Haris Seferovic und Taleb Tawatha ließen sich nach Spielschluss von den Fans feiern.
Haris Seferovic und Taleb Tawatha ließen sich nach Spielschluss von den Fans feiern.

Manch ein Beobachter staunte nicht schlecht, als er Haris Seferovic vor rund einer Woche im Training erlebte. Der oft so glücklose Schweizer wurde im Abschlussspiel zweimal von Aymen Barkok freigespielt und ließ Torhüter Lukas Hradecky im 1-gegen-1-Duell nicht den Hauch einer Chancen. Der etwas überraschend reinrotierte Seferovic zeigte im DFB-Pokal-Achtelfinale gegen Hannover 96, dass dies keine Zufallstore waren und er dazugelernt hat. Nach einem Fehler von Edgar Prib lief er alleine auf Samuel Sahin-Radlinger zu und überwand diesen mit einem technisch feinen Schlenzer eiskalt zum 2:1. Die Partie war gedreht, der Grundstein für das Weiterkommen ins Viertelfinale gelegt. Der Angreifer der Hessen belohnte sich mit dem Tor für eine ganz starke Leistung und widerlegte vorerst die Kritiker, die ein Absitzen des Vertrags auf der Tribüne und wenig Engagement auf dem Feld befürchteten.

Neben Torhüter Lukas Hradecky, der in allerletzte Sekunde einen von Omar Mascarell verursachten Elfmeter hielt, war der Linksfuß somit Matchwinner. Still, heimlich und durchaus überraschend hat sich noch ein weiterer dazugesellt – Taleb Tawatha. Der Israeli kam in der Halbzeitpause für den angeschlagenen David Abraham in die Partie und agierte zunächst völlig fahrig und nervös. Seinen Pässen fehlte oft die Präzision, in einen Zweikampf kam er zu spät und foulte tief in der gegnerischen Hälfte, ferner misslang ihm nach Traumpass des starken Ante Rebic der darauffolgende Offensivvorstoß: Er lief mit Tempo aufs Tor zu, hätte abschließen können und versuchte den Querpass auf Seferovic, der jedoch einen Schritt zu spät kam. Trainer Niko Kovac rügte ihn kurz nach der Partie: „Den ersten Ball musste er schon aufs Tor schießen und nicht noch rüber zu Seferovic spielen.

Seine nächste Aktion verlief ebenfalls unglücklich: Ein von ihm nach vorne geschlagener Ball wurde abgefangen und landete dann nach einem schnellen Gegenangriff der Hannoveraner im Tor der Eintracht. Tawatha rannte zwar hinterher, konnte jedoch nichts mehr retten. Statt sich einzugraben und aufzugeben, schüttelte sich der Linksverteidiger jedoch und war fünf Minuten später mit dem Kopf zur Stelle, als Timothy Chandler nach einem intensiven Flügellauf punktgenau auf den zweiten Pfosten flankte. „Er hat es heute insgesamt sehr gut gemacht“, war Kovac einverstanden mit der Leistung des 1,2-Millionen-Euro teuren Nationalspielers.

Sportvorstand Fredi Bobic zeigte sich nach dem Spiel hochzufrieden mit der Leistung der Mannschaft und lobte das stabile Gebilde: „Das ist im Endeffekt die Story der Saison: Egal wer reinkommt, ist richtig gut und richtig stark!“ Tawatha war wettbewerbsübergreifend in Pflichtspielen der Eintracht-Torschütze Nummer 14 (13 in der Bundesliga – Spitzenreiter in dieser Statistik zusammen mit dem FC Bayern München) – ein überragender Wert. Von den Stammspielern oder denjenigen, die sich im Dunstkreis befinden, waren mit Ausnahme von Omar Mascarell, Timothy Chandler, Jesús Vallejo und freilich Schlussmann Hradecky alle bereits erfolgreich. Kovac beweist zudem mit seinen Einwechslungen häufig ein glückliches Händchen, Tawathas erfolgreicher Abschluss markierte wettübergreifend bereits das sechste Jokertor der Eintracht in dieser Spielzeit.

„Wir sind froh, dass die Saison ein gutes Gemeinschaftserlebnis ist und die Mannschaft auch wirklich als Mannschaft auftritt“, stellte Bobic dem Team ein sehr gutes Zeugnis aus. Die Freude über den rund 1,5 Millionen Euro schweren Sieg im Pokal und die darauffolgende Auslosung, die das vermeintliche Traumheimlos Arminia Bielefeld bescherte, muss jedoch schnell aus den Köpfen heraus. Am Samstag wartet die nächste Reise, diesmal zum Auswärtsspiel gegen Bayer 04 Leverkusen. Bei der Werkself brennt aktuell der Baum, Trainer Roger Schmidt darf nach Information diverser Medien nur bleiben, wenn überzeugend gewonnen wird. Ob der vor der Saison sogar als Geheimfavorit gehandelte Kader in der jetzigen Form dazu in der Lage ist? Die Eintracht jedenfalls reist mit drei Siegen am Stück und einer gewaltigen Portion Selbstvertrauen im Gepäck an den Rhein. Fünf Zähler ist die ominöse 40-Punkte-Marke noch weg – ein Dreier in der BayArena würde das Ziel in greifbare Nähe rücken lassen.

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19 Kommentare

  1. Hoffe nur, dass wir Fans genauso ernsthaft an das Spiel gegen Bielefeld rangehen, wie es Mannschaft und Betreuer tuen werden, d. h. es sollten weit mehr als 40.000 im Stadion sein!

