Niko Kovac hat der Eintracht neues Leben eingehaucht. Gegen die TSG Hoffenheim soll das Offensivspiel endlich angekurbelt werden. Löst er die Blockaden bei Haris Seferovic und Co.?
Niko Kovac hat der Eintracht neues Leben eingehaucht. Gegen die TSG Hoffenheim soll das Offensivspiel endlich angekurbelt werden. Löst er die Blockaden bei Haris Seferovic und Co.?

Niko Kovac ist seit fünf Wochen bei der Eintracht und hat in dieser Zeit eines gelernt: Ruhe zu bewahren in einem hochsensiblen und sehr nervösen Umfeld. Der Kroate sagte – angesprochen auf die Partie gegen die TSG Hoffenheim am Samstag – am Rande der dienstäglichen Trainingseinheit: „Von einem Schicksalsspiel will ich nichts hören. Es ist ein extrem wichtiges Spiel, aber danach haben wir weitere fünf Partien.“ Kovac wird innerlich wissen, dass diese Worte den Druck, der auf den Hessen lastet, nicht wegnehmen wird. „Wir brauchen 12 bis 13 Punkte, um ganz sicher die Klasse zu halten„, sagte er noch bei seiner ersten Pressekonferenz vor der Partie gegen Borussia Mönchengladbach. Drei Zähler kamen seitdem auf das Konto dazu, ein dünnes 1:0 gegen Hannover 96 hat die Hessen am Leben gehalten.

Dennoch hat sich etwas bei der Eintracht geändert in den letzten 36 Tagen. Der ehemalige Bundesligaprofi hat dem Verein einen neuen Wind eingehaucht, die zuvor verschüttete Hoffnung ausgegraben und für neue Kompaktheit auf dem Feld gesorgt. Auch wenn die Torgefahr dabei noch fehlte und kein Ãœberraschungspunkt bei Borussia Mönchengladbach oder beim FC Bayern München mitgenommen werden konnte, steigt die Zuversicht, noch im richtigen Moment gehandelt zu haben. Kovac wollte zunächst eine stabile Defensive aufbauen – dieses Ziel wurde fix erreicht. Der nächste Schritt ist logisch – Tore sollen folgen. Am besten schon gegen Hoffenheim. Doch wie – so die bange Frage – soll das klappen?

1.) Der Knoten bei Haris Seferovic muss platzen

Seferovic ist eines der Gesichter des Niedergangs der Eintracht in dieser Saison. Stark begonnen und peu á peu nachgelassen, bis letztendlich gar nichts mehr gelang. Der Schweizer wartet seit der Partie gegen den 1. FSV Mainz 05 am 14. Spieltag auf einen Treffer. Der Angreifer möchte unbedingt mit zur Europameisterschaft nach Frankreich und sucht verzweifelt nach seiner Form. Der Einsatz ist vorhanden, der Wille, dem Team zu helfen, da. Kovac möchte ihm helfen und verlangt von Seferovic, „mehr in die Tiefe zu gehen.“ Der Angreifer müsse sich fallen lassen und mehr am Spiel teilnehmen, nicht immer mit dem Gesicht zum Tor stehen und das „Eins-gegen-Eins“ suchen: „In direkten Duellen kommen doch heute höchstens noch Messi und Neymar zu Toren.“ Seferovic müsse jetzt im Training versuchen „zu netzen, netzen, netzen.“ Ãœber banale Ãœbungen hin zum großen Erfolg? Es wäre ein Meisterstück, wenn Kovac hier die Blockaden lösen könnte.

2.) Die Wucht von Castaignos kann Lücken reißen

Castaignos ist einer der großen Hoffnungsträger der Hessen im Abstiegskampf. Der Niederländer bringt eine gewisse Wucht mit ins Spiel der Frankfurter, er verleiht dem Team durch seine Schnelligkeit und Unbekümmertheit eine Note, die gegen Hoffenheim ganz wertvoll sein kann. Castaignos ist eine „Wuchtbrumme“, ein Spieler, der die von Kovac angesprochene „Balkan-Mentalität“ verinnerlicht hat. Der 23-Jährige brennt wieder auf seinen Einsatz, zeigte bereits gegen die Bayern, dass mit ihm in den wichtigen Wochen zu rechnen ist. Gegen die Hoffenheimer, die gegen den 1. FC Köln vergangenes Wochenende gerade in der Mitte sehr instabil waren und in einigen Situationen äußerst hüftsteif wirkten, könnte sich diese Stärke als Faustpfand erweisen.

