"Wenn seine Entwicklung so weitergeht und er bei uns bleibt, kann er ein richtig guter Spieler werden." Armin Veh lobt sein "Schlitzohr" Marc Stendera.
„Wenn seine Entwicklung so weitergeht und er bei uns bleibt, kann er ein richtig guter Spieler werden.“ Armin Veh lobt sein „Schlitzohr“ Marc Stendera.

Zwölf Tage nur noch, dann rollt der Ball schon wieder durch das Frankfurter Waldstadion. Für Armin Veh und seine Mannschaft steht somit nach der harten Grundlagenarbeit in Abu Dhabi in der verbleibenden Zeit der Feinschliff auf dem Programm. Mit einem Test am heutigen Dienstag gegen Borussia Dortmund endet die Zeit der Hessen am Persischen Golf – eine Zeit, die von allen wieder als sehr intensiv und wertvoll bezeichnet wird. Intensiv für die Spieler, die auch den „Hügel des Leidens“ wieder erklimmen mussten, und für die Verantwortlichen, die häufig die Köpfe zusammensteckten und nicht mal „einen halben Tag frei“ (O-Ton Peter Fischer) hatten, um wenigstens etwas die Sonne genießen zu dürfen. Wertvoll aber auch, weil das Netzwerk weiter ausgebaut und der nächste Schritt in Richtung stärkerer Bekanntheitsgrad auf internationale Ebene gegangen werden konnte.

Doch all diese Gespräche führen ins Leere, wenn die Mannschaft den Klassenerhalt verpassen und die Eintracht in Bundesliga 2 absteigen sollte. Ein Faktor, der für viele Schwächen in der Hinrunde ausgemacht, war die linke Offensivseite. Einige Akteure versuchten dort ihr Glück – Bastian Oczipka, Aleksandar Ignjovski, Mijat Gacinovic und auch Marc Stendera konnten aber allesamt keinen bleibenden Eindruck auf dem Flügel hinterlassen. Dies soll sich nun durch die beiden Neuzugänge Szabolcs Huszti und Marco Fabián ändern. Fabián hat in den Tagen in Abu Dhabi deutlich Fortschritte gemacht und spricht bereits die ersten Wörtchen Deutsch. Huszti wusste gar sofort zu überzeugen. Der 32-Jährige Ungar zählte in der Vergangenheit bei Hannover 96 zu einem der interessantesten Akteuren in der Bundesliga. Mit seinem starken linken Fuß, bestens brauchbar für Standardsituationen, kann er für die Hessen in der Rückrunde eine echte Waffe werden.

Für Veh sind die beiden Neuzugänge ganz wichtige Puzzlestücke für das 4-2-3-1 System. Er ist sich sicher, dass die Vakanz auf dieser Position endlich geschlossen werden konnte, man sich hier grundlegend verbessert habe. Auf die Formation hat sich der Coach dabei ebenfalls festgelegt: „Das steht uns besser zu Gesicht. Das wollen wir auch gegen vermeintlich stärkere Gegner praktizieren.“ In der Hinrunde gelang der Umstieg von der Raute auf das 4-2-3-1 nur bedingt, zu groß war die Lücke auf links, „da geht das ganze Gebilde kaputt.“ Veh kann somit die Gedankenspiele, beispielsweise einen Spieler wie Stendera auf diese Position ziehen zu müssen, beenden. Der 20-Jährige Kreativspieler der Hessen hat sich in der Hinserie noch einen Schritt weiter entwickelt und wird mehr und mehr zum Aushängeschild des Vereins. Vor der Saison noch prophezeite der Trainer, dass Stendera diese Mannschaft in zwei Jahren führen werde. Diese Einschätzung musste Veh jetzt revidieren: „Es braucht keine zwei Jahre mehr.“

Stellte bereits im ersten Test unter Beweis, dass er einen strammen Schuss besitzt. Neuzugang Szabolcs Huszti.
Stellte bereits im ersten Test unter Beweis, dass er einen strammen Schuss besitzt. Neuzugang Szabolcs Huszti.

Wie weit die Wertschätzung des Übungsleiters für seine Nummer 21 geht, zeigt ein gewagter Vergleich: „Man kann ihn da mit Pirlo vergleichen, auch wenn er natürlich längst nicht so weit ist. Auch Pirlo hatte keine besondere Schnelligkeit, aber er hat aus diesem Defizit etwas Gutes für sich gemacht. Das kann Stendera auch. Er weiß ja, dass er kein Pfeil ist, deshalb hat er Mittel gesucht, um es zu kompensieren. Zum Beispiel mit seinem sehr starken Zweikampfverhalten.“ Ein echter Ritterschlag – immerhin hat der 36-Jährige Italiener, der aktuell seine Karriere in den USA beim FC New York City ausklingen lässt, so ziemlich alle Pötte in der Hand gehabt, die man im Fußball abgreifen kann. Veh schränkt daher auch sofort ein: „So weit wie Pirlo ist Stender noch nicht.“

Für die Eintracht aber ist Stendera eine fixe Größe, ein echtes Juwel. Bis 2018, wenn die Option gezogen wird, läuft der Vertrag noch. Das „Schlitzohr“, wie er von Veh immer mal wieder grinsend bezeichnet wird, soll im Optimalfall auch über diese Zeit hinaus ein Fixpunkt bei den Hessen bleiben. Am liebsten würde Sportdirektor Bruno Hübner den Kontrakt wahrscheinlich bis ins Jahr X verlängern. Stendera jedenfalls ließ schon durchblicken, dass er sich eine Erweiterung des Arbeitsverhältnisses durchaus vorstellen könne. Aktuell aber zählt nur der Blick auf die Rückserie. Mit dem „deutschen Pirlo“ und einer stabilen linken Seite zum frühzeitigen Klassenerhalt? Es scheint die letzte Möglichkeit zu sein, eine bis jetzt verkorkst verlaufende Spielzeit doch noch zu einem guten Ende zu führen.

- Werbung -

5 Kommentare

  1. wer ist Pirlo ? 🙂
    Bitte Stender ein fettes Gehalt und einen langfristigen Vertrag mit einer unglaublichen Ausstiegsklausel, danke !

    0
    0
  2. Mhm, das muss man auch alles bezahlen können. Sicherlich ist Stendera ein großes Talent und man sollte versuchen, ihn langfristig zu binden. Jedoch sollte man sich auch bewußt sein, dass man ihm auch die Perspektive bieten muss bzw. kann.

    0
    0
  3. Pirlo war schon ein Großer. Und der hat Fußball gespielt , nicht gearbeitet. ja, möglichst lange halten. Bis 2018 ist er ja da. Und wenn sein Bruder den Sprung schafft, vielleicht noch länger. DIe Perspektive muss da sein, das stimmt. Aber wir sind da auf einem guten Weg.

    0
    0
  4. solche Vergleiche sind wirklich prima und Honig für die gestandene Fan-Seele.
    Für’s erste reicht mir jetzt aber weiterhin Kontinuität in der Rückrunde, stetige Weiterentwicklung und das Annehmen der Führungsrolle im Mittelfeld.
    Der Rest kommt von ganz allein.
    Uns muss aber auch klar sein, dass dann beim aktuellen Standing der Eintracht ein „Mini-Pirlo“ von den Großen gejagt und irgendwann auch gefangen wird.
    Letztendlich ist das aber dann für alle auch gut so.

    0
    0

Keine Kommentare mehr möglich.

- Werbung -