Hat es bisher in seiner Karriere nicht leicht gehabt: Sonny Kittel
Hat es bisher in seiner Karriere nicht leicht gehabt: Sonny Kittel

Beim letzten Spiel der Eintracht in Bremen, am 02.Mai 2015, stockte nach ungefähr 16 Minuten so manchem Eintracht-Fan der Atem. Was war passiert? Sonny Kittel, der sich nach einer schweren Verletzung gerade erst wieder in die Startelf der SGE gekämpft hatte, lag mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Boden. Wenige Sekunden später, in der 20. Minute, musste der in Gießen geborene Mittelfeldspieler ausgewechselte werden. Ausgerechnet er, der mit seinen damals 22 Jahren bereits eine mit fünf schweren Verletzungen vollgepackte Krankenakte hatte. Die 0:1-Niederlage der Eintracht rückte in diesem Moment in den Hintergrund. Am nächsten Tag bestätigte sich der schlimme Verdacht, der bereits während des Spiels zu den Medien durchgesickert war: Kreuzbandriss und eine Verletzung des Innenbands. Ausfallzeit: circa ein halbes Jahr. Wie groß der Schock im Frankfurter Umfeld damals war, sah man an der Reaktion des damaligen Cheftrainers Thomas Schaaf. „Wir sind zutiefst erschrocken über die Diagnose. Es tut uns unendlich leid, dass Sonny nach all den Rückschläger in seiner noch jungen Karriere schon wieder eine schwere Knieverletzung erlitten hat“, sagte der sonst so kühle und emotionslose norddeutsche Trainer.

Heute, fast ein Jahr später, hat sich Kittel nach schier endlosen Reha-Einheiten wieder an die Mannschaft herangekämpft. Über seine lange Leidensgeschichte möchte er nicht mehr reden, wie er in einem Interview mit der „Frankfurter Rundschau“ sagte: „Ich habe keine Lust, darüber zu sprechen. Das ist vorbei, das ist Geschichte. Ich fühle mich gut, ich tue alles dafür, dass ich fit bin.“

Gegen die TSG Hoffenheim durfte er in dieser Saison sein erneutes Startelfdebut feiern. Am vergangenen Spieltag gegen Leverkusen hätte der 23-Jährige sogar zum Helden werden können – wäre sein Volleyschuss nicht Zentimeter am linken Pfosten vorbei, sondern ins Tor geflogen. Er gab zu, dass ihn diese Szene immer noch beschäftigt: „Viel habe ich nicht geschlafen, die Szene ging mir ungefähr 10.000-mal durch den Kopf. Die Frage: Was wäre, wenn, lässt einen nicht los.“ Jetzt gehe es immer aber wieder besser und sein Blick sei schon lange wieder in die Zukunft gerichtet. „Dann muss der Ball halt das nächste Mal reingehen, ganz einfach. Ich habe das Gefühl, dass ich dem Torerfolg jede Woche ein paar Zentimeter näher komme. Es fehlt nicht mehr viel. Neues Spiel, neue Chance“, ist der Offensivspieler optimistisch. Auch von seinen Teamkollegen hätte es natürlich keine Vorwürfe gegeben.

Der 1,79 Meter große Mittelfeldspieler betont jedoch bei allem Druck, der zur Zeit auf dem Team und jedem einzelnen Spieler lastet, dass es ihm persönlich gut gehe und er das Fußballspielen nach wie vor genieße. „Ich freue mich, dass ich in der Bundesliga spielen darf. Das ist das, was ich immer erreichen wollte. Auch, wenn die Situation momentan schwierig ist, freue ich mich über jedes Spiel und genieße es“, so Kittel. Auch die Gerüchte im vergangenen Dezember, er habe einen erneuten Knorpelschaden erlitten, ließen ihn kalt. Über diese Spekulationen rede er ungern, wie über alles was in der Vergangenheit liegt. „Du kannst nur die Gegenwart beeinflussen. Wir müssen uns auf das nächste Training, die nächste Ansprache des Trainers, das nächste Spiel konzentrieren“, blickt er sehr fokussiert nach vorne.

