10.01.2015, Hallenfussball, FrankfurtCup in der Fraport-Arena33 Jahre liegt das letzte Hessenderby in der 1. Bundesliga gegen den SV Darmstadt 98 zurück. Am 28.04.1982 gewann die Eintracht vor 10.000 Zuschauern im heimischen Waldstadion gegen die Lilien. 10.000 Besucher bei einem Spiel in der Eliteklasse Deutschlands? Heutzutage eine unvorstellbar geringe Zahl. Der Fußball boomt und die Fans stürmen in Massen in die Stadien. In Frankfurt zum Beispiel schaut man schon ungläubig ins weite Rund, wenn keine 40.000 Zuschauer da sind. Es sind Zahlen, die die Kassen der Erstligavereine klingeln lassen – und bei Polizei und Politik immer wieder für Bauchschmerzen sorgen. „Befeuert von populistischen Politikern, sensationsheischenden Medien und hilflosen Funktionären tobte eine Diskussion um die Sicherheit in deutschen Fußballstadien, die in ihren extremen Spitzen dazu führte, dass ein Moderator mit Bengalos Puppen anzündete, Sandra Maischberger am liebsten Truppen aus Mazar-i Sharif nach Gelsenkirchen und Dresden verlegt hätte und die Stehplätze in deutschen Stadien zweifelsfrei als Brutstätte von Hass und Gewalt identifiziert wurden„, beschrieb das Magazin „11Freunde“ bereits im Jahr 2013 eine Debatte, die meistens von Emotion und selten nur von Ratio geleitet wird.

Aktuell tagen die Innenminister von Mittwoch bis Freitag in Mainz. Das vordergründige Ziel: Wie hält man die Gewalt aus den Stadien fern? Die angedachten Lösungen:

  1. Ein totales Alkoholverbot.
  2. Die Anreise per Zug für Problem-Fans verbieten.
  3. Das Gästekarten-Kontingent weiter reduzieren (derzeit bei 10%).

Roger Lewentz, SPD-Innenminister von Rheinland-Pfalz, begründete bei BILD: „Wenn es weniger Gästekarten gäbe, könnten Pufferzonen vergrößert werden.“ Im Fokus stehen dabei die „Risiko-Spiele“, von denen es in der vergangenen Spielzeit 94 (von insgesamt 306) gab. Für die Frankfurter Fans würde dies bedeuten, dass es einen sehr kleinen Reisetrupp nach Darmstadt geben würde. Ins Böllenfalltor passen aktuell 17.000 Zuschauer – selbst die bescheidene Zahl von 1.700 Gästeanhängern müsste weiter reduziert werden. Dabei lobte Harald Lange, Sportwissenschaftler an der Uni Würzburg, noch im September vergangenen Jahres: „Gemessen an der Vielzahl von Zuschauern sind die Stadien sichere Orte.“ Und auch Thomas Schneider, Leiter der Abteilung Fanangelegenheiten bei der DFL, freute sich im Gespräch mit SGE4EVER.de im März über die gesamte Entwicklung bei den Vereinen: „Je strategischer eine Fanabteilung strukturiert ist, desto geordneter laufen die Spiele ab. Wenn ich ins Stadion gehe, fühle ich mich sicher und das ist wichtig.“

fansDie Suche nach der Antwort, wie man das Gewaltpotential auf Null schrauben könne, möchte in den politischen Reihen allerdings nicht verebben. Bereits im Sommer 2014 plädierte der Bremer Innensenator, Ulrich Mäurer, für eine Reduzierung des Gästekontingents bei Gefahrenspielen auf 5%. Anders lasse sich, so Mäurer damals in der Frankfurter Rundschau, das Gewaltproblem nicht lösen. Aber ist diese komplexe Angelegenheit – welche Heribert Bruchhagen zu Beginn des Jahres 2014 als „soziales Problem, als gesellschaftliches Problem“ bezeichnet hatte – so lösbar? Bleiben die sogenannten „Problemfans“ wirklich daheim, wenn es auf kurze Auswärtsfahrt zum „Risikospiel“ nach Darmstadt oder Hoffenheim geht? Oder das Beispiel Ruhrpott-Derby: Akzeptieren die Schalkefans, wenn sie nur noch mit 5.000 statt 8.000 Anhängern nach Dortmund fahren dürfen? Michael Schade, Geschäftsführer von Bayer 04 Leverkusen, die ebenfalls vor einem „Risikospiel“ gegen den 1. FC Köln stehen, ist bei BILD gegen eine Reduzierung: „Das ginge auf Kosten der Atmosphäre.“ Stattdessen befürchtet der 62jährige, dass man sich durch den Ausschluss noch mehr von der Basis entferne. „Das sollte nicht sein.“ Stephan Schippers, seit 1999 Geschäftsführer bei Borussia Mönchengladbach, springt seinem Kollegen bei und relativiert: „Das würde die Falschen treffen. Je nach Gastverein gibt es nur fünf bis 200 Störer.“

Noch härtere Maßnahmen hingegen fordert Jörg Radek (55), Stellvertretender Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei. Die Probleme seien weniger in den Stadien, sondern bei der Reise dorthin erkennbar. Deshalb verlangt Radek ganz konkret: „Reiseverbote, Meldeauflagen, im Extremfall die elektronische Fußfessel für Gewalttäter.“ Ob damit den präventiven Maßnahmen, die in den letzten Jahren durchaus gefruchtet haben und von den Vereinen aktiv vorangetrieben wurden (beispielsweise durch die Anstellung weiterer Fanbeauftragte), wirklich geholfen ist?

