Caio, Schildenfeld

Welchen Weg soll die Eintracht gehen? Den Mainzer Weg, der besagt, dass Spieler günstig ge- und dann im Laufe der nächsten Jahre teuer verkauft werden? Oder den von den Hessen bereits eingeschlagenen, bei dem Leistungsträger gehalten werden sollen, auch wenn diese im Jahr darauf ablösefrei den Verein verlassen können? Welche Transferpolitik ist denn nun die Erfolgreichere? Und generieren andere Vereine, die immer wieder als Musterbeispiele hervorgerufen werden, wirklich so viel mehr Einnahmen durch den Verkauf ihrer Leistungsträger? Diesen Fragen sind wir einmal genauer auf den Grund gegangen, da immer häufiger darüber Klagen entstehen, dass die Eintracht in den letzten Jahren es nie schaffte, im Gegensatz zu vielen anderen Bundesligisten, Leistungsträger teuer zu verkaufen und mit den eingenommenen Erlösen, den Verein sportlich weiter zu bringen.

RangMannschaftTransfereinnahmen (in Mio. €)Transferausgaben (in Mio. €)Saldo (in Mio. €)Durchschnittsplatzierung seit 2012/13
1.Bayern München94,2184,40-90,201
2.Borussia Dortmund85,98145,35-59,383,7
3.Bayer Leverkusen65,40 80,28-14,883,7
4.Borussia Mönchengladbach45,20 52,55-7,355,7
5.VfL Wolfsburg44,15124,45-80,306
6.Hamburger SV41,00 65,45-24,4513
7.TSG Hoffenheim36,1755,40-19,2311
8.Werder Bremen30,0528,90+1,1512
9.Hertha BSC Berlin29,6818,00+11,6813
10.FSV Mainz 0524,10 27,50-3,4010,3
11.Schalke 0422,5536,95-14,404,3
12.1. FC Köln19,0713,67+5,4012
13.VfB Stuttgart17,2520,38-3,1313,7
14.Hannover 9611,3730,85-19,410,7
15.Eintracht Frankfurt9,4322,13-12,709,3
16.FC Augsburg7,6517,80-10,159,3
17.FC Ingolstadt1,702,53-0,83-
18.Darmstadt 98000-

Betrachtet werden die Transferbewegungen seit dem Frankfurter Wiederaufstieg 2012. Drei Teams nur – in der Liste der aktuellen Erstligisten – haben in diesem Zeitraum wirklich mehr eingenommen, als sie ausgegeben haben. Der 1. FC Köln, SV Werder Bremen (beide Durchschnittsplatzierung 12) und Hertha BSC Berlin (13) bezahlten für ihre Neuzugänge weniger, als sie für ihre Abgänge erhielten. In Berlin und Bremen hielt sich der Erfolg in Grenzen, in Köln hingegen war man sehr zufrieden mit dem souveränen Klassenerhalt nach dem Wiederaufstieg. Vor allem aber die Hertha hat es versäumt, die vielen Millionen, die man etwa für Adrian Ramos (10 Millionen Euro zu Borussia Dortmund) bekam, sinnvoll zu reinvestieren. Die Folge: Abstiegskampf bis zum Schluss. Die Bremer dagegen erholen sich peu à peu von ihren finanziell schwierigen Jahren und werden – auch weil ein minimaler Transferüberschuss erzielt wurde – wieder stärker. Mit Jannik Vestergaard (Im Winter für 2,5 Millionen Euro von Hoffenheim geholt) und Anthony Ujah (4,7 Millionen Euro an den 1. FC Köln) wurde der Pfad des Sparens langsam verlassen und die Marschrichtung insgesamt wieder etwas offensiver.

04.04.2015, Fussball, 1. BL, Eintracht Frankfurt - Hannover 96Aber bedeuten teurere Spieler auch automatisch den großen Erfolg? Die Eintracht beispielsweise erreichte mit einer „No-Name-Truppe“ im Jahr 2013 die Europa-League. Der Hamburger SV jedoch rettete sich zuletzt zweimal in Folge mit einem teuren Kader erst in letzter Sekunde in der Relegation vor dem drohenden Abstieg. Borussia Mönchengladbach zog im Gegensatz dazu direkt in die Champions League ein, obwohl die Elf vom Niederrhein in den letzten drei Jahren bei den Ausgaben nur auf Rang 7 landet. Der TSG Hoffenheim demgegenüber ist der große Sprung in die Spitzengruppe noch immer nicht gelungen, obwohl viel Geld (55,4 Millionen Euro) investiert wurde. Die Qualifikation für einen internationalen Wettbewerb wurde, obwohl man lange ganz nah dran war, erneut verpasst.

