Niko Kovac: Ein würdiger Eintracht-Repräsentant.
Niko Kovac: Ein würdiger Eintracht-Repräsentant.

Es war eine Geste, die im Mai vom breiten Publikum zunächst kaum beachtet wurde. Niko Kovac ging nach dem Sieg in der Relegation zu den Spielern des unterlegenen 1. FC Nürnberg und spendete tröstende Worte, während Fans und . Der Trainer der Eintracht versetzte sich in diesen Momenten in die Lage des Gegners und sah es als Selbstverständlichkeit an, dies zum Ausdruck zu bringen. Die Belohnung folgte fünf Monate später, als dem Kroaten die Fifa-Fairplay-Medaille des DFB überreicht wurde. Ich finde es wichtig, dass wir Menschen Empathie zeigen“, sagte der Trainer im Gespräch mit der „Welt“.

Rückblick: Die in Österreich und der Schweiz stattfindende Europameisterschaft 2008 biegt auf die Zielgerade ein. Im Viertelfinale begegnen sich Kroatien und die Türkei. Nach langen und zum Ende hin schleppend verlaufenden 119 Minuten trifft Ivan Klasnic zum 1:0 in der Verlängerung. Der Jubel im Lager der Kroaten ist riesengroß, das Halbfinale gegen Deutschland rückt in greifbarer Nähe. Der damals noch 36-Jährige Kovac reißt ebenfalls freudig die Arme in die Höhe und atmet tief durch. Die Türken ihrerseits geben allerdings noch nicht auf und erzielen durch Semih Sentürk nur eine Minute später den Ausgleich. Die Folge: Abpfiff, Elfmeterschießen und eine bittere 4:2 Niederlage für die Kroaten. Der Trainer der Eintracht musste selbst erfahren, wie bitter sich eine solche Niederlage anfühlte. Ich hatte in Nürnberg spontan das Bedürfnis, den Spielern mein Mitgefühl auszudrücken“, erklärt er mit Blick auf die eigene Erfahrung.

Kovac rückt den Menschen in den Mittelpunkt – in einem Sport, in dem sich die Diskussionen häufig nur um Geld, Macht und die aktuelle Tagesform von Spielern und Mannschaften dreht. Natürlich muss der ehemalige Fußballprofi Entscheidungen treffen, die nicht für jeden angenehm sind und womöglich für Wut und Enttäuschung sorgen können. Kovac versucht dennoch abzuwägen und stellt das Kollektiv in den Mittelpunkt: Da gilt es, die richtigen Worte zu finden.“ Wenn es darum geht, den Spielern etwas mitzuteilen, helfen keine Smartphones, Tablets oder Laptops. Der Trainer ist kommunikativ und achtet dabei stets auf Werte wie Demut, Empathie und Altruismus. Seine christlichen Werte kommen immer wieder zum Vorschein: Der liebe Gott hat uns die Zunge gegeben, damit wir miteinander reden. Das sollten wir öfter tun – und dem anderen auch mal verzeihen.“

Kovac weiß dennoch, dass alleine mit netten Worten und menschlichen Zügen ein Bundesligaspiel nicht gewonnen werden kann. Bei den Hessen steckt knallharte und sehr akribische Arbeit hinter dem aktuellen Erfolg. Der Coach tüftelt zusammen mit seinem Bruder Robert und dem Team hinter dem Team an Erfolgsstrategien und findet dabei überraschend häufig den richtigen Ansatz. Er will die aktuell so gute Lage allerdings nicht überhöhen und mahnt zur richtigen Balance: Wenn du Erfolg hast als Spieler, sollst du ihn auch genießen. Aber niemand soll sich größer machen, als er ist.“ Kovac fordert deshalb diszipliniertes Verhalten ein und drückt klar aus, wenn das Maß voll ist: „Niemand wird eingezwängt. Aber über allem steht die Gemeinschaft, in der sich jeder mit Respekt einbringen muss.“

Das Spiel gegen Borussia Mönchengladbach am Freitagabend zeigte erneut, dass die Spieler der Eintracht verstanden haben, was von ihnen verlangt wird. Jeder läuft für den anderen mit, Kompaktheit wird hergestellt, die Lücken – wenn sie denn überhaupt offen sind – werden geschlossen. Kurzum: Die Hessen traten in den vergangenen Jahren selten so diszipliniert auf wie es in diesen Wochen der Fall ist. Die Sorge vor der Saison, dass womöglich zu viele Sprachen und Kulturen aufeinanderprallen und nicht funktionieren könnten, wurde förmlich weggebügelt. Kovac sah darin zu keinem Zeitpunkt ein Problem: Deutsch ist die Hauptsprache, dazu haben wir einen Dolmetscher, der gewisse Sachen übersetzt. Ich spreche Englisch, ich spreche Kroatisch. Nur Spanisch kann ich nicht. Aber das wird. Die Arbeit macht wirklich großen Spaß.Er hebt vor allem die spanisch sprechende Fraktion hervor: Die Spieler sind sehr, sehr fokussiert, gleichzeitig aber auch locker, freundlich und sehr euphorisch. Das eine überträgt sich quasi auf das andere. Jeder profitiert von dem anderen.

Der Trainer kann sich mit Blick auf das bisherige Ergebnis in dieser Saison bestätigt sehen, betont allerdings: „Ich bin einer, der nie zufrieden ist.“ Durchatmen oder sich etwas zurücklehnen? Nicht bei Kovac: „Ich habe zu viel Erfahrung, die mir sagt, wie schnell es wieder anders laufen kann. Im Moment fühlt sich das alles sehr gut an. Aber es darf nicht passieren, dass wir uns zufrieden geben. Stillstand ist Rückstand.“

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2 Kommentare

  1. NK – das ist O.K.
    Nun brauchen wir aber ein volles Stadion gegen die Geißböcke – Stimmung ohne Ende
    Forza SGE !

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