3.) Die Kapitänsbinde setzt bei Carlos Zambrano weitere Kräfte frei

Zambrano lief gegen den deutschen Rekordmeister letzten Samstag erstmals mit der Kapitänsbinde am Arm auf. Alex Meier verletzt, dazu der Ausfall von Marco Russ – also bekam der Peruaner das Stückchen Stoff, dass so eine große Bedeutung hat, übertragen. Kovac bestätigte, dass er so aus dem Innenverteidiger noch ein paar Prozent mehr herauskitzeln wolle: „Das habe ich bewusst gemacht. Man muss manche Spieler, vor allem die aus Süd- und Mittelamerika, an der Ehre packen“, so der Kroate zum „hr-sport“. Zambrano glänzte gegen die Bayern mit einer klasse Leistung: Er hielt – frei von allen Nickeligkeiten – die Mitte dicht und gewann viele wichtige Zweikämpfe. Seine Erfahrung ist im Abstiegskampf eine unerlässliche Komponente, gerade dann, wenn mit Kevin Volland oder Andrej Kramaric sehr torgefährliche Spieler auf das Tor zurennen, die dahinter von Nadiem Amiri oder Eduardo Vargas mit schmerzhaften Schnittstellenpässen bedient werden können. Die Kölner verteidigten diese Bälle am vergangenen Sonntag sehr souverän – ob den Hessen in der Kombination Zambrano/Russ oder Zambrano/Abraham ähnliches gelingt?

Lukas Hradecky ist ein ganz starker Rückhalt und ein würdiger Nachfolger von Kevin Trapp.
Lukas Hradecky ist ein ganz starker Rückhalt und ein würdiger Nachfolger von Kevin Trapp.

4.) Lukas Hradecky behält seine tolle Form

Der schwarze Tag gegen Gladbach – er war tatsächlich die große Ausnahme. Hradecky hielt gegen Hannover solide und in München stark. Der Keeper besitzt nicht nur ein sonniges Gemüt, sondern auch eine gehörige Portion Nervenstärke. Die schwache Leistung, als er am Niederrhein an allen drei Gegentreffern beteiligt war, ist vergessen. „Ich war scheiße„, sagte er damals ehrlich. Er durfte es auch einmal sein. Gegen die Hoffenheimer wird es auch auf ihn, seine Reflexe und seine Strafraumbeherrschung ankommen.

5.) Stefan Aigner findet auf der Zielgerade seine Form

Aigner war in den vergangenen drei Jahren stets ein Zugpferd in der Frankfurter Offensive. Der Blondschopf kam immer wieder in die torgefährlichen Positionen und verwertete die Pässe und Hereingaben der Kollegen zuverlässig. In dieser Saison ist allerdings alles anders – erst ein Tor steht auf der Habenseite des Außenbahnspielers. Kann Kovac hier die nächste Blockade lösen? Der Coach weiß, dass einer alleine das Fehlen von Topstürmer Alex Meier nicht kompensieren kann. Die Schwungräder der vergangenen Spielzeit müssen allesamt zum Laufen gebracht werden. Aigner – so viel ist sicher – zählt unbestritten dazu. Gegen Hannover legte er, wenn auch glücklich, den Siegtreffer von Änis Ben-Hatira vor. Folgt gegen die Kraichgauer der nächste wichtige Scorerpunkt?

6.) Mit einem starken Anhang im Rücken

Die Spieler konnten es nach Abpfiff der Partie gegen Hannover 96 selbst nicht glauben, als sie fast schon frenetisch vom Anhang in der Nordwestkurve empfangen wurden. Fans, Mannschaft, Trainer, Verantwortliche – unter dem Motto „#aufjetzt“ ist der Schulterschluss gelungen. Es zählt nur eins: Den fünften Abstieg der Vereinsgeschichte mit aller Macht zu verhindern. Und das – was gegen die Hoffenheimer höchstwahrscheinlich der Fall sein wird – vor vollem Haus.

7.) Die Hoffenheimer haben ihr Pulver verschossen

Julian Nagelsmann erkannte viele Defizite bei seiner Mannschaft. Das Spiel ist voll auf Volland zugeschnitten. Wird der Nationalspieler aus dem Spiel genommen, fehlen die Ideen, das nötige Tempo und die Kreativität. Andrej Kramaric konnte ihn noch entlasten und in den letzten sechs Partien vier Treffer beitragen. Gegen Köln kam er, trotz später Vorlage, 90 Minuten lang nicht ins Spiel Jonathan Schmid konnte die gesamte Saison nicht an alte Freiburger Zeiten anknüpfen, Amiri ist noch jung und unkonstant, Vargas sein Geld – trotz einiger lichter Momente – nicht wert. Torhüter Oliver Baumann konnte in den letzten Wochen häufiger noch schlimmeres verhindern und somit für positive Ergebnisse sorgen. Doch die Abwehrreihe vor ihm ist unsicher und hüftsteif. Niklas Süle ist, wie Nebenmann Ermin Bicakcic, ein eisenharter Verteidiger mit Defiziten im Spielaufbau. Die Außenverteidiger Tobias Strobl und Pavel Kaderabek konnten von den Kölnern immer wieder überlaufen werden, sodass diese an die Grundlinie und damit zu gefährlichen Hereingaben kamen. Der positive Lauf der letzten Woche war auch einigen Glücksmomenten, die unter Vorgänger Huub Stevens völlig fehlten, zu verdanken.

