23.04.2012, Fussball, 2. BL, Alemannia Aachen - Eintracht FrankfurtNach der derzeit stattfindenden Innenministerkonferenz und der Debatte über mögliche Kürzungen der Gästekontingente bei Risikospielen, bringt das Bremer Innenministerium nun in anderer Form Unsicherheit bei Risikospielen rein – zumindest beim Bremer SV. Für den Fünftligisten steht zwischen dem 07. und 10. August eigentlich ein besonderes, erfreuliches Ereignis auf dem Programm: Eintracht Frankfurt reist zum Erstrundenpokalspiel in die Hansestadt. Ein Wettbewerbsspiel, das den kleinen Vereinen unabhängig vom Endergebnis nicht nur ein Highlight in der Vereinschronik bescheren soll, sondern auch Gelder in die Kassen spült, die für die großen Vereine in der ersten Runde nur „Peanuts“ sind, für die unterklassigen Teams einen wahren Geldsegen bringen. Doch nun herrscht Unsicherheit bei den Verantwortlichen des Vereins aus der Bremen-Liga, da die Partie als „Risikospiel“ eingestuft wurde und man Angst vor ungeahnten Kosten hat.

Grund dafür ist eine gestern veröffentlichte Mitteilung des Bremer Innenministeriums, wonach Bremens Polizeipräsident Lutz Müller der Deutschen Fußball Liga GmbH (DFL) für den polizeilichen Einsatz beim Bundesligaspiel zwischen Werder Bremen und dem Hamburger SV im April einen Gebührenentscheid über 425.718,11 € gestellt hat. Der Grund sind „polizeiliche Mehrkosten“, die sich wie folgt errechnen: Es kamen etwa 950 Polizeibeamte zum Einsatz, wovon mehr als die Hälfte nicht aus Bremen sondern Hamburg, Hessen, Schleswig-Holstein und der Bundespolizei abgestellt wurden. An die beteiligten Polizeien müsse Bremen rund 200.000 € überweisen, hinzu kämen 15.000 € Übernachtungskosten sowie die restlichen 210.000 € für die eigenen Mehrkosten der Polizei Bremen.

Der Eingang des sogenannten Anhörungsschreibens wurde von der DFL bestätigt und man werde sich „mit allen zur Verfügung stehenden juristischen Mitteln dagegen wehren“, da der Verstoß inhaltlich nicht zielführend und rechtlich fragwürdig sei. Bremens Innensenator Ulrich Mäurer sieht das in seiner Erklärung anders: „Die Höhe der aufgelaufenen Kosten für diese eine Bundesligapartie ist ein beeindruckender Beleg für die besondere Belastung für die Polizeien der Länder und des Bundes. Die jetzt erfolgende Heranziehung des Veranstalters zum Mehraufwand geschieht auf einer klaren Rechtsgrundlage und ist darüber hinaus im Interesse der Steuerzahler geboten.“ In diesem Fall beruft er sich auf das Bremische Gebühren- und Betragsgesetz, welches bei einer gewinnorientierten Veranstaltung mit mehr als 5.000 Teilnehmern eine Gebührenerhebung vom Veranstalter vorsieht. Voraussetzung ist allerdings, dass der zusätzliche Einsatz von Polizeikräften im Umfeld des Veranstaltungsortes durch erfahrungsgemäße Gewalthandlungen zu erwarten ist. Die Klassifizierung als Risikospiel durch die Polizei bei der DFL erfolgte entsprechend rechtzeitig im März. Demnach sieht sich der Senat im Recht und muss nun vor Zustellung des endgültigen Bescheids vier Wochen warten, denn so lange hat die DFL Zeit, zur Forderung Stellung zu nehmen.

Frankfurts Erstrundengegner rechnet für die Begegnung mit einem hohen Polizeiaufkommen und verkündet präventiv, dass man im Gegensatz zum SV Werder Bremen keine Kapitalgesellschaft sondern ein eingetragener Verein sei, der keinen wirtschaftlichen Profit erwirtschafte. „Bisher hat sich aber noch niemand gefunden, der die Ausgaben für Sicherheitsmaßnahmen (der mit Abstand größte Anteil an den Kosten für die Durchführung dieses Spiels) für uns übernehmen will. Dies betrifft nicht nur Kosten für Polizei-Einsatzstunden, sondern auch beispielsweise für private Sicherheitsdienste oder den Transport, Aufbau, Abbau und Abtransport von Sicherheitszäunen“, so der BSV auf seiner Facebook-Seite. Sicherlich ist hier noch keine direkte Kausalität zum Gebührenentscheid festzustellen, zumal nach dieser Senatsentscheidung eher der DFB als Ausrichter eine ähnliche Vorgehensweise befürchten müsste.

