Auf Wolke 7 und dennoch auf dem Boden der Tatsachen geblieben: Frankfurts Sportvorstand Fredi Bobic bleibt trotz des sportlichen Erfolgs realistisch. (Foto: imago Images/Revierfoto)

Die Eintracht jagt von Erfolg zu Erfolg und ist im Begriff, eine historische Saison zu spielen. Der Architekt all dessen, Sportvorstand Fredi Bobic, genießt die Euphorie, lebt den unbändigen Ehrgeiz vor wie kaum ein anderer, bleibt dennoch auf dem Teppich und mahnt zu Realismus.

Europa League mit Seriosität? „Wir sind es unseren Fans schuldig“

In der Bundesliga auf dem vierten Platz, die Champions League zum Greifen nahe. In der Europa League bis ins Halbfinale vorgedrungen, wo der englische Spitzenklub FC Chelsea wartet. Als Eintrachtfan weiß man aktuell überhaupt nicht, wohin mit all den positiven Emotionen. Zum Überlaufen brachte das Team von Adi Hütter diese am vergangenen Donnerstag als nach der 2:4-Hinspielpleite in Lissabon mit dem 2:0-Sieg über Benfica das spektakuläre Weiterkommen gelang: „Wir hatten in dieser Saison viele glückliche Abende. Die Europa-League-Saison ist ein Traum für uns. Jede Runde war etwas Spezielles. Die Bilder prägen sich ein. Das nimmt die Mannschaft mit. Was mich freut ist die positive Anteilnahme aus ganz Deutschland. Das macht einen schon stolz“, beschrieb Bobic im „ZDF Sportstudio“ am Samstagabend die Lage der Eintrachtnation. Dass man als erster deutscher Klub seit einer gefühlten Ewigkeit diesen Wettbewerb überhaupt so ernst nimmt, ist für den ehemaligen Stuttgarter selbstverständlich: „In Frankfurt ist Europa etwas ganz Besonderes. Jedes Spiel ist ausverkauft, es wird zelebriert.“ Das müsse man auch an die Mannschaft weitergeben. „Wenn wir schon dabei sind, wollen wir versuchen, unseren Traum zu leben und das Beste rausholen.“ Natürlich sei auch der Ligaalltag nicht zu unterschätzen und immens wichtig, „aber wir sind es jedem Fan schuldig, dass wir es seriös angehen.“ Fehlende Seriosität auf europäischer Bühne? Das kann man den Frankfurtern wohl wahrlich nicht vorwerfen.

Baku als klares Ziel – langfristig darf es auch weniger sein

Und Schluss soll im Halbfinale gegen Chelsea ohnehin nicht sein. Die Führungsriege der SGE gibt das klare Ziel vor: Am 29. Mai soll die Eintracht in Baku sein. Spektakuläre Siege gegen Topvereine wie in den vergangenen Runden wolle man so oft es geht wiederholen. „Wir haben noch acht Spiele sagen wir immer. Denn wir wollen auch ins Finale. Die Ziele müssen wir vorgeben. Den Traum wollen wir weiterleben. Sonst bist du falsch als Fußballer“, macht Bobic klar. Dass die Mannschaft aktuell auf zwei Hochzeiten Leistungen bringen kann, ist ihr wohl gar nicht hoch genug anzurechnen. „Es ist schon ein Ritt, den wir da gehen. In der Bundesliga vierter Platz, in der Europa League bis ins Halbfinale gekommen. Die Jungs sind das nicht gewohnt. Wir haben aber nie darüber gejammert, gehen es positiv an und wollen so weit wie möglich kommen.“ Und doch weiß der Sportvorstand, dass die aktuelle Situation womöglich ein Ausreißer nach oben ist und nicht zwangsläufig Dauerzustand in den nächsten Jahren wird. „Meister werden wir nicht. Da bin ich mir sicher.“ Auch wenn er bei dieser Aussage amüsant schmunzelte, eine gewisse Ernsthaftigkeit ließ er dennoch durchblicken. „Jeder Traditionsverein hat den Traum, immer da vorne dabei zu sein. Wenn wir es schaffen, uns zu stabilisieren, immer einen einstelligen Tabellenplatz zu erreichen, immer wieder Europa angreifen können, dann haben wir viel erreicht.“

