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Seit 2021 ist Axel Hellmann Vorstandssprecher bei der SGE. Seitdem hat sich im Verein einiges getan. Foto: IMAGO / Ulrich Hufnagel

Hellmann über geplante Kapitalerhöhung: „Unabhängigkeit ist unsere Lebensgrundlage“

Bei der Frankfurter Eintracht hat sich in den letzten Jahren sportlich einiges getan. Aber auch finanziell ist die Diva vom Main mittlerweile in höheren Sphären angekommen. In der letzten Saison erreichte der Verein einen Rekordumsatz. Trotzdem kündigte die SGE auf der Mitgliederversammlung das Vorhaben an, in 2025 rund 370.000 neue Aktien herauszugeben und damit das Eigenkapital um rund 66 Millionen Euro zu erhöhen. Im Interview mit der „Bild“ erklärt Vorstandssprecher Axel Hellmann die finanziellen Pläne des Vereins und ordnet den aktuellen Stand der Eintracht ein.

„Bayern, Leverkusen, Leipzig und Dortmund sind, was Investitionen in den Kader und Personalkosten anbelangt, von Eintracht Frankfurt noch sehr, sehr weit entfernt“, erklärt Axel Hellmann. „Die Top 4 spielen eigentlich ihren eigenen Wettbewerb aus, wenn immer alles nach den finanziellen Möglichkeiten geht.“ In der vergangenen Saison erzielte Eintracht Frankfurt einen Rekordumsatz von knapp 400 Millionen Euro. Dazu hat der Verein mittlerweile einen Wert von 500 Millionen. „Wir haben in den vergangenen Jahren in die Infrastruktur, ins Stadion, ins Personal um die Mannschaft und in den Kader investiert. Das sind Investitionen in die Zukunft, und das lässt sich nirgendwo deutlicher machen als in der Zusammensetzung des Kaders.“ Damit meint der 53-Jährige vor allem die Transfers in den letzten Wechselperioden: „Wir haben vor drei Jahren auch einen guten Kader gehabt. Einen, mit dem wir die Europa League gewonnen haben. Aber der Kader war nicht, so nenne ich das, auf unsere Seite gedreht. Weil wir Spieler hatten, die für uns wirtschaftlich nicht verwertbar waren, sondern uns wegen auslaufender Verträge ablösefrei verlassen haben. Deshalb ist großartig, was Markus Krösche in den letzten zweieinhalb Jahren gemacht hat. Das ist eine unglaubliche Wertsteigerung für unsere Eintracht.“

Noch kein Champions-League-Verein

Seit dem Triumph in der Euro-League 2022 hat die SGE ihren Gesamtmarktwert um 100 Millionen gesteigert. Aktuell beläuft sich der Wert der gesamten Mannschaft auf rund 320 Millionen Euro. Aus Hellmanns Sicht muss hier vor allem die Leistung von Krösche hervorgehoben werden. „Ich konnte mir vorstellen, dass wir in diese Richtung gehen, aber mich hat die Konsequenz, mit der Markus das verfolgt hat, schon überrascht. Was er uns zu Beginn seiner Zeit an Plänen präsentiert hat, ist rigoros umgesetzt worden, und zwar zum sportlichen wie auch wirtschaftlichen Wohl von Eintracht.“ Trotz den Umsätzen und Platz drei in der Bundesliga-Tabelle sieht Frankfurts Vorstandssprecher den Verein allerdings noch nicht als Champions-League-Klub. „Man kann immer mal reinkommen, aber ich glaube, uns fehlt es auf der Kader-Seite noch an Erfahrung. Die braucht es in der Beimischung zu den jungen Spielern, um auch auf Sicht zu einem Champions-League-Aspiranten zu werden. Unser Ziel ist es, um internationale Plätze zu spielen, das kann mal die Conference League, mal die Europa League und ja, auch mal die Champions League sein. Aber die kann man in unserer Situation und bei den Mit-Bewerbern, die wir haben, nicht planen. Das wäre absurd.“

