Feuerwerk, Böller, blanker Hass: Das war gestern in Marseille an der Tagesordnung! (Foto: IMAGO / Eibner)

Das Spiel der Frankfurter Eintracht bei Olympique Marseille vom gestrigen Dienstagabend wird wohl jedem SGE-Fan noch länger in Erinnerung bleiben.

Zum Einen wegen der sportlichen Bedeutung, denn die Hessen feierten durch den 1:0-Auswärtssieg bei den Südfranzosen den ersten Sieg der Vereinsgeschichte in der Champions League. Zum Anderen aber auch wegen der schlimmen Vorkommnisse rund um das Spiel, vor der Partie und während der Partie auf den Blöcken. Nun äußerte sich Philipp Reschke, Vorstandsmitglied der SGE, auf der Homepage der Eintracht zu den Vorfällen.

Hier konnte der 49-Jährige zunächst einmal – vorsichtige – Entwarnung geben, was den Fan angeht, der während der Partie von einer Silvesterrakete schwer verletzt wurde: „Er ist mittlerweile relativ stabil“, betonte Reschke, es sei aber trotzdem noch ernst, da er sich beim Sturz nach dem Treffer durch die Rakete eine Wirbelverletzung zugezogen habe: Es ist noch unklar, ob der Fan in Marseille operiert werden muss oder noch transportfähig ist und nach Deutschland transportiert werden kann. Wir sind mit der Lebensgefährtin im Austausch und hoffen natürlich, dass das am Ende so glimpflich wie möglich für ihn ausgeht.“ 

Schlimme Befürchtungen – Schlimme Szenen

Schon vor der Partie warnten verschiedene Stellen vor dem Auswärtsspiel in Marseille, die Fans von Olympique gelten seit Jahren als absolute Problemfans. Dies habe sich am Dienstagabend mehr als bestätigt: „Zunächst einmal wurden unsere Befürchtungen hier deutlich übertroffen. Wer sich mit Olympique de Marseille beschäftigt, weiß, was ihn bei solchen Spielen hier erwartet. Wenn man sich die Partien gegen PAOK Saloniki oder Feyenoord Rotterdam aus der Vergangenheit anschaut, dann sind das vergleichbare Szenen gewesen. Wir haben damit gerechnet, aber es dann zu erleben, hat eine ganz andere Qualität. Das ist ein Stück weit ein rechtsfreier Raum, den wir da auf der Seite der Olympique-Fans feststellen mussten.“ Da aber auch einige Fans der SGE über die Grenzen gingen und Böller und Raketen abfeuerten und warfen, steht der Eintracht ein echtes Problem ins Haus, denn die Hessen spielten seit dem Platzsturm nach dem Halbfinale gegen West Ham United auf Bewährung. Nun droht ein Geisterspiel: „Das wird uns in den nächsten Tagen sehr viel mehr beschäftigen, weil wir mit unseren Vorstrafen und unserer Belastung bei der UEFA jetzt in sehr gefährliches Fahrwasser kommen – sowohl, was die Bewährung bezüglich unserer Heimspiele angeht, als auch mögliche Folgen für zukünftige Auswärtsspiele.“ Hier gebe es ein klares Vorgehen der UEFA in den kommenden Tagen und Wochen, wie er erklärte. „Zunächst wird die UEFA ein förmliches Verfahren anstrengen. Sie werden eine Weile damit verbringen, die Masse an Vorkommnissen rund um dieses Spiel vollständig zu kommentieren. Wir werden sechs Tage Gelegenheit haben, um Stellung zu den Vorwürfen zu nehmen, die auf der Hand liegen“, so Reschke. Anschließend müsse gewartet werden, „wie die UEFA in ihrer nächsten Regelsitzung, in der über sämtliche Verfehlungen in allen drei Wettbewerben an einem Tag entschieden wird, zu unserer Causa entscheidet“, so das Frankfurter Vorstandsmitglied.

