Timothy Chandler im Spiel gegen den FC Augsburg
Timothy Chandler im Spiel gegen den FC Augsburg

Eigentlich galt Timothy Chandler bereits als Auslaufmodell unter Trainer Armin Veh. Nach keineswegs immer überzeugenden Leistungen in der vergangenen Saison wurde der Ruf nach einer Verstärkung auf der Rechtsverteidigerposition immer lauter. Als der US-amerikanische Nationalspieler auch noch aufgrund seiner Teilnahme an dem umstrittenen Gold Cup die komplette Vorbereitung der SGE verpasste und dafür von Veh öffentlich gescholten wurde, schien der Stern des gebürtigen Frankfurters endgültig im Sinken begriffen zu sein. Etwas überraschend stand Chandler aber im Heimspiel gegen den FC Augsburg im Kader und wurde zur Halbzeit eingewechselt, um anstelle des erneut enttäuschenden Makoto Hasebe die rechte Außenbahn zu beackern. Er tat dies insgesamt ordentlich, mit Schwächen im Abschluss und bei Flanken, aber mit großem kämpferischen Einsatz. In einem Interview mit der FAZ äußerte sich der 25-Jährige nun zu seiner Rolle in der Nationalmannschaft, zu dem gegenwärtigen Leistungsstand der Eintracht – und zu Sebastian Jung.

Der Urlaub von Timothy Chandler war kurz – zu kurz, um einen längeren Auslandsaufenthalt zu planen: „Es waren ja nur sieben, acht Tage. Da bin ich zu Hause geblieben. Ich wollte einfach ein bisschen runterkommen und war deswegen bloß in Frankfurt, in Nürnberg, in ein paar anderen Städten und habe Familie und Freunde besucht. Eigentlich wollte ich noch mal weiter weg, hatte aber keine Lust mehr, in den Flieger zu steigen. Beim ‚Gold Cup’ hatte ich zuvor einige tausend Kilometer zurückgelegt. Das reichte.“ Apropos Gold Cup: Die Kritik von Armin Veh an der Bedeutung dieses Wettbewerbs und seine Äußerung, Chandler benötige keinen Urlaub, weil seine Teilnahme an den mittelamerikanischen Titelkämpfen Erholung genug sei, nimmt der Rechtsverteidiger mit Humor: „So kann man das natürlich auch sehen. Aber ich weiß, dass es ein Spaß war. Im Ernst: Das Turnier ist kein Zuckerschlecken. Sondern Stress. Wir hatten alle zwei Tage an einem anderen Ort ein Spiel. Und es waren Mannschaften dabei, die nur über ihre Physis, Kampf und Laufstärke kommen und wenig mit Fußball, wie wir ihn kennen, im Sinn hatten. Da muss man sich in der Hitze und hohen Luftfeuchtigkeit erst mal behaupten. Das geht an die Reserven.“

Möglicherweise muss auch Chandler schon bald erneut die Koffer packen, da nach dem kommenden Spieltag Länderspielpause ist. Reist er schon wieder zur Nationalmannschaft? „Das klärt sich bis Ende der Woche, wenn der amerikanische Verband seine Einladungen an die Nationalspieler versendet. In Washington ist ein Spiel gegen Peru und in Boston eins gegen Brasilien angesetzt. Wenn ich eingeladen werde, spiele ich für mein Land.“

Mit dem Start in die Bundesligasaison ist auch Chandler nicht zufrieden: „Natürlich hätten wir gerne mehr erreicht. So ist es nur ein Punkt geworden. Aber das ist kein Grund, sich zu beunruhigt zu fühlen. Die ganze Rechnerei nach Spieltagen ist zum jetzigen Zeitpunkt der Saison nicht angebracht, dafür ist es etwas zu früh. Wichtig war, dass wir uns gegen Augsburg am Schluss noch ein Unentschieden erkämpft haben. Jetzt fahren wir nach Stuttgart und versuchen, da den ersten Dreier zu holen.“ Dazu sollten die Adlerträger aber möglichst die Fehlpässe und leichten Ballverluste abstellen. Eine einfache, überzeugende Erklärung für die fehlende Sicherheit im Spiel der SGE hat aber auch Chandler nicht: „Wir wollten im ersten Auftritt zu Hause den eigenen Fans unbedingt einen Erfolg bieten. Vielleicht kann man denken, dass wir uns zu viel vorgenommen haben. Wichtig ist, dass wir es erkannt haben und nun die richtigen Lehren daraus ziehen und es in Zukunft besser machen. Aber es gibt immer Dinge, die man verbessern kann, die Arbeit hört nie auf. Bei keiner Bundesliga-Mannschaft. Selbst bei den Bayern nicht.“

