Karim Matmour genoss seine Zeit bei der Eintracht. (Foto: Heiko Rhode)

Am kommenden Samstag treffen Borussia Mönchengladbach und die Frankfurter Eintracht aufeinander. Karim Matmour hat für beide Vereine gespielt, wird in Algerien als Volksheld gefeiert und arbeitet inzwischen bei Bayer Leverkusen als Scout. SGE4EVER.de-Redakteur Marcel Storch hat mit dem Ex-Profi über die Entwicklung seiner beiden Ex-Vereine, die Zeit in Frankfurt und seine Tätigkeit als Scout bei Leverkusen gesprochen.

Karim, als Du vor zehn Jahren in Mönchengladbach und anschließend bei der Eintracht gespielt hast, waren beide Teams Fahrstuhlmannschaften. Die Eintracht spielte in deinem ersten Jahr 2. Liga, kam nach dem Wiederaufstieg überraschend in die Europa League. Mittlerweile spielt Gladbach Champions League, die Eintracht ist drauf und dran sich erstmals zu qualifizieren. Hat dich die Entwicklung deiner Ex-Teams überrascht?
Überhaupt nicht. Die jetzige Entwicklung ist für mich keine Überraschung. Es sind zwei Topvereine. Geht es nach mir, sollen beide jedes Jahr Champions League spielen. Für mich gehören beide, auch schon damals, als ich bei ihnen gespielt habe, zu den besten Vereinen, nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Das war auch ein Grund, warum ich damals auch trotz 2. Liga zur Eintracht gewechselt bin. Es ist ein Topverein, unabhängig von der Liga. Ich kann sagen: ich hatte eine Superzeit in Frankfurt.

Zu deiner Zeit bei der Eintracht: Du hast von 2011 bis 2013 in Frankfurt gespielt. Welche Erinnerungen sind mit der Zeit bei der Eintracht verbunden?
Wir waren sehr erfolgreich, haben häufig gewonnen in den zwei Jahren, in denen ich dort war. Das Stadion war etwas Besonderes mit super Fans und einem vollen Haus. Auch auswärts waren immer viele Fans dabei. Wir sind aufgestiegen, danach haben wir uns direkt für die Europa League qualifiziert. Wir waren sehr erfolgreich. Auch privat hatte ich eine schöne Zeit. Ich habe mich sehr wohlgefühlt. Meine Kinder sind in Frankfurt geboren. Deshalb ist das eine besondere Stadt und für immer in meinem Herzen.

„Er hat es geschafft eine super Stimmung in der Mannschaft zu haben“, lobt Matmour Ex-Coach Armin Veh. (Foto: Heiko Rhode)

Du kamst, als die Eintracht gerade abgestiegen war. Mit Armin Veh gelang euch der direkte Wiederaufstieg. Du warst mit sechs Toren und vier Vorlagen maßgeblich beteiligt. Was war Veh für ein Typ als Trainer?
Ich bin sehr gut mit ihm zurechtgekommen. Als Spieler war es eine der besten Zeiten für mich. Er hatte viel Erfahrung und wusste genau, wie er den Kader zusammenhält. Er hat es geschafft, eine super Stimmung in der Mannschaft zu haben. Training war eigentlich nicht so mein Ding. (lacht) Für mich war Fußball Spiel und nicht Training. Training gehörte dazu als Profi, aber ich habe mich immer aufs Wochenende gefreut. Unter ihm hatte ich aber die ganze Woche Spaß gehabt und war froh, zum Training zu gehen. Das habe ich nicht mit allen Trainern gehabt. Bei anderen Trainern wusstest du schon, jetzt kommt wieder diese Übung. Du bist natürlich Profi und machst das, bist glücklich diesen Job zu haben. Aber ein bisschen Kreativität ist immer gut. Und bei Armin Veh gab es eine gute Mischung.