Lückenlöse Aufklärung des Hitlergrußes

Vor dem Spiel gab es eine ganz besonders hässliche Szene, als ein Fan mit Eintracht-Bekleidung einen Hitlergruß zeigte. Ein Video davon ging nicht nur durch das Netz, sondern mittlerweile wohl um die ganze Welt. Reschke betonte, dass man hier als Verein klare Kante zeige. Es gäbe „wenige Vereine, die ein so klares Werte- und Abgrenzungsverständnis zu Antisemitismus und derartigem Gedankengut haben“ wie die SGE. Daher werde natürlich auch hier genauestens ermittelt: „Es steht völlig außer Frage, dass wir diese Nummer minutiös aufklären werden. Der Betreffende hat sich selbst proaktiv im Verlauf der ersten Halbzeit bei uns gemeldet und bestreitet nachdrücklich, dass das eine solche Geste gewesen sein soll. Ob das wirklich eine glaubhafte Einlassung von ihm ist oder nicht, das werden wir im persönlichen Gespräch feststellen.“

Die Nacht nach dem Spiel, vor der ebenfalls gewarnt wurde, wurde von Reschke dagegen positiv bewertet: „Die Nacht ist nach unseren Informationen ohne weitere Zwischenfälle verlaufen. Das ist in Anbetracht dessen, was wir gestern erlebt haben, eine gute Nachricht.“ Dies deckt sich allerdings nur zum Teil mit Berichten, die unter anderem auf „Twitter“ die Runde machten, als viele SGE-Fans berichteten, dass ihr Shuttlebus mit Steinen beworfen wurden und hier Scheiben zu Bruch gingen.

Das Spiel in Marseille wird noch lange in den Köpfen der Eintracht umherschwirren – wegen der grandiosen und historischen sportlichen Sicht, aber auch wegen den vielen Vorkommnissen rund um die Partie.

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20 Kommentare

  1. Lasst einen Lippenleser auf das Youtube Video schauen. Der kann da vll. auch was erkennen.
    Allerdings wäre das Video meiner Meinung nach ohne Hitlergruss schon ausreichend um zu sagen: was in Gottes Namen willst Du im Stadion mein Freund. Da ist so viel Hass und Gewaltbereitschaft zu sehen.
    Unglaublich.
    Geh ins Stadion. Supporte Dein Team. Sei ein fairer Gewinner oder Verlierer. That’s it.
    Das was ich da sehe ist kein Fußballfan. Das ist eine von Hass zerfressen Fratze.

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  2. Wir leben in einer immer verkorksteren, von zunehmenden Egoismus geprägten Gesellschaft mit echten Bildungsproblemen.
    Reschkes Äußerungen finde ich gut.

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  3. Politik: ideenlos
    Polizei: tatenlos
    Verein: machtlos
    Fans: hilflos
    Hools: hirnlos
    Ich: sprachlos

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  4. Die Nacht ohne Vorkommnisse? In meinem Bus wurden 2 Scheiben durch Steine eingeworfen. Auf dem „Sammelplatz“ war man dann alleine auf sich gestellt…..
    Zum Hitlergruß: Da gibt es keine 2 Meinungen, ob als „Spaß“ oder nicht: Das geht nicht, schon gar nicht in Frankreich: Folge kann nur Stadionverbot sein!!!!!
    Ja, die OM-Fans waren aggressiv und haben bestimmt 15 mal mehr Böller und Raketen abgefeuert, das rechtfertigt aber nicht eine Rakete aus dem SGE-Block, NICHT EINE!!!!

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  5. Leider war dieses Szenario voraus zu sehen. Es gibt überall Dumme und Störenfriede, leider auch bei uns. Jetzt steht der Verein auch mal in der Pflicht. Mit Stadionverbot ist es nicht abgetan. Täter ausfindig machen und die Strafen auf sie umlegen. Dürfte ja bei dem Überwachungsapparat heut zu Tage kein Problem mehr sein. Jeder weiß welcher Personenkreis welchem Mileu zuzuordnen ist. Wenn ich die Randale zuletzt im Waldstadion gesehen habe da denke ich mir, diese Leute stehen doch heute nicht das erste mal dort in der Kurve und gut zu erkennen waren sie ja auch? Oder etwa nicht? Also schonungslos aufklären. Denen vergeht die Lust auf Randale.

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  6. Ein „Lerneffekt“ wird bei diesen Krawalltouristen nur dann einsetzen, wenn es über das eigene Portemonnaie geht.

