Marco Fabián ist einer der Spieler bei Eintracht Frankfurt, bei dem sich der aktuelle sportliche Höhenflug des Vereins festmachen lässt. Er ist in dieser Hinrunde eine der prägendsten Figuren im Offensivspiel der Hessen. Das hätten ihm viele Beobachter nach einem eher schwachen ersten halben Jahr nicht zugetraut. Im letzten Winter war Fabián losgezogen, um die weite Fußballwelt zu erkunden, folgte seinem guten Freund und Leverkusen-Stürmer Chicharito nach Deutschland und landete schließlich in der Mainstadt. Zunächst war dieser Klimawandel nicht einfach für den 27-Jährigen, der vorher in der Liga MX für Deportivo Guadalajara die Fußballschuhe schnürte. Er tat sich schwer in der Bundesliga Fuß zu fassen. Spielte er unter dem ehemaligen Trainer Armin Veh noch regelmäßig, änderte sich das, als Niko Kovac das Amt des erfolglosen Veh übernahm. Im Abstiegskampf waren nun mal andere Tugenden gefragt, als die, die Fabián auf den Platz legte. Doch statt den Mexikaner im Sommer in die Wüste zu jagen, erkannte der neue Trainer sein Potenzial, führte Gespräche mit dem Spieler und stellte ihn in der Vorbereitung optimal auf die Bundesliga ein. Schließlich brachte Kovac seinen Schützling am dritten Spieltag der aktuellen Saison zum richtigen Zeitpunkt. Fabián zahlte das Vertrauen des Trainers zurück und bedankte sich dafür beim 2:1-Sieg gegen Bayer Leverkusen artig mit einem Tor und einer Vorlage bei Kovac. Seit dem drückt der Offensivmann dem Spiel der Eintracht seinen Stempel auf und ist aus der Mannschaft kaum noch wegzudenken.
Liebe auf den ersten Blick
Drei Tore und vier Vorlagen in zehn Spielen sprechen eine deutliche Sprache. Damit ist Fabián der aktuelle Topscorer der Kovac-Truppe. Davon war er in der Rückrunde der letzten Saison noch meilenweit entfernt. Aufgeben war aber nie eine Alternative für den Spieler. „Ich habe immer davon geträumt in Deutschland spielen zu können“, erzählt Fabián in einem Gespräch mit der „FAZ“. Er sei trotz der schweren Zeit am Anfang froh, dass er den Schritt in die Bundesliga gegangen ist. Mittlerweile kann er sich bestätigt fühlen, denn er sagt: „Mich hätte es nicht besser treffen können.“ Dabei hatte er im Winter noch zwei andere Angebote aus der ersten Liga, doch für Fabián standen diese nicht wirklich zur Debatte: „Mir war klar: Es sollte Frankfurt sein, es war Liebe auf den ersten Blick.“
Vielleicht war das in Bezug auf Trainer Kovac ein wenig anders. Wer würde es Fabián verdenken wollen, denn Fußballprofis werden natürlich nicht gerne zu Reservisten degradiert. Doch im Gegensatz zu seinem Vater, der sich damals in mexikanischen Medien darüber beschwerte, dass Kovac seinen Sohn zu wenig berücksichtigen würde, hielt der Profi die Füße still und akzeptierte die Entscheidung des Trainers. So hat er sich auf die Bank und teilweise sogar auf die Tribüne gesetzt und fristete klaglos sein Dasein. Doch das tat er nicht, ohne daraus seine Lehren zu ziehen, denn Fabián sagt: „Gelernt habe ich damals vor allem eines: Neben all den anderen Tugenden brauchte ich Geduld, um die Chance nutzen zu können, wenn sie kommt.“
Ein Loblied auf den Trainer
Also arbeitete der Mexikaner an sich und an seinem Spiel und wartete weiter geduldig auf seine Chance. Er nahm sich die Ratschläge des Trainers zu Herzen und versuchte diese umzusetzen, was ihm bis jetzt zweifelsohne ziemlich gut gelungen ist und was ihn insgesamt weitergebracht hat. „Mit der Hilfe von Niko Kovac und seinem Training habe ich den Sprung geschafft,“ betont Fabián. Faktoren wie Ordnung, Einsatzbereitschaft und Laufstärke, die Kovac von seinen Spielern verlange, hätten sich nicht negativ auf seinen sonstigen Spielstil auswirkt. Im Gegenteil, denn diese Tugenden haben seine Art des Fußballs „so ergänzt, dass mein Spiel vielfältiger wurde.“ Infolgedessen hätten sich auch die Einstellung, die Mentalität und die Arbeitsweise des Mexikaners verändert.
