Fredi Bobic macht sich Gedanken, wie die Welt nach der Coronakrise aussehen wird. (Bild: imago images / Jan Huebner)

Das Coronavirus hält die Welt in Atem. Und auch der Profifußball spürt die gravierenden Folgen der Pandemie. Das Team der Frankfurter Eintracht steht nach insgesamt vier Covid-19-Fällen unter den Spielern und dem Staff unter Quarantäne. So auch SGE-Sportvorstand Fredi Bobic. In einem Interview mit der „WELT“ sagte er, dass es allen Erkrankten in seinem Verein wieder gut gehe. „Die Quarantäne endet aber unterschiedlich, weil nicht jeder mit jedem in Kontakt war. Die Spieler trainieren individuell, haben aber alle einen Plan“, berichtet er.

Der Profisport und somit auch der Fußball hat allerdings derzeit noch keinen Plan, wie und wann wieder Alltag herrscht. Seit Mitte März ruht in den meisten europäischen Ligen der Ball. Das Bundesligaspiel der Eintracht bei Bayer Leverkusen am 7. März war vorerst die letzte Partie vor Publikum. Ob die Saison zu Ende gebracht werden kann? „Das ist nach wie vor offen“, so Bobic. Aber egal wie: Die Coronakrise hat schon jetzt erheblichen finanziellen Schaden angerichtet. „Für Klubs, die in jüngster Vergangenheit wirtschaftlich gerade so durchgekommen sind, könnte es schwierig werden. Das ist jedenfalls zu befürchten“, meint der 48-Jährige.

„Kuchen wir künftig nicht mehr so üppig sein“

Auch bei seinem Klub werde es „heftige Einschnitte“ geben. „Wir sind zwar in der glücklichen Lage, dass wir in den vergangenen vier Jahren etwas auf die Seite legen und unser Eigenkapital steigern konnten. Trotzdem wird es uns treffen. Denn wir sprechen nicht nur von dieser Saison, auch von der kommenden. Und es ist möglicherweise so, dass wir lange Zeit keine Zuschauer in den Stadien sehen werden. Das wird auch uns finanziell belasten und treffen“, ist der Vorstand sicher. Jeder Verein müsse sich den neuen Gegebenheiten anpassen und „einsehen, dass der Kuchen künftig wohl nicht mehr so üppig sein wird. Wir alle stehen vor einem ungewissen Sommer. Es wird überall Abstriche geben. Der Fußball war aber immer erfinderisch – und ich bin mir sicher, dass es auch dieses Mal wieder Lösungen geben wird“, ist er trotz allem optimistisch.

Die derzeitige Situation bringt Bobic aber auch generell zum Nachdenken. Er macht sich über mehr Gedanken und Sorgen als „nur“ über Fußball. „Die Natur hat uns allen auf dieser Welt jetzt mal richtig den Spiegel vorgehalten und uns zu verstehen gegeben, dass es so nicht mehr weitergeht, dass wir endlich mal durchatmen sollen und uns neu sortieren müssen“, zeigt er sich nachdenklich und ergänzt: „Ich denke an Freunde, die ich lange nicht mehr gesprochen habe. Ich frage mich, was wirklich wichtig ist.“

Warten auf Tag X

Dennoch sorgt er sich natürlich auch um die Zukunft der Eintracht. Er frage sich permanent, „wie wir das alles schultern können.“ Denn es werde „ein verdammt langer Weg bis zum Tag X, an dem man vielleicht wieder den Eindruck hat, dass sich das Ganze wieder so anfühlt, wie es sich für uns alle mal angefühlt hat.“  Es sei wichtig, dass alle zusammen versuchen eine Lösung zu finden, wie man die Spielzeit zu Ende gespielt bekomme. „Und wir somit den Menschen, die uns in den vergangenen Jahren bedingungslos unterstützt haben, etwas zurückgeben können, nämlich die Emotionen, die unser Sport ausmacht.“

Apropos Emotionen: Ein Bekannter von Bobic schickte ihm laut eigener Aussage vor Kurzem ein Video von einem Mann, der auf seinem Balkon steht und auf einer Trompete „Im Herzen von Europa“ spielte. Bobic gab zu, dabei Gänsehaut gehabt zu haben: ü

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4 Kommentare

  1. Ich habe es ja schon an anderer Stelle geschrieben. Ich denke nicht, dass das so tiefgreifend die Lage ändern wird. Auf den Fußball bezogen wird es uns vielleicht 5 Jahre zurücksetzen, was die Summen angeht. Aber auch auch vor 5 Jahren war es bereits wahnsinnig… Zumindest in Deutschland. Was in Itatien und Spanien sein wird steht auf einem anderen Blatt. Die Vereine dort leben von der Hand in den Mund und der Bevölkerung im Inland oder von Großinvestoren aus dem Ausland. Ob man so weiterleben kann, wenn die Bevölkerung im Inland richtig hart getriffen wird und wenn die Investoren aus dem Ausland ihr Interesse an einer maroden Liga behalten?… schaun mer mal.

    Gesellschaftlich hoffe ich, dass der Statt der Privatisierung des Gesundheitssektors wieder entgegenwirkt. Das ist Grundversorgung, die man eigentlich dauerhaft auf einem guten Niveau haben will. Als Grundversorgung darf man keine Gewinne wie bei einem Unternehmen voraussetzen. Mehr wird denke ich aber nicht passieren in Deutschland. Und geht es gut. Wie im Beispiel oben wird es Länder wie Italien und Spanien viel härter treffen. Die haben jetzt schon eine viel zu hohe Arbeitslosigkeit, vor allem unter den jungen Leuten. Das wird ja nicht besser.

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  2. Mir geht es wie Freddy. Bei dem Video mit dem Trompeter habe ich auch eine Gänsehaut bekommen. Zum Gesundheits System: wie alle wollen, dass es besser wird. Dann muss aber auch jedem klar sein, dass wir dann mehr bezahlen müssen. Wir können nicht verlangen dass es besser wird, und das zum gleichen Preis.

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  3. Nicht nur das Gesundheitssythem wird nach Corona neu diskutiert werden, vieles muss auf den Prüfstand. Nur um die Abhängigkeit von China in vielen Bereichen zu nennen. Ja, auch der Fussball. Nur ist dafür jetzt auch noch nicht die Zeit dafür, jetzt gilt es erstmal das Überleben zu sichern und ich glaube, manchem Verein wird das nicht gelingen, Spekulation.
    Forza SGE!

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  4. Freddy hat schon recht.
    Vor allem die überzogenen Summen auf dem Transfermarkt,
    sollten mal kräftig eine mitbekommen.

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