Adi Hütter steht nach dem Sieg gegen Union Berlin mit der Eintracht vor dem „Monat der Wahrheit“. (Bild: IMAGO / Jan Huebner)

Eintracht Frankfurt hat am Samstag mit 5:2 (4:2) gegen den FC Union Berlin gewonnen. So deutlich, wie das Ergebnis erscheinen mag, war es es aber nicht. Das Spiel hätte auch andersherum ausgehen können. Trainer Adi Hütter war deswegen auch nicht mit allem zufrieden, sah es nach dem letzten Spiel vor dem „Monat der Wahrheit“ aber ganz nüchtern: „Am Ende des Tages haben wir 5:2 gewonnen und drei Punkte geholt. Das ist das, was zählt.“ Dank der Effizienz im Torabschluss und der Leistung von Kevin Trapp blieben die drei Punkte schließlich im Stadtwald. 

Der Torwart war es, der sich nach dem Spiel ein Extralob bei Trainer Adi Hütter abholen durfte: „Wir haben einen richtig guten Kevin Trapp gebraucht, der das Ding festgemacht hat.“ Dass bei fünf geschossenen Treffern der eigene Torhüter der Mann des Spiels war, sagt einiges über das Geschehen auf dem Platz aus. Mitnichten war die Eintracht derart überlegen, wie das Endergebnis erscheint. Schon in der ersten Minute war Trapp nach einer Ecke im Verbund mit Djibril Sow zur Stelle, als er einen Versuch von Robin Knoche aus kurzer Distanz zusammen mit dem Schweizer von der Linie kratzte. Im Laufe des Spiels sollte sich Trapp noch das eine oder andere Mal auszeichnen können, was Hütter allgemein nicht gefallen haben dürfte. Dennoch freute er sich für seinen Torwart: „Mich freut es, dass er zeigen konnte, dass er ein guter Torwart ist. Er hat uns heute geholfen.“

So hellwach wie der Frankfurter Schlussmann in der ersten Minute waren in der darauffolgenden Szene auch seine Vorderleute. Mustergültig wurde der Konter zum 1:0 durch André Silva über Sow und Filip Kostic zu Ende gespielt (2. Spielminute). Nach dem wegen eines klaren Foulspiels an Makoto Hasebe umstrittenen Ausgleichstreffer durch Max Kruse (7.) ging es hin und her, es entwickelte sich ein munteres Spielchen, das nach etwas mehr als einer halben Stunde seine wohl entscheidende Szene zu Gunsten der Eintracht hatte, die Hütter als „Knackpunkt“ beschrieb.  

Sechs Minuten im Rausch

Nach einem Rückpass von Robert Andrich richteten sich die Augen der Zuschauer schon in Richtung Mittellinie, um zu schauen, wo und wie sich die Spieler positionieren – auf einmal erklang jedoch „Die leichte Kavallerie“ im weiten Rund. Eigentor. Plötzlich stand es durch das missglückte Andrich-Zuspiel auf Union-Torwart Andreas Luthe 2:1 für die Hausherren (35.). Und dann? „Dann haben wir vor der Pause richtig guten Fußball gespielt“, berichtete Hütter, denn die Eintracht schlug in Person von Kostic (39.) und abermals Silva bis zur 41. Minute noch zweimal zu. Drei Tore erzielten die Adlerträger also in gerade einmal sechs Minuten, in denen sie sich in einen kleinen Rausch spielten. Das war dann schon so etwas wie eine Vorentscheidung, auch wenn Kruse noch vor der Pause auf 2:4 aus Sicht der Gäste verkürzen sollte (45. +3). 

Was die Eintracht in den sechs Minuten vor der Pause auf den Platz zauberte, war aller Ehren wert und ohne Zweifel die stärkste Phase der Partie. Die eigenen geschossenen Tore fielen nicht zufällig. Sie waren, wie schon das 1:0, bärenstark herausgespielt. Beim 3:1 bewiesen Kostic und Silva Uneigennützigkeit, Übersicht und Cleverness. Das 4:1 wurde mit wunderschönem One-Touch-Fußball erzielt, das den Berlinern vielleicht etwas zu schnell ging. Dennoch steckten die Hauptstädter nie auf und blieben über die gesamten 90 Minuten stets gefährlich. Das beweist die Torschussstatistik: Diese ging mit 25:9 Abschlüssen klar an die Eisernen. „Es war nicht alles Gold, was glänzt, weil wir viel zugelassen haben“, bemängelte Hütter. Aber die Eintracht hatte hinten ja Trapp im Kasten, der Schlimmeres verhinderte. Vorne machte Timothy Chandler in der Nachspielzeit schließlich den Deckel zum 5:2 drauf (90. +2).  

