DFL Ben KandlerKandler (siehe Foto) bestätigt diese Entwicklung: „Das Interesse am Fußball ist immer größer geworden.“ Und es wird nicht weniger, wie die Besucherzahlen, Einschaltquoten und Internetklickzahlen zeigen. Der nächste Schritt musste also getan, die Sicherheit beim Stadionbesuch weiter erhöht werden. Am 23. April 2010 stellte Ligapräsident Dr. Reinhard Rauball den „Zehn-Punkte-Plan“ der DFL vor. Neben Themen, wie zum Beispiel Risikospiele oder die Förderung von Fandialogen, rückte nun endgültig die Professionalisierung der Fanbeauftragten in den Mittelpunkt. Die Punkte drei bis fünf dieses Sicherheitspapiers behandeln die wichtigen Themen „Ausbau der Fanarbeit“, „Qualifizierungsoffensive“ und „Wissenschaftliche Begleitung“. Es war ein weiter Weg bis hin zu gesellschafts- und geisteswissenschaftlich gut ausgebildeten Fachkräften, welche die Problematik und deren Komplexität verstehen und mit den Fans sprechen können. Und so wurden klare Ziele, bekannt als Zwei-Säulen-Modell, gesetzt: „Die erste Säule behandelt die Standardisierung. Alle Fanbeauftragten sollen die gleichen Ziele haben, vergleichbare Bedingungen vorfinden und ähnliche Schwerpunkte setzen. Symbolisiert und festgehalten wird dies im Handbuch für Fanbeauftragte. Die zweite Säule behandelt den Weg hin zur Hauptamtlichkeit, also zur Professionalisierung“, erklärt Schneider und fügt an: „Die Fanarbeit musste mit mehr Ressourcen und Anerkennung im Club versehen werden. Wir haben deshalb Fortbildungsprogramme angeboten und sind diesen schwierigen Weg zusammen gegangen.“ Neben regelmäßigen Vollversammlungen standen auch noch ausgiebige Kommunikationsübungen, Austausch- und Moderationsworkshops auf dem Programm.

Obwohl schon vieles verändert und verbessert wurde, gibt es auch in Zukunft noch einiges zu tun. Sicherheitstechnisch (Wie sicher fühlt ihr euch, wenn ihr ins Stadion geht? Stimmt bei unserer Umfrage ab!) sei man zwar sehr gut aufgestellt, so Schneider, aber gerade im Bereich der Kommunikation und Koordination gebe es noch Luft nach oben. Nicht umsonst sind bei den Vereinen mindestens zwei hauptamtliche Fansprecher im Einsatz, bei der Eintracht mit Marc Francis, Clemens Schäfer und Andi Roth sogar drei. „Die Anforderungen werden immer höher und deshalb müssen wir weiter qualifizieren, weil den Clubs damit weitere Qualität zukommt.“ Immer wieder drohen Konflikte, wie etwa die Zeltkontrollen in München im Herbst 2012 verdeutlichten. Aus einigen Kreisen hieß es, dass bis zu 100 Fans bis auf die nackte Haut gefilzt wurden, tatsächlich aber, so DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig in einem Gespräch mit „schwatzgelb“ im Jahr 2013“, soll es sich „nur“ um 40 Personen gehandelt haben, die Schuhe und Jacken ausziehen mussten. Wie es nun wirklich aussah, wissen wohl nur die beteiligten Anhänger. Referent Kandler ist sich darüber bewusst,welche Schwierigkeiten durch solche Situationen entstehen können und betont daher eindringlich, wie wichtig es sei, dass zwei bis drei hauptamtliche Fansprecher mitkämen: „Wenn eine Gruppe von 400-500 entscheidet zu protestieren und draußen bleiben möchte, dann ist es umso wichtiger, dass sich nicht alle drei nur um diese Gruppierung kümmern. Zwei müssen auch in den Fanblock reingehen und dort schauen, ob jemand Hilfe braucht. Deshalb ist diese Aufteilung und die damit verbunden Abstimmung untereinander so wichtig“, erklärt er und verweist auf das mit den Praktikern gemeinsam erarbeitete Handbuch für die Fanbeauftragten, aber auch auf die Statuten des Ligaverbands. „Das Handbuch ist entstanden, weil ein Wandel stattgefunden hat. Durch diese Professionalisierung sind die Teams noch stärker und organisierter geworden. Und auch die „alten Hasen“ sind heute noch als wichtiger Baustein dabei, weil sie die Zugänge zu den einzelnen Fangruppierungen halten.“

FansNur so könne die ganze Bandbreite wirklich abgedeckt werden. Ultras, Mitglieder, Fanclubs, Dauerkartenbesitzer und einmalige Stadionbesucher – jeder verlangt nach und hat einen Anspruch auf Sicherheit und möchte sich wohl fühlen, wenn er am Wochenende mehrere Stunden in der Arena verbringt. Allerdings werde man eines wohl nie verhindern können: „Es ist unglaublich schwierig, bei 42.000 Leuten dafür zu sorgen, dass keine verbotenen Gegenstände ins Stadion gelangen“, gibt Schneider zu bedenken. Trotzdem könne man nach den vergangenen Jahren eine positive Bilanz ziehen, sind sich Schneider und Kandler einig: „Im Vergleich zu anderen Fußballnationen, wird in Deutschland gut gearbeitet. Wir sind so etwas wie das Ursprungsland der Fanarbeit. Fanbeauftragte sehen sich inzwischen als Teil der Sicherheit. Wir haben eine andere Methode gewählt und haben dadurch einen anderen, präventiven Blick auf die Dinge. Das ist ganz entscheidend für den Wandel, der eingesetzt hat. Fanbeauftragte sehen sich immer mehr als präventiver Parameter der Sicherheit.“ Was so reibungslos klingt, war harte Arbeit. Die Diskussionen um Gewalt und Sicherheit im und rund ums Stadion schossen phasenweise über das Ziel hinaus.

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6 Kommentare

  1. weißt du, ob wir da nicht auch noch involviert werden?! 🙂 aber spass beiseite, weil ich mich auch ab und an mit anderen Mannschaften beschäftige (ohne mein herz hierher zu verlieren-versteht sich) finde ich es schon krass.
    und wenn ich den HSV als Beispiel nehme bin ich auch heilfroh, dass es bei uns leicht ruhiger ist…..

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  2. OT:
    @ Redaktion:

    Wäre doch ne Idee hier auch ne kleine Rubrik für solche sich überschlagenden Ereignisse noch einzuführen.
    Muss ja nicht jeder Mist über andere Vereine aufgeführt werden, aber solche Dinge, die selbst Eintrachtfans interessiert, die sich normalerweise nur für die Eintracht interessieren fände ich persönlich gut. 🙂

    Nur als kleine Idee… 😉

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  3. Ähm, das ist aber nicht ganz richtig. Es waren Polizisten anwesend, die standen mit voller Panzerung untätig im Innenraum….

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