Kovac vermeidet immer wieder den Begriff „Schicksalsspiel„. Doch wie gegen Hannover zählt auch diesmal nur der Dreier. Ein Sieg ist mit Blick auf das Restprogramm alternativlos. Gegen die Niedersachsen hielten die Hessen dem mentalen Druck stand. Es wäre gegen Hoffenheim elementar wichtig, dass dies wiederholt werden kann.

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8 Kommentare

  1. Wichtig ist die Leistung auf dem Platz. Morgen Abend 17:30 wissen wir wohin unsere Reise geht. Oben oder unten. Verlieren wir, kann nur noch die Relegation unser Ziel sein.

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  2. Vorgezogenes EL Viertelfinale. Kristallkugel halt.
    Für Samstag habe ich endlich, endlich mal ein gutes Gefühl, was seit Aue nicht mehr der Fall war. Hoffentlich trügt es nicht.

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  3. Ich habe leider diesmal ein schlechtes Gefühl. Meiner Meinung nach hängt so viel vom Spiel ab. Wie @alpi schon richtig gesagt hat, ist bei einer Niederlage max. die Relegation drin. Selbst das glaube ich noch nicht mal, weil es dann im Kopf schwierig wird den Schalter noch einmal umzulegen.

    Naja, dennoch bin ich im Stadion dabei und werde alles geben, in der Hoffnung eines besseren belehrt zu werden! Glaube die Stimmung wird grandios !

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  4. Seferovic bitte nicht, es wäre ein verschenkter Platz im Team. Da würde ich lieber nur mit 10 Mann antreten, denn sein Holperfußball färbt auf den Rest der Mannschaft ab. Wird er angespielt kann man als Mitspieler auch gleich aufhören zu laufen, da der Ball verloren geht. Er hat einfach keine Technik am Ball und auch nicht beim Torschuss. Und alleine auf das Tor zurennen wird in den letzten Spielen nicht mehr passieren, da wir bestimmt auch nicht mehr irgendwann mal in der 75. Minute 2:0 führen.

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  5. Es ist ein Trauerspiel mit unserem Sefe. Das gleiche gilt für Aigner. Den Willen will ich inzwischen beiden nicht absprechen. Aber wieviel Chancen will man denen noch geben, während eventuelle „Heilsbringer“ auf der Bank versauern? Und das nur, weil deren Marktwert niedrig ist bzw. die Referenzen fehlen. Kovacs ist jetzt am Zug und hat (leider viel zu spät) die Chance nochmal alles auf Null zu stellen. Bei einer Niederlage gegen Hoffenheim brauchen wir nicht einmal an das Minimalziel Relegation zu glauben. Dann darf getrost für Liga II geplant werden. In dieser Hinsicht ist H96 schon mal ganz schön im Vorteil. Da kann jetzt schon aufgeräumt und mit der Weichenstellung begonnen werden.

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  6. Soviele Heilsbringer haten wir bisher ja nicht. Gacinovic, Castaignos und Kittel waren oder sind ( gilt für Gacinovic ) nicht fit nach Verletzungen und Krankheit. Daher mussten wir auf die Jungs zurückgreifen. Aber die Einwechslungen und die gezeigte Leistungen haben ja bewiesen, das Sonny und Luc wieder eine Option sind.

    Ich würde mir wünschen, das Haris und Aigner wieder in die Spur kommen. In der Form die ich als normal bei ihnen bezeichne, sind sie eine echte Hilfe

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  7. Mit dem besseren Fanrückhalt, der Grundqualität des nun sehr breiten Kaders und mehr Laufbereitschaft ist theoretisch das Potential für einen Klassenerhalt da. Dank Trainerwechsel mit Experimentierfreude, Verletzungen und Sperren gibt es allerdings nun eine handvoll Spieltage vor Schluss keinerlei festen Stammpositionen mehr ausser Hradecky, Zambrano (wenn an Bord) und Aigner (ausser Form). So können mangels Konstanz und Abstimmung Spiel für Spiel entscheidende Prozente fehlen, um noch Dreier zu holen. Es wäre weitaus sinnvoller gewesen, Veh mit dem bisherigen Stammpersonal – und vor allem Fabian – die Saison zu Ende spielen zu lassen. Nur mit Fabian als zentraler Figur sehe ich bessere Siegchancen durch mehr Torchancen.

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