Patrick Falk absolvierte 13 Bundesliga-Spiele für die Adler. (Foto: IMAGO / Alfred Harder)

Einst spielte Patrick Falk für Eintracht Frankfurt in der Bundesliga, noch heute ist er für die Fußballschule der SGE tätig. Doch vor dem Duell mit dem FC Barcelona schlagen zwei Herzen in seiner Brust. Der Übungsleiter des A-Ligisten Spvgg. Langenselbold ist auch großer Anhänger vom FC Barcelona – seit Kindestagen fiebert er leidenschaftlich mit Barca, hospitierte vor zehn Jahren sogar beim damaligen Barca-Coach Luis Enrique. Vor dem Europa-League-Duell der Eintracht gegen Barcelona haben wir mit dem Barca-Kenner über das Duell, seine Leidenschaft zum FC Barcelona und die Chancen der SGE gesprochen.

Patrick, in deinem Herzen schlägt neben der Liebe zur Eintracht auch eine für den FC Barcelona. Woher kommt deine Leidenschaft für den FC Barcelona?

„Das Camp Nou war das erste Stadion im Ausland, dass ich als kleiner Bub besucht habe. Das war 1984 und von oben sahen die alle so klein aus auf dem Rasen. In meiner Familie waren alle eher Real-Madrid-Anhänger, sie wollten mir ein Trikot von Hugo Sanchez kaufen. Aber ich habe so lange rumgemeckert bis ich ein Rot-Blaues bekommen habe. Mit Maradona hinten drauf. 1986 ist er dann in Mexiko Weltmeister geworden. Und ich wusste, das ist mein Team.“

Du hast in der Jugend mit der Eintracht bei einem Turnier gegen Barca gespielt. 

„Ja, sogar zweimal. Einmal haben wir mit 3:2 und einmal 4:2 gewonnen. Das war der Jahrgang von Puyol und Xavi. Im Nike Challenge Cup habe ich im Halbfinale das 1:0 gegen Real Madrid gemacht und mein Trikot ausgezogen beim Jubeln. Ich hatte ganz vergessen, dass ich noch ein Barca-Shirt drunter hatte. Fanden die Real-Spieler nicht so geil. Aber die Barca-Spieler, die draußen auf ihr Spiel gewartet haben, haben es sehr gefeiert.“

Stimmt es, dass sie Dich in der U15 gerne verpflichtet hätten?

„Wir hatten mit der U15 in Wembley gegen England gespielt und mit 4:2 gewonnen. Johan Cruyff hatte den Jugendkoordinator geschickt um mich zu beobachten. Ich habe zwei Tore gemacht. Wenig später kam bei der Eintracht eine Anfrage aus Barcelona an. Damals hatte Barca mit Romario, Laudrup und Koeman ein Dream Team, gewann die Champions League. Mein Vater sagte: ‚Solange du die Schule nicht fertig hast, gehst du nirgendwo hin.‘ Im Nachhinein hatte er sicher Recht. Aber erklär das mal einem 15-Jährigen. Aber wir hatten damals bei der SGE eine tolle Truppe mit Kosta Rodrigues oder Bakary Diakité, haben zwei Jahre lang kein Spiel verloren und viele internationale Turniere gespielt.“

Später hast du unter Jörg Berger und Felix Magath 13 Bundesliga-Spiele absolviert. Hat dich das Comeback von Magath in Berlin überrascht?

„Als ich die Pressekonferenz zu seinem Amtsantritt gesehen habe, hatte ich schon wieder Schüttelfrost und Wadenkrämpfe (lacht). Ich werde nie vergessen, wie wir nach einer Niederlage nachts um 4 Uhr zurück zum Waldstadion gekommen sind und Felix Magath das Licht im Stadion angeschaltet hat und uns hat laufen lassen. Und wenn wir gewonnen hatten und nach einem freien Tag am Montag gedacht haben, uns erwartet ein lockeres Training, standen schon die Hütchen für die kurzen Sprinteinheiten parat. Er hat dir nichts gegönnt. Ich kann mir vorstellen, dass er, wenn es mit dem Klassenerhalt klappt, in Berlin bleibt. Dann bin ich mal sehr gespannt, wie lange es dauert, bis er den Laden in Berlin alleine schmeißt.“

Du bist inzwischen selbst Trainer und Spielerberater. 2011 warst Du in Barcelona und hast bei Luis Enrique hospitiert. Was hat dich da besonders fasziniert?

