Sieht die individuelle Entwicklung der Nachwuchstalente als seine größte Aufgabe: NLZ-Leiter Alexander Richter. (Bild: IMAGO / Hartenfelser)

Sein Einjähriges hat Alexander Richter schon vor ein paar Wochen gefeiert. Zum 1. April 2022 übernahm der ehemalige Leiter der Nachwuchsabteilung des VfL Bochum den gleichen Job im „NLZ“ der SGE am Riederwald. Die Einarbeitungszeit ist längst vorüber – und langsam wird klar, welchen Stempel der 53-Jährige der Nachwuchsarbeit in Frankfurt aufdrücken möchte: Richter möchte offensiven Fußball spielen, einen hohen Ballbesitz und das Kreieren eigener Chancen sehen. Außerdem, so verriet er jüngst in einer Presserunde, legt er Wert auf Fairness – das Lamentieren oder Fordern von Gelben Karten ist für Richter eine Unsitte. Personell setzte Richter immer wieder Ausrufezeichen, auch wenn der Abgang von Patrick Ochs als Sportlicher Leiter Ende Juni nach wie vor Fragen offen lässt.

Gemessen wird seine Arbeit vor allem aber an Ergebnissen und nicht bloß an guten Ideen. Der Blick auf die reinen Saisonergebnisse im Nachwuchsleistungszentrum hält alles bereit von hervorragend bis besorgniserregend. Während die U21 im ersten Jahr nach Wiedergründung fast ohne Schwächen den direkten Aufstieg von der Hessenliga in die Regionalliga Südwest geschafft hat, zeigte die U19 enorme Mängel – nur mit viel Mühe wurde der Abstieg in die Zweitklassigkeit verhindert. Die U17 hingegen hatte Chancen auf den Staffelsieg, musste dann aber in der entscheidenden Phase auf Spieler verzichten, die in die U19 hochgezogen wurden.

Ergebnisse auf dem Platz sind zweitrangig

An diese Stelle zeigt sich die Philosophie von Richter: Die Ergebnisse auf dem Platz sind für ihn zweitrangig – relevant ist vor allem die positive Weiterentwicklung der einzelnen Spieler. Im Gespräch mit der „Frankfurter Neuen Presse“ (FNP) brachte der NLZ-Leiter dieses Beispiel: „Für Anas Alaoui und Derek Osei, die beispielsweise in der Winterpause von der U17 in die U19 hochgeschoben wurden, war es eine gute Erfahrung und ein Entwicklungsschritt, sich frühzeitig mit älteren Spielern zu duellieren. Das wird sicherlich auch künftig häufiger passieren, wenn wir es in der individuellen Entwicklung eines Spielers für sinnvoll erachten.

Auch wenn in der kommenden Saison mehr Spiele für die U19 anstehen (es werden nach Corona wieder normale Runden gespielt), ist Richter doch sicher, dass die neue Spielzeit ruhiger zugehen wird: „Wir haben einen guten Kader beisammen, deshalb gehe ich positiv gestimmt in die Spielzeit.“ Titel erwartet er von den Nachwuchsteams trotzdem nicht, denn: „Mir wäre es wichtiger, wenn wir bald mal wieder ein Eigengewächs als Profi bejubeln dürften.

Der Fokus liegt auf der individuellen Arbeit mit den Spielern

Ähnlich ist das bei der zweiten Mannschaft, der U21. Der Aufstieg in die Regionalliga sei zwar schön, aber da der Fokus auf der individuellen Ausbildung und Entwicklung der Spieler liege, „war das für uns weniger Thema als für die Medien oder für unsere Fans“, so Richter gegenüber der FNP. Daher wolle man auch regelmäßig U19-Spieler in die Regionalliga-Mannschaft schieben, obwohl sie noch im A-Junioren-Bereich Erfahrungen sammeln könnten. „Dabei müssen Spieler Fehler machen dürfen, die in der Regionalliga sicherlich schneller bestraft werden als in der Hessenliga. Daraus lernen sie aber und werden besser.

Ein sportliches Ziel will Richter dann aber doch noch ausgeben: „Mit Hinblick auf die Regionalliga wäre es natürlich schön, wenn wir mit dem Abstieg möglichst wenig zu tun haben würden.