Kittel musste sich mehrfach nach schlimmen Verletzungen wieder zurückkämpfen.
Kittel musste sich mehrfach nach schlimmen Verletzungen wieder zurückkämpfen.
Jenes nächste Spiel steht morgen an. Das Heimspiel gegen den FSV Mainz 05 ist wegweisend für die sportliche Zukunft der SGE, die seit mittlerweile 326 Minuten keinen eigenen Treffer mehr erzielt hat. Dass an dieser Partie viel hängt, ist dem ehemaligen U20 Nationalspieler klar: „Es ist ein sehr wichtiges Spiel für uns, keine Frage.“ Das Team werde sich sehr konzentriert und fokussiert auf den Gegner einstellen, versichert er. „Es werden immer weniger Spiele, es gibt immer weniger Punkte zu vergeben. Jetzt müssen wir am Sonntag alles versuchen, um Mainz zu schlagen und die drei Punkte hier zu behalten.“ Die geographische Nähe der beiden Teams sei dabei aber nur zweitrangig, die drei Punkte seien das Wichtigste. Zuversicht, dass es am Sonntag endlich mal wieder mit einem Sieg klappt, geben Kittel die Fortschritte, die das Team in den letzten Wochen gemacht hat: „Wir sind viel kompakter, viel besser organisiert. Das sieht man auch auf dem Platz.“ Was jetzt noch fehlen würde, wäre eine Führung, um einen Sieg mit der neugewonnenen starken Defensive nach Hause fahren zu können. Im Frankfurter Blätterwald liest man in letzter Zeit jedoch oft, dass die Offensive um Kittel, Seferovic und Aigner unter der Kompaktheit der SGE leidet. Dieser Aussage widerspricht Kittel: „Nein, das würde ich nicht sagen. Wir kommen ja zu unseren Chancen, aber wir verwerten sie halt nicht. Gegen Hoffenheim oder 70 Minuten in Leverkusen standen wir ja nicht tief hinten drin. Wir haben schon unsere Möglichkeiten.“

Kittel ist mit Marco Russ und Alex Meier einer der wenigen Spieler im aktuellen Eintrachtkader, der das bittere Szenario Abstieg mit der SGE 2011 schon einmal mitgemacht hat. Der drohende Abstieg schwebt auch nun wieder wie ein Damoklesschwert über dem Frankfurter Stadtwald, dessen ist sich auch Kittel bewusst. Trotzdem ist die aktuelle Situation der Eintracht für ihn eine komplett andere als vor fünf Jahren. Denn beim Abstieg unter Christoph Daum war er in der entscheidenden Phase verletzt und musste von der Tribüne aus den sportlichen Niedergang mitansehen. 

Ob er bei einem möglichen Abstieg erneut mit in die zweite Liga geht, steht noch in den Sternen. Kittels Kontrakt mit der Eintracht läuft am Ende der Saison aus. Davon lässt sich der Filigrantechniker nicht aus der Ruhe bringen. Zwar wurden mit ihm schon Gespräche über seine Zukunft geführt, es ist aber noch nichts unter Dach und Fach. Kittel betont, dass er alles auf sich zukommenlässt und sich auf die nächsten Spiele konzentrieren möchte. Für alles andere sei das Fußballgeschäft zu schnelllebig: „Ich kann dazu nur sagen, dass ich mich aufs nächste Spiel konzentriere. Was kommt, ob wir drinbleiben oder runtergehen, das wird man sehen.“ Dass trotz der Konzentration auch mal Gedanken kommen würden, was aus der Eintracht in den nächsten Jahren werden würde, sei klar, jedoch versuche er diese auszublenden.

Was er jedoch nicht ausblenden kann, ist seine Liebe zum Fußball. Der 23-Jährige gibt zu, dass er fußballverrückt ist: „Ich schaue mir eigentlich jedes Spiel an, wenn es geht. Fußball nimmt 24 Stunden meines Tages ein. Vielleicht ist das schon ein bisschen zu viel.“ Kittel ist nicht nur generell nach Fußball verrückt, sondern auch nach der Eintracht. Er schnürt seit der F-Jugend seine Fußballschuhe für die SGE. Der Mittelfeldspieler gibt zu, dass ihm der Verein sehr am Herzen liegt und er schon immer Eintracht-Fan ist: „Wenn du so lange im Verein bist, immer hier gespielt hast und früher als Fan ins Stadion gegangen bist, hast du natürlich eine andere Bindung. Das ist doch ganz klar. Und deshalb wünsche ich mir nichts mehr als den Klassenerhalt.“ Diesen Wunsch hat Kittel wohl nicht exklusiv. Jeder Eintracht-Fan hofft, dass er sich erfüllt.

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5 Kommentare

  1. Morgen klappt es mit dem Volleyschuß. Die Fertigkeiten hat er und ihrgendwann haben wir auch mal wieder das Glück des Tüchtigen. Morgen holen wir 3 Punkte.

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  2. Sonny, du machst des Morgen. In der 12. Minute aus 17 Meter voll in die Kist, volley. Dann flippt das Adlernest aus, dann brennt die Hütt! Hallelujah

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  3. Da wir morgen auf Konter spielen, brauchen wir Spieler die auch mal einen Pass spielen können. Also keinen Hasebe, Huszti oder Russ. Sondern Kittel UND Fabian !

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  4. Genau alpi. Ich hoffe, dass Zambrano und Abraham in der IV spielen. Ich bin auch gegen Huszti. Fabian und Kittel sollten Morgen in der Startelf stehen. Das Problem ist, das Fehlen von Stendera, dass heißt, das Kovač umstellen muss. Wer spielt Morgen auf der sechs? Sollte er vier – eins – vier – eins spielen, wird er trotzdem Huszti oder Hasebe brauchen, leider.

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