Bruno Hübner beobachtet genau, wie die Spieler in Flachau arbeiten.
Bruno Hübner beobachtet genau, wie die Spieler in Flachau arbeiten.
53 Tage liegt er inzwischen zurück, der geglückte Klassenerhalt in der Relegation gegen den 1. FC Nürnberg. Es war ein emotionales Ende einer schwierigen Saison und allen war klar: Es muss sich etwas ändern unter dem Dach der Eintracht. Sportvorstand Fredi Bobic, der Heribert Bruchhagen am 1. Juni beerbte, kündigte zügig mit ernster Miene an, dass er jeden Stein im Verein umdrehen werde. Ein oft gehörter Satz, der in den Wochen danach allerdings mit Leben gefüllt wurde. Erst wurde die „Mannschaft hinter der Mannschaft“ umgekrempelt, inzwischen ist auch der Kader der 1. Mannschaft auf dem Operationstisch gelandet.

Sonny Kittel, Yannick Zummack, Emil Balayev, Stefan Reinartz, Änis Ben-Hatira, Nico Rinderknecht, Carlos Zambrano, Constant Djakpa und Luca Waldschmidt stehen auf der Seite der Abgänge, Branimir Hrgota, Ante Rebic, Omar Mascarell, Jesús Vallejo, Danny Blum, Leon Bätge und Taleb Tawatha heißen bislang die sieben Neuzugänge. 16 Transferaktivitäten belegen, dass Bobic, Bruno Hübner und Niko Kovac tatsächlich viel verändern möchten. Nichts soll dem Zufall überlassen werden, mit klarem Konzept will das Trio das Eintracht-Schiff wieder in sichere Gewässer schippern.

Der Weg dorthin, mahnt Sportdirektor Hübner, wird nicht ohne Komplikationen verlaufen. Mit Ausnahme von Hrgota besitzt keiner der Neuzugänge Bundesligaerfahrung, der Kader besitzt viele unbekannte und kaum einschätzbare Komponente. „Der Klassenerhalt“, so Hübner gegenüber der „Bild“, „muss unser Ziel sein – auch wenn der eine oder andere das nicht so gerne hört.“ Der finanzielle Spielraum ist eng gesetzt, große Sprünge auf dem Transfermarkt sind nur dann möglich, wenn ein Akteur millionenschwer verkauft werden könnte. Kandidaten hierfür sind vor allem Luc Castaignos und Haris Seferovic, Marco Fabián kündigte hingegen offen seinen Verbleib am Main an.

Hübner hat aus den Fehlern der Vorsaison, als großen Worten nur wenig Taten folgten, gelernt. Er fordert deshalb: „Es ist sinnvoll mit Demut und Bescheidenheit an den Start zu gehen.“ Im traditionell schnell unruhig werdenden Umfeld der Eintracht ist es mit Sicherheit kein Fehler, von Beginn an die Messlatte nicht zu hoch anzulegen. Auch der nächste mögliche Neuzugang, Guillermo Varela von Manchester United, besitzt keine Erfahrung in der deutschen Eliteliga. Für gestandene Bundesligaspieler im besten Alter fehlt das nötige Kleingeld und (noch) die Perspektive.

Wie schnell die neuen Akteure tatsächlich in Frankfurt ankommen werden, muss sich noch zeigen. Tawatha etwa, der in Konkurrenzkampf mit Bastian Oczipka treten soll, leidet derzeit an Wadenproblemen. Was beim Testspiel gegen die TSG Messel noch als reine Vorsichtsmaßnahme kommuniziert wurde, entpuppt sich inzwischen als hartnäckige Angelegenheit. Der Israeli konnte im Trainingslager in Flachau noch keine Einheit absolvieren, wann der 24-Jährige zurückkehrt, ist noch völlig unklar. Der Linksverteidiger muss sich langsam an das neue Tempo gewöhnen, die hohe Intensität hat ihre Spuren hinterlassen.

Er ist nicht der einzige, der hier und da pausieren musste. Rebic, David Abraham oder Luc Castaignos, der am Donnerstag wegen Oberschenkelproblemen aussetzte, meldeten sich bereits mindestens einmal vom Training ab. Ein Aspekt, der für Alex Meier überhaupt nicht in Frage kommt: „Quälen gehört dazu. Umso härter das Training ist, desto besser sind wir gerüstet.“ Kovac wird nicht zurückrudern, der Umbruch muss akribischer Trainingsarbeit gelenkt, die unerfahrenen Akteure peu á peu an das Bundesliganiveau herangeführt werden.