Neben Trapp bekam auch der Gegner ein Lob von Hütter: „Kompliment an Union Berlin, die uns das Leben sehr schwer gemacht haben. Sie haben alles in die Waagschale geworfen.“ Dabei hatte besonders die neuformierte Eintracht-Defensive einen schweren Stand. Mit den Ausfällen von Martin Hinteregger und Tuta war der Trainer gezwungen, in der Abwehr umzustellen. Stefan Ilsanker übernahm den rechten Part der Dreierkette, Hasebe rückte in die Mitte und Sebastian Rode ersetzte den Japaner auf der Sechs. Durch die Unpässlichkeit der zwei kopfballstarken Stammverteidiger sei es vor allem bei Standardsituationen schwer für seine Elf gewesen. 

Vorne stimmte es dafür umso mehr. Auch hier war Hütter durch den Ausfall von Amin Younes dazu gezwungen, umzustellen. Der Trainer brachte Luka Jovic als zweite Spitze neben Silva. Nachdem viele das Experiment mit dem Doppelsturm schon als gescheitert angesehen hatten, sah es am Samstag schon sehr viel besser aus. „Phasenweise war unser Spiel mit dem Ball in der ersten Halbzeit toll“, beobachtete Hütter. Das Zusammenspiel in der Offensive klappte also teilweise recht gut. „Jovic hat sich speziell in der ersten Halbzeit im Spiel mit dem Ball sehr gut integriert. Vorne waren alle torgefährlich“, so der Fußballlehrer. In der Hälfte zwei habe sich das Bild dann geändert: „In der zweiten Halbzeit haben wir uns als Mannschaft im Spiel nach vorne nicht so gut bewegt. Wir haben die Räume nicht gefunden, die sich ergeben haben.“ Sein Team habe es „nicht geschafft, dem Gegner weh zu tun.“ Als Vorwurf an die Offensivabteilung wollte Hütter das nicht sehen, wie er explizit anmerkte.

Erst Länderspielpause, dann „Monat der Wahrheit“

Am Ende des Tages konnte Hütter das alles egal sein. Es zählt ja nur das Ergebnis. „Ich bin sehr happy, dass wir nach drei sieglosen Spielen gegen die drittbeste Abwehr der Liga fünf Tore geschossen haben und dass wir vor der Länderspielpause dieses Erfolgserlebnis mitnehmen können“, erklärte der Österreicher. Hütter will in der spielfreien Zeit mit dem in Frankfurt verbliebenen Personal versuchen, „dass wir ein bisschen runterfahren können.“ Der Coach geht übrigens nicht davon aus, dass Hinteregger zur österreichischen Nationalmannschaft reisen wird. Der Verein wolle abwarten, „aber wenn es ein Risiko für Eintracht Frankfurt gibt, wird er dort sicherlich nicht spielen.“

Nach der Länderspielpause warten auf die Eintracht dann die dicken Brocken. Hütter spricht vom „Monat der Wahrheit.“ Als nächstes geht es am Ostersamstag (15.30 Uhr) zum Auswärtsspiel nach Dortmund. Die Borussia hat durch das 2:2 gegen Köln federn lassen. Vier Punkte beträgt der Vorsprung der Eintracht nun auf den BVB. Im nächsten Spiel kann also ein Riesenschritt Richtung Europa und damit vielleicht auch Richtung Champions League gegangen werden. Aufgrund der Vorzeichen sieht Hütter die Borussia in der Pflicht: „Dortmund muss jetzt gegen uns gewinnen.“ 

Bei seiner Mannschaft dagegen kann er keinen großen Druck erkennen, auch wenn die Erwartungshaltung steige, aber: „Wir wollen und können, müssen aber nicht. Da sind andere Vereine gefordert.“ Hütter warnte aber auch vor dem angeschlagenen Gegner: „Wir wissen, welche Qualitäten sie haben. Wenn sie müssen, sind sie noch gefährlicher.“ Trotzdem könnten seine Jungs mit einer gewissen Ruhe ins Spiel im ehemaligen Westfalenstadion gehen. Der Grund liegt für den Trainer auf der Hand: „Wir wissen, dass wir dort wieder punkten können. Das ist das Entscheidende.“

- Werbung -

9 Kommentare

  1. Gute Zusammenfassung. Es müsste aber heißen, das 3-1 und 4-1 (im Text steht 2-1 und 3-1) das 2-1 war nicht sooo schön herausgespielt 🙂

    16
    1
  2. OT

    Joveljic hat beim letzten Sieg auch wieder getroffen. Und wenn ich das richtig sehe is die Liga da jetzt durch.
    Wie läuft das jetzt ab? Hat der jetzt so lange Urlaub, oder kommt er dadurch früher wieder zu uns und trainiert mit?
    Hat da wer ne Ahnung wie das läuft?