„Egal wo du bei Barca schaust, sie haben alle denselben Stil und dieselbe Spielidee – von der E-Jugend über die erste Mannschaft bis zu den Frauen. Flügelstürmer zum Beispiel sind Pflicht. Da kann als Trainer kommen, wer will. Der Verein gibt das vor. In der Bundesliga ist es anders: da gibt der Trainer der ersten Mannschaft das System vor. Das geht auf Johan Cruyff zurück. Er hatte eine solche Ausstrahlung. Ich habe ihn einmal live getroffen und hatte Gänsehaut, als ich neben ihm stand. Das erklärt auch, warum es eine solche Durchlässigkeit bei den Talenten in Barcelona gibt. Pedri, Gavi, Ansu Fati, Baldé – sie kommen aus der Jugend und wissen genau, wie gespielt wird in der ersten Mannschaft.“

Falk mit Luis Enrique (li.) bei seiner Hospitation in Barcelona.

Apropos Talent: Fabio Blanco ist im Winter nach nur einem halben Jahr von Frankfurt nach Barcelona gewechselt. Traust du ihm den Durchbruch zu?

„Er war kürzlich absolut bester Mann in der zweiten Mannschaft gegen Real Madrid, hat in den letzten Spielen vier Tore erzielt. Ich bin überzeugt, dass er noch liefern wird. Wenn man so einen Jungen holt, muss man sich mit ihm beschäftigen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass mit ihm ausgemacht war, dass er in Frankfurt in der A-Jugend spielen soll. Es hieß, er ist körperlich noch nicht so weit. Aber das sind Pedri oder Gavi auch nicht. Und in der A-Jugend lernst du diese Körperlichkeit eben nicht.“

Blicken wir mal auf den FC Barcelona. Wie hat der FCB diese Saison die Kurve gekriegt?

„Viele sagen es war der Trainerwechsel von Koeman zu Xavi. Aber man muss auch sehen, dass mit Messi der beste Spieler der Welt im Sommer gegangen ist. Dazu waren zu Saisonbeginn acht Leistungsträger verletzt. Gegen Bayern hat Barca mit fünf A-Jugendlichen gespielt. Xavi hat im Winter Aubameyang, Dani Alves und Ferran Torres bekommen, damit hat sie natürlich brutale Qualität auf der Bank, sind auf jeder Position hochkarätig doppelt besetzt.“

Welche Rolle spielt Xavi?

„Er ist ein ganz anderer Typ wie Koeman, geht liebevoll mit seinen Spielern um, nimmt sie in den Arm. Koeman ist eher zurückhaltend und wirkte daher ein bisschen arrogant. So wie Luis van Gaal, der zwar als Trainer geschätzt wird, aber ein bisschen unnahbar ist.“

Kommen wir mal zur Eintracht: Was traust du ihnen gegen Barca zu?

„Ich bin sehr gespannt, wie ernst Barca die Eintracht nehmen wird. Für die Eintracht ist es das Jahrhundertspiel. Für Barca ein Duell wie jedes anderes, wie gegen Celta Vigo. Ich denke, dass ist auch die Chance für die Eintracht. Zumal es am Sonntagabend für Barca noch gegen Sevilla um Platz zwei ging. Ich könnte mir vorstellen, dass Xavi daher auf zwei, drei Positionen tauschen wird.“

Worauf wird es ankommen?

