AignerEs ist nur ein Stückchen Stoff am Oberarm und doch wird wieder heiß darüber diskutiert, wer es ab August regelmäßig tragen darf. Bastian Oczipka und Marco Russ brachten sich öffentlich bereits in Position und würden sich das Amt des Kapitäns zutrauen, nachdem Kevin Trapp zu Paris Saint-Germain wechselte. Auch Stefan Aigner äußert sich im Gespräch mit der FNP zu dieser pikanten Frage: „Wenn der Trainer mich fragt, würde ich jetzt nicht sagen, ich mache das nicht. Klar ist es eine Auszeichnung, wenn du Kapitän von Eintracht Frankfurt sein darfst.“ Allerdings bleibt der Flügelspieler gewohnt entspannt bei diesem Thema: „Ich bin da nicht so heiß drauf. Wichtig ist die Leistung auf dem Platz. Ob man eine Binde am Arm hat oder nicht, ist mir eigentlich wurscht.“ Wichtiger ist der sportliche Erfolg, der – wenn möglich – in den europäischen Wettbewerb führen soll. Die Saison 2013/14 mit den Reisen nach Porto, Nikosia oder Bordeaux wurde bei allen Beteiligten als unvergessliche Zeit abgespeichert. Und mit Armin Veh kehrte der Architekt dieser erfolgreichen Jahre wieder an den Main zurück.

Aigner, der Österreich und Trainingslager in dem Land sehr schätzt, lobt den Trainer und die richtige Mischung, die dieser zu finden scheint: „Es ist mehr Lockerheit in der Mannschaft, mehr Spaß beim Training. Trotz alledem heißt das nicht, dass wir hier einen Spaßurlaub und Witze machen. Nein, wir arbeiten hart.“ Nachtreten in Richtung Ex-Coach Thomas Schaaf möchte der gebürtige Münchener jedoch nicht: „Und es heißt auch nicht, dass es unter Schaaf keinen Spaß gemacht hat.“ Dieses Kapitel aber ist beendet, der Fokus richtet sich auf die Spielzeit 2015/16. Mit Stefan Reinartz, Heinz Lindner, Luc Castaignos und David Abraham wurden bereits vier Neuzugänge verpflichtet. Der Kader scheint, obwohl noch auf drei Positionen (Torwart, rechter Verteidiger, linkes Mittelfeld) gesucht wird, bereits gerüstet zu sein. Aigner bestätigt diesen Eindruck: „Ich denke schon, dass wir eine gute Mannschaft haben, uns verstärkt haben. Wenn alle fit sind, wird der Konkurrenzkampf groß sein. Da kann es sich keiner erlauben, mal nachzulassen.“ Allerdings weiß der Blondschopf auch, dass viele Faktoren eine Rolle spielen werden: „Wichtig ist natürlich, dass wir gut durch die Vorbereitung kommen, dass sich keiner schwer verletzt und kein wichtiger Spieler länger ausfällt. Und dass du gut in die Runde kommst, gleich Erfolgserlebnisse hast. So kommt das Selbstvertrauen.“

Exakt diese Grundlage sorgte dafür, dass die Hessen nach dem Aufstieg 2012 durchstarten konnten. Die erste Elf stand frühzeitig fest, konnte sich einspielen und war somit für das schwierige Startprogramm gerüstet. 16 Punkte aus den ersten 6 Partien waren die Folge. Von diesem Fundament zerrten die Adler dann auch bis zum Schluss. Es war der wohl schönste Fußball, den die Fans der Eintracht in den letzten Jahren zu sehen bekommen haben. Hinten ließ man zwar einiges zu, vorne aber zelebrierten die Veh-Schützlinge Fußball und erzielten viele Treffer. Pirmin Schwegler verteilte die Bälle, die Sebastian Rode erkämpfte. Und vorne wirbelten Takashi Inui und eben Aigner die gegnerischen Abwehrreihen, zusammen mit dem Treffsicheren Alex Meier, durcheinander. Für den Mittelfeldmann aber ändern sich nun wieder die Aufgaben. Er erklärt die Vorzüge: „Ich stehe nicht mehr direkt an der Linie, muss nicht mehr Außen bleiben. Das wollte Thomas Schaaf so, von dort sollten wir Eins-zu-eins-Situationen suchen. Jetzt ist es taktisch anders. Da der Außenverteidiger hoch steht, versuche ich ihm Platz zu geben und stehe mehr mittig, ein bisschen auf der Halbposition. Ich bin ein Spieler, der gerne in die Schnittstelle geht, auf Bälle in die Tiefe lauert, wie sie vor zwei Jahren Taka immer gut gespielt hat.“ Die große Gefahr aber weiß der Flügelspieler auch klar zu benennen: „Der Nachteil ist, dass man bei Ballverlust nicht mehr vier, sondern nur noch maximal drei Spieler hinten hat.“

