In Charity-Matches schnürt Markus Pröll noch die Fußballschuhe. (Foto: Imago images / Hartenfelser)

105 Mal hütete Markus Pröll in sieben Jahren das Tor der Frankfurter Eintracht. Dass diese Zahl nicht deutlich höher ist, lag vor allem an den vielen schweren Verletzungen, die der ehemalige Keeper in seiner Zeit am Main erleiden musste, und an seinem Rivalen Oka Nikolov. Wenn er aber im Tor stand, war der heute 40-Jährige unbestritten einer der besten Torhüter der Bundesliga und konnte hier beim Frankfurter Publikum große Sympathien gewinnen. Heute lebt Pröll in Köln und hat vor kurzem etwas ganz Besonderes auf den Markt gebracht: Eine Hülle für Fußballtrikots, damit man diese optimal präsentieren kann.  SGE4EVER.de-Redakteur Florian Bauer hat sich mit Pröll vor dem kommenden Spiel gegen den 1. FC Köln, von dem der Keeper damals zur SGE kam, unterhalten.

SGE4EVER.de: Die Eintracht hat sich vergangenes Wochenende endgültig gerettet, rein rechnerisch ist sogar noch Platz 7 und damit die erneute Europa League-Quali drin. Wie schätzt du die Chancen der SGE hier ein?

Markus Pröll: „Es war natürlich extrem wichtig, dass man in Berlin jetzt nochmal drei Punkte geholt hat und damit die Abstiegssorgen ad acta gelegt hat. Platz sieben wird aber richtig schwierig glaube ich, auch wenn mit Köln und Paderborn vermeintlich leichte Aufgaben kommen. Ich hoffe, dass es am Ende ein guter einstelliger Tabellenplatz wird. Das ist in meinen Augen ein realistisches Ziel.“

Die Eintracht hatte diese Saison durchaus Höhen und Tiefen. Während man im DFB-Pokal und der Europa League überzeugen konnte, hat man sich in der Bundesliga lange schwer getan. Wie würdest du die Saison der Eintracht bewerten?

„Wenn ich an die Zeit zurückdenke, in der ich bei der Eintracht aktiv war, ist es alles trotzdem noch positiv zu sehen. Bei uns ging es – außer durch den Pokal – nie um das internationale Geschäft, das war fast unrealistisch. Ich glaube es ist falsch, wenn man immer davon ausgeht, dass die Eintracht jetzt Jahr für Jahr nach Europa kommt. Deshalb ist es durchaus auch mal gestattet, wenn man auf Platz acht, neun oder zehn landet. Zum einen wegen den letzten beiden Jahren und zum anderen wegen der Stärke der gesamten Liga. Daher ist eine Saison wie diese auch absolut in Ordnung und man muss alles immer auch in der Relation sehen.“

Ist eine solche Saison nach den beiden letzten Spielzeiten auch ein wenig normal?

„In meinen Augen ist das schon normal, ja. Die letzten beiden Jahre waren absolut unglaublich mit dem DFB-Pokal, den Highlights in der Europa League und in der Bundesliga. Da hat ein Höhepunkt den nächsten gejagt und man kam vor Freude kaum zum Schlafen (lacht). Dafür hat man in dieser Saison auch ein wenig den Preis gezahlt, was aber meiner Meinung nach vollkommen ok ist.“

„Der Fußball braucht die Fans!“

Derzeit finden die Spiele der Liga ohne Fans statt. Wie nimmst du die derzeitige Situation wahr?

„Ich glaube das geht jedem so: Es macht niemandem so Spaß die Spiele zu schauen wie vorher. Und ich glaube so geht es auch den Spielern. Wirklich Spaß hat hier niemand. Und man sieht auch, wie wichtig die Eintracht-Fans für ihre Mannschaft sind. Für die SGE sind die Geisterspiele ein ganz, ganz klarer Nachteil. Daher hoffe ich, dass die Spiele bald wieder mit Fans stattfinden und wir zur Normalität zurückfinden. Der Fußball braucht die Fans, egal ob am TV oder im Stadion.“

Du hattest vorhin deine Zeit in Frankfurt angesprochen. Hättest du der Eintracht eine Entwicklung wie in den letzten zwei Jahren zugetraut?

„Das hätte ich damals als sehr schwierig empfunden. Damals hat sich alles im gesicherten Mittelfeld zugetragen. Ich hätte es mir natürlich gewünscht, dass es aber jetzt so schnell bergauf ging, das habe ich nicht erwartet. Der Verein wirkt gefestigt und man hat durch sehr gutes Scouting auch schwerwiegende Abgänge wie Rebic, Jovic und Haller aufgefangen. Das ist eine sehr erfreuliche Entwicklung.“

Du lebst in Köln, man merkt aber, dass die Eintracht noch in deinem Herzen ist.