Mit Sebastian Rode und Kevin Trapp sind sogar zwei heutige Adler schon damals dabei gewesen. Gibt es noch Kontakt zu ehemaligen Mitspielern bei der Eintracht?
Sebastian hat damals sein Debüt gegeben. Da hat man schon gemerkt, dass er etwas Besonderes hat. Kevin auch. Die Entwicklung von beiden war keine Überraschung für mich. Die waren schon damals top. Sie hatten auch schon damals eine starke Verbindung mit der Stadt und dem Verein.

Ich bin noch ein, zweimal danach vorbeigekommen und habe noch mit 3-4 Spielern aus dem Team und rund ums Team Kontakt. Aber es ist generell im Fußball so: man hat vielleicht nicht ständig Kontakt, aber wenn man sich wiedersieht, dann ist es so, als hätten wir uns erst gestern gesehen.

Wie ist das generell so mit Freundschaften im Profi-Fußball – überdauern die, wenn man mal aufgehört hat?
Es gibt schon ein paar Spieler, zu denen man eine ganz enge Beziehung hat. Und die bleibt auch ganz eng. Aber es ist natürlich nicht einfach, Freundschaften stark zu halten, wenn man viel unterwegs ist und Vereine wechselt. Aber das ist im Menschenleben allgemein. Aber im Fußball ist das Spezielle, dass eine besondere Beziehung mit Teamkollegen aus Verein oder Nationalmannschaft immer bleibt. Als Spieler erlebt man Dinge auf dem Platz, die einen für ewig zusammenschweißen. Das merkt man nicht sofort, aber mit der Zeit versteht man es. Man reist zusammen, man spielt und kämpft zusammen. Diese Verbindung ist für die Ewigkeit. Und wenn man sich wiedersieht, fühlt es sich an wie als wäre es gestern.

Zweimal Gelb-Rot in einer Woche – diesen Rekord holte sich Karim Matmour in seiner Eintracht-Zeit. (Foto: Heiko Rhode)

Du hast in Frankfurt einen zweifelhaften Rekord gebrochen. In einer Woche zweimal mit der Gelb-Roten Karte vom Platz zu fliegen. Was war da los?
Da habe ich wohl zu viele Hormone gehabt. (lacht) Dazu muss man wissen: ich habe ganz selten Gelbe Karten und nur zwei Rote Karten in meiner ganzen Karriere bekommen. Das waren die beiden. Wir hatten englische Woche. Ich hatte gegen Schalke Gelb-Rot bekommen. Dienstags gegen Mainz war ich gesperrt und Freitagabend gegen Düsseldorf war schon das nächste Spiel, wo ich erneut Gelb-Rot bekam.

Was im Nachhinein lustig ist: wir haben kurz danach gegen Freiburg gespielt. Ich habe in der ersten Halbzeit wieder eine Gelbe Karte bekommen. Ich glaube es war damals Heribert Bruchhagen, der in der Halbzeit runterkam und meinte: der muss raus. Nicht noch eine dritte Gelb-Rote Karte. Dann wurde ich in der Halbzeit ausgewechselt.

Du bist damals trotz Europa League Quali ablösefrei nach Kaiserslautern gewechselt. Warum?
Mein Wunsch war es, in Frankfurt zu bleiben. Es gab Parameter, die ich bis heute nicht verstanden habe und so wurde mein Vertrag nicht verlängert. Ich wollte bleiben, aber Fußball ist manchmal so. Ich war glücklich in Frankfurt und wollte nicht wechseln. Oft heißt es ja von Fans, dass Spieler ständig wechseln. Aber manchmal ist es auch so, dass Spieler bleiben wollen – und nicht können.

Anschließend hast du unter anderem in Kuwait und Australien gespielt. Welche Erfahrungen hast du dort sammeln können?
Das war am Ende meiner Karriere. Ich wollte weniger Druck und entspannter Fußball spielen. Um ehrlich zu sein, spielte auch der finanzielle Aspekt eine Rolle. Als Mensch habe ich viele Erfahrungen gemacht. Als Spieler weniger, weil man das Niveau nicht mit der Bundesliga vergleichen konnte. Aber es war eine Entscheidung, die ich nicht bereut habe. Ich habe in Australien meine Karriere beendet. Es war ein bisschen wie Urlaub. Und so konnte ich eine andere Seite der Welt kennenlernen, die ich außerhalb des Fußballs so nie erlebt hätte.