    Heißt, Leute/Personalien ausfindig machen (wobei ich davon ausgehe, dass der Verein eh seine Pappenheimer kennt) und die durch UEFA und Spielausfälle entstehenden Kosten 1:1 an die handelnden Personen weitergeben.

    Und zwar an alle in gleichen Teilen, die sich an den Krawallen beteiligen.

    Glaube dann hört das ganz schnell auf 😉

    Übrigens auch von mir gute Besserung an die Verletzen SGE-Supporter !

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  7. Ausser Betroffenheit zu signalisieren und Aufbereitung anzukündigen hat jetzt der Vorstand eine wichtige Entscheidung zu treffen: will er den normalen Fans, die einfach nur ihre Eintracht lieben, den Spaß wieder zurückbringen oder will er von Feigheit getrieben nichts gegen dieses Assipack unternehmen?

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  8. Marseille ist eine Katastrophe. Die Stadt kennt ihr „Klientel. Mit einem Innenstadtverbot (und nur für die Auswärtigen) verlagert man nur die Gewalt ins Stadion. Auch dort längst nicht die höchst erforderlich Massnahmen zur Gewaltvermeidung.
    Unfähige, verantwortungslose „Verantwortliche“. Kein internationales Spiel mehr in Marseille.
    Und Idioten, unter dem Deckmantel „Eintrachtfan“ lassen sich darauf ein, unterirdisch.
    Die gehören nicht zu uns. Stadtverbot in ganz Deutschland und gerichtlich angeordnete Anti-Aggressions-Therapie
    (auf eigene Kosten) und eine Grundausbildung im Sozialverhalten.

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  9. Die UEFA und deren Maßnahmen sind das eine. Das andere ist wie der Verein selbst damit umgeht. A. Weiterhin allgemeine und verallgemeinernde Unmutsbekundungen äußern, um ja keinen Teil seiner Klientel zu verprellen oder B. An einer wirklichen Aufarbeitung arbeiten indem er Dauerkarten entzieht, Stadionverbote ausspricht und keinen Zugang zu Karten mehr ermöglicht. Immer größere Teile der Fanszene hat keinen Bock mehr auf die Chaoten, die den Slogan „Alles für den Verein“ lediglich als Schutzschild für ihre anarchische Selbstdarstellung nutzen. Klar, machen sie Stimmung und geile Choreos. Aber sie schaden dem Verein in einem Umfang der noch gar nicht abzusehen ist – von den ganzen finanziellen Strafen ganz abgesehen. Ich hoffe wirklich dass der Verein endlich handelt und nicht nur vorgibt etwas zu tun, um eine sichere Strafe durch die UEFA zu reduzieren. Denn das würde die Deppen lediglich in ihrem Handeln bestätigen und die Vorkommnisse der letzten Jahre abermals relativieren. Und auch wenn von OM mehr kam – wir sind Eintracht Frankfurt und haben vor unserer Haustüre zu kehren.

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  10. Das dieses Spiel Ärger bringt war ja wohl jedem bewusst. Beide Seiten waren ja schon im Vorgang auf Krawall gebürstet.
    Das bei dem massivem Böller Raketenbeschuss dennoch nur so wenig passiert ist immer wieder ein Wunder.(Auch wenn diesmal ein Fan wohl schwer verletzt wurde.
    Was man machen kann wurde ja hier oft schon Diskutiert. Das nun wieder solche Massen Bengalos,Böller,Feuerwerk ins Stadion kam dafür sind die Franzosen in Verantwortung. Die Eintracht selbst und die UEFA sollten die Mannschaften (sind ja nicht nur die 2 ) mit einem Auswärtsfanverbot für die Gruppenphase belegen. Basta!!!!
    Zum Hitlergruss!!! Das wird man nie rauskriegen.Dumme alkoholisierte Einzeller sterben nie aus.
    Aber mal so .
    Halbfinale Waldstadion WestHam Zugang hinter der Gegengeraden. Die Zuschauer in Hunderten auf dem Weg zu ihren Plätzen .Etwas erhöht (3Stufen) standen ca ein Gruppe Engländer ca 30 .Alter Mitte 20 bis Ende 30.
    Irgendwas haben sie den vorbeigehenden zugerufen (rumgepöbelt natürlich) Ein kleiner Teil zeigte dann den Hitlergruss.
    Es war ja genug Bereitschaftspolizei in kleinen Gruppen in Sichtweite.(müsste ja auf Überwachungsvideos zu sehen sein) Das hat aber niemanden interessiert.NurMalSo!!!!!
    Die Eintracht soll erst mal in ihrem eigenen STALL( Stadion ) für Sicherheit und Ordnung sorgen.Auch darüber haben wir schon oft genug diskutiert . Bin weiter der Meinung das man hier nicht immer besten Willens ist.
    Aber hier mal ein Bericht von Fusball2000.Basti haben sie auch noch das Auto ausgeräumt
    https://www.youtube.com/watch?v=WC-f76h707c