28.02.2015, Fussball, 1. BL, Eintracht Frankfurt - HSVTrotzdem spürt man bei jedem Satz, wie sehr sich Aigner über die Rückkehr von Veh an den Main freut. Der kampfstarke und symphatische Bayer lässt erkennen, wie wichtig der Coach für seine Entwicklung war. Er hat ihm, nachdem ihm in den Jahren 2007 bis Winter 2008/09 der Durchbruch in der Bundesliga bei Arminia Bielelfeld verwehrt blieb, vertraut und gestützt. Ein großer Vorteil für Aigner ist sicherlich dessen positive Einstellung auf dem Feld: „Ich versuche, im Spiel immer alles zu geben, bis zum Schluss zu kämpfen, auch wenn es mal nicht so läuft. Ich bin einer, der nie zufrieden ist.“ Genau das spürt man bei dem Flügelflitzer, der auch nach wichtigen Treffern sden Jubel ausfallen ließ, wenn er einen schwachen Tag erwischte. Dieses Szenario aber soll in der kommenden Saison nicht mehr allzuhäufig vorkommen. Aigner freut sich, dass das Kurzpassspiel wieder in den Vordergrund gerückt wird: „Wir versuchen umzusetzen, was der Trainer will. Ich finde es gut, dass er sofort abpfeift, wenn wir hohe Anspiele machen. Da prägen wir uns gleich ein, dass hohes Spiel eben nur im Notfall erlaubt ist.“ Ob diese Art zu spielen die Eintracht sogar in die Champions-League führen können? Da muss der Mann mit den blauen Augen doch schmunzeln: „Ich habe keine Champions-League-Prämie ausgehandelt. Da kann er mir was abgeben, wenn wir in die Champions League kommen (lacht). Obwohl ich vielleicht noch mal genau nachlesen muss, was in meinem Vertrag steht. Das mache ich aber erst, wenn wir auf Platz vier stehen (lacht).“

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4 Kommentare

  1. CL: Keine Sorge Stefan, für den Fall lässt sich die Eintracht schon etwas einfallen

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  2. Aigner ist ein klasse Bub mit einer guten Einstellung. Ihn würde ich gern als Kapitän sehen. Auch wenn er immer etwas ruhig und gelassen scheint. Ich weiß nicht genau wieso, aber dieses Jahr habe ich seit längerem mal wieder ein richtig gutes Gefühl, was die nächste Saison angeht! Auf geht’s Eintracht, kämpfen und Siegen!

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  3. Ich war beim Testspiel gegen Rüsselsheim letztes Jahr, da stand ich eine Halbzeit 5 Meter von Aigner entfernt. Er kam mir etwas isoliert vor, aber vor allem auch immer extrem motiviert. Auch wenn es nur ein Testspiel war, kaum einer auf dem Platz hat den Ball so oft gefordert, ich denke das Amt als Kapitän könnte ihm einen weiteren Schub geben, auch wenn ich eher jemanden nehmen würde, der nicht so auf der Außenbahn „klebt“, wobei er ja sagt, dass das von Schaaf so gewünscht war und sich jetzt hoffentlich wieder ändern wird.

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