Auch in Augsburg hat die Eintracht Grund zum Jubeln. Zumindest bis heute steht man auf dem zweiten Tabellenplatz und ist nun einer der Verfolger von Borussia Dortmund. (Bild: imago/Jan Huebner)

Die Eintracht musste nach der Länderspielpause ausgerechnet zu ihrem Angstgegner nach Augsburg reisen. Die Hessen konnten bisher noch nie gegen die Fuggerstädter gewinnen und so mancher stellte sich bereits auf das Ende einer nun bereits seit neun Pflichtspielen anhaltenden Erfolgsserie ein und sah sich am Ende erneut getäuscht. Die SGE war auch vom FC Augsburg nicht zu stoppen und grüßt nun zumindest bis Sonntagnachmittag vom zweiten Tabellenplatz. SGE4EVER.de hat den 3:1-Auswärtssieg wie immer noch einmal für euch analysiert:

Im richtigen Moment eiskalt zugeschlagen

Die heimstarken Augsburger hatten sich sicherlich einiges für die Partie vorgenommen und mussten doch bereits nach einer Spielminute erfahren, was es heißt, in der aktuellen Form gegen die Frankfurter zu spielen. Ein langer Ball auf Sebastien Haller, der den Ball wie so oft mustergültig annimmt und dann sensationell in den Lauf von Jonathan de Guzman spielt und schon steht es 1:0 für die Eintracht. Und der Gegner weiß gar nicht so recht, wie ihm geschieht. Kurz darauf verletzte sich allerdings mit David Abraham ausgerechnet der Abwehrchef und musste durch Marco Russ ersetzt werden. Dieser bekam in der ersten Hälfte zunächst nur wenig Zugriff und so war es vor allem die rechte Abwehrseite mit Russ und Danny da Costa, die von den Augsburgern immer wieder gefährlich bespielt wurde. Konträr zu den sonst oftmals sehr souveränen Spielen, in denen man neben einer unglaublichen Offensiv-Wucht auch eine enorme Kompaktheit in der Defensive hatte, war es diesmal schon so, dass man mit dem FCA einen Gegner hatte, der die vorhandenen Schwächen deutlich aufzeigte. Die Augsburger konnten mit langen Bällen die weit ausgerückte SGE-Abwehr immer wieder in Gefahr bringen und spielten die Bälle geschickt in die Schnittstelle. Oftmals war es Makoto Hasebe, der im allerletzten Augenblick mit seiner Antizipation Schlimmeres verhindern konnte. Während man also hinten deutlich mehr zugelassen hat, war man vorne gewohnt gefährlich. Ante Rebic hätte bereits in der ersten Halbzeit auf 2:0 erhöhen müssen und hätte so die Druckphase der Fuggerstädter im Keim ersticken können, aber er traf nach Vorarbeit von Luka Jovic das leere Tor nicht. So rettete sich die Hütter-Elf mit einem schmeichelhaften 1:0 in die Pause und war dann mit Anpfiff der zweiten Hälfte wieder eiskalt zur Stelle und erhöhte kurz nach Wiederanpfiff durch Haller auf 2:0. Zwei Tore, die zu keinem besseren Zeitpunkt hätten fallen können und die Augsburger zwei Mal um ihren Matchplan brachten. In der Folge entwickelte sich ein offener Schlagabtausch und auch die Hessen hätten noch das eine oder andere Tor mehr schießen können. Der 3:1-Erfolg war trotz der etwas schwächerer Defensivleistung am Ende souverän und verdient.

