Thomas Zampach spielte auch nach seiner Profikarriere noch weiter Fußball.

Thomas Zampach schnürte dreieinhalb Jahre lang die Fußballschuhe für die Frankfurter Eintracht. In dieser Zeit machte er 70 Spiele für die Adlerträger, erlebte zwei denkwürdige Saisonfinals und stieg bei den Fans zum „Fußballgott“ auf. Im Interview mit SGE4EVER.de verrät der heute 48-Jährige, warum Alex Meier ein würdiger Nachfolger als Fußballgott ist und, warum er sich sehr sicher war, dass die Eintracht das diesjährige DFB-Pokalfinale gewinnen wird.

SGE4EVER.de: Herr Zampach, wie geht es Ihnen und was machen Sie aktuell?

Thomas Zampach: „Neben meiner Tätigkeit beim Fußball-Shop „Outfitter“ arbeite ich noch für die Fußballschulen von Eintracht Frankfurt und Mainz 05. Das sind derzeit meine Hauptgeschäftsfelder. Bis Anfang Juni war ich zudem beim Gruppenliga-Absteiger FV Stierstadt Trainer.“

Das heißt, Sie stehen voll im Leben und haben den Sprung vom Fußballprofi ins „echte Leben“ gut gemeistert.

„Durch meine Tätigkeit bei der SGE und als sogenannter ‚Standby-Profi‘ bei der Amateurabteilung habe ich nach meiner aktiven Karriere einen reibungslosen Übergang in die Zeit nach dem Fußball hinbekommen. Ich habe im Nachgang zum Beispiel verschiedene Tätigkeitsfelder im Verein übernommen, wie Scout oder Fankoordinator. Im Jahr 2004 habe ich dann hier in Frankfurt aufgehört und bin zum SV Wehen Wiesbaden gewechselt, wo ich als Co-Trainer angestellt war. Mittlerweile liegt meine Profikarriere über 15 Jahre zurück, das ist schon eine lange Zeit.“

Haben Sie noch Kontakt zu ehemaligen Mitspielern?

„Ja, ich habe aber noch regelmäßig Kontakt zu alten Weggefährten, wie zum Beispiel Ralf Weber. Auch durch mein Engagement bei der Fußballschule sieht man noch häufig alte Bekannte.“

Was war rückblickend betrachtet Ihr schönstes Erlebnis mit der Eintracht?

„Ich war insgesamt drei Jahre als Spieler bei der Eintracht tätig und habe viele tolle Erlebnisse mitgenommen. Vor allem den Aufstieg 1998 oder im darauffolgenden Jahr den Klassenerhalt. Das waren wir fast die komplette Saison auf einem Abstiegsplatz und viele haben uns längst tot gesagt. Dass man es dann am letzten Spieltag mit einem 5:1 gegen Kaiserslautern doch noch schafft, und das nur, weil wir mehr Tore als Nürnberg geschossen haben, ist das schon unglaublich. Wie die Fans am Ende gefeiert haben, das war einfach bombastisch.“

Und jeder erinnert sich natürlich an Ihre Ehrenrunde im Waldstadion nach dem Aufstieg…

„Ich werde oft gefragt, ob ich eine Wette verloren habe oder das in irgendeiner Art und Weise geplant habe. Aber das war einfach spontan und aus den Emotionen heraus und vor allem eine gehörige Portion Anspannung, die ich rauslassen konnte. Was einem die Fans in dieser Zeit gegeben haben, war einfach toll. Mein Trikot habe ich bereits verschenkt gehabt und dann hat man mich gefragt, ob ich auch die Hose rausrücken könnte und dann habe ich das einfach gemacht. Wer weiß, was passiert wäre mit dem Verein, wenn wir es nicht geschafft hätten? Kaiserslautern ist doch aktuell das beste Beispiel dafür, was passiert, wenn man es über einen längeren Zeitraum nicht schafft, wieder ins Oberhaus zurückzukehren.“

Es gab aber bestimmt auch einige weniger schöne Momente in Ihrer Karriere.

„Niederlagen, Verletzungen oder Nicht-Nominierungen gehören zum Fußball dazu. Man muss eine gewisse Stärke entwickeln. Dafür betreibt man einfach diesen Sport. Im Leben hat man immer wieder mit Niederlagen umzugehen und so ist es einfach auch beim Sport. Man muss aber aus diesen Momenten lernen und versuchen, gestärkt aus diesen herauszukommen.“

Sie waren bei den Frankfurter Fans in puncto Beliebtheit quasi der Vorgänger von Alex Meier. Was macht einen Frankfurter „Fußballgott“ aus?

„Den Titel ‚Fußballgott‘ bekommt man nicht geschenkt. Ich glaube, das hing auch so ein bisschen mit meiner Spielweise zusammen. Es ist toll, so etwas zu hören. Aber es war nie so, dass ich mir darauf etwas eingebildet habe. Alex Meier ist auf jeden Fall ein würdiger Nachfolger von mir. Er hat es mehr verdient als jeder andere. Er ist der Eintracht immer treu geblieben, weil er auch weiß, was er dem Verein zu verdanken hat. Er hat zwei Abstiege mitgemacht und das ist in der heutigen Zeit einfach besonders.“

Wie verfolgen Sie heute die Eintracht?