Drei Leihspieler sollen bleiben – Bobic: „Ich habe jetzt schon viele Argumente“

Und doch könnte gerade diese Saison eine richtungsweisende sein. Die Qualifikation für die Königsklasse könnte den Hessen weitere Türen öffnen und den Klub auf das nächste Level heben. Und auch den finanziellen Spielraum bei Transfers erhöhen. Keeper Kevin Trapp sowie die Defensivspieler Martin Hinteregger und Sebastian Rode sind aktuell nur ausgeliehen. Ein Verbleib der drei Akteure sei aber nicht nur von der Champions League abhängig: „Ich habe jetzt schon sehr viele Argumente auf meiner Seite. Die Jungs strahlen, haben leuchtende Augen, wenn sie ins Stadion einlaufen. Sie sehen, was sich hier alles bewegt.“ Trapp und Rode kennen die Eintracht bereits ja schon aus ihrer ersten Amtszeit bei der SGE: „Die haben es gespürt. Und Martin Hinteregger ist hier glaube ich im Schlaraffenland. Er fühlt sich total wohl.“ Alle drei wolle man halten, dafür werde man alles versuchen.

Luka Jovic blüht unter seinem Trainer Adi Hütter in dieser Saison so richtig auf. Geht er auch nächstes Jahr noch für die Frankfurter auf Torejagd?

Luka Jovic: Die Geschichte eines Fast-Vergessenen

Ähnlich verhält es sich bei Luka Jovic. Die Eintracht zog in diesen Tagen, langersehnt, die Kaufoption beim Serben und verpflichtete den 21-Jährigen bis 2023. Ein einst hochgelobtes Talent, das die Eintracht aus der zweiten Mannschaft von Benfica Lissabon an den Main lotste. „Wir haben uns damals an ihn erinnert.“ Gerade einmal 19 Jahre jung war Jovic als er nach Frankfurt kam. „Ben Manga kannte ihn, ich habe ihn zwei Jahre vorher schon bei einem Länderspiel gesehen und auch Niko Kovac kannte ihn bereits. Er ist en unheimlich spannender Spieler gewesen und wir haben uns damals gefragt, ob wir das Risiko eingehen: Holen wir ihn? Er bringt alles mit, was ein guter Fußballer braucht. Er hat ein paar Flauseln im Kopf, die versuchen wir auszutreiben und ihn auf den richtigen Weg zu bringen.“ Das gelang in spektakulärer Art und Weise. Spätestens unter Adi Hütter hat Jovic den Weg zum Weltklassestürmer eingeschlagen. „Er hat das richtige Gefühl für ihn gefunden und gesagt: Mensch, was ist das für ein Stürmer. Mit seiner Art, wie er Fußball spielen lässt, blüht Luka noch mehr auf.“

Verbleib des Serben? „Die Chance ist da“ – Bobic bleibt aber realistisch

Doch bleibt der Serbe auch über den Sommer hinaus? Die Gerüchte, die nahezu täglich aktualisiert werden, brodeln nur so. Alle Topvereine in Europa jagen den Youngster aus Frankfurt. „Die Chance ist da, dass er bleibt. Aber ich bin auch Realist. Das Karussell hat noch nicht begonnen. Man sollte vorsichtig mit Prognosen sein. Er ist mit seinen 21 Jahren unheimlich heiße Ware. Das wissen wir. Wir können nichts garantieren. Ich wünsche mir und hoffe, dass er bleibt. Aber ich bin Realist. Wenn ein ganz großer um die Ecke kommt, haben wir keine Chance“, schätzt Bobic die Situation ganz nüchtern ein. Wohlfühlen tun sich vor allem die „Balkan Boys“ in Frankfurt, Bobic selbst, der sich mit zwei Treffern an der Torwand nicht ganz so treffsicher zeigte wie sein Sturmjuwel, sei dabei auch ein Faktor. Ist er doch selbst einer von ihnen: „Wir haben die gleiche Mentalität, wissen, wie sie ticken. Da ist ein Grundvertrauen da.“ Deutsch sprechen Rebic, Kostic und Jovic im Übrigen schon. „Sie sind nur manchmal zu faul, es in der Öffentlichkeit zu machen“, lachte der 48-Jährige.

