Endlich wieder ein Sieg im Waldstadion. Die Mannschaft feierte den Erfolg nach der Partie ausgiebig mit ihren Fans. (Foto: imago images / HMB-Media)

Die Eintracht stand nach der enttäuschenden Last-Minute-Niederlage in der Conference-League gegen PAOK Saloniki enorm unter Druck. Während die Verantwortlichen für Geduld warben, kamen die ersten Zweifel im Stadtwald auf. Kann diese Mannschaft in dieser Konstellation überhaupt Offensivdruck ausüben? Hat man sich auf dem Transfermarkt komplett verspekuliert? Ist der Ballbesitzfußball die richtige Marschroute für die Hessen? Die SGE gab gegen den Aufsteiger aus Heidenheim die richtige Antwort auf dem Platz und gewann souverän mit 2:0. SGE4EVER.de hat das Spiel wie immer noch einmal analysiert:

Überraschungen in der Startelf

Eintracht-Trainer Dino Toppmöller befindet sich noch immer in einer Mischung aus Findungsphase und Rotation aufgrund der vielen Spiele in den letzten Wochen. Aus diesem Grund kam es auch gegen Heidenheim wieder einmal zu einigen Änderungen in der Startformation der Hessen. Auf den Außenbahnen durften dieses Mal Aurelio Buta und Philipp Max starten, während Omar Marmoush endlich eine Position nach hinten rücken konnte, da Jessic Ngankam ebenfalls startete. Während sich in der Dreier-Abwehrkette mit Tuta, Robin Koch und Willian Pacho und im Mittelfeldzentrum mit Hugo Larsson und Ellyes Skhiri eine feste Achse gebildet hat, sind die anderen Positionen weiterhin relativ offen. Die Hereinnahme von Ngankam sollte jedoch eine große Wirkung haben, denn auch wenn der junge Stürmer nicht nur wegen seines verschossenen Elfmeters etwas glücklos wirkte, war er doch ein wichtiger Faktor für die neue Power in der Offensive. Marmoush konnte sich zurückfallen lassen, war häufig auf dem Flügel zu finden und dadurch, dass Ngankam im Zentrum immer Verteidiger binden konnte, war sowohl auf den Flügeln, als auch in den Halbräumen etwas mehr Platz für die nachrückenden Spieler. Aber es war nicht nur die neue Formation mit Marmoush und Ngankam, die für mehr Durchschlagskraft sorgte, sondern auch, dass Spieler wie Buta, Max oder Chaibi deutlich besser im Spiel waren. Buta, der zuletzt zurecht viel kritisiert wurde, strafte seine Kritiker gegen Heidenheim lügen und spielte wie ausgewechselt. Es waren einige tolle Vorlagen und Spielzüge dabei, die vom Rechtsaußen ausgingen. Auch Chaibi kommt inzwischen immer besser zurecht und kann dem Offensivspiel seinen Stempel aufdrücken.

Larsson mit dem Befreiungsschlag

Und trotz der verbesserten Spielanlage sah es mal wieder nach einem Spiel aus, in dem sich die Adlerträger womöglich nicht für ihren hohen Aufwand belohnen würden. Spätestens nach dem verschossenen Elfmeter von Ngankam hatte man das Gefühl, dass wenn selbst Elfmeter nicht mehr reingehen, wohl auch dieses Mal kein Torspektakel zu erwarten sein würde. Es war dann ausgerechnet Larsson, der mit einem sensationellem Fernschuss ins Eck die Führung für die Frankfurter erzwang. Der junge Schwede krönte damit seine Leistungen der vergangenen Wochen. Als Perspektivspieler verpflichtet, hat sich der Mittelfeldakteur längst in die Stammformation der Eintracht gespielt und wirkt dabei fast erfahrener und routinierter als Skhiri. Larsson spulte mal wieder starke 12,9 Kilometer ab, war Dreh- und Angelpunkt im Frankfurter Aufbauspiel und löste viele knifflige Situationen einmal mehr enorm clever. Das Tor, dass auch in der Entstehung eine echte Willensleistung der Mannschaft war, sollte den Frankfurtern etwas mehr Sicherheit geben. Das Team von Toppmöller zog sich in der Folge nicht zurück, sondern spielte weiter auf das Heidenheimer Tor, um für eine Vorentscheidung zu sorgen. Endlich gab es wieder schnelle Umschaltmomente im Spiel der Eintracht, in manchen Phasen erinnerte die Ausrichtung an frühere Zeiten, in denen man lange für überfallartigen Offensivfußball stand. Das Team scheint mehr und mehr ein Gefühl dafür zu entwickeln, wann der richtige Moment für Tempowechsel im eigenen Ballbesitz ist. Aus einer kontrollierten Offensive wird so im richtigen Augenblick ein schneller Angriff, der auch die kompakte Heidenheimer Defensive vor Probleme gestellt hat.

Entwicklung immer sichtbarer

Nach einigen Gelegenheiten zur Vorentscheidung sollte es am Ende