Wo aber bettet sich die Eintracht in dieser Liste ein? Mit Transferausgaben von 22,13 Millionen Euro stehen die Frankfurter auf Rang 12 in der aktuellen Bundesligaliste. Nur sechs Teams gaben vor dieser Spielzeit in den letzten drei Jahren weniger Geld für Neuzugänge aus. Allerdings nahm die Eintracht in diesem Zeitraum auch vergleichsweise bescheidene 9,43 Millionen Euro ein. Sebastian Rode ging ablösefrei zum FC Bayern München, Sebastian Jung und Pirmin Schwegler für verhältnismäßig günstige 3,6 Millionen Euro zum VfL Wolfsburg und der TSG Hoffenheim. Mit einem Defizit von 12,7 Millionen Euro steht die Eintracht in der Bundesligatransfertabelle der vergangenen drei Jahre auf Rang 10 – und bestätigt damit auch die Durchschnittsplatzierung, die sportlich tatsächlich erreicht wurde (9,3). Die krasseste Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit gab es – wen sollte es auch verwundern – bei den Hamburgern. Ein Minus von 24,45 Millionen Euro entspricht nicht der Durchschnittsplatzierung von Rang 13.

SeferovicUnd die Mainzer? Die Nachbarn landeten in den vergangenen 3 Spielzeiten zweimal hinter den Frankfurtern. Und gaben mehr aus (27,5), als sie einnahmen (24,1). Besonders bitter: Fünf Millionen Euro war den 05ern der Transfer von Ja-Cheol Koo wert. Der Mittelfeldspieler, den man mühselig vom VfL Wolfsburg loseiste, konnte in seinen eineinhalb Jahren bei den Rheinlandpfälzern aber noch keine nachhaltigen Akzente setzen. Der teuerste Neuzugang der Vereinsgeschichte gilt bislang noch als Enttäuschung – ein Szenario, dass man am Main bestens kennt. Caio, Martin Fenin, Ümit Korkmaz, Habib Bellaid, bislang auch Vaclav Kadlec – die teuersten Neuzugänge weckten große Hoffnungen, die allesamt enttäuscht wurden. Haris Seferovic, im vergangenen Sommer für 3,2 Millionen Euro aus Spanien geholt, war der erste teure Topeinkauf seit Jahren. Eine Patentlösung, wie man erfolgreich sein könnte? Die gibt es im Fußball nicht. Man kann mit geringen Ausgaben Erfolg haben (FC Augsburg/Durchschnittsplatz 9,3), aber auch mit vielen Mitteln wenig erreichen (Hannover 96/Durchschnittsplatz 10,3). Es sind schwierige Entscheidungen, die vor jeder Saison gefällt werden müssen. Heribert Bruchhagen bringt das Dilemma der Vereine treffend im Gespräch mit „EintrachtTV“ auf den Punkt: „In der Bundesliga ist eine Verbesserung schon notwendig, um den Status quo zu halten. Es entwickelt sich immer weiter und das ist nicht einfach.“ Umso wichtiger ist es dann, mit dem wenigen Geld das man hat, die Problemzonen optimal zu besetzen. Die Hessen jedenfalls haben dies, bei aller Kritik, die es gab, in den vergangenen drei Jahren durchaus zufriedenstellend erledigt.

- Werbung -

11 Kommentare

  1. Man sollte bei Mainz nicht vergessen das sie auch noch gleichzeitig ihr Stadion abbezahlen.In ein paar Jahren gehört es Ihnen und können dann voll investieren.

    0
    0
  2. Nur das die Mainzer in ihrem Stadion keine zusätzlichen Einnahmen mit ihrem Stadion, wie z.B. Konzerte, usw. Generieren können, weil die lieben
    Anwohner das nicht möchten und das auch beim Bau durchsetzen konnten.

    0
    0
  3. Wir haben auch nichts davon, wenn bei uns Konzerte statt finden.
    Dafür ist unser Stadion größer 🙂

    0
    0
  4. @1: In ein paar Jahren? Das dauert rund 20 Jahre, bis so ein Stadion abbezahlt ist… Gleichwohl finde ich die Idee auch besser. Bei dem derzeitigen Zinsniveau sollte die SGE auch mal darüber nachdenken. Probleme würde es nur geben, wenn es sportlich und finanziell schlecht laufen würde. Aber dann. Wäre auch die MIete viel zu hoch.

    0
    0
  5. @4
    Dann solltest du dich erstmal informieren.Interview mit Heidel.

    Wir haben bei Spielertransfers schon immer die Politik, günstig einzukaufen und teuer zu verkaufen. Wir haben die Einnahmen aber nie komplett in die Mannschaft investiert, sondern auch in die Infrastruktur. Das Stadion hat 54 Millionen Euro gekostet und ist bis auf 23 Millionen Euro bezahlt. Ist es komplett abbezahlt, haben wir größeren finanziellen Spielraum für Personal. Unser Ziel bleibt es, geschickt einzukaufen um gut verkaufen zu können und den Verein Schritt für Schritt weiterentwickeln.