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8 Kommentare

  1. Die Ergebnisse sind also zweitrangig? Sorry,ein Freifahrtsschein für schlechte Leistungen und wenn ich schon bessere aus der U17 hoch holen muss ist wohl wieder mal viel schief gelaufen rund um die U19.

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  2. Da stehen auch noch Trainer vor der Mannschaft, die sicher immer auf Sieg gehen. Wenn man das Ganze betrachtet, verzichte ich gerne auf Titel im Juniorenbereich, wenn dafür aber zukünftige Profis ausgebildet werden. Sollte aber gute Arbeit geleistet werden, werden auch die Ergebnisse stimmen.
    @1 Arbeite dich doch mal in die u19 ein und sage uns in einem Kommentar, was schief gelaufen ist. Sage dann, was besser laufen sollte und ob das mit der Philosophie eines Herrn Richter passt. Dann könnte man das kritisch diskutieren.

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  3. @Bernemer:
    So ein Unsinn. In den Jugendmannschaften geht es in erster Linie um die Entwicklung der Spieler. Die sollen sich mal etwas trauen können, ins Eins-gegen-Eins gehen und dürfen dabei auch mal Fehler machen.
    Wenn man schon in der Jugend zu viel Druck aufbaut (und der ist sowieso schon da) dann haben die Jungs und Mädels keinen Spaß mehr am Sport und bekommen vor lauter Angst Fehler zu machen gar nichts mehr gebacken.

    Natürlich muss man auch hier eine Balance finden. Die Ligazugehörigkeit spielt in meinen Augen nämlich durchaus eine nicht zu unterschätzende Rolle. Genauso, wie es für die Entwicklung von U17-Spielern sinnvoll sein kann, in der U19 zu spielen, ist das Niveau und die Härte der Regionalliga eine bessere Vorbereitung als die Hessenliga, wenn die Jungs in Zukunft den Schritt zu den Profis schaffen sollen.
    Daher sollte man alles dafür geben, die Liga zu halten und sich dort zu stabilisieren, um in ein paar Jahren zu gucken, ob man sogar den Aufstieg in Liga 3 forcieren sollte. Das ist aber erstmal Zukunftsmusik.

    Ich bin soweit froh, dass sich in den letzten Jahren im Jugendbereich etwas getan hat und wir auch wieder eine zweite Mannschaft haben.

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  4. Und zum Thema die U19 ist zu schlecht:
    Könnte auch daran liegen, dass Spieler wie Simonis, Loune, Wenig und Ferri so gut sind, dass sie in die U21 hoch gezogen wurden, obwohl sie noch U19 hätten spielen können.

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  5. Für mich ist Alexander Richter eine absolute top Verpflichtung von Krösche gewesen!! So viel wie sich unter Richter und Krösche bei der Jugendarbeit insgesamt getan hat, habe ich vorher bei der Eintracht noch nicht erlebt!
    Ich bin super gespannt auf alles was folgt.

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  6. Was für ne sinnarme Diskussion. Als ob das Erfahren und Lernen von beidem: Verlieren u n d Gewinnen,
    durch Siege u n d Niederlagen im Wettbewerb, nicht unabdingbarer Teil der Persönlichkeits- und Charakterbildung sind – nicht nur, aber besonders im sportlichen Hochleistungsbereich. Ebenso ist es ein wesentlicher Teil von Teambuilding und somit von individueller Teamfähigkeit. Also wenn der Tenor des NLZ-Leiters überhaupt nachvollziehbar sein könnte, dann insofern, dass man den Druck, den sich die Kids, gänzlich unabhängig von irgendwelchen Übungsleitern, ohnehin schon selber liefern, von außen zu reduzieren. Ansonsten sehe ich seit 2016 und dem Amtsantritt von Fredi Bobic, also nach mittlerweile vollen 7 Jahren! keine nennenswerte Vorwärtstendenz in unserer Nachwuchsförderung. Oder gibt es Insider-Beobachtungen, die bisher nicht an die Öffentlichkeit gedrungen sind?

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  7. Klingt für mich alles passend. So sagen es halt aber auch alle… Warten wir mal 3-5 Jahre. Ich hoffe jedenfalls auf Stabilität im NLZ. Das ist auch wichtig.

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