Für viele Fans eines Fußballvereins sind die Auswärtsfahrten das Salz in der Suppe. Obwohl sie zum Teil mehrere Stunden in Autos, Bussen oder Bahnen verbringen, gilt es, die eigenen Farben in fremden Städten zu bekennen und den eigenen Verein zu unterstützen. Damit dies möglich ist, müssen viele Anhänger am Spieltag selbst oder einen Tag danach Urlaub nehmen. Aufgrund der recht zentralen geographischen Lage ist die Ausgangssituation für die Fans der Eintracht besser als für die vieler anderer Vereine. Die Fahrten nach Berlin (548 Kilometer), Bremen (469 Kilometer) oder Hamburg (509 Kilometer) zählen dabei zu den Weitesten. Fans aus Berlin, Hamburg, Bremen oder Freiburg haben da mit ganz anderen Distanzen zu kämpfen.
Trotz dieser guten Voraussetzung sind die Auswärtsfahrten und deren Planung für die Anhänger der Hessen in den letzten Wochen nicht wirklich komplikationsfrei verlaufen. Was allerdings nicht an den Strecken liegt, sondern an den Spielansetzungen der Deutschen Fußball Liga (DFL). Die Terminierungen der Partien mit Eintracht-Beteiligung an einem Freitag- oder Sonntagabend häufen sich. Viele der Fans vermuten darin eine zusätzliche subtile Strafe durch den DFB, obgleich die Spiele eigentlich durch die DFL angesetzt werden. Aber werden die Adlerträger bei den Anstoßzeiten wirklich benachteiligt? SGE4EVER.de hat sich die Ansetzungen der bisher fest terminierten 20 Spieltage aller 18 Bundesligavereine genauer angeschaut. Dabei wurde ein Bewertungssystem angewandt, um die terminlichen Belastungen der Fans greifbarer zu machen. Die jeweiligen Vereine erhielten Punkte, die sich wie folgt aufteilten: Auswärtsspiele unter der Woche, an einem Freitag- oder Sonntagabend wurden mit drei Punkten bewertet, der Samstagabend und der Sonntagnachmittag wurden mit zwei Zählern bedacht und für Auswärtsspiele samstagnachmittags um 15.30 Uhr gab es einen Punkt. Die Fans der Mannschaft mit den meisten Punkten haben somit bislang die ungünstigsten Auswärtsspielansetzungen zu händeln.
Das Ergebnis dieser SGE4EVER.de-Analyse dürfte die Eintracht-Fans nicht überraschen. Wie schon vermutet, sind es in der Tat die Hessen, die bei den bisherigen Ansetzungen am meisten vom Pech verfolgt wurden. Demnach steht die SGE mit 25 Zählern auf Rang eins der Tabelle, dicht gefolgt von Aufsteiger RB Leipzig (23) und vom FSV Mainz 05 (22). Das Spitzentrio dieser Statistik weist zudem einen ordentlichen Vorsprung auf seine Verfolger Hertha BSC, Augsburg und Werder Bremen mit je 19 Zählern auf.
Das Mittelfeld dahinter ist relativ eng beisamen. Die beiden Borussenteams aus Dortmund und Mönchengladbach liegen gemeinsam mit Köln und Leverkusen (alle je 18) nur einen Punkt vor dem Hamburger SV, dem SC Freiburg und Bayern München (je 17).
Auffällig in der statistischen Auswertung der Auswärts-Anstoßzeiten ist derweil das hintere Tabellendrittel. Mit Ausnahme des FC Schalke 04 (14./16 Punkte) befinden sich auf den letzten fünf Rängen mit der TSG Hoffenheim (16), Darmstadt 98 (15), dem VfL Wolfsburg und dem FC Ingolstadt (je 12) gleich vier der Vereine mit dem schwächsten Zuschauerschnitt der 1. Bundesliga.
Eine schlüssige These, die sich daraus für die Terminierung der einzelnen Auswärts- aber auch Heimspiele der Klubs ableiten lässt, könnte demnach sein, dass die DFL ein besonderes Augenmerk darauf legt, die für die TV-Zuschauer uninteressanten Klubs in der Samstagnachmittags-Konferenz zu verstecken. Für fanträchtige Traditionsvereine oder zumindest in ihrer Region stark nachgefragte Klubs wie Leipzig in den neuen Bundesländern werden eher Einzeltermine bevorzugt.