„Für die Eintracht kommt es drauf an sich nicht zu verstecken, sich nicht nur hinten rein zu stellen. Die Eintracht in dieser Saison ist unberechenbar. Ich habe glaube ich noch nicht ein Spiel mit der richtigen Tendenz getippt. Wenn ich dachte, heute kriegen sie fünf Stück, haben sie gewonnen. Und dann war es wieder anders herum. Ich kann sie ganz schwer einschätzen. Barca braucht nicht viele Chancen. Die machen aus zwei Chancen ein Tor. Darauf wird es auch bei der Eintracht ankommen. Lindström und Borré werden nicht viele Chancen bekommen. Und die müssen sitzen.“

Auf Kevin Trapp wird es gegen Barcelona ankommen. (Foto: Heiko Rhode)

Das Spiel ist auch das Duell Kevin Trapp gegen Marc-André ter Stegen. Wer ist für dich der bessere?

„Ter Stegen ist für mich der bessere, weil er mit dem Fuß besser ist. Kevin Trapp ist nicht so gut in die Saison gestartet, aber zuletzt war er eine Rakete. Ohne Frage: Trapp ist die klare Nummer drei und muss mit zur WM.“

Abschließend: wem drückst du die Daumen?

„Ich bin echt in einem Gewissenskonflikt. Ich würde der Eintracht den Europa-League-Sieg so gönnen. Das wäre größer als der DFB-Pokal-Sieg 2018. Ich hatte damals Tränen vor Freude geweint, genauso wie beim Clasico-Sieg von Barca. Deshalb sage ich, möge der bessere gewinnen.

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13 Kommentare

  1. super Patrick !!!

    möge der Bessere gewinnen, das sind dann ja wohl wir.

    Ich habe Patrick Falk einmal furchtbar Unrecht getan, ich habe ihn sogar auf Facebook beleidigt, weil er damals zu Bayer 04 gegangen war, dachte ich er wäre gar kein richtiger Adler. Seine Autogrammkarten lagen unter der Tribüne am Riederwald die habe ich dann mal mit ins Stadion genommen und als Konfetti beim Spiel verwertet und in der Nachbarschaft verteilt, bei seinen 13 Spielen war ich bei vielen zugegen und gerade die Zeit mit Felix M. vom SV Viktoria Ascheberg, das waren noch Zeiten.

    Er hat sich das bewahrt zu was ich über 50 Jahre gebraucht habe, er geht immer freundlich auf die Menschen zu, Patrick Du bist ein echter Adler !!!

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  2. Sammy, großen Respekt für Deine Einsicht im letzten Satz. Für mich kann ich ähnliches sagen, wenn auch nicht bezogen auf Falk.
    Falk redet nicht der Eintracht nach dem Mund (ter Stegen- Trapp), sondern sagt seine ehrliche Meinung, auch davor Respekt.

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  3. 4-4-2 nach dem Schema wurde Blanco in der 60 Minute eingewechselt und dann fielen zwei Tore für Barca an denen er aber nicht direkt beteiligt war. Ich bedauere auch, dass man ihn nicht bei uns etwas mehr zugetraut hat aber so wurde entschieden und das Thema ist durch. Trotzdem interessant wie es mit ihm weitergehen wird.

    Falk, ich mag ihn! Aktuell finde ich aber Trapp tatsächlich besser als ter Stegen. Der hat gerade immer mal einen Wickler drin. Gerne auch am Donnerstag…

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  4. Sowohl Neuer (JG 1986) und Trapp (JG 1990) sind über 30, ter Stegen wird dieses Jahr 30. Nübel ist der einzige Torspieler, der Chancen in diese Fußstapfen zu treten, ist auch schon JG 1996. Viele Torhüter mit deutschem Pass und im Alter 20-23 spielen gerade nicht in der Bundesliga oder im Ausland, denen ich die Perspektive Nationalmannschaft zuschreibe. Im Moment sehe ich für die WM 2022 weniger Probleme auf der Torwartposition, bei der EM 2024 oder halt WM 2026 könnte Trapp oder der Stegen die Nummer 1 werden (wenn Neuer aufhört), ab der EM 2028 wird es im Moment sehr mau was deutsche Torhüter angeht. Da bin ich mal gespannt.