    14
    2
  3. @2
    Meiner Meinung nach ist die Liga da noch nicht fertig. Nach 22 Spieltagen folgt dann eine Trennung in Meisterrunde und Absteigerrunde. Ob das wegen Corona auch alles noch so ist weiß ich aber auch nicht.

    18
    0
  4. Eigentlich muss es nicht heißen umstittenes Tor, sondern klare Fehlentscheidung vor dem Tor, denn ich wüsste nicht über was man sich streiten sollte bei der Aktion vor dem 1 zu 1.Klares Foul an Hase. Schluss aus Ende. Wer es anders sieht ist entweder blind, oder hat vom Fussball und dem dazu gehörigen Regelwerk keine Ahnung.

    60
    1
  5. Ahhh ok, danke @3. Hätte mich iwie gewundert das die schon fertig sind. Andererseits sind sie halt mit den theoretischen Hin und Rückspielen durch.
    Naja dann kann der gute ja noch weiter knipsen.
    Freut mich das er da so gut funktioniert.

    Dann kommen nächste Saison ja echt viele Stürmer. Gonzo , Joveljic, Ali neu. Ich zähl sogar Ache mit dazu, da dieser leider n bissel ausgebremst wurde durch die Verletzung und Jovicleihe.

    Würde mich auch echt wundern wenn Akman sich verleihen ließe, da dieser wohl von absoluten top Clubs „gejagt“ wurde.
    Da erscheint es mir unglaubwürdig das wir das Rennen machen, wo er vermutlich am wenigsten verdient und man ihn bestimmt nicht überreden konnte mit : ey, wenn du zu uns kommst verdienst du nich nur weniger sondern wirst gleich mal nach sonst wo ausgeliehen.

    Mal schaun wer sich durchsetzen kann/wird. Denn viel Chancen wird es denke ich nicht geben. Wer auch geht oder vlt doch überraschend gehalten wird … an Silva bzw. Jovic wirds nicht einfach vorbeizukommen. Und einen dieser beiden sollten wir schon halten müssen um Konkurrenzfähig zu bleiben.

    12
    10
  6. Das 1:1 hätte niemals zählen dürfen, verstehe die Schiris nicht, allein ein Blick auf Hasebes Oberschenkel hätte genügt. Wir waren brutal effizient und konnten dadurch gegen ein starkes Union entscheidend davonziehen. Das 2:4 vor der Halbzeit absolut unnötig. Da müssen wir einfach cleverer agieren und durften den Ball nicht so leicht hergeben, das beeinflusste die ganze zweite Halbzeit. Die Köpenicker waren in dieser Saison wohl eines der besten Teams gegen die wir gespielt haben, umso mehr können wir uns über die drei Punkte freuen.

    20
    1
  7. Mit Statistiken ist das ja immer so eine Sache. 9 : 25 Torschüsse hört sich erst mal brutal dominant an. Aber von unseren 9 Torschüssen gingen 5 auf das Tor ( 55,5% ) . Bei den Berlinern gingen von 25 Torschüssen 7 auf das Tor ( 28% ). So gesehen also alles gut.

    31
    0
  8. Für mich ist das Union Spiel bereits abgehakt, da jetzt aber gerade Ruhe und Länderspielpause ist begleitet es uns eben noch eine Weile. Für mich war es auch, bei durchaus berechtigten Kritikpunkte (vgl.AH) trotzdem ein verdienter, ein souveräner Sieg.
    Was zählt? 47 Punkte nach 26 Spieltagen, die Tür nach Europa steht mit 9 Punkten Vorsprung plus Torverhältnis ganz weit offen und egal was in 14Tagen in Dortmund passiert, wir stehen auch nach 27 Spieltagen auf einen CL Platz !
    Gleichzeitig macht die Mannschaft als Gebilde, aber auch jeder Spieler einen gleichermaßen gefestigten wie kampfeswilligen Eindruck und Verein und Trainerteam macht sich nicht künstlich klein, bekennt sich eindeutig zum Ziel CL.
    Das ist für mich die ungewohnte, aber neue Qualität von Eintracht frankfurt.
    Forza SGE !

    18
    1
  9. „Schon in der ersten Minute war Trapp nach einer Ecke im Verbund mit Djibril Sow zur Stelle, als er einen Versuch von Robin Knoche aus kurzer Distanz zusammen mit dem Schweizer von der Linie kratzte.“

    sorry aber DAS stimmt so doch nicht!!! trapp war doch bereits geschlagen und sow hat den ball von der linie gekratzt!

    14
    3

Keine Kommentare mehr möglich.

- Werbung -