Es sah düster aus bei der U19 von Eintracht Frankfurt als Daniyel Cimen im November des vergangenen Jahres entlassen wurde. Der Abstand zum ersten Nichtabstiegsplatz war auf sechs Punkte angewachsen, zwei Tage zuvor hatte man gegen den direkten Konkurrenten 1860 München mit 0:3 verloren. “Wir hatten nicht mehr den Glauben, eine Konstante reinzubringen“, erklärte Armin Kraaz, der Leiter des Leistungszentrums, damals in der Frankfurter Rundschau. „Wir sind in einer Situation, in der wir nicht mehr anders können.” Die Reißleine musste also gezogen werden. Der inzwischen 30jährige Ex-Profi, immerhin 16mal für die Eintracht in der 1. Bundesliga im Einsatz, wurde durch einen anderen Ex-Adler ersetzt. Alexander Schur, für den nach der Auflösung der U23 eine neue Aufgabe als “Obertrainer” des Unterbaus geschaffen wurde, sollte die Talente wieder in die Spur bringen und den wichtigen Klassenerhalt schaffen. Der Beginn verlief alles andere als glücklich: Mit 1:4 ging man gegen die SpVgg Greuther Fürth am heimischen Riederwald baden, die Luft wurde dünner, der Glaube schwand zunehmend.
Doch Schur, der in seiner Zeit bei den Hessen schon einige unvergessene Momente (Stichwort: Klassenerhalt 1999, Aufstieg 2003) miterleben durfte und scheinbar aussichtslose Situationen meisterte, ließ sich von der Niederlage im Kellerduell nicht entmutigen. Und sorgte dafür, dass noch in den letzten beiden Spielen des Jahres 2014 die Wende eingeläutet werden konnte. In den Duellen gegen die Nachwuchsmannschaften des 1. FC Kaiserslautern (4:0) und 1. FC Saarbrücken (3:0) wurden ganz wichtige Zähler geholt. Und im neuen Jahr ging es sogleich erfolgreich weiter. Ein Derbysieg gegen den 1. FSV Mainz 05 (1:0) und ein überraschender Dreier gegen den VfB Stuttgart (2:1) ließen die Adler zunächst einmal durchatmen. 12 Punkte aus den vergangenen vier Partien hatten nur die Wenigsten erwartet, Schur hatte den jungen Adlern wieder Leben eingehaucht. Auch wenn es in den vergangenen Begegnungen wieder Niederlagen gab (2:3 gegen den Karlsruher SC, 0:1 gegen den FC Bayern München, 0:2 gegen den starken SC Freiburg), punkteten die Frankfurter in den entscheidenden Spielen weiter. Die Duelle auf Augenhöhe gegen den SV Waldhof Mannheim (2:1), 1. FC Nürnberg (4:2) und am vergangenen Sonntag den FC Augsburg (2:1) wurden allesamt gewonnen, ganz wichtige Zähler im Kampf um die Bundesligazugehörigkeit geholt.
Besonders die gestrige Partie gegen die Fuggerstädter war von entscheidender Bedeutung. Drei Punkte trennte die Frankfurter und die bayrischen Schwaben. In einer dramatischen Partie behielt die von Schur trainierte Mannschaft vor 200 Zuschauern aber die Oberhand und gewann, trotz zweier Platzverweise, nicht unverdient mit 2:1 (Torschützen Illias Becker und Luca Waldschmidt per Foulelfmeter) gegen den direkten Konkurrenten, der nun auf sechs Punkte distanziert werden konnte und auf Rang 13 liegt. Auf dem ersten Abstiegsplatz 12 steht zwei Punkte hinter der Eintracht der 1. FC Saarbrücken, der bislang 25 Punkte sammeln konnte. Abgeschlagen Letzter ist der bereits sicher abgestiegene SV Waldhof Mannheim mit bemitleidenswerten 5 Zählern. Die Talente vom Riederwald hingegen stehen, wie die 1. Mannschaft derzeit auch, auf einem scheinbar beruhigenden 8. Tabellenplatz. Doch der Klassenerhalt ist noch lange nicht geschafft. Mit 27 Zählern muss noch immer gezittert werden. Vier Spiele müssen die U19-Mannschaften noch bestreiten, 12 Punkte sind also zu vergeben. Und der kommende Gegner der Eintracht hat es sogleich in sich: Die Reise geht zur TSG Hoffenheim. Die Kraichgauer sind Spitzenreiter und führen das Tableau mit sieben Punkten Vorsprung, bei einer Partie weniger, an. “Es ist natürlich ärgerlich, dass uns in der kommenden Partie zwei Spieler fehlen werden“, ärgerte sich Schur auf der Homepage des Vereins daher nach der Partie über “fehlendes Fingerspitzengefühl des Schiedsrichters” und die Platzverweise von Ilias Azaouaghi und Illias Becker. Aber auch diese Rückschläge sollen die Mannschaft, die unter dem neuen Coach 21 von 33 möglichen Zählern sammelte, nicht zurückwerfen. Schur jedenfalls betont: “Die nächsten vier Spiele sind für uns enorm wichtig. Dabei ist es unerheblich, welcher Name uns erwartet. Wir spielen definitiv wieder auf Sieg.” Damit ein wichtiger Baustein für die Zukunft der Eintracht durch einen unnötigen Abstieg nicht wegbricht. Ein Abstieg in die Hessenliga wäre im Wettkampf um die großen Talente in der Republik nämlich ein herber und kaum verkraftbarer Rückschlag.
2 Kommentare
Alex ist ein Vorbild, damals als Spieler und anschließend auch als Trainer. Er lebt vor, was er fordert. Er wird es schaffen mit seinen Jungs. Kraaz muss sich allerdings schon fragen lassen, weshalb er so lange mit der Ablösung
Cimens gewartet hatte.. Dass hätte auch schief gehen können und was nützt dann das hochgelobte Nachwuchszentrum am Riederwald, wenn die Amateurteams nicht im Wettbewerb in den obersten Jugendligen reifen können?
Alex Schur hat nun zum wiederholten male bewiesen, dass er wirklich ein sehr guter Trainer ist, die richtige Einstellung lebt und vermittelt und das Eintracht-Gen in sich trägt.
Ohne Kritik, perspektivisch wünsche ich mir eine Chance für AS als Chefcoach bei seiner und unserer Eintracht.
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