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  11. @@@@@3. Adlersieg
    14.09.2022 – 17:20 Uhr

    Politik: ideenlos
    Polizei: tatenlos
    Verein: machtlos (
    Fans: hilflos
    Hools: hirnlos
    Ich: sprachlos
    das kann ich so unterschreiben.Beim Verein sehe ich aber die devote ,unterwürfige Art zu den Gruppen in der NW Kurve in der Verantwortung.Selbst Fischer hat das jetzt nach so langer Zeit wohl begriffen.
    Aber net nur schwätze sondern handeln.es ist nicht 5 vor 12 sondern 5 nach 12
    Auf was warten alle .Bis auf den 1 Toten???
    Erstmal der UEFA (ja auch ich hab Bauchschmerzen bei dem Kor…. Verein) anbieten in der Gruppenphase ohne Fanunterstützung nach London und Lissabon.
    Kontrollen bei den Heimspielen an den Eingängen der NW Kurve. (durch die Polizei)Wer erwischt wird sofort in Gewahrsam. Schadensersatzansprüche geltend machen.

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  12. Es wäre auch mal ein Zeichen, wenn die Mannschaft deutlich ausspricht, was sie von den Vorkommnissen hält und das unmissverständlich (kein PR-Sprech). Auch auf die Gefahr, dass dann Teile der Bewegung pfeifen oder sich distanzieren.
    Das wäre authentischer, als auf Anregungen irgendwelcher Uefa Marketing Yuppies 3 mal im Jahr ein Fair Play Plakat hochzuhalten und sich in Interviews immer möglichst schadlos zu halten. Ich verstehe, dass der einzelne Spieler darauf bedacht ist möglichst niemanden verbal zu verletzen (um dann ein sog. „Shitstorm“ auszulösen, der karrierebehindernd sein kann), aber wenn der Mannschaftsrat im Namen aller mal konkret die Dinge verurteilt, wäre das doch schon mal ein Zeichen.

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  13. Mal so ne Idee: wenn Hunde Sprengstoff und Drogen riechen können, dann doch sicher auch diese Pyrozeug.

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  14. Erst einmal gute Besserung für den Fan und hoffentlich kommst Du schnell wieder auf die Beine.

    Was den Hitlergruß angeht nur noch so viel. Persönliches Gespräch!?
    Mit so einem Typen……unfassbar und für mich inakzeptabel. Solche Typen haben dafür gesorgt das ganz Europa über uns Spricht. Diesmal nicht wegen der tollen Stimmung und der Waaahnsinns Choreographie.

    Daher gibt es für mich nur eins. Dauerkarten weg. Stadionverbot und Mitgliedschaft entziehen und zwar auf Dauer!

    Kein Zentimeter nach Rechts!

    Forza SGE!

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  15. @manu69, #5,

    wenn du berechtigter Weise meinen Grammatikfehler anmahnst, solltest du das schon korrekt tun:
    „Liebster (ggf. etwas übertrieben) ExilHesse2.2, #2, ich weise dich freundlich (ggf. auch etwas übertrieben) darauf hin, dass du den Dativ nicht richtig gebildet hast, denn du schreibst „zunehmenden Egoismus“ statt „zunehmendem Egoismus“.
    Oder zumindist deine Minimalformulierung richtig:
    „wg. Bildung des Dativs“.
    Mann, Mann, Mann, da willst du cool oder was auch immer sein und schießt so ein Eigentor.

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