Der Lichtblick im grauen Eintracht-Alltag. Mittelfeldmann Marc Stendera.
Der Lichtblick im grauen Eintracht-Alltag. Mittelfeldmann Marc Stendera.

Ja, es gibt ihn, den Gewinner unter vielen Verlierern bei Eintracht Frankfurt. Er ist 20 Jahre alt und erblickte am 10. Dezember 1995 im nordhessischen Kassel das Licht der Welt. Die Rede ist hierbei natürlich von Marc Stendera. Das Frankfurter Mittelfeldjuwel ist nach dieser, unabhängig davon wie das Spiel am Samstag gegen den SV Werder Bremen ausgehen mag, verkorksten Hinserie der Lichtblick des Traditionsvereins. Bei allen drei Partien, die bislang in dieser Saison gewonnen wurden, war der Regisseur mit auf dem Platz. Gegen den VfB Stuttgart (4:1) hatte er seinen ersten Einsatz in dieser Spielzeit, zwei Wochen später war er als Ballverteiler ein prägender Bestandteil einer tollen kollektiven Leistung, die zum 6:2 gegen den 1. FC Köln führte. Doch auch in den Wochen danach, als die Tristesse am 7. Spieltag mit dem 1:1 gegen Hertha BSC Berlin einsetzte, war Stendera der Farbtupfer in den oft so grauen Leistungen der Mannschaft von Trainer Armin Veh.

So war es dem Youngster am 10. Spieltag bei Hannover 96 zu verdanken, dass die Eintracht nicht noch tiefer in die Krise gerutscht ist. Nachdem man kurz nach Wiederanpfiff mit 0:1 zurücklag und wie gewohnt beim Angstgegner zu verlieren schien, nahm sich der Mann mit der Nummer 21 auf dem Rücken ein Herz und drehte mit zwei ganz wichtigen Treffer dieses Kellerduell. Es war an diesem 24. Oktober bislang das letzte Erfolgserlebnis der Hessen in dieser desaströs verlaufenden Hinrunde. Kein Wunder, dass dem Eigengewächs dann auch nach der bitteren Derbypleite gegen den SV Darmstadt am Nikolaussonntag der Kragen platzte. Der inzwischen schon 48 Bundesligaspiele schwere Stendera nahm am Montag nach dem 0:1 kein Blatt vor den Mund und legte den Finger in die Wunde: „Es ist das Mindeste, dass wir bei jedem Spiel 100 Prozent geben und das machen wir im Moment einfach nicht.“

Einmal in Rage, ging der Spielmacher sogar noch einen Schritt weiter, zweifelte auch noch die Leidenschaft und die nötige Einstellung bei der Mannschaft an: „Es muss sich jeder in der Mannschaft hinterfragen, ob er wirklich 100 Prozent gibt.“ Einer der jüngsten Team nahm die Kollegen offen in die Pflicht: „Jeder muss sich selbst hinterfragen, ob er bereit ist, alles in die Waagschale zu werfen.“ Es waren Worte, die gesessen und ihre Wirkung nicht verfehlt haben. Kapitän Alex Meier stellte sich einige Stunden später zwar noch schützend vor die Mannschaft – doch der junge Mittelfeldmann hatte mit seinen Sätzen schon eine Lawine losgetreten, die dann zwei Tage später in der Wutrede von Veh gipfelte. Der Coach zeigte sich mächtig angefressen und klammerte bei seiner Kritik an den Führungsspielern bewusst die jungen Akteure aus: „Ich verlange es von den erfahrenen Spielern und nicht von den 19-Jährigen.“

Gegen den SV Werder Bremen müssen die Hessen nun noch einmal „alles raushauen„, wie Veh verlangt. Die Hanseaten sorgten durch ihren 4:3 Sieg im DFB-Pokal gegen Borussia Mönchengladbach für eine große Überraschung. In den Wochen zuvor nämlich dümpelte das Team von Trainer Victor Skripnik ebenso trostlos in der gefährlichen Region umher, wie es die Frankfurter taten. Das Ausrufezeichen vom Dienstag „passt zu unserer Situation„, wie Veh mit gequältem Lächeln zugab. Doch die aktuell gewiss vorhandene Angst könnte so auch ins Positive umgekehrt werden: „Es kann ein Ansporn für uns sein, wenn man sieht, dass so etwas möglich ist.“ Ein wichtiger Faktor gegen die Bremer könnte dann auch wieder Stendera werden. Auf seiner fußballerischen Klasse, die auch gegen Borussia Dortmund (1:4) schmerzlich vermisst wurde, und seinem Selbstvertrauen ruhen aktuell alle Hoffnungen bei den Hessen. Stendera – der Gewinner unter vielen Verlierern.

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