SchaafKarfreitag im Bauch des Waldstadions. Auch der Feiertag hielt die treu und zahlreich erscheinende Journalistenschar nicht davon ab, den Worten von Trainer Thomas Schaaf und dem neuen Medienleiter Markus Jestaedt zu lauschen. „In Bremen wäre das so nicht gewesen„, eröffnete Jestaedt mit Verweis auf eine Aussage Schaafs die Presserunde. Der neue Mitarbeiter verwies zunächst auf die beeindruckende und für den hohen unterhaltenswert der Eintracht stehende Zahl 3,9 – so viele Treffer fielen im Schnitt bei den Partien mit Beteiligung der Adler. Real Madrid etwa kam „nur“ auf 3,7 Tore und der FC Barcelona auf „3,5“ – keine Mannschaft in den europäischen Topligen kann den Hessen in dieser Statistik das Wasser reichen. Während sich bei den Spitzenteams die linke Zahl vor dem Doppelpunkt deutlich von der rechten unterscheidet, liegen die Ziffern bei den Frankfurtern hingegen deutlich näher beisammen. 49:52 – Fans, die alle Spiele der Hessen live miterlebt haben, durften also insgesamt 102 Treffer miterleben. Auch am Samstag vor zwei Woche gegen den VfB Stuttgart gab es wieder vier Tore zu bestaunen – für die Adler fielen drei davon (Endstand 1:3) bedauerlicherweise auf der falschen Seite. Schaaf blickt, angesprochen auf personelle Konsequenzen, noch einmal ruhig zurück auf die Partie im Schwabenland: „Wir waren natürlich unzufrieden mit dem Ergebnis, aber wir haben auch viel Gutes gemacht. Wir haben eine Situation gehabt, dass die Zuschauer schon sehr reagiert hatten„, fand der Coach durchaus positive Ansätze bei seiner Mannschaft, wusste aber auch: „Leider haben wir uns das selbst wieder kaputt gemacht.“ Trotzdem dürfe man sich jetzt hinstellen und sagen, dass alles schlecht gewesen sei. „Wir nehmen uns aber die Zeit und betrachten, ob wir für morgen was verändern„, lässt der Coach Raum für etwas Spekulationen.

Auf seine Nationalspieler wird der Trainer mit großer Wahrscheinlichkeit zurückgreifen können. Makoto Hasebe und Takashi Inui bestritten für ihre japanische Nationalmannschaft jeweils eine Partie und werden morgen, wie auch Innenverteidiger Carlos Zambrano, der zunächst nur locker auslief, in der Startelf erwartet. Für Constant Djakpa und Luca Waldschmidt hingegen langt es noch nicht für eine Nominierung, hier möchte man noch nichts überstürzen. Da Schaaf den großen Luxus besitzt, dass fast alle Leistungsträger, mit Ausnahme von Marco Russ, fit sind, erscheint diese Maßnahme sinnvoll. Gegen Hannover 96 soll daher am morgigen Samstag der nächste große Schritt in Richtung Planungssicherheit für die neue Saison folgen. Mit einem Sieg hätte man 37 Punkte auf das eigene Konto geschafft – und somit nach 27 Spieltagen schon einen Zähler mehr gesammelt als in der kompletten Spielzeit 2013/14. „Wenn man diese Punkte geholt hat, dann kann man dokumentieren, was die Mannschaft schon erzielt hat und dann sehen, was noch möglich ist in den letzten Spielen. Das kann eine total veränderte Situation gegenüber der letztjährigen Bundesligasaison darstellen„, so Schaaf. Es sei deshalb auch so wichtig, jetzt eine tolle Partie gegen die Niedersachsen hinzulegen. Das große Ziel, frühzeitig die Klasse zu sichern, wäre somit zu einem sehr hohen Prozentsatz erreicht.

schaafMit den tollen Fans, für morgen sind bereits 48.000 Tickets abgesetzt, im Rücken geht Schaaf entsprechend selbstbewusst in die Partie gegen Hannover: „Wir haben eine tolle Unterstützung, egal wo wir hinfahren. Und diese Unterstützung ist hier, in der Commerzbank-Arena, noch extremer. Unsere Fans pushen uns und treiben uns immer weiter nach vorne. Und auch wenn phasenweise mal ein wenig stottert, wird die Mannschaft gefordert, alles aus sich herauszuholen und den Erfolg heimzufahren. Die Ergebnisse waren gut und es wäre überragend, wenn wir die tolle Serie fortsetzen könnten.“ Von einer solchen Serie können die Niedersachsen derzeit nur träumen. Bei den in dieser Rückserie noch sieglosen 96ern (3 Remis, 6 Niederlagen) brennt inzwischen gehörig der Baum. Mit Millioneneinkäufen, Stichwort: Joselu, wollte die von Tayfun Korkut trainierte Mannschaft Richtung Europa marschieren. Doch davon ist man inzwischen meilenweit entfernt, das Abstiegsgespenst geistert an der Leine hartnäckig umher und die Stimmung zwischen Präsident Martin Kind und dem Anhang ist zum zerreissen angespannt, auch morgen werden nur 700 Anhänger im Waldstadion erwartet. Aber – die Niedersachsen sind ein Angstgegner der Hessen, ein Konkurrent, der ihnen selten lag. In den letzten drei Partien gab es drei Niederlagen, der letzte Sieg datiert noch vom 20. Oktober 2012, als man 3:1 gewann. Schaaf wird daher nicht müde zu betonen: „Wir wissen, dass sie eine Qualität haben. Man muss danach bewerten, was sie leisten können.“ Und fordert von seinen Adlern: „Wir müssen dominant auftreten, sodass wir von Hannover nicht so viel sehen werden.“

Am Beispiel des Absturzes der Hannoveraner konnte der Coach auch noch einmal aufzeigen, wie schwierig es wirklich ist, sich in der 1. Tabellenhälfte in der Bundesliga zu etablieren. Es liege alles so nah beieinander. „Das einzig Beständige ist die Unbeständigkeit„, zieht Schaaf eine buddhistische Weisheit zu Rate, um die Probleme, die fast alle Teams in der Bundesliga haben, zu erklären. „Mannschaften waren schon auf einen Schritt weiter und schwächeln dann doch. Es kommt eben immer drauf an, ob man rechtzeitig die Kurve bekommt oder nicht. Nichts ist so direkt vorausplanbar. In Hannover hat man einiges erreicht und wollte in dieser Spielzeit den nächsten Schritt gehen und dann kommt doch so eine Saison dazwischen, wo es schwierig wird und wo dann sehr schnell viele Sachen in Frage gestellt werden, die man eigentlich konstant aufgenommen hat. Da sieht man dann einfach auch, dass der eine oder andere eine größere Planung gehabt hat und diese Ziele nicht erreicht hat, während er eine oder andere überraschend vorne dabei ist, mit dem nicht gerechnet worden ist.“ Der Trainer der Hessen kann, auch wenn er seinem Team viel Lob für den bislang so ordentlich gegangenen Weg ausspricht, ein Lied von dieser Problematik singen. Selten zeigte eine Eintrachtmannschaft innerhalb von 90 Minuten solche Leistungsschwankungen, wie es die aktuelle bislang tat. Gegen die 96er hofft Schaaf nun wieder auf das gewohnte Heimgesicht – damit die tolle Serie im Waldstadion (drei Siege in Serie; in den vergangenen sieben Partien fünf Siege) fortgesetzt wird.

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