Niko Kovac will mit seiner Mannschaft beim Hamburger SV einen großen Schritt nach vorne gehen.
Niko Kovac will mit seiner Mannschaft beim Hamburger SV einen großen Schritt nach vorne gehen.

Bitterkalt war es an diesem Freitagabend im Januar 2011. Die Eintracht verlor ihr zweites Spiel in der Rückrunde und schien sich so langsam aus der Spitzengruppe, in die sie sich im Laufe der Hinrunde reingespielt hatte, zu verabschieden. Den Abstiegskampf mochte zu diesem Zeitpunkt noch niemand ausrufen, doch eine gewisse Unruhe konnte nach zwei Niederlagen und keinem eigenen Treffer im neuen Jahr durchaus wahrgenommen werden. Die Tatsache, dass mit Sebastian Rode und Ricardo Clark zwei ungelernte Abwehrspieler das Innenverteidiger-Pärchen bildeten, sorgte ebenfalls für Unbehagen. So wunderte es nicht, dass Mladen Petric eine ganz schwache Begegnung nach 65 Minuten für die Hanseaten entschied.

Der Blick auf diese Saison schmerzt den geneigten Adler-Fan ganz besonders. Die „Rückrunde der Schande“ schwebt bis heute in den Köpfen herum, sie hat ihre Heimat in den „Top 3“ der Schandflecke in der jüngeren Vereinsgeschichte gefunden. Rostock 1992, erster Bundesligaabstieg 1996 und dann dieses halbe Jahr 2011. Doch warum dieser Blick auf den 19. Spieltag der damaligen Spielzeit? Der HSV konnte seitdem nicht mehr gegen die Hessen gewinnen. Viermal siegten die Frankfurter, genauso häufig gab es ein Remis. Kann die positive Serie gegen die Rothosen am Freitag weiter ausgebaut werden?

Die bisherigen Auswärtsauftritte in dieser Saison haben eher Frust statt Lust geweckt. Der 2:0-Sieg beim FC Ingolstadt konnte den Ärger über die beiden unnötig erscheinenden 0:1-Niederlagen in Darmstadt und Freiburg nicht ersticken. Torhüter Lukas Hradecky hofft bereits darauf, dass die Mannschaft dieselbe Einstellung zeigt, wie beim 2:2 gegen den FC Bayern München. Niko Kovac konnte in seiner Amtszeit schon einige Sachen vorantreiben, die Schwäche in fremden Stadien auszutreiben gehörte bislang jedoch nicht dazu. Der Trainer wünscht sich für den Auftritt bei den Hamburgern, für die er von 1999 bis 2001 die Fußballschuhe schnürte, mehr Mut und hofft, dass das Team an die starke Leistung gegen den Rekordmeister anknüpft: „Man hat ja in den Heimspielen gesehen, dass wir Fußballspielen können. Man hat auch in Ingolstadt gesehen, dass wir auswärts gewinnen können. Dort hat die kämpferische Leistung und Einstellung gestimmt. Diese Spiele müssen Maßstab werden für Auswärtsspiele. In Freiburg und gegen Darmstadt haben weder Leistung noch Einstellung über 90 Minuten gestimmt.“

Kovac ist sich bereits im Klaren darüber, mit welcher Aufstellung er die nächste Aufgabe angehen wird. Auf die Eintracht warten anstrengende sieben Tage – Hamburg in der Bundesliga, am Dienstag darauf der FC Ingolstadt im DFB-Pokal und am nächsten Freitag das Duell bei Borussia Mönchengladbach. Der Kroate hat dabei vollstes Vertrauen in alle Akteure, die ihm als Alternative zur Verfügung stehen: „Letzte Woche waren Spieler noch bei Länderspielen unterwegs, die sind jetzt wieder fit. Dazu haben sich Tarashaj und Hrgota nach ihrer Einwechslung für mehr Einsatzzeit empfohlen und einen super Job gemacht. Wir haben ein gutes Team und werden versuchen zu rotieren, sodass wir überall fitte, gesunde und leistungsfähige Spieler haben.“

Gegen den Bundesligadino will die Mannschaft einen weiteren wichtigen Sprung nach vorne machen. Es ist freilich zu früh von einer richtungsweisenden Partie zu sprechen – dennoch könnte bei einem Sieg der Vorsprung auf die Hanseaten auf zwölf Punkt ausgebaut werden. Die Eintracht hätte somit bereits nach acht Spieltagen ein dickes Polster auf die Abstiegsplätze ausgebaut und könnte sich damit gar in der oberen Region etwas festbeißen. Kovac warnt zwar davor, den Gegner zu unterschätzen und die Stärke der Mannschaft von Markus Gisdol anhand der Tabelle (17. Platz) erkennen zu wollen. Der Coach hebt dennoch die positive Entwicklung seiner eigenen Mannschaft hervor und lobt: „Es geht nicht alles auf einmal, aber wir befinden uns auf einem guten Weg. Das Zweikampfverhalten wird besser, wir sind aggressiver unterwegs, laufen und sprinten die Bälle besser ab. Dazu kommt die spielerische Komponente: Gegen Mannschaften, die mitspielen wollen, tun wir uns leichter und zeigen unser Potenzial.“ Kovac hofft, dass sein Team am Freitag zeigt, welche Fähigkeiten es hat. Er setzt die Messlatte hoch an: „Unser primäres Ziel ist es, unsere Leistung im eigenen Stadion auch auswärts zu bestätigen.“

