17.12.2014, Fussball, 1. BL, Eintracht Frankfurt - Hertha BSC BerlinDas Signal von Eintracht-Trainer Thomas Schaaf war eindeutig: Als er in der 81. Spielminute Lucas Piazon für Bastian Oczipka einwechselte und damit taktisch zu einem 2-0-5-3 mit offenem Visier überging, sollten seine Spieler wissen: Ein 2:4-Rückstand neun Minuten vor dem Ende ist noch lange kein Grund, die Flinte ins Korn zu werfen! Sinnbildlich für die Willensstärke und Moral der Frankfurter Mannschaft am gestrigen Abend war die Leistung von Bamba Anderson, dem Vorletzten der ursprünglich aufgelaufenen Viererkette: Ohne Rücksicht auf mögliche Konter trieb er das Spiel der SGE nach vorne, warf sich in jeden Zweikampf und bereitete den 3:4-Anschlusstreffer von Alex Meier in der 90. Spielminute vor.

Die Einwechselung von Piazon werden die meisten Eintracht-Fans mit einem Schulterzucken und dem Gedanken „Ist jetzt auch egal“ abgetan haben. Sie ist aber ein Beleg dafür, dass es dem Trainer gelingt, einer physisch und psychisch nach dem 2:4-Nackenschlag am Boden liegenden Mannschaft die entscheidenden Impulse zu verleihen. Vielleicht noch wichtiger ist die Erkenntnis, dass die Jungs auch dann noch ein Spiel drehen können, wenn sie nicht ihren besten Tag haben und für leichte Fehler bestraft werden. Symptomatisch für Einstellung und Charakter der Mannschaft war die Reaktion von Alex Meier nach dem Spiel: Statt das verdiente Lob für seine beiden Treffer in den Schlussminuten zu genießen, wies er darauf hin, dass er ein richtig schlechtes Spiel gemacht habe – und sein Gesichtsausdruck ließ keinen Zweifel daran, dass er dies Ernst meinte.

Halten wir uns mit der Chronologie der Geschehnisse nicht lange auf: Nach 20 Minuten starken Minuten der Eintracht, die außer einem Abseitstreffer von Meier (1.) und einer Chance unseres Fußball-Gottes (7.) nichts einbrachten, gingen die Berliner nach einem Freistoß und anschließender Tiefschlafphase von Marco Russ durch Brooks mit 1:0 in Führung. Nachdem Aigner seine 5. gelbe Karte gesehen hatte und Russ verletzungsbedingt durch Madlung ersetzt werden musste (29.), folgten mit dem 0:2 durch Ben-Hatira (33.) und dem 0:3 durch Schieber (37.) weitere Nackenschläge. Der Anschlusstreffer durch den unermüdlichen Stefan Aigner in der 43. Spielminute nach schöner Vorabeit von Seferovic war die „Hallo-Wach-Erweckung“ für Spieler und Fans.

17.12.2014, Fussball, 1. BL, Eintracht Frankfurt - Hertha BSC BerlinIn der zweiten Hälfte war es nur eine Frage der Zeit, bis die Eintracht nachlegen würde. Zu druckvoll war das Angriffsspiel, zu variabel agierte die Raute, auch das Wechselspiel zwischen Meier und Stendera sorgte immer wieder für neue Impulse nach vorne. Hertha-Torhüter Kraft konnte in der 51. Minute einen Meier-Kopfball noch parieren, in der 58. Minute war aber auch er machtlos: Eine Flanke von Hasebe musste Seferovic aus wenigen Metern nur noch einnicken. Danach war das Spiel wieder völlig offen, doch erstaunlicherweise machten jetzt wieder die Berliner Druck. Zunächst klärte Hildebrand in seinem 300. Bundesligaspiel mit dem Fuß gegen Schieber (60.), dann verzog Ben-Hatira nach einem haarsträubenden Fehler von Oczipka (62.) nur knapp. Die Eintracht musste offenkundig dem Tempo und dem kraftraubenden Anrennen auf das Berliner Tor Tribut zollen. In der 73. Minute kam Sonny Kittel für Hasebe – ein Wechsel, der sich noch bezahlt machen sollte! Doch zunächst waren die Berliner am Zuge: Einen schnellen Konter über den überragenden Herthaner Ben-Hatira konnte der völlig indisponierte Oczipka nur mit einem Foul unterbinden. Den fälligen Freistoß schlug Ben-Hatira an einer sich auflösenden Zwei-Mann-Mauer hindurch in den Strafraum, wo weder Meier noch Seferovic den frei stehenden Niemeyer am Torabschluss hindern wollten.

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2 Kommentare

  1. Können wir diesem AM ein Denkmal errichten? ich muss zugeben, dass ich vor Jahren auch manchmal auf ihn geschimpft habe, aber da kamen damals zu seiner geringen Laufleistung und seinem gewöhnungsbedürftigem Schleichgang auch noch einige vergebene Chancen dazu. Er hat uns allen eines besseren belehrt. Im Kopf ein 1A Profi, identifiziert sich mit dem Verein und hat eine klasse Technik und einen noch besseren Torriecher.
    Danke Alex!! Ich hoffe er kann noch 2-3 Jahre auf einem ähnlichen Niveau spielen.

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