    Also Nix 20 Jahre……….

    0
    0
  6. @5
    Dann solltest du dich aber auch besser informieren. Die Mainzer zahlen momentan zwischen 3 und 4 Millionen im Jahr an Pacht und das solange bis das Stadion abbezahlt ist. Danach haben sie dann 3-4 Millionen mehr im Jahr. Ich seh schon den Großangriff auf die Bayern….

    Aber die Keule Stadion bringst du ja immer gerne wieder. Mehrere Ausführungen von mir und von anderen zu diesem Thema wurden ignoriert oder vllt. auch nicht verstanden. Schade denn ähnlich dem Märchen vom sparenden Heribert ist es auch ein Märchen das ein eigenes Stadion in der Größenordnung des Waldstadions für einen Verein wie uns mal einfach so zu stemmen ist bzw. uns auf Dauer Vorteile bringt. Aber ich hab keine Lust auf weitere Ausführungen. Jeder der sich ein bisschen mit kaufmännischen Zusammenhängen, Krediten und Instandhaltung von Immobilien auskennt wird wissen was ich meine.

    0
    0
  7. @4
    Das Waldstadion hat ca. 190 Millionen gekostet. Bei 20 Jahren Abzahlungszeitraum bist du ohne Zinsen bei knapp 10 Mio im Jahr. Dazu die Zinsen und das Entscheidende die Dauer der Zinsfestschreibung. Was ist wenn nach 10 Jahren die Zinsen 2 mal, 3 mal oder 4 mal so hoch sind wie aktuell ? Dann wird’s sogar noch mehr. Und diese Belastungen hast du egal in welcher Liga du spielst.

    Aktuell zahlen wir ja erstens Liga-abhängig und zweitens prozentual zu unseren Einnahmen aus Kartenverkäufen und Catering. Wir zahlen also nie mehr als wir auch wirklich einnehmen. Aktuell ist das aufgrund unseres Erfolges was die Zuschauerzahlen betrifft natürlich verlgeichsweise viel. Andererseits hatten wir in Liga 2 dadurch auch wesentlich weniger zu zahlen.

    0
    0
  8. @Redaktion

    Klasse Beitrag! Das wohl am häufigsten diskutierte Thema hier im Forum.

    Eine wichtige Erkenntnis ist sicherlich, dass es kein Patentrezept gibt. Hierzu 100 % Zustimmung.

    Was aus der Tabelle oben ersichtlich wird, ist, dass Einnahmen und Ausgaben miteinander korrelieren. Diejenigen die wenig einnehmen, geben wenig aus, diejenigen die relativ viel einnehmen geben relativ viel aus und diejenigen die viel einnehmen geben auch viel aus.
    Natürlich kann man das nicht auf 100 % der Vereine oben anwenden, ein Muster ist jedoch deutlich zu erkennen.

    Und hierbei sollte man eines bedenken. (Eigenes) Kapital – welches man niemandem zurückzahlen muss – macht unabhängig. Diese Unabhängigkeit gibt Sicherheit und Ruhe. Diese Ruhe und Sicherheit ist der große und entscheidende Faustpfand der Plastikclubs. Denn diese können Geld ausgeben, welches sie niemanden (Bank, anderen Gläubigern) zurückzahlen müssen und damit lässt sich besser arbeiten als mit Geld was „funktionieren“ muss. Schlägt Investition A oder B bei einem der Geldclubs nicht ein, ist die kein Problem, denn Investition C wird es schon schaffen. Einige andere Vereine haben sich diese Grundlage durch gute Arbeit (Stärkung der Kapitalbasis durch gute Transferbilanz) in den letzten Jahren ebenfalls aufgebaut (Dortmund, Gladbach, Mainz, Stuttgart in den Jahren zuvor) und können sich auch mal einen (teuren) Flopp leisten, ohne, dass sie das gleich einschränken würde.
    Wir können das in meinen Augen nicht unbedingt. Bei uns muss das schon passen, denn wenn Spieler A nicht einschlägt, haben wir kein Geld um Spieler B zu holen. Und da darf man sich dann keinerlei Fehler erlauben, das ist der wesentliche Unterschied zu vielen anderen Clubs.
    Natürlich muss man auch die sportliche Seite mit einbeziehen (Manager und Scouting). Man kann auch mit weniger Geld gutes machen und in dieser Periode ist das bislang gut gelungen – Lob an Hübner, aber der Handlungsspielraum ist natürlich ein anderer wenn man hohe Einnahmen hat.