Die Chancen dafür scheinen zumindest auf dem Papier groß zu sein. Die gegnerische Mannschaft konnte erst zweimal über einen eigenen Treffer jubeln und noch keine Partie in dieser Saison gewinnen. Mit Kapitän Johan Djourou (Muskelfaserriss) und Cleber (Rote Karte) fehlen zwei der insgesamt nur drei gelernten Innenverteidiger. Gisdol wird wieder umstellen und neue Lösungen finden müssen. Ob es ihm ausgerechnet gegen die Eintracht gelingt, die Millioneneinkäufe Filip Kostic oder Alen Halilovic ins Laufen zu bringen und somit für den so langersehnten ersten Saisonsieg an der Elbe zu sorgen? Kovac wird dies mit seiner Mannschaft verhindern – und somit den Abstand auf die Abstiegsränge weiter ausbauen wollen.

Indessen wurde bekannt, dass die Fans der Frankfurter Eintracht – Leon Rauschenberger und Milan Soesanto – die ihr Anrecht auf eine Eintrittskarte für das DFB-Pokalspiel gegen den FC Ingolstadt hatten einklagen wollen, nach Informationen des „hr-Sport“ ihre Klage zurückgezogen haben. Eigentlich hatte das Amtsgericht Frankfurt den Einspruch der Eintracht-Anhänger am Dienstagvormittag verhandeln wollen. Das DFB-Sportgericht hatte als Strafe nach den Fan-Ausschreitungen beim Erstrunden-Spiel der Eintracht in Magdeburg entschieden, dass die Nordwesttribüne am 25. Oktober geschlossen bleiben muss und nur Inhaber von Sitzplatz-Dauerkarten auf der Ost-, Haupt- und Gegentribüne ins Stadion dürfen. Die wiederum dürfen ihre Tickets laut Sportgerichts-Urteil nicht an andere Interessenten verkaufen. Die Gründe, weshalb die Klage zurückgezogen wurde, sind bislang noch nicht bekannt.

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7 Kommentare

  1. Genauso sehe ich das auch. Wir sollten ersteinmal eifrig Punkte sammeln und somit den Klassenerhalt in dieser Saison sichern. Deshalb auch min. 39 Pkt. erreichen.
    Das Spiel gegen den HSV wird kein Selbstläufer und die Rothosen stehen mit dem Rücken an der Wand.
    Wenn wir punktemäßig irgendetwas aus HH mitnehmen, kann das ein Signal für höhre Aufgaben sein.
    Aber idR. verlieren wir solche Spiele wie am Freitag. 🙁 . Ich lass mich aber gerne überraschen.

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  2. Ich will einfach Optimist sein !
    Unsere Jungs lernen viel von NK und setzen auch zunehmend einiges besser um.
    Darmstadt und Freiburg waren Schüsse und Treffer vor den Bug , das sollte aber jetzt reichen.
    Vom Himmel werden die 3 Punkte nicht fallen.
    Wie haben wir noch vor Wochen gesagt : Auf Jetzt !
    Forza SGE !

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  3. Das Kovac ein Guter ist zeigt sich alleine an der Entwicklung von Chandler und Fabian. Bei Beiden hatte ich nicht den Eindruck, dass sie so explodieren und erfolgreich spielen. DIe Tatik und Mannschaftsleistung war gegen die Bayern top! Das werden unsere Jungs sicher nicht jede Woche bringen können, dennoch können sie mit breiter Brust nach HH fahren, hoffentlich nicht mit zu Breiter.
    Gegen den HSV wäre es ein Riesenschritt für den Klassenerhalt und für das eigene EGO. Für mich ist das Spiel gegen die Rothosen ein Schlüsselspiel.

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  4. Unter anderem wäre ein Sieg oder zumindest ein Remis ganz wichtig für das erforderliche Selbstvertrauen und den Auftrieb beim DFB-Pokal-Spiel gegen Ingolstadt. Im Pokal rechne ich mit sehr aggresiven und läuferisch starken Ingolstädtern. Eine Runde weiter, wäre für uns sooo wichtig. Also, den Gegner HSV annehmen und mit Spielbetrieb, Pressing und guten Spielideen dagegenhalten. Hamburg ist schlagbar.

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  5. Ich fühle mich ein wenig wie vor dem Ingolstadt Spiel in ieser Saison.
    Ich hab fest mit einer Niederlage gerechnet, da uns die „kleinen“ einfach nicht liegen, aber am Ende waren es drei Punkte.
    Daher bin ich noch unsicherer 😀

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