Diese drei werden möglicherweise gegen den VfB Stuttgart die Abwehr bilden: Zambrano, Chandler und Oczipka
Diese drei werden möglicherweise gegen den VfB Stuttgart die Abwehr bilden: Zambrano, Chandler und Oczipka

Gegen Stuttgart rechnet sich der frühere Nürnberger – bei allem Respekt vor dem Gegner – durchaus Chancen aus: „Ich habe beide Partien von ihnen gegen Köln und den HSV gesehen, und es war spielerisch sehr ordentlich, was sie da jeweils geboten haben. Vor allem im Angriff mit ihren vier offensiven Leuten. In der Abwehr waren sie ein bisschen wackelig. Wir müssen in Stuttgart gut dagegenhalten und wollen da drei Punkte holen, um dann mit einem guten Gefühl in die Länderspielpause zu gehen.“ Aber was muss sich konkret ändern, um mehr Stabilität ins Spiel zu bekommen? „Gegen den Ball müssen wir kompakter arbeiten und nicht so viele Chancen zulassen. Wir haben das in den ersten beiden Spielen schon ganz gut gemacht.“

Es wird allgemein damit gerechnet, dass Trainer Veh die Mannschaft im Vergleich zum Augsburg-Spiel umbauen wird. Ein Kandidat für die Startelf ist auch Chandler. Glaubt er, dass er zum Einsatz kommen wird? „Es ist zu früh, das schon beurteilen zu können. Es hat mich erst einmal gefreut, dass ich gegen Augsburg in der zweiten Halbzeit wieder dabei war. Ich freue mich jetzt einfach auf das nächste Spiel, egal ob von Beginn an oder als Einwechselspieler. Es macht Spaß. So kann es bleiben. Jede Minute, die ich in der Bundesliga spiele, ist schön.“

Mit Veh hat Chandler trotz der Äußerungen zum Gold Cup keine Probleme. Ganz im Gegenteil: Die vom Trainer präferierte Ausrichtung mit hoch stehenden Außenverteidigern sagt ihm sehr zu: „Ich liebe es, mit nach vorne zu gehen, zu flanken und Strafraumszenen einzuleiten. Wie es Bastian Oczipka auf der anderen Seite auch tut. Wir versuchen, uns dem neuen System anzupassen und das Beste für die Mannschaft daraus zu machen.“

Im Hinblick auf die Perspektive der Mannschaft und seine gegenwärtige Rolle darin gibt sich Chandler zurückhaltend: „Wir müssen erst mal schauen, wie wir in die Saison kommen. Gerade bin ich Ersatzmann, der einmal eingewechselt wurde, damit bin ich in der Kürze der Zeit vollkommen zufrieden. Wichtig wird sein, Punkte zu sammeln und Ruhe reinzubringen. Dann sehen wir weiter.“

Auch eine mögliche Verpflichtung seines Vorgängers Sebastian Jung zur Winterpause, die von Fans und Verantwortlichen gefordert, gewünscht und herbeigesehnt wird, bereitet Chandler kein Kopfzerbrechen: „Die Situation ist nicht neu für mich, das gehört zum Geschäft dazu. Wenn jemand anders kommt, dann kommt er. Wenn es Sebastian Jung ist? Dann ist er herzlich willkommen! So einfach ist das. Ich denke nicht darüber nach, was andere Spieler vor mir auf meiner Position gemacht haben.“

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1 Kommentar

  1. Hoffentlich haut er den o.g. Spruch auch noch nach dem Stuttgart-Spiel raus.
    Ich habe nämlich Sorge, dass dem jungen Mann schwindelig werden könnte.

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