„Ich bin froh, Niko Kovac an meiner Seite zu wissen“, erzählt Fabián und behauptet weiter: „Er hat aus mir einen anderen Spieler gemacht.“ Das zeigt wieder einmal, wie groß der Anteil des Trainers am Erfolg der Mannschaft ist. Fabián wird nicht müde, das zu betonen. Unter dem Coach habe er verstanden, dass ihm der Kollektivgedanke auch persönlich weiterbringe, zudem sei er disziplinierter geworden. Der Mexikaner beschreibt Kovac als „im besten Sinne arbeitsversessen“. Was der Kroate vorlebt, färbe auf die Mannschaft ab. Die taktischen Vorgaben des Trainers beschreibt Fabián als „großartig“ und schließlich sagt er: „Er ist insgesamt ein beeindruckender Mensch und in gewisser Hinsicht ein Idol: Ich versuche, ihm nachzueifern.“ So sei Kovac „der wichtigste und prägendste“ Trainer, „den ich bis heute kennengelernt habe.“
Fabián – der viel mit der Visualisierungtechnik aus dem Bereich des mentalen Trainings arbeitet und dabei bestimmte Situationen abseits des Platzes im Kopf durchgeht, damit er diese so gut es geht im Spiel erahnen kann, um seine „Laufwege und Pässe darauf abzustimmen“ – weiß jetzt worauf es ankommt. Zum einen sei für ihn Kreativität im Mittelfeld zwar unabdingbar, denn: „Der Spaß beim Umgang mit dem Ball sollte nie zu kurz kommen.“ Der Mexikaner sagt zum anderen aber auch: „Mittlerweile ist mir klar geworden, dass man zudem auf dem Platz auch jede Minute rackern muss.“ Weil er das verinnerlicht und verstanden hat, spielt Fabián derzeit groß auf und hilft der Mannschaft damit ungemein, den Ritt auf er aktuellen Erfolgswelle weiter auskosten zu dürfen.
„Es ist ein Genuss, dieser Mannschaft angehören zu dürfen“
Genauso hilft die Mannschaft ihm dabei, dass er seinen Spielstil auf dem Feld durchdrücken kann. Die Akteure helfen sich also gegenseitig auf dem Platz. „Wir funktionieren als Team“, erzählt der Mexikaner, verweist abermals auf die Arbeit von Kovac und beschreibt den Zusammenhalt als „außergewöhnlich“. Gleichzeitig herrsche „ein gesunder Konkurrenzkampf“ innerhalb der Mannschaft. Ein Grund für den positiven Geist der Mannschaft, sei der schwere Gang durch die Relegation gegen den 1. FC Nürnberg gewesen: „Das hat uns alles geprägt, und wir sind gestärkt daraus hervorgegangen.“ Spieler und Trainer seien in dieser Zeit zu einer Einheit geworden. „Für uns als Mannschaft“, sagt Fabián, „ist seitdem kein Weg zu weit.“
Somit freut er sich nicht ohne Grund, ein Teil dieses Teams sein zu dürfen: „Es ist ein Genuss, dieser Mannschaft angehören zu dürfen.“ Gemeinsam sei man losgezogen, „um eine Expedition in der Bundesliga zu bestreiten“, erzählt der Mittelfeldspieler. Es ist nicht weit hergeholt, wenn behauptet wird, dass diese momentan recht erfolgreich verläuft. Der persönliche Wunsch des Mexikaners sei es jetzt, dass man den bisherigen positiven Erlebnissen noch weitere folgen lässt. Fabián weiß aber auch, dass er sich dem Wunschgedanken nicht allzu sehr hingeben sollte, denn: „Es ist besser, in der Gegenwart zu leben und mit der Konzentration im Hier und Jetzt voll da zu sein.“
Die Truppe fühle sich den bisherigen Ergebnissen verpflichtet und wolle diese in Zukunft bestätigen. Am Sonntag in Augsburg kann Fabián die Mannschaft dabei nicht unterstützen, da er eine Gelbsperre abzusitzen hat. Danach wird er aber mit ziemlicher Sicherheit wieder voll eingreifen und der Mannschaft versuchen zu helfen, weiter erfolgreich zu sein. „Wir wollen das Beste erreichen“, gibt sich der Mexikaner bedeckt, was die Ziele der Mannschaft angeht, im gleichen Atemzug sagt er aber auch: „Wenn wir mit Cleverness und Intelligenz an die Sache herangehen, stehen uns viele Möglichkeiten offen.“
8 Kommentare
Wahnsinn, das wir so ein Jungen in unseren Reihen haben.
MF stellt sich 100% in den Dienst der Mannschaft und weiss um die Stärken des homogenen Teams und seines Trainers NK. Der Junge durchlebt derzeit eine völlig neue und positive Situation bei der Eintracht, die er augenscheinlich spielerisch bestätigen kann und will.
Prima Kerl unsere "schnelle Maus" (Speedy Gonzales) aus Mexiko. ;-)
Wohnt Kovac noch im Hotel oder hat er bereits eine Wohnung?
Würde ja für eine Vertragsverlängerung sprechen.
Fabian ist lebenslanges Mitglied bei der Eintracht. Tolles Zeichen.
Würde mich nicht wundern, wenn am 20.12. kurz vorm Spiel die Vertragsverlängerung von NK und TC unterm Eintracht Baum liegen würde ;-) ! Ich zumindest würde diesen Termin wählen:-) !!
Forza SGE
in einem kicker Interview hat NK mal gesagt, dass seine Famiie in Salzburg bleibt und seine Tochter dort die Schule beenden soll.
Ein toller Spieler und Mensch - Respekt!
Na toll, von Salzburg ist es ein Katzensprung nach München. Bin ich (ausnahmsweise) froh, dass Ancelotti gestern die Kurve bekommen zu haben scheint.
Was Vertragsverlängerungen angeht: Ich würde alles daran setzen, Krombacher als Trikotsponsor zu behalten. Mit denen auf der Brust läuft es einfach (vgl. Saison 2012/13).
Niko bezieht bald eine Wohnung im Westend.
Mit Marco Fabian
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