Das große Eintracht-Quiz_Cover_kWas macht die Tradition einer Fußballmannschaft aus? Neben einer generationenübergreifenden Geschichte, nicht selten lange zurückliegenden Erfolgen und identifikationsstiftenden Persönlichkeiten gehören vor allem aber auch die unzähligen Geschichten, Anekdoten und Kuriositäten dazu. Vielleicht lässt sich Tradition am besten mit dem Bild beschreiben, dass Opa von Hölzenbeins Sitzkopfalltor berichtet, Papa von Okochas Traumtor gegen Oliver Kahn schwärmt und der Enkel mit großen Augen den Erzählungen der Altvorderen lauscht, um sich alsbald auf Youtube zu versichern, ob das alles wirklich wahr ist.

Kaum ein Verein kann auf eine solche Schatzkiste an seltsamen und kuriosen Überlieferungen zurückgreifen wie Eintracht Frankfurt. Das hängt natürlich mit der langen, mittlerweile 116 Jahre währenden Geschichte zusammen, vor allem aber auch mit dem Charakter unserer SGE, die sich den Ruf als „launische Diva“ und mitunter auch als Skandalverein nicht zu Unrecht erworben hat.

Anhänger der Eintracht, Historiker und Chronisten stehen dabei aber immer wieder vor dem Problem, wie die Vielzahl an einzelnen unübersichtlichen Informationen in ein passendes Format gegossen werden kann. Matthias Thoma und sein Team im Eintracht-Museum müssen sich auf die Präsentation einzelner Exponate beschränken, nutzen aber die Gelegenheit, die dazu gehörenden Geschichten im Rahmen von stets gut besuchten Begleitveranstaltungen einer begrenzten Öffentlichkeit zu vermitteln. Eine andere Form wählt Jörg Heinisch, der neben seiner Tätigkeit als Mitherausgeber, Redakteur und Hauptautor von „Fan geht vor“ in schöner Regelmäßigkeit lesenswerte Bücher über die Geschichte von Eintracht Frankfurt herausgibt. Nach schmaleren, aber stets informativen Bänden, u.a. über „Frankfurter Fußballwunder“, Groundhopping und das „Jahrhundertspiel“ gegen Real Madrid“ 1960 machte er in den letzten Jahren mit zwei opulent ausgestatteten Bänden über die großen Spieler („Adler auf der Brust“) und die großen Spiele („Sternstunden“) der SGE auf sich aufmerksam, die er zusammen mit Dr. Othmar Hermann im Agon Sportverlag veröffentlichte und die jedem Eintracht-Fan wärmstens empfohlen werden können.

002 Zeigt her eure Zähne ._.__Eintr Ffm ArchivNachdem Heinisch bereits im Jahre 2007 unter dem ein wenig unglücklichen Titel „Eintracht intim“ Anekdoten und Kuriositäten aus der Geschichte von Eintracht Frankfurt zusammengetragen hatte, bediente er sich nun bei Jörg Bombach und gab im Verlag „Die Werkstatt“ einen Band namens „Das große Eintracht-Quiz: Ein unterhaltsames Rateerlebnis rund um Eintracht Frankfurt“ heraus. In 20 Kapiteln werden jeweils 19  (insgesamt also 380) Fragen gestellt, die im Anschluss an das jeweilige Kapitel zumeist ausführlich beantwortet werden. Wer sich möglicherweise an eine lustige Raterunde im Sinne des unvergleichlichen Robert Lembke erinnert fühlt, liegt völlig falsch. Heinisch nutzt das unterhaltsame Quiz-Format, um den Lesern zu einer kleinen Geschichtsstunde zu verhelfen, denn nicht wenige Fragen drehen sich um die ersten 50 Jahre der Eintracht. Wer überdies glaubt, als langjähriger Eintracht-Fan „alles“ über seinen Verein zu wissen, wird eines Besseren belehrt. Ein Beispiel gefällig? Welcher dieser Eintracht-Spieler war kein Zahnarzt/Dentist? a) Dr. Peter Kunter, b) Dr. Friedrich Claus, c) Willy Trumpp. Die richtige Antwort lautet b); sie wird illustriert durch das nebenstehende Foto, das sieben Eintrachtspieler, darunter Heese, Grabowski und Nickel zeigt, die von Peter Kunter – assistiert von Trainer Erich Ribbeck – einer Gebisskontrolle unterzogen werden.

Noch zwei Beispiele: Die Eintracht ist amtierender a) Rappan-Pokal-Sieger, b) Dumbo-Pokal-Sieger, c) Fuji-Cup-Sieger? (richtige Antworten: a und b). Oder wohin ging die erste außereuropäische Reise der Eintracht? a) Ägypten, b) USA, c) Kanada, d) Burkina Faso? (richtige Antwort: b). Wir erfahren außerdem, dass ein Fußballschuh nach Jay Jay Okocha benannt wurde, dass die Eintracht in der Saison 1972/73 ihre Heimspiele in vier verschiedenen Stadien austrug und dass der derzeitige Fußballgott und Torschützenkönig Alexander Meier früher beim Mümmelmannsberger Sportverein von 1974 e.V. gegen den Ball trat.

Ihr seht: Heinisch ist ein Buchprojekt gelungen, bei dem Besserwissern ihre Grenzen aufgezeigt werden. Selbst gut informierte Eintracht-Kenner werden kaum mehr als 60 oder 70 % der Fragen beantworten können. Die Wissenslücken werden aber durch informative und glänzend geschrieben Texte geschlossen. Überdies enthält das 192 Seiten umfassende Buch zahlreiche vierfarbige Fotos und Illustrationen, die alleine schon das Durchblättern zu einem Vergnügen machen.

Fazit: Das Buch ist eine Pflichtlektüre für alle Eintracht-Fans und gehört in jedes Bücherregal. Hier könnt Ihr es bestellen.

Jörg Heinisch: Das große Eintracht-Quiz. Ein unterhaltsames Rateerlebnis rund um Eintracht Frankfurt, Verlag Die Werkstatt, Göttimgen 2015, ISBN 978-3-7307-0173-7, 16,90 Euro

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