Wolfgang Steubing hat in den vergangenen Tagen etwas geschafft, was nicht allzu häufig in einer Sommerpause vorkommen wird. Kaum ein Anhänger von Eintracht Frankfurt hat an Neuzugänge gedacht – der Blick richtete sich hauptsächlich auf die Bestimmung des neuen Aufsichtsrats. Mit markigen Worten und der Formulierung von großen Zielen fiel der Wertpapierhändler seit Montagabend auf. Auch im Gespräch mit BILD betonte er noch einmal, dass es Differenzen zwischen Mannschaft und Thomas Schaaf gegeben habe. Das Thema sei für Steubing damit aber erledigt: „Welche Gründe letztendlich Schaaf dazu bewogen haben, nicht mehr hier weiterarbeiten zu wollen, kann ich nicht mehr mehr nachvollziehen. Wir sollten seine Entscheidung respektieren und es dabei belassen.“ Wichtiger ist freilich der Blick in die Zukunft. Schaaf habe zwar, lobt Steubing, engagiert und begeistert in Frankfurt gearbeitet. Aber: Ein Coach der Hessen müsse eben noch einen Tick mehr leisten: „Die Kommunikation muss eben auch stimmen. Man muss das Blitzlicht-Gewitter der Medien aushalten können. Wenn ich in so einen Laden gehe und in der Küche koche, dann muss ich Hitze vertragen können.“
Schaut man auf das Profil, dass der neue Trainer der Eintracht laut Steubing haben sollte, fällt unweigerlich der Name Jürgen Klopp. Strategisch klug müsse der Übungsleiter sein, dabei aber auch einen Blick für die Jugendarbeit haben und die Fans mitnehmen, bei ihnen gut ankommen. Ferner müsse der neue Übungsleiter auch zu Frankfurt passen. Steubing wird konkreter: „Er ist ja auch einer, der in der so genannten Frankfurter Gesellschaft aufgenommen wird, sich in der Unternehmer-Welt zurecht findet. Also braucht man dafür einen Trainer, der smart ist.“ Also doch Klopp, der eigentlich für ein Jahr eine Pause einlegen wollte? Der 65jährige bleibt bei diesem Thema ganz realistisch und kennt die Grenzen des Vereins: „Ich hab‘ mich nicht getraut, denn er hätte bestimmt gesagt: ‚Steubo, Du haste se nemmer all.‘ Natürlich ging mir das mal kurz durch den Kopf, aber ich glaube, das ist ganz, ganz weit weg, für die Eintracht finanziell einfach nicht machbar. Man soll und darf sich auch nicht lächerlich machen.“ Tatsächlich coacht Klopp, der sogar mal in jungen Jahren für die 2. Mannschaft der Eintracht gekickt hatte, aktuell in einer anderen Liga. England, München, Spanien – eine Rückkehr ins Rhein-Main-Gebiet ist für den gebürtigen Stuttgarter, der an der Frankfurter Goethe-Universität Sportwissenschaft studierte, daher wahrscheinlich kein Thema.
Deutlich realistischer erscheint da schon eine Rückkehr von Armin Veh. Der Ex-Coach, der so krachend beim VfB Stuttgart, scheiterte, hat den Kontakt zur Eintracht nicht mehr abbrechen lassen. Am Samstag vor dem Champions League Finale traf er sich zu einem lockeren Gespräch mit Heribert Bruchhagen und Bruno Hübner, in der es angeblich aber nicht um die Zukunft gegangen sei. Nunja… Die Kardinalfrage bleibt damit weiterhin unbeantwortet: Kehrt Veh an den Main zurück? Und wenn ja, als Trainer oder als Vorstandsvorsitzender? Steubing stellt zurnächst klar, dass das Gerücht, er habe sich mit Veh getroffen, nicht stimme: „Das letzte Mal haben wir uns in der Hinrunde, nach dem 4:5 gegen Stuttgart, gesehen, das ist Fakt.“ Fakt sei aber auch, so der neue Aufsichtsratsvorsitzende, dass man sich gut verstehe: „Aber wir würden nie aus so einem Engagement einen Freundschaftsdienst machen. Dazu sind Armin und ich zu professionell.“ Die Positionen, über die hier diskutiert wird, sind auch viel zu wichtig, um sie mit guten Freunden, denen möglicherweise die geforderten Kernkompetenzen fehlen, zu besetzen.
Doch inzwischen hält sich das Gerücht, dass Veh der Nachfolger von Heribert Bruchhagen werden könnte, so lange im Raum, dass es möglich erscheint. Der 54jährige Augsburger müsste die Trainingsjacke gegen den Anzug eintauschen und den Trainerjob endgültig an den Nagel hängen, sich um administrative Aufgaben kümmern. Schwer vorstellbar? Nicht für Steubing: „Aber wenn er sich dafür entscheidet, dann wird er all das definitiv tun. Nur so viel: Er wird nur dahin gehen wo Leute sind, mit denen er sich auch versteht. Das ist bei ihm ein ganz, ganz wichtiger Punkt.“ Bevor diese wichtigen Entscheidungen getroffen werden, müssen aber noch interne Gespräche geführt werden – und zwar zeitnah. Lachend fügt Steubing hinzu: „Aber eins ist klar: Ich werde vor allem einen Termin mit Herri machen, das muss so sein. Der neue Aufsichtsratsvorsitzende, der ja der Chef ist, muss ja mit seinem Mitarbeiter reden (lacht).“ Das Gefühl, dass es sich dabei nicht nur um einen kleinen Witz handelt, wird man irgendwie nicht los.
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BILD: Wo ist er denn für Sie wertvoller?
Steubing: „Das kann ich nicht sagen. Es ist ja auch für ihn ein völlig neues Tätigkeitsfeld, wenn er sagt: ‚Ich häng‘ den Trainerjob an den Nagel und gehe in die Administration.‘ Das heißt für ihn, der ja sehr lässig rum läuft, sich einen Anzug zu kaufen. Dazu abends auf Empfänge gehen. Aber wenn er sich dafür entscheidet, dann wird er all das definitiv tun. Nur so viel: Er wird nur dahin gehen wo Leute sind, mit denen er sich auch versteht. Das ist bei ihm ein ganz, ganz wichtiger Punkt.“
BILD: Das heißt also, ihm steht die Tür bei Eintracht offen?
Steubing: „Ich bin jetzt gerade ein paar Stunden im Amt, ich werde mit meinen Kollegen erst mal abstimmen müssen, wie wir das Thema angehen. Und das wird auch relativ zeitnah der Fall sein. Aber eins ist klar: Ich werde vor allem einen Termin mit Herri machen, das muss so sein. Der neue Aufsichtsratsvorsitzende, der ja der Chef ist, muss ja mit seinem Mitarbeiter reden (lacht).“
Morgen lesen Sie: Was Steubing von Sportdirektor Bruno Hübner erwartet und wieviel Geld für Neue ausgegeben werden kann.
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