    Wie auch immer, ich hoffe, dass man nun öfter mal Leute günstig einkauft und teuer verkauft und diese dann wieder gut ersetzt. Denn, wie gesagt, Einnahmen sind nicht alles, aber in meinen Augen doch eine wichtige Grundlage um langfristig in Liga 1 zu spielen und irgendwann auch mal mit Mannschaften wie Gladbach konkurrieren zu können.

    0
    0
  9. @6
    Nerv.Hier geht es um den Bericht oben und MZ und nicht um ein eigenes Stadion.Die 3-4 Mio.mehr sind im übrigen das Transfervolumen von Eintracht Frankfurt ohne Trapp.Haben oder nicht haben?

    0
    0
  10. Haben oder nicht haben ist sicherlich richtig. Aber auch der FSV muss nachdem der Kreidt abbezahlt ist wiederum Rücklagen für Investitionen in das Stadion bilden da nach 20 Jahren in dem hässlichen Ding zwar kaum Putz abbröckeln kann aber der Aufwand und die Instandhaltung je älter das Stadion wird größer wird. Daher werden sie eben auch keine 3-4 Mios haben sondern weniger. Ist immer noch mehr als nix aber dafür haben sie auch eben ein ganz anderes Stadion als wir mit gut 15.000 Plätzen weniger. Macht bei ausverkauftem Haus und ich nehm mal 25 € pro Karte 375.000 € an Einnahmen aus. wenn wir nur 10 mal unser Stadion vollbekommen haben wir das Geld dann auch schon wieder eingenommen.

    Langfristig haben wir eben diesbezüglich auch Vorteile weil wir mit der Instandhaltung des Stadions eben nichts zu tun haben. Darf man aus meiner Sicht alles bei diesen Betrachtungen nicht aus acht lassen.

    0
    0
  11. Auch für mich die Erkenntnis (die mir allerdings nicht neu ist), dass die Summe an Transfereinnahmen oder Ausgaben nicht gleichzusetzen ist mit dem Erfolg des Teams. Ich gehe mal davon aus, dass diese Transferperiode hier nicht mehr mit einkalkuliert ist – evtl. erwirtschaften wir hier ja mal wieder ein kleines Transferplus. Dennoch zeigt es mir auch hier wieder, dass wir unglaublich dankbar sein können, so fähige Leute an der Spitze zu haben. Ich hoffe, dass HB’s Nachfolger dies weiterhin so pflegt. Laut dieser Liste geben nur 4 Teams weniger aus als wir (davon zwei 1. Liga Neulinge) und wir sind im Schnitt trotzdem auf Platz 9 dieser Tabelle seit 2012 (in der ewigen BL Tabelle glaub auf Platz 10). Mit diesem Budget ist es mittelfristig einfach das Maximum was herausgeholt wird. Natürlich profitieren wir auch davon, dass Teams mit mehr Geld durch dämliche Personalpolitik oft hinter uns stehen aber das gehört halt auch mit in die Betrachtung.
    Augsburg macht seine Sache auch sehr gut muss man zugeben aber nach diesem Jahr mit Euro-League würde ich wetten, dass die am Ende der Saison hinter uns stehen. Und Mainz…das ist auch ne bodenständige Vereinsführung und vor allem ein sehr gutes Scouting. Es ist aber bei uns nicht anders – auch wir müssen Spieler holen, die sich entwickeln können und können uns keine fertigen Stars leisten. Das unsere damaligen „Stars“ wie Rode, Schwegler, Jung etc. für wenig bis gar kein Geld gehen konnten, lag halt auch daran, dass Verträge in der zweiten Liga geschlossen wurden und da lass ich mich als Spieler nicht auf nen Knebelvertrag ein – da sieht es bei uns bei konstanter Zugehörigkeit zur ersten Liga auch wieder anders aus. Dafür dass Mainz 2,5x soviel eingenommen hat wie wir, stehen die jetzt tabelarisch aber auch nicht so toll. Und ob die finanzielle Belastung der Stadionpacht aktuell so viel höher ist als die Miete, die wir zu schultern haben denk ich auch nicht. Also die Wechselfrist geht ja noch bis Ende August aber Mainz wird mit den Abgängen schwer zu kämpfen haben und die Neuzugänge und der Trainer überzeugen mich hier bisher noch gar nicht. Aktuell seh ich die auf Platz 13 oder schlechter – ob die nen Abstieg verkraften würden – da bin ich gespannt.
    Überraschend finde ich Hoffenheim. Die haben ne Top-Jugend und bekommen ne ganze Menge Geld in den Hintern geblasen, geben 55Mio. für Spieler aus und stehen auf Platz 11 der Tabelle. Gut so aber wahrlich keine tolle Leistung.

    0
    0

Keine Kommentare mehr möglich.

- Werbung -