Deshalb appelliert der Bremer SV abschließend an die Allgemeinheit „Wir finden es extrem traurig wie viel Geld heutzutage hinausgeblasen werden muss, damit schlicht und einfach Fußball gespielt werden kann ─ Geld für Dinge, die mit Fußball streng genommen absolut nichts zu tun haben; Geld das im Betrieb und Ausbau unserer Jugendabteilung deutlich besser aufgehoben wäre. Verrückte Idee, aber wie wäre es, wenn wir Fußballfreunde einfach zur Abwechslung mal nett zueinander wären? Dann könnten wir uns diesen ganzen Security-Rotz sparen und uns einfach auf unseren Lieblingssport konzentrieren. Kommt schon, sooo schwer kann das doch nicht sein!“

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7 Kommentare

  1. Wie wäre es, einflußreiche Frankfurter Fanorganisationen nähmen den im letzten Absatz wiedergegebenen Apell des Bremer SV auf und würden zu einem friedlich-freundlichen Ausflug nach Norddeutschland aufrufen.

    Ein quasi offizieller Appell z.B. via ultras-frankfurt.de würde erstens den kleinen Amateurverein in eine wesentlich bessere Verhandlungsposition bzgl. der Sicherheitskosten bringen und zweitens dem Image der Eintracht extrem förderlich sein.

    Anknüpfend zum thread Innenministerkonferenz: Welcher Hannebambel darf eigentlich eine Partie zwischen zwei vier Spielklassen und 400km auseinanderliegenden Vereinen als Risikospiel einstufen?

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  2. wie Wutzespeck schon schreibt: Weil irgend so ein Hannebambel das Spiel als Risikospiel einstuft (was für ein Schwachsinn) müssen da 1000 Polizisten auflaufen und dann bekommen die Vereine auch noch eine Rechnung 🙂 erinnert mich irgendwie an eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme ink. einer Geldbeschaffungsmaßnahme. Armes Deutschland.

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  3. Ich stimme dir zu, Gute Idee.
    Zum Thema „Hannebambel“ : Da muß nicht viel „eingestuft“ werden, weil außerhalb
    Frankfurts die Ansichten (Vorurteile) über Eintrachtfans nahezu einhellig sind.
    Man staunt über die riesige Zahl der Fans und ihren bundesweit einzigartigen Support,
    ist aber auch sicher, daß immer ein Bodensatz von Idioten dabei ist, der nur Scheiße baut
    und Ärger macht. Diese Spacken machen jedes Spiel der Eintracht zum Risikospiel.

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  4. @1:
    Dein Vorschlag klingt zielführend, wobei hier beide Lager sich klar zu einem friedlichen Fußballspiel (Fest) bekennen müssten und im Dialog mit den Sicherheitsbehörden und dem Innensenat die Positionen vertreten müssten.
    Hier wird etwas hochstilisiert, was es so überhaupt nicht gibt. Das Wort „Arbeitsbeschaffung“ ist sicherlich nicht verkehrt, man könnte auch sagen, hier wird von ganz oben herab gezündelt und Strohfeuer gelegt.
    Ich bin mal gespannt, ob den Ultras, der Adler-Front, den Presswerkern und der Brigade etwas zur Abkühlung der erhitzten Gemüter einfällt.

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  5. Da eigentlich immer nur die Bremer (und immer nur die) irgend welche Rechnungen stellen wollen, sollen Sie halt ohne Polizei das Spiel laufen lassen.
    Gegen einen aus der Liga die sich auf so etwas freuen.
    Einmal im Leben haben die so ein Spiel.
    Und dann so was, lächerlich.
    Sollen die scheiß Bremer kompl. aus allem ausschließen, wenn Sie das in Rechnung stellen wollen.

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  6. einfach nur albern, 50 Polizisten würden reichen und nichts würde passieren, es wird immer so getan, als würde Frankfurt bei nicht entsprechender Anzahl an Polizisten alles in Schutt und Asche legen.
    Es gibt Spiele( Köln, Lautern, OFC, KSC) da sind solche Maßmahmen zu rechtfertigen, aber bei der Eintracht werden alle Spiele scheinbar als Riskiospiel bewertet, letztes Jahr in Freiburg hatte ich das Gefühl, daß alle Polizisten aus Baden-Württemberg vor Ort waren, obwohl noch nie irgendetwas in Freiburg vorgefallen ist.
    Jetzt stufen die schon ein Spiel gegen einen Viertligisten als Risikospiel ein, ist klar, ohne mehrere Hundertschaften kann man die verfeindeten Fangruppen nicht trennen.
    Die Leute, die nur oder hauptsächlich wegen der dritten Halbzeit mitfahren, die sind doch bei so einem Spiel gar nicht vor Ort.

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  7. Vielleicht sieht die Bremer Polizei auch die Möglichkeit, dass Werder Bremen Anhänger mit Frankfurtern gewollt oder zufällig aneinander geraten können. Wenn man davon ausgeht muss präventiv mehr Polizei abgestellt werden.
    Aber wer anfängt so zu denken, kann auch die komplette Autobahn mit Polizisten pflastern, weil ja überall mit anderen Fangruppen zusammengetroffen werden kann…

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