Markus Pröll spielte 105 Mal für die SGE. (Foto: Heiko Rhode)

„Ja absolut. Ich sage immer wieder: Ich lebe zwar in Köln aber die Eintracht ist meine sportliche Heimat, das ist ganz klar. Ich hatte in Frankfurt meine erfolgreichste Zeit und bin immer gerne in Frankfurt und bekomme hier den Hype um die SGE mit.“

Inwiefern Hype?

„Naja, das ist ja schon eine Art Religion in Frankfurt. Ich kenne das so aus keiner anderen Stadt in Deutschland. Nirgends ist der Verein ein so großes Aushängeschild für die Stadt und die Region, wie es in Frankfurt der Fall ist. Der Support von den Rängen ist fast schon unglaublich. Das hat man auch im letzten Jahr in der Europa League gesehen. Was da von den Fans kam, war unglaublich. Wenn ich Zeit habe, bin ich immer gerne bei den Eintracht-Spielen und fiebere auch von zuhause immer mit.“

Gibt es noch Kontakt von dir nach Frankfurt und zur Eintracht im Allgemeinen?

„Eigentlich recht wenig. Ich hatte immer guten Kontakt mit Alex (Meier, Anmerkung der Redaktion). Wenn ich jetzt dort bin, habe ich noch Kontakt mit Franco (Lionti, Zeugwart der SGE, Anmerkung der Redaktion) und Jan Zimmermann. Aber der Fußball ist sehr schnelllebig geworden, die Gesichter ändern sich von Jahr zu Jahr. Seit meiner Zeit hat sich einfach viel getan.“

Am Samstag geht es gegen den 1. FC Köln, einen weiteren Ex-Verein von dir und der Verein deines derzeitigen Wohnorts. Für wen schlägt dein Herz?

„Wenn es jetzt für eine Mannschaft um den Klassenerhalt gehen würde, würde ich dieser Mannschaft den Sieg gönnen. So können wir das Spiel ganz entspannt schauen und ich kann sagen: Sportlich und in meinem Herzen bin ich ein Adler!“

Neues Projekt: Trikothülle 

Kommen wir zu deiner Zeit nach der Karriere: Wie sieht dein Leben aktuell aus? Du warst in letzter Zeit ja sehr aktiv.

„Ich habe ziemlich genau ein Jahr in die Entwicklung einer Präsentationsfolie für Fußballtrikots gesteckt. Hier kann man Trikots variabel aufhängen, egal ob an der Dachschräge, am Gartenzaun oder der normalen Wand. Die Folie kann per Druckverschluss verschlossen werden und hat auch ein Fach für eine Autogrammkarte.“

Hat die Idee einen Hintergrund?

„Ja, ich wollte einfach etwas Bezahlbares für den Markt  schaffen. Ich selbst habe rund vier Koffer voller Trikots und wollte nicht für jedes Trikot einen Rahmen kaufen. Da habe ich mich ans Werk gemacht und habe bisher sehr viel gutes Feedback bekommen. Das war wirklich ein Mammutprojekt, aber ich bin in gewisser Weise sehr stolz auf das Produkt. Ich habe einen kleinen Onlineshop erstellt, der gut läuft. Ziel ist es auch mit den Hüllen in die Fanshops zu kommen, denn ich glaube schon, dass es ein Produkt für sehr, sehr viele Fußballer und Fußballfans ist.“

Wo siehst du die Vorteile gegenüber eines normalen Rahmens?

„Die Trikothülle ist wasserdicht und total einfach mit nur einem Druckverschluss verschließbar. Innen sorgt eine Pappe dafür, dass das Trikot gespannt ist und nicht verrutscht. Du hast dann das Trikot luft- und wassergeschützt und kannst das Trikot auch an Schrägen und Gartenzäune hängen.“

Wie sehen deine Zukunftspläne aus? Soll es wieder in Richtung Fußball gehen?

„Wenn sich die Möglichkeit bietet jederzeit, am liebsten bei der Eintracht natürlich. Aber ich bin da offen und schaue was die Zukunft bringt. Ich habe derzeit mein Projekt und bin da auch sehr glücklich. Ich kann derzeit ganz viel Zeit mit meiner Tochter verbringen und das ist auch ein riesiges Glück für mich, ich bin sehr zufrieden.“

- Werbung -

3 Kommentare

  1. Sympatisches Interview. Pröll war, wenn 100% fit, mindestens unter den Top 5 der Bundesliga. Schade, dass sein Körper regelmäßig nicht mitgespielt hat. Schön zu hören, dass er seine Zeit bei uns trotzdessen als positiv empfindet.

    0
    0
  2. Ja, war/ist ein guter aber leider sein Körper, Glück und unserer Medizinischen Abteilung, die meine ich, zu der Zeit nicht besonders gut war, weitaus mehr Spiele hätte machen können.
    Soweit ich mich erinnern kann.

    0
    0
  3. Klasse Torwart damals! Hatte definitiv damals das Potential, mit den ganz großen mitzuhalten. Schön, mal wieder von ihm zu hören.

    0
    0

Keine Kommentare mehr möglich.

- Werbung -