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8 Kommentare

  1. Als ob es in Deutschland keinen anderen Probleme gäbe, um die sich unsere Politiker kümmern sollten ! Die sollen erst mal vor der eigenen Haustüre kehren! Und selbst wenn nur 850 Gästekarten für Darmstadt freigegeben werden, meint Ihr wirklich die restlichen 8000 (oder mehr 😀 ) bleiben dann daheim auf der Couch oder was ^^ !

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  2. Mit Fußball kann sich jeder profilieren, deshalb kommt das Thema Gewalt im Stadion immer wieder so prominent in die Schlagzeilen. Allein die drei genannten Lösungen haben mit dem eigentlichen Problem wenig zu tun.

    1) Totales Alkoholverbot.
    Ein Witz, wo soll das denn greifen? Am eigenen Kühlschrank, in Gastronomie und Lebensmitteleinzelhandel auf der gesamten Strecke zwischen zu Hause und Stadion, nur im Stadion? Allein die letzte Station vergällt mir, der ich wahrlich nicht zu den Problemfans zähle, einen Stadionbesuch.
    Übrigens: Fußball im TV = Bierwerbung und in jedem Stadion kann bereits heute lt. Hausordnung deutlich alkoholisierten oder unter Drogen stehenden Personen der Zutritt verweigert werden. Wozu braucht’s da ein Gesetz?

    2) Anreise per Zug verbieten
    Dann fahren die Problemfans halt mit dem Auto oder andersrum ausgedrückt: Will man also den betroffenen Personen jegliche Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel untersagen? Hooligan X aus Ffm könnte ja auch über Darmstadt und Mannheim nach Mainz anreisen, darf er deshalb seine Oma in Südhessen nicht besuchen?

    3) Weniger Gästekarten
    Ein gewisser Protzentsatz Abschaum befindet sich in jeder größeren Menschanansammlung. Ob nun 32 oder 43 Deppen Krawall machen spielt doch keine Rolle, dafür hat der Heimverein aber mit weniger Stimmung und reduzierten Einnahmen zu rechnen.

    Der GdP-Fritze sagt ja selber, dass die Probleme weniger in den Stadien, als auf der Anreise auftreten. Von daher sind die Punkte 1 und 3 der Innenministerkonferenz sowieso obsolet.

    Eine Disussion über die Definition ‚Problemfan‘ möchte ich garnicht beginnen. Neben den tatsächlich existierenden, nennen wir sie mal Idioten, gerät ja schnell auch derjenige ins Fadenkreuz, der zufälligerweise zur falschen Zeit am falschen Platz war.

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  3. @ 1+5
    …`und wie das Thema wichtig ist ! – die vielen Vettern und Verwandten des aufgeblähten Wasserkopfes (Beamtenapparat) müssen doch ihre Daseinsberechtigung haben, gelle.` –

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  4. bei diesem Thema ist jedes Wort zuviel diese Nichtskönner und Dummschwätzer (Politiker) sind einfach nur noch bescheuert und haben von nichts eine Ahnung ! Eine Schande dass die für so ein Gedankengut auch noch Geld bekommen …

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  5. Nicht zu glauben….die Politiker sollen sich da raushalten. Die haben mal überhaupt keine Ahnung und würden durch so einen Schwachsinn nur den Fußballfan schädigen. Leider war es immer so und es wird auch immer so sein, dass es eine Form der Gewalt von Idioten im Stadion und/oder auf der An und Abreise vom Stadion geben wird.
    Dieses Problem wird die Politik nicht eingrenzen oder sogar beheben können….
    Und wenn die meinen, sich damit beschäftigen zu müssen, dann bitte auch im gleichen Ansatz und in der gleichen Diskussion die „gewaltbereiten Polizisten“ erwähnen. Dieses Problem wird seit Jahren unter den Teppich gekehrt!
    An einem Fussballwochenende gibt es unter etlichen Tausenden von Fans eine „kleiner Anzahl“ von Idioten, die Gewaltbereit sind….nur gibt es die auch auf Seiten der Polizei. Und diese Arte von Gewalt hat von beiden Seiten aus nichts im und um das Stadion herum zu suchen.

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