Besondere Beziehung zu Ben Manga – Erfolgsfaktor Staff

Aber selbst wenn Jovic am Ende gehen sollte, bereitet das in Frankfurt keinem Sorgen: „Wir haben für jeden einen Plan B in der Tasche.“ Ben Manga, Frankfurts Chefscout, dessen Vertrag auch zum 30. Juni ausläuft und der gerade in Portugal weilt, leiste hervorragende Arbeit: „Ich vertraue ihm sehr, habe ihn damals nach Stuttgart geholt. Ich war immer von ihm überzeugt. So eine Kombination findet man selten.“ Auf Nachfrage von SGE4EVER.de wollte die Eintracht kein Statement zur Zukunft des Äquatorialguineer machen. Ausgang offen. Ein ähnlicher Glücksgriff gelang mit dem neuen Coach Adi Hütter, bei dem man sich im Gegensatz zu manch einem Spieler keine Sorgen über einen vorzeitigen Abgang machen müsse: „Adi weiß, was er an der Eintracht hat und wir sind glücklich, dass wir ihn haben und er, dass wir ihn genommen haben. Er schätzt das, was er hat. Da machen wir uns gar keinen Kopf. Die Eintracht ist eine Adresse geworden, wo viele gerne hinmöchten.“ Der ganze Verein sei im Aufbruch und der Staff stehe dafür exemplarisch: „Er ist das Herzstück guter Arbeit. Sie führen die Jungs zum richtigen Ziel.“ Und das lautet: Noch acht Spiele.

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24 Kommentare

  1. Ben Manga ist zur Zeit unserer wertvollster Asset. Unbedingt verlängern, koste was wolle. Selbst wenn einer der Büffelherde abgegeben wird- ich vertraue Manga dass er in Zukunft immer ein Ass im Ärmel hat- hoffentlich für uns.

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  2. sehe ich auch so. er ist es, der andauernd Leute entdeckt, die 1. kein anderer findet und 2. oft einfach gut sind.

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  3. Sehr souverän gestern im ZDF-Sportstudio, der Fredi. Die Katrin Müller-Hohenstein ging mir eher auf den Keks mit ihren teilweise wenig originellen Fragen und der gespielten Begeisterung. Auf den Geist gehen mir auch die vielen Event-Fans, die plötzlich aus allen Löchern kommen und Eintracht-Fans sein wollen. Wo wart ihr, als wir in der 2. Liga um den Wiederaufstieg gekämpft haben? Wo wart ihr, als wir in der Bundesliga gegen den Abstieg gespielt haben? Schon bezeichnend, wie sich manche Leute an jeden Erfolg hängen wollen. Was Ben Manga betrifft: Endlich haben sie ihn mal hochleben lassen. Er ist einer der Baumeister des Erfolgs. Unbedingt verlängern, den Jungen brauchen wir.

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  4. @3: in liga 2 war ich öfter im Stadion als jetzt 😛
    aber by the way: es ist doch schön, wenn unsere Eintracht die massen begeistert. so gewinnt man im übrigen neue fans. bei meinem Sohn musste ich die letzten Monate gar nicht viel machen. das ging von ganz alleine 😉

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  5. Die wichtigste Personalie gibt es nicht . Manga, Bobic, Hütter und 6-8 Spieler. Ich hoffe er bleibt, aber auch er ist wie Bobic sagte Teil eines Teams.