Nach deinem Karriereende warst du Trainer in der Verbandsliga, inzwischen bist du als Scout bei Bayer Leverkusen tätig. Ist der Plan Trainer zu werden nach wie vor in deinem Kopf?
Am Ende meiner Karriere habe ich die Trainerausbildung gemacht. Und direkt nach meiner Karriere war ich beim Kehler FV für ein Jahr als Trainer tätig. Aber ich habe mit der Zeit gelernt, keine Pläne zu machen, sondern die Sachen zu nehmen, wie sie kommen. Scout bei Bayer Leverkusen zu sein, damit hätte ich nie gerechnet. Und jetzt mache ich das. Was morgen kommt, weiß ich nicht. Ob ich morgen Trainer bin, oder ob ich als Spieler nochmal zurückkomme; zwei Wochen Vorbereitung und los! (lacht) Spaß beiseite, das ist vorbei.

Wie sieht denn die Arbeit eines Scouts in Corona-Zeiten aus?
Ich lebe an der Grenze zu Frankreich und kümmere mich um den französischen Markt. Ich habe Glück: Frankreich ist das einzige Land, dass für Scouts offen ist. Ich darf also ganz normal ins Stadion gehen. Aber ich arbeite auch viel aus dem Büro. Man muss den Markt gut kennen, damit wir unsere Entscheidung treffen können. Ich habe also nach wie vor Tag und Nacht den Fußball vor meinen Augen. (lacht)

Bayer hat Diaby, die Eintracht N’Dicka. Täuscht der Eindruck oder kommen mehr junge Franzosen nach Deutschland?
Ich glaube in Zukunft werden noch viel mehr französische Spieler in die Bundesliga kommen. Der Markt ist sehr interessant. Die Konkurrenz ist entsprechend groß.

In Frankfurt hat Ben Manga einen fast schon legendären Ruf als Scout und Kaderplaner, weil er immer wieder Talente entdeckt hat.
Ich kenne ihn nicht persönlich, aber an der Frankfurter Scouting-Abteilung war ich nah dran. Ich kannte einen Scout bei der Eintracht. Er ist inzwischen gewechselt. Die Eintracht macht einen guten Job. Die guten Ergebnisse kommen nicht umsonst. Bei der Kaderplanung und den Neuverpflichtungen hat die Scouting-Abteilung auf jeden Fall gut geliefert.

Was zeichnet einen guten Scout aus?
Zuerst ist dein Netzwerk wichtig. Und als zweites braucht man natürlich ein gutes Auge. Es reicht nicht nur zu sagen: der ist gut oder nicht gut. Man muss das in der Analyse genau präzisieren. Jeder Verein tickt ein bisschen anders und hat seine Strategie, wie er seine Spieler verpflichtet.

Bei der Eintracht stehen seit dieser Woche der Abgang von Sportvorstand Fredi Bobic, Sportdirektor Bruno Hübner und Trainer Adi Hütter fest. Wie schwer glaubst du, wird ein Abschied der drei wiegen?
Kontinuität ist allgemein in einem Verein sehr wichtig. Wenn alle drei Genannten nicht mehr da sind, wird es nicht einfach, das zu kompensieren.

Am Samstag treffen nun deine beiden Ex-Vereine aufeinander. Wem drückst du in dem Duell die Daumen? Und wie geht’s aus?
Ich werde mich lieber nicht äußern. (lacht) Ich bin bei Leverkusen jetzt, da muss ich neutral bleiben.

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2 Kommentare

  1. Die Zeit mit Karim Matmour hat auf jeden Fall viel Spaß gebracht!
    Bin mir nicht mehr sicher, aber ich habe es so in Erinnerung, dass er gerne mal entscheidende Tore in der Nachspielzeit erzielt hat.

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