Marco Russ soll im nächsten Jahr wieder auf dem Platz stehen.
Marco Russ soll im nächsten Jahr wieder auf dem Platz stehen.
Ein Spieler, der dieses besitzt, wird bis zum Winter noch fehlen. Marco Russ erholt sich von seiner Operation, nachdem im Mai ein schwerer Hodentumor diagnostiziert wurde. Bobic bestätigte in einem Gespräch mit der Zeitung „Die Welt“, dass die Eintracht den Vertrag verlängern will: „Er weiß, dass er einen verlässlichen Partner hat. Das stehen wir zusammen mit ihm durch. Darauf kann sich Marco absolut verlassen.“ Der Sportvorstand legte nach: „Die komplette Eintracht-Gemeinde steht hinter ihm. Das werden wir ihm in den kommenden Wochen auch noch einmal klar dokumentieren.“ Der Kontrakt von Russ läuft noch bis 2017. Der Defensivspezialist schnürt bereits seit 1996 die Schuhe für die Eintracht und verließ nur von Sommer 2011 bis Winter 2012 die Heimat in Richtung VfL Wolfsburg. Seit seiner Rückkehr lief er 93mal für die Frankfurter auf und erzielte dabei neun Treffer.

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20 Kommentare

  1. Erster Absatz: „Nichts soll dem Zufall überlassen werden,…“
    Zweiter Absatz: „…der Kader besitzt viele unbekannte und kaum einschätzbare Komponente.“
    Das ist ein Widerspruch in sich, da sechs von sieben Neuzugängen keine BL Erfahrung aufweisen können, bleibt die neue Saison eine Wundertüte

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  2. Tawatha, Rebic, Abraham, Castaignos…

    Ich weiß ja, dass hier viele seit Tagen über das harte Training jubeln – und ich persönlich finde es auch sehr wichtig, dass die Spieler topfit sind und nicht nur über 80, sondern über 95 Minuten Vollgas geben können, aber mir macht die Entwicklung doch auch etwas Sorge, denn man kann nicht nur zu wenig, sondern auch zu viel trainieren. Vor gut einem Jahr hat Christopher dazu einen sehr interessanten Artikel geschrieben (http://www.sge4ever.de/zu-viele-verletzte-trainiert-die-bundesliga-falsch/), auch in der 11 Freunde ist vor einige Zeit etwas dazu erschienen… ich hoffe, dass Kovac wirklich ganz genau hin schaut, wer auch einmal eine Pause braucht… Denn was nutzt uns ein Spieler, der Konditionell auch noch in der 150. Minute super dabei wäre, wenn er nicht wegen eines Muskelverletzung das ganze Spiel verpasst hätte…

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  3. @Schobbe: Ich verstehe die Intention anders. Die Verantwortlichen haben ein klares Konzept und wollen durch hartes Training und dem Folgen des roten Fadens nichts dem Zufall überlassen. Was für die Öffentlichkeit möglicherweise als unklare Komponente gilt, ist für die Chefs womöglich überhaupt keine. Aber das eine Gefahr besteht, wenn sechs der sieben Neuzugänge keine BuLi-Erfahrung besitzen, ist wohl so. Ich bin dennoch der Meinung, dass die Verantworltichen dem Zufall nur wenig Raum geben wollen – so weit das bei einer MIttelfeldmannschaft, wie es die SGE nunmal ist, überhaupt möglich ist ;-).

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  4. @ Tabang
    Deine Sorge ist berechtigt.
    Aber es werden immer kurze Pause während der gesamten Trainingseinheit gestreut.
    Zudem wird ab dieser Saison vor jedem Training Blut abgenommen, um einen bestimmten Wert zu ermitteln. Mir fällt der Name gerade nicht ein. Der hilft wohl dabei Verletzungen durch Trainingsreduzierung vorzubeugen.

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  5. Lol. Wenn ich das Titelbild so sehe, bekomme ich das Gefühl, schneller zu ziehen als Hübner……oh shit ein Loch im Monitor.