In der oberen Tabellenhälfte angekommen
Wer aus den letzten zehn Pflichtspielen neun Siege holt und nur einmal unentschiedenen spielt, steht sicherlich nicht zufällig oben in der Tabelle. Mit jedem Sieg wird das Selbstvertrauen größer und auch schwächere Spiele können souverän gewonnen werden. Die Mannschaft ist so hungrig wie nie und ruht sich auf Erfolgen nicht aus. Auch am Samstag war allen Beteiligten in der Nachbetrachtung klar, dass das Spiel in einigen Phasen auf Messers Schneide stand und man den Augsburgern deutlich zu viele Räume gegeben hat. Auch die Statistiken sprechen diesmal eine klare Sprache: 60 Prozent Ballbesitz, 56 Prozent Zweikampfquote und 25:15 Torschüsse für den FCA – nur in einer Statistik war die Eintracht einmal mehr besser, denn mit 117 Kilometern war die Laufleistung wieder enorm. Am Ende spricht es auch für die Kaltschnäuzigkeit und die Effektivität, wenn man eben aus weniger Ballbesitz und Torschüssen mehr Tore macht als der Gegner. Nicht umsonst stehen mit Jovic und Haller nun zwei Frankfurter an der Spitze der Torjägerliste in der Bundesliga. Trotzdem hat das Spiel eben auch Schwächen aufgezeigt, die ein unbequem zu bespielender und heimstarker Gegner wie der FC Augsburg aufzeigen konnte und an denen es weiter zu arbeiten gilt.

Balance zwischen offensiver Wucht und defensivem Risiko
Die Eintracht hat in den letzten Wochen das Pressing in verschiedenen Varianten nahezu perfektioniert. In immer wieder abwechselnden Phasen setzten die Hessen den Gegner an verschiedenen Stellen unter Druck und lauerten auf gefährliche Umschaltsituationen. Mal pressten die drei „Büffel“ bereits ganz vorne und zwangen den gegnerischen Torwart zu verzweifelten Abschlägen ins Aus und mal zog man sich etwas zurück, um dann in der eigenen Hälfte zuzuschlagen und den aufgerückten Gegner mit einem schnellen Konter zu überraschen. Diese intensive Art von Fußball hat neben viel Spektakel natürlich auch ein gewisses Risiko, was in den letzten Wochen nicht immer sichtbar war, weil man einerseits hinten deutlich stabiler gestanden hat und andererseits bisher keinen Gegner hatte, der dies so offensichtlich nutzen konnte, wie der FCA. Die weit aufgerückten Außenverteidiger Filip Kostic und Danny da Costa kommen bei Ballverlusten nicht so schnell zurück und ein langer Ball über das Mittelfeld hinweg kann die Hessen durchaus in die Bredouille bringen. Zudem fehlt es hier und da an Ballkontrolle und Kopfballstärke im Mittelfeld, weshalb der Ausfall von Lucas Torro durchaus schwer wiegt, auch wenn de Guzman immer stärker wird und Gelson Fernandes kämpft als gäbe es kein Morgen mehr. Hinzu kommt, dass man die sich bietenden Kontersituationen nicht immer optimal nutzt und Überzahlsituationen nicht immer effektiv genug ausspielt, aber all das ist Jammern auf hohem Niveau, denn selbst der Spitzenreiter Borussia Dortmund lässt defensiv vieles zu und nutzt nicht alle Chancen kaltschnäuzig. Die Mannschaft der Hessen hat im Moment genau den richtigen Spirit entwickelt – einerseits nutzt sie ihr Selbstvertrauen und kann deshalb auch schwächere Spiele souverän gewinnen und ist aber andererseits selbstkritisch genug, um zu wissen, dass trotz der unglaublichen Serie noch Potential vorhanden ist. Dieser Erfolgshunger, für den vor allem Kevin Trapp mit seinem Siegergen von Paris Saint-Germain sinnbildlich steht, lässt durchaus hoffen, dass die SGE sich oben festsetzen kann und die große Chance, die sich ihr aktuell bietet beim Schopfe packt. Mit dieser Mannschaft und der aktuellen Euphoriewelle ist vieles möglich und die offensive Wucht der Hessen stellt im Moment jeden Gegner vor große Probleme. Nun heißt es dranbleiben und diese Phase so lange es geht genießen. Bereits am Donnerstag geht es weiter in der Europa-League, in der Trainer Adi Hütter sicher rotieren wird, aber trotzdem eine weitere magische Nacht bevorstehen könnte.