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  6. Meine Enkelin wird 3 Jahre im Juli. Ich versuche ihr jetzt schon das Eintrachtgen ein zuimpfen .
    Manga soll unbedingt bleiben.Er ist im Hintergrund so was wie der Vater des Erfolges.
    Und morgen unbedingt drei Punkte, Hoppenheim ist der gefährlichste Gegner in den letzten Spielen. Ich glaub die gewinnen ihre letzten vier Spiele. Nagelsmann hat das gestern schon angesprochen. Er geht davon aus das wir noch einige Punkte liegen lassen und am Ende die den vierten Platz erobern.
    Aber meistens kommt es anders als man denkt.
    Für uns wäre der vierte Platz so was von großartig. Man stelle sich vor…..15,3 Millionen Antrittsgeld Plus ca 20 Millionen TV noch dazu.Und das ohne Mehrbelastung.
    Eine hervorragende Saison. Ich werde die immer in meinem Kopf behalten. Und der stolz auf unsere Eintracht ist unermesslich groß.

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  7. @3
    Das ist es genau, was den großen Clubs ihre Einahmen beschert. Die öffentliche Wahrnehmung ist Ausschlag gebend, ob du Geld generieren kannst um z.B. Jovic halten kannst oder eben nicht. Daher her mit den Erfolgsfans, die uns die Kassen füllen.

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  8. Zumindest ist jetzt bestätigt, dass Benfica am Weiterverkauf beteiligt ist. Das war ja deutlich

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  9. Beim Fussball ist nicht nur auf dem Platz ein gutes Team erforderlich um Erfolg zu haben. Ben Manga ist da sicherlich ein wichtiger Teil davon. Aber eben nicht der einzige. Auch wenns ein Verlust wäre wenn er gehen sollte, glaube ich nicht, dass gleich alles in die Grütze geht und wir keine gute Talente mehr finden.

    @4 ja, ich auch. Da war es allerdings auch einfacher an gute Karten dran zu kommen…
    @7 völlig richtig. Auch wenn das keine echten Fans sind, die mit durch dick und dünn gehen, tragen sie dazu bei, dass Geld in die Kasse kommt. Geld das gebraucht wird um gute Spieler zu halten bzw. zu verpflichten.

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  10. @10
    Die Moderatorin sagt es, als sie die Zahlen nennt….“70 Mio, natürlich müssen Sie davon noch was abgeben“. Sie sagt es als Faktum und Bobic widerspricht nicht.

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  11. Mal zu den Jovic Gerüchten, was mich total ankotzt:

    Laut Spox möchte man gern den Ruiz in den Jovic-Deal miteinbauen. Egal in welcher Konstellation, Real besteht auf eine Rückkaufoption. Wenn man das macht, ist das echt Mist!
    Ich finde in der Konstellation kann man dann auch mal aus einer starken Position heraus verhandeln. Wir haben den Superstar, nicht Real!!!!

    https://www.google.de/amp/s/amp.spox.com/de/sport/fussball/bundesliga/1904/News/jovic-eintracht-deal-mit-real-talent-ruiz.html

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  12. Würde dem auch nicht zustimmen. Was erlauben sich Real.
    Also eine Rückkaufoption ist für uns nicht optimal. Jetzt lass den Ruiz mal einschlagen wie eine Bombe. Wir wollten ihn behalten, und Real kauft günstig zurück und verkauft teuer weiter…siehe Mascarel.
    Ich hoffe das unsere Verantwortlichen sich bei solchen Aktionen clever anstellen.

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  13. Alleine schon wegen der Mascarel-Nummer würde ich bei Real ganz schön aggressiv in die Verhandlung gehen

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  14. Mittlerweile denke ich auch, hasdu rescht. Wer oder was is Real. Solle in Real einkaufen gehen 🙁 80 aufwaerts, fertig. Hatte genug Geld! Wer isse Ruiz? Solle im Hals stecken bleiben. Solle de Ruiz in Real Regal stelle!

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  15. Will auf Rueckkaufoption bestehen…ja bestehen. Sollen wo anders suchen gehen. Fredi, nicht die Butter vom Brot nehmen lassen. Laecheln, danke, nein. Wiedersehen.

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  16. @13 Willideville

    Danke für diesen geilen Artikel!

    VG

    wutzespeck (aktuell Erfolgs-, früher Eintrachtfan)

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