„Ich versuche, immer noch die Spiele der aktuellen Mannschaft zu verfolgen. Je nachdem wie es zeitlich und beruflich passt, bin ich auch immer noch gerne im Stadion. Ich bin einfach ein Bundesliga-Kind, weil ich mit ihr aufgewachsen bin.“

Aber Sie haben sich nach der Fußballerkarriere auch noch in einer anderen Sportart versucht.

„Das stimmt. Als Botschafter der Initiative ‚Respekt! Kein Platz für Rassismus‘ entstand 2012 die Idee, dass ich ein beim Football einsteige. Ich war total neugierig auf eine neue Sportart. Ich habe mich als Kind bereits für Football interessiert und nachdem ich es ein paar Mal probeweise getestet habe, ging es dann doch ziemlich schnell. Ein Jahr später war ich dann aktiv bei der Frankfurt Universe als Kicker unter Vertrag. Und 2015 konnte ich mit der Frankfurt Galaxy sogar einen Aufstieg in die erste Liga feiern. Es ist ein ähnlich toller Sport wie Fußball. Es war auf und neben dem Platz ein absolut kameradschaftliches Verhältnis. Das hat mir einfach gefallen. Ich bin einfach mit offenen Armen bei dieser Sportart empfangen worden.“

Trotz der besagten sportlichen Erfolge, ist es Ihnen verwehrt geblieben, einen Titel zu gewinnen. Waren Sie denn im Mai beim DFB-Pokalfinale dabei?

„Ja. Das war einfach atemberaubend. Entgegen anderslautender Meinungen war mir aber nach der Sichtung der Aufstellung klar, dass wir den Pokal einfach holen werden. Boateng als Leader und dazu ein unangenehmer Rebic im Sturm und Wolf auf dem Flügel – das ist schon ein kluger Schachzug gewesen. Und wenn man sich dann noch angeschaut hat, wie Bayern mit unzähligen Flanken versucht hat, zum Erfolg zu kommen, dann muss man sagen, dass das kein gutes Mittel war. Hradecky und Abraham haben ihren Strafraum einfach im Griff gehabt. In den großen Spielen im Pokal ist die SGE immer da gewesen. Darauf konnte man sich einfach verlassen. Ich saß noch nie so entspannt bei einem Spiel von Frankfurt im Stadion. An diesem Tag hat einfach alles gepasst und ich habe mich auch sehr für Niko Kovac gefreut, dass er sich so verabschieden konnte. Er musste einen enormen Druck ertragen, das war nicht einfach für ihn.“

Haben Sie mal mit dem Gedanken gespielt, selbst Cheftrainer zu werden?

„Ich hatte nie Ambitionen, bei einem Profiklub Cheftrainer zu werden. Es war nie mein Ding, vor allem der Medienlandschaft Rechenschaft ablegen zu müssen. Und das musst du einfach in dieser Position, weil du selbst bei einem Sieg erklären musst, warum zum Beispiel Spieler X nicht gespielt hat. Es gibt zu viele Dinge, mit denen man sich in diesem Job rumärgern muss, deshalb kam das für mich nie infrage. 24 Stunden am Tag reichen nicht aus, um als Cheftrainer mit allen Problemen fertig zu werden. Das ist ein großes Schmerzensgeld, was ein Trainer bekommt. Am Ende steht man immer alleine da und ist der Depp. Das beste Beispiel ist doch Thomas Schaaf. Der hat mit Werder Bremen drei Meisterschaften geholt und am Ende gibt es eine Phase, wo es mal nicht so gut läuft und dann bist du weg.“

Was trauen Sie der Eintracht in der kommenden Saison zu?

„Mit Fredi Bobic und Bruno Hübner hat der Verein zwei Leute an der Spitze, die das Business verstehen. Die Frage wird sein, wie gut kann man die Leistungsträger zusammenhalten und Ausfälle mindestens adäquat ersetzen. Nachdem Pokalerfolg kommt es wieder darauf an, eine eingeschworene Truppe auf den Platz zu bekommen. Im Tor und Traineramt musste man zwei Schlüsselpositionen neu ersetzen und hinzukommt die ungewohnte Dreifachbelastung. Ich wünsche mir, dass die Fans Geduld haben werden, es ist einfach ein enormer Umbruch. Aber es ist utopisch, zu diesem Zeitpunkt zu sagen, wie die Eintracht im kommenden Jahr abschneidet.“

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3 Kommentare

  1. Da hoffe ich mal für unseren Ex-Fußballgott, dass er nach Sichtung der Aufstellung genug Zeit hatte, noch schnell eine hohe Wette auf unsere Eintracht zu platzieren 🙂

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  2. Irgendwie erinnern mich solche Aussagen von Zampach oder anderen wichtigen Zeitgenossen an den Sack Reis in China…

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