„Wollen nicht wie ein Junkie an der Nadel hängen“

Trotz der Erfolge plant man bei der Eintracht eine Kapitalerhöhung von 66 Millionen Euro: „Die Tatsache, dass wir Kapital brauchen, ist ja nicht Ausdruck einer Ideenlosigkeit, weil wir nicht wissen, wie wir Werte schöpfen, sondern Ausdruck eines klaren Konzepts, mit dem wir vor sechs, sieben Jahren noch unter Fredi Bobic gestartet sind“, berichtet Hellmann. „Damals hatten wir noch nicht die wirtschaftliche Tiefe, den Erfolg und die europäische Reputation, um europäische Top-Talente zu uns zu holen. Jetzt aber wollen sie zu uns, weil sie wissen, dass der Klub etwas vorhat und dazu ordentlich geführt ist. Das Stadion ist immer voll, die Trainer sind Führungspersönlichkeiten und die sportliche Leitung bewahrt Ruhe. Das sind die Faktoren, die, gemeinsam mit der Vision junge Spieler besser machen zu können, zu dem Erfolg und zu der wirtschaftlichen Tiefe im Kader geführt haben, wie wir sie heute haben.“ Das zusätzliche Geld soll dabei den eingeschlagenen Weg sichern, auch für den Fall, dass zukünftig mal keine hohen Transfererlöse erzielt werden können oder die europäischen Wettbewerbe verpasst werden. „Das ist ein Grund. Wir drehen mittlerweile wirtschaftlich ein höheres Rad, haben keinen Kaderwert von 150 oder 180 Millionen, sondern eben von etwa 300. Deshalb müssen wir auch ein anderes Kapital vorhalten, auch im Lizenzierungsverfahren. Denn die Vermögenswerte im Spielerbereich erkennt eine DFL auf dem Papier nicht an. Die erkennt nur an, was an Liquidität zugesichert und auf dem Konto ist. Die Lücke ist durch die hohen Werte im Kader immer größer geworden, und die müssen wir jetzt schließen. Das geht nur über Eigenkapital. Um den Weg, den wir begonnen haben, fortsetzen zu können.“ Dabei legt Axel Hellmann aber nach wie vor großen Wert auf die Unabhängigkeit der Eintracht: „Das habe ich immer gesagt. Bereits, als ich vor 24 Jahren angetreten bin. Wir sind ein Klub, der jahrelang im Mittelfeld mitgespielt hat, der seine Chance genutzt hat, sportlich und wirtschaftlich zu wachsen und der auch weiter wachsen muss in allen Bereichen. Um unser Niveau zu halten, müssen wir in den nächsten fünf Jahren mindestens dreimal europäisch spielen. Und falls dann doch mal was verrutscht, brauchen wir diese Kapitalrücklage, um keinen Ausverkauf von Spielern vornehmen zu müssen. Das meine ich mit Unabhängigkeit.“ Auf der Organisationsseite bedeute das, dass man möglichst viele Einnahmen aus unterschiedlichsten Feldern ziehen müsse. „Damit wir nicht nur eine Quelle, einen Geldgeber haben, an dem wir wie ein Junkie an der Nadel hängen, und wenn er keine Lust mehr hat, gehen die Lichter aus. Und auf der Sport-Seite heißt das, dass du die Hand auf den Transfers haben musst. Diese Unabhängigkeit ist die Lebensgrundlage von Eintracht Frankfurt und der einzige Weg im Konzert größerer Vereine mitspielen zu können.“

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4 Kommentare

Fallback Avatar 1. onkel hotte 10. Januar 25, 18:33 Uhr

Genau so ist es.
Chapeau an alle Verantwortlichen im Verein. Und der Marmoush-Wechsel eröffnet uns (mittelfristig) weitere Möglichkeiten, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen.
Wenn man sich vorstellt, welches Potential in den zahlreichen jungen Spielern steckt, kann ich mir die positive Richtung ohne viel Fantasie sehr gut vorstellen.
Über die Eintracht wird viel gesprochen und die Anerkennung wird immer größer.

Allen ein schönes Wochenende und einen 3er morgen für uns!

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Fallback Avatar 2. Willideville 10. Januar 25, 19:04 Uhr

Trockenes Thema , aber unglaublich wichtig. Was die Verantwortlichen auf der Ebene leisten, ist gar nicht hoch genug zu bewerten.
Fragt mal nach beim HSV und Schalke

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Fallback Avatar Der User hat SGE4EVER.de mit mind. 25 € finanziell unterstützt, als es um den großen Relaunch 2024 ging. 3. eldelabeha 10. Januar 25, 19:54 Uhr

Bin sehr froh und dankbar, dass Hellmann und Co. bei uns die Strippen ziehen und wirtschaftliche Vernunft, Weitsicht und Traditionsbewusstsein verbinden.

Weiß zufällig jemand, ob es eine Möglichkeit gibt, auch als Privatperson Eintrachtaktien zu erwerben, wenn man bereit ist, sein Stimmrecht an den Verein zu übertragen?
Offiziell an der Börse werden die Aktien ja nicht gehandelt.

Fände ich eine nette Sache, wenn man als Fan sozusagen einen klitzekleinen Anteil der Eintracht besitzen könnte.

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Fallback Avatar 4. drobbe 11. Januar 25, 00:26 Uhr Zitat - eldelabeha Bin sehr froh und dankbar, dass Hellmann und Co. bei uns die Strippen ziehen und wirtschaftliche Vernunft, Weitsicht und Traditionsbewusstsein verbinden. Weiß zufällig jemand, ob es eine Möglichkeit gibt, auch als Privatperson Eintrachtaktien zu erwerben, wenn man bereit ist, sein Stimmrecht an den Verein zu übertragen? Offiziell an der Börse werden die Aktien ja nicht gehandelt. Fände ich eine nette Sache, wenn man als Fan sozusagen einen klitzekleinen Anteil der Eintracht besitzen könnte. Path

Theoretisch könntest du Mitglied bei Freunde der Eintracht e.V. (heißen die so?) werden, Kontakte und Kleingeld vorausgesetzt. Oder einen ähnlichen weiße-Ritter Verein gründen. Da die SGE nicht an der Börse ist, ist eine Kapitalinjektion über derartige Konstrukte die einzige Möglichkeit, die nicht einen übermäßigen Verwaltungsaufwand darstellt.

Hat man bei einer BVB-Aktie eigentlich Stimmrecht?

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