, dass wir unsere digitalen Ausrichtungen in Richtung Mexiko intensivieren, das ist doch logisch. Das wäre ja auch falsch, wenn wir dies nicht täten. Und so müssen wir immer ein paar Dinge machen, weil sie sich anbieten mit Spielern.“ –> Das ist jetzt mal die Aussage aus dem Zusammenhang gerissen. Er kam ja nur darauf, weil sie von einem Fan aus Uganda angesprochen wurden, der die SGE durch Yeboah und Okocha kannte. Das man sich nun so etwas auch von Fabián erhofft, kann ich daher auch voll und ganz verstehen! Finde, diesen Passus zumindest hast du etwas sehr kritisch bewertet :-).

    LG
    Chris

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  7. Vielleicht kann man seitens der SGE mal darüber nachdenken, Wintertrainingslager abwechselnd auf verschiedenen Erdteilen durchzuführen…vielleicht wäre ein Trainignslager in Orlando/FL – so wie es Schalke 04 macht – auch ganz reizvoll.

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