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  6. @EintrachtKafka: Ja, das habe ich auch gelesen. Ich hoffe, da sind Profis am Werk… Trainingssteuerung ist extrem wichtig, bei den krassen Belastungen, denen die Spieler heute ausgesetzt sind. Das Spiel ist einfach irre schnell geworden in den letzten 20 Jahre. Wenn man sich alte Fußballspiele anschaut und mit heute vergleicht…

    Wie gesagt: Wenn sie es gut machen, dann bin ich ein großer Fan von (auch) einem Schwerpunkt auf Fitness. Nur nicht über das Ziel heinausschießen.

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  7. Ganz ehrlich ich bin so froh wenn wir diese Saison schnellstmöglich 38 punkte und somit nix mehr mit dem Abstieg zu tun haben. Das ist alles was ich mir für die Spielzeit wünsche. Dann mit etwas mehr finanziellen Möglichkeiten der neuaufbau

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  8. @EintrachtKafka da haste recht den Titel muss man nicht anstreben.. ist schon schlimm wenn man sieht wo seit 20 Jahren meine Mitgliedsbeiträge hingehen

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  9. Wer hatte nicht schon alles keine Bundesligaerfahrung…da fallen mir viele ein. Bei uns und anderswo. Es gibt nur gute und schlechte Spieler, 3€ ins Schwein 😉 Wir haben einige Spieler die nicht noch einmal so hinter Ihrer Normalform herlaufen, wie in der vergangenen Saison. Also kann es nur besser werden, davon bin ich überzeugt!

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  10. @ 7 Kafka Demnach wird das Pokalspiel in Magdeburg eine Begegnung auf Augenhöhe sein. Sag mir einer einen Grund, weshalb ich an diesem Tag gelassen sein kann.

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  11. Subotic für 10 Mio zu einem AUFSTEIGER …. – Die Gelder sind so mies verteilt .. das geht gar nicht.

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  12. Freue mich was diesen Artikel hier angeht, für Marco Russ. Er hat es ganz sicher verdient, ihm durch eine Kontrakterweiterung den Rücken zu stärken. Marco Du schaffst das!!

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  13. Demut?

    Ich glaube kein Eintracht Fan wird dieses Jahr mehr erhoffen als den Klassenerhalt, soviel zu Demut. Nur das kann das Maximalziel sein. Klassenerhalt und gleichzeitig Entwicklung des ein oder anderen Spielers um diesen teuer verkaufen zu können, nichts anderes.

    Dieses Jahr bekommen die Verantwortlichen die Nachsicht von mir, denn mehr ist nicht möglich (alles andere ist Bonus). ABER das ist eben nur Resultat aus absoluter Schrottarbeit in den letzten Jahren, denn ansonsten müssten wir im fünften Jahr Bundesliga nicht anfangen einzukaufen, wie ein armer Aufsteiger, nämlich ausschließlich unbekannte Spieler bzw. Spieler die es noch nirgendwo anders nachhaltig geschafft haben.

    Ich bin für junge Spieler, ich bin für Ausbildung und für Entwicklung, das habe ich seit drei Jahren (seitdem wir den Weg verlassen hatten) gesagt und dazu stehe ich auch heute, ABER ich bin auch dafür, dass man junge Spieler in eine funktionierende Mannschaft einbaut und nicht aus der Not geboren, da kein Geld mehr (und dann noch hoffen, dass sie einschlagen, weil wir sonst Probleme bekommen).

    Jetzt heißt es Reset Eintracht, jetzt heißt es Demut, ABER vergessen werde ich nicht, warum wir jetzt demütig hoffen müssen, dass Hrgota, Blum und co . einschlagen. Bruno Hübner konzentriere Dich auf Deine Arbeit und verschwende nicht immer so viel Zeit mit dem Umfeld, denn das kann selber beurteilen ob etwas gut läuft oder schlecht, was man erreichen kann (dieses Jahr eben nur der Klassenerhalt, letzten Jahre war deutlich mehr drinnen) und was nicht!

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  14. „ich glaube kein Eintracht Fan wird dieses Jahr mehr erhoffen als den Klassenerhalt“
    -> Oh da fallen mir so einige hier im Forum ein 🙂

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  15. Hübner nun wieder… die Fans können die Mannschaft teilweise besser einschätzen als die Verantwortlichen. Vor einem Jahr haben die Verantwortlichen, allen voran der Trainer die Erwartungshaltung hochgeschraubt.

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