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  2. Gute und richtige Bestandsaufnahme, Christopher. Auch ich der Sefe schon mehrfach kritisiert hat, für seine Einstellung bzw. seine Körpersprache, muss zugeben: Das hat er gestern richtig gut gemacht, nicht nur wegen dem Tor, meine seinen kompletten Auftritt. Wenn er so weitermacht und bedingungslos will, siehe aktuell auch Rebic, könnte ich mir vorstellen das die Eintracht verlängern würde. So darf es gerne von der Mentalität weiter gehen. Zum Leverkusenspiel: Glaube in der aktuellen Situation von Leverkusen, haben wir eine realistische Chance mit einem guten Auftritt dort zu gewinnen.

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  3. Schlimmer fand ich mal wieder das Abfackeln von Pyro in unserm Block. Das gibt dann wohl wieder was vom DFB. Punktabzug wäre gaaaaanz bitter.

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  4. Die Aussagen von Fredi bringen es auf den Punkt:
    „Das ist im Endeffekt die Story der Saison: Egal wer reinkommt, ist richtig gut und richtig stark!“
    „Wir sind froh, dass die Saison ein gutes Gemeinschaftserlebnis ist und die Mannschaft auch wirklich als Mannschaft auftritt“

    Wir können einfach nur stolz sein auf das bisher Erreichte und bin voller Vorfreude auf den Rest der Saison….einfach nur geil 🙂 Dazu noch ein Viertelfinal in unserem Waldstadion…Adlerherz was willst du mehr … 🙂
    FORZA SGE

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  5. Adlerherz würde sich gerne ein besseres Offensivspiel wünschen. Gestern hat das mit den Chancen gut geklappt. Wobei man sagen muss das die Defensive von H96 nicht BuLi tauglich ist. Trotzdem haben wir uns Chancen erarbeitet. Es wäre schön, wenn uns das in der Liga auch mal gelingt. Alex hat gestern bewiesen, dass wir doch noch recht stark von ihm abhänging sind. Wir brauchen zur nächsten Saison auf jeden Fall einen neuen Stürmer. Und kein Talent mit 21, sondern jmd. der schon ein paar Tore erziehlt hat. Seferovic wird uns verlassen und Alex ist einfach zu oft blass. Von der Bank kommt dann nur noch Hrgota. Da brauchen wir dringend nachholbedarf. Wie gut Vallejo ist hat gestern Hector gezeigt. Mäßiges Stellungsspiel, keine Ruhe im Aufbau und teils unkonzentriert. Er wird es schwer haben irgendwo hochklassig Fuß zu fassen.

    PS: Ja ich freue mich natürlich riesig über den Sieg. Aber das könnt ihr bei mir einfach mal voraussetzen 😉 Ich suche liebe noch das Haar in der Suppe, auch wenn ich mich tierisch freue. Für alle die mich noch net kennen 😀

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  6. Alles gut alpi. Aber sollte diese Charaktereigenschaft in alle deine Lebensbereiche reinreichen, dürftest du auch im schönsten Schlemmer-Schuppen das sprichwörtliche Haar im Filet Mignon finden. Dann solltest du bei der Imbissbude um die Ecke bleiben.. und im übertragenen Sinne zu RW Frankfurt wechseln 😉

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  7. Aber im Hannover Block war „richtige“ Pyro. Sieht man im nächsten Video. Das war wesentlicher heftiger.

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  8. vlt brauchen wir dann wegen Pyro gar nicht mehr gegen Bielefeld anzutreten,wenn uns DFB im Pokal sperrt

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  9. @13(haburger): Sorry, aber die Aussage halte ich für Unsinn.

    By the way: liebe Redaktion 🙂 Ihr hinkt etwas mit der Terminierung und der Anstoßzeit fürs 1/4-Finale hinterher 😉

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  10. Am stärksten waren Hradecky, Mascarell und Rebic in meinen Augen. Wie Omar mit dem Ball in Bedrängnis umgeht ist schon überragend. Wenn er sich in manchen Sotuationen wie z.B. beim Foul, das zum 11er für H96 führte, etwas mehr im Griff hat, ist er einer der besten def. MF Spieler der Liga. Persönlich freut es mich für Tawatha für sein Tor. Hoffe das gibt ihm Selbstvertrauen. Denn Oczikpa hat mich v.a. Offensiv mal wieder nicht wirklich überzeugt.

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  11. Matchwinner? Ich weiß, nach Darmstadt wiederhole ich mich, aber der Mann, der wieder den Unterschied ausgemacht hat war für mich klar Rebic. Klar, da ging auch manches (übel) schief, aber Hannover hat seinen extremen Aktionsradius nie in den Griff bekommen – zudem mit tollen Aktionen und Ballgewinnen nach hinten. Bester Mann auf dem Platz – wieder!

    Bester Mann bei Hannover war übrigens eindeutig Prib. Was der gegen uns immer wieder veranstaltet – sensationell 😀

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  12. Naja es gibt schon einen Unterschied zwischen „bester Mann des Spiels“ und „Matchwinner“. Matchwinner ist ganz klar Hradecky

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  13. @G-Block: Im Terminplan wurde es schon kurz nach der Veröffentlichung geändert ;-). Für einen neuen Beitrag war diese Info dann doch nicht so heiß und sie kommt dann schon noch in unserem Kompakt.

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  14. Für die meisten vermutlich insofern „nicht so heiß“, da es eher keine Rolle spielt ob die Flimmerkiste jetzt Dienstags oder Mittwochs herhalten muss. Denjenigen der im Stadion supportet, interessiert der Unterschied 28.02. zu 01.03. höchstwahrscheinlich mehr, da er da gezielt planen muss. Mittlerweile dürfte aber sogar der letzte Eventfan die Infos haben. Danke.

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