Bei der Festlegung der Ansetzungen geht es eher um Interessen im Bereich der TV-Vermarktung als darum, irgendwelche speziellen Fanszenen abzustrafen. Das Geld steht im Mittelpunkt: Ergo zählen hohe Einschaltquoten und die lassen sich mit einem Spiel der Eintracht, der Dortmunder Borussia oder auch mit Mönchengladbach oder Köln besser erzielen als mit einer Sonntagabendbegegnung zwischen Darmstadt und Ingolstadt.
Dass der ebenfalls nicht sonderlich nachgefragte FSV Mainz 05 auf Rang drei des SGE4EVER.de-Rankings liegt, dürfte an der Europapokalteilnahme der Rheinhessen liegen, die bekanntlich zahlreiche Sonntagsspiele nach sich zieht. Auch Schalke 04 kommt auf sieben Sonntags-Ansetzungen, genießt aber fünfmal davon Heimrecht. Die Champions League-Teams Bayern München, Borussia Dortmund, Bayer Leverkusen und Borussia Mönchengladbach müssen in der Regel kaum freitags oder sonntags antreten, was sich in unserem Klassement in soliden Mittelfeldplätzen niederschlägt.
In Anbetracht dieser Kriterien war es schon im Vorfeld der Saison abzusehen, dass die Eintracht als beliebter Traditionsklub ohne Europapokal-Startplatz bei den Ansetzungen häufig in den saueren Apfel wird beißen müssen. Warum die SGE diese Statistik nun aber mit einem nicht unerheblichen Vorsprung auf vergleichbare Klubs wie Berlin, Bremen, Köln oder Hamburg anführt, bleibt ungeklärt. Und vielleicht spielt hier ja doch der Frankfurter Ruf des “Randalemeisters” eine Rolle und der Irrglaube, durch ungünstige Terminierungen einen Teil der Fans von Auswärtsfahrten abhalten zu können. Bewiesen werden kann das aber freilich nicht.
Hier die Auswertung der Auswärtsansetzungen:
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8 Kommentare
Klasse Analyse, danke dafür! Meine These für die miesen Terminansetzungen:
Kaaner hat uns lieb!
Laut DFL spuckt das meiste der Computer aus. Wer es glaubt wird selig!
Neben den von euch angemerkten Kriterien für die Spielansetzung spielt noch eine wichtige Rolle, dass verfeindete Lager nicht aufeinander treffen sollen.
So spielen Eintracht und die Lilien niemals zur selben Uhrzeit daheim. Genauso wie Mainz05.
Ängliches auch bei anderen Vereinen.
Zudem wird geschaut, ob an dem Wochenende in der jeweiligen Stadt ein Großevent ist. Schätze aber dass dies das weichste Kriterium ist.
Unsere Mannschaft hat diese Saison ausschließlich verloren, wenn sie Samstag 15:30 gespielt hat.
Steckt das dem Rummenigge und wir spielen nie wieder freitags/sonntags ;)
Fussballmafia...
@EintrachtKafka: Du schreibst ja selbst schon, dass Großevents vermutlich das weicheste Kriterium seien. In Frankfurt spielt das Thema gefühlt überhaupt keine Rolle. Beim Spiel gegen die Bayern hatten wir eine Großdemo in der Innenstadt, das bekloppte Oktoberfest auf P9 und unser Spiel, um nur mal ein konkretes Beispiel zu nennen.
@AdlerMO: Schalke, Leverkusen, Hertha und das Spiel gegen die Bayern war jeweils um 15:30 Uhr. Also stimmt deine These nicht ganz :)
Danke für die interessante Analyse. Spannend wäre natürlich in dem Zusammenhang noch, ob man als Auswärtsteam (sofern es nicht der Samstagmittag ist) wirklich so sehr benachteiligt ist. Auswärtsspiele für uns in Darmstadt oder Mainz, selbst in Hoffenheim oder im Ruhrpott sind ja eigentlich zu verkraften. Hamburg und Berlin in ner englischen Woche zu haben ist immer blöd. Wenn Köln in Leverkusen oder Gladbach spielt ist der Weg ins gegnerische Stadion oft näher als auf den eigenen Trainingsplatz. Bis Dortmund und Gelsenkirchen ists auch nur ein Katzensprung. Leipzig wiederum hat keine wirklichen Nachbarvereine. Und dann gibt es natürlich noch die Eintracht-Fans die gar nicht aus Frankfurt kommen. Für mich ist ein "Heimspiel" Augsburg, weil es von mir aus die nächste BL Stadt ist - aber auch bis dort hin sind es noch 120km Fahrt. Als TV Zuschauer ist es eigentlich ganz angenehm. Wenn man die Zeit hat, kann man am Samstag die spannende Konferenz schauen und hat am Freitag oder Sonntag das Einzelspiel als Topspiel seines Vereins.
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