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6 Kommentare

  1. Wenn man aus 10 Spielen 9 Siege und 1 Unentschieden holt, hört sich Kritik schnell arrogant an. Daher ist es gut und bemerkenswert wie die Spieler selbst das beurteilen.

    Als Fan ist ja die Versuchung groß gleich von der CL League zu träumen. Warum auch nicht 😉 Aber wenn man da oben in der Tabelle steht, muss man (fast) jedes Spiel gewinnen, ein Unentschieden ist da schon wie eine Niederlage und es zieht sofort eine andere Mannschaft vorbei. Also: einfach genießen und darauf hoffen, dass es möglichst lange, am besten bis zum Saisonende anhält 🙂

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  2. Ja, in diesem Spiel hat es wirklich an einigen Stellen gehapert – und das ist doch schon fast das Beste: Wir gewinnen gegen einen guten Gegner 3:1 obwohl wir schächeres (nicht schwaches) Spiel abliefern.
    Und das nicht glücklich. Natürlich hätte Augsburg auch ein oder zwei Tore mehr schießen können (auch wenn ich die ganz dicken Chancen nicht gesehen habe). Aber wir hätten auch locker zwei Tore mehr machen können, wenn nicht gar müssen. Alleine das Ding von Rebic und der Lupfer von Haller.

    Wir stehen verdammt hoch. Wenn da Abraham mit seinem Tempo fehlt und Russ ran muss, dann merkt man das sofort. Gerade wenn das DM nicht die Lufthoheit hat. Gut daher, dass es bei Abraham wohl nur eine Zerrung ist.
    Bald ist zum Glück auch Salcedo wieder da, womit wir drei gute IV haben (plus Hasebe). Mich würde es aber nicht stören, wenn wir im Winter noch jemanden holen, der dann langsam ans Team geführt werden kann. Und zwar vom Typ Hasebe (der leider nicht jünger wird). Genauso jemanden findet man natürlich nicht. Aber einen intelligenten Spieler mit guter Antizipation, sicherem Passspiel und zumindest auf den ersten Metern einigermaßen schnell. Kopfball- und Zweikampfmonster muss er dagegen nicht sein. Ich könnte mir gut vorstellen, dass es da durchaus auf dem Markt Spieler gibt, die in dieses Profil passen und nicht wirklich so im Fokus der Topvereine stehen, weil sie eben eher untypische IV sind.

    Das sind es dann die Jobs von Manga ihn zu finden, Bobic ihn zu holen und Hütter ihn in das System einzubinden.

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  3. Wir haben mit Knothe noch einen meiner Meinung nach sehr guten Defensivspieler in der Hinterhand. Der hätte auch mal eine Chance verdient. Daher mach ich mir da weniger Sorgen. Aber klar schadet es nichts wenn wir da uns noch einen holen. Leider wird das in der Winterpause aber schwierig da meist nur die Looser freigegeben werden.

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  4. Bitte nicht vergessen: wir haben mit Simon Falette einen weiteren sehr guten Innenverteidiger. Hütter baut momentan auf Ndicka und ich finde das auch okay. Aber hinter ihm steht Falette, der in der Lage ist jederzeit für ihn einzuspringen!

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  5. Ich weiß gar nicht, wann ich zuletzt so entspannt Fußball schauen konnte. Auch wenn das eines unserer schwächeren Spiele war und wir einen Angstgegener vor der Brust hatten – das Vertrauen in dieses Team ist so groß, dass man irgendwie vorher fast sicher ist, dass es für die 3 Punkte reicht.
    Und das waren nicht nur wichtige 3 Punkte für uns – der ganze Spieltag hätte besser kaum laufen können. Bayern holt nur einen Punkt, Leipzig verliert, Bremen spielt nur unentschieden, Hoffenheim und Hertha lassen Punkte liegen. Mit Wolfsburg, Hertha, Leverkusen und Bayern warten jetzt natürlich schon vier Brocken auf uns aber es ist ja kaum auszumalen, wie es aussieht, wenn wir diese Spiele auch noch halbwegs erfolgreich überstehen.

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