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  5. Eigentlich hat man als Fan immer eine klare Nummer und dann kommt die Nummer 2. Ich finde sogar 4 Mannschaften gut den ich die Daumen drücke. Aber ganz vorn steht da die Eintracht vor Lok Leipzig. Dies ist seit 1991 so, vorher rangierte Lok vor Eintracht. Ich bin halt ein Ostkind gewesen. Platz 3 und 4 belegen Barca und Manu. Barca hab ich 1982 bewundern können bei ihren Top Auftritt gegen Lok Leipzig beim 0:3 für die Spanier. Trainer war damals Lateck und auch B. Schuster trug damals das Rot Blaue Trikot spielte allerdings in Leipzig nicht. Manu hat mir Ende der 90ziger sehr imponiert, vorallem 1999 ( lach, lach ) in der Nachspielzeit.

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  6. der Patrick Falk war so ein richtig geiler Kicker, habe ihn damals so gern spielen sehen und von seiner grossen Karriere geträumt… Werde nie wirklich verstehen, warum es bei ihm am Ende nicht geklappt hat. Der hatte eine überragende Technik, muss mir mal ein Insider bei Gelegenheit erkären:)

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  7. Viele Verletzungen und falsche Berater, wobei vor allem ersteres dazu führte, dass er schon mit 24 den Profifußball aufgeben musste. Viel mehrGeheimnisse gibt es nicht.

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  8. @Michael, #7,

    ich habe mich minimal vorgeprägt in die Eintracht verliebt, weil ich eine Zeitlang des öfteren im Waldstadion war und die Atmosphäre dort ziemlich klasse fand.
    Jetzt wohne noch mal 200 km weiter weg in einer Region, wo es auch Traditionsvereine gibt. Aber nee, mir ist seit einigen Jahren sogar unsere Nationalmannschaft fast egal (würde sich erst dann wieder ändern, wenn dort regelmäßig der eine oder andere Adler spielen würde). Mit anderen Worten: Ich könnte zu keiner weiteren Mannschaft die erforderliche emotionale Bindung aufbauen, dass ich sie als Nummer zwei bezeichnen könnte – auch wenn das sicherlich Vorteile hat.

    Und nun völlig OT, zu einem anderen Kulturbereich (mit der Bitte um Verzeihung für diesen Scherz): Hast du mal den Farbfilm vergessen, mein Michael? 😉

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  9. Zu 10. Sicherlich nicht bloß einmal (lach). Über Scherze lache ich auch gern. Verstehe deinen Standpunkt. Ist bei mir bloß so, weil beide Mannschaften vor 1990 in zwei unterschiedlichen Staaten unterwegs waren. Bei uns im damaligen Ostdeutschland (oder DDR) hatte man 2 Lieblingsmannschaften . Bei mir war das Lok Leipzig aus der DDR und die Eintracht in der BRD.

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  10. @Michael: Kennst Du den Fisch aus Neu-Paunsdorf? Der ist früher immer mit LOK unterwegs gewesen, den habe ich 1992 in Lodz kennengelernt. Nach Corona kommt er hoffentlich auch mal wieder ins Waldstadion…

    Ich war mindestens schon 15x in Leibzsch, die ganzen Ost-Touren incl. Bärlin haben wir immer in Weimar oder Leibzsch Station gemacht, früher auch Sammlerbörse, HaFuTu, Probstheida und natürlich den Albert-Kunze-Sportpark 🙂

    zum Thema Zweitvereine:
    für mich gibts da Wormatia Worms (445 Spiele), den SV Erzhausen, 10 Jahre lang den TV Albig,
    im Stadion auch Girondins Bordeaux (Meisterschaften in den 80ern), Union Berlin (schon zu DDR-Zeiten immer wenn ich bei meiner Tante war), Racing Strasbourg, FC Basel, und ja auch den SV 98 (fast 200 Spiele), mehr haben nur Heiner die auch schon in der Oberliga ans Bölle sind

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  11. Falk, hochveranlagter Kicker. Verletzungen und zusätzlich auch selbst
    bewirkte Widrigkeiten verhinderten eine
    Karriere. Für uns einige Spiele gemacht, für Barca, seinen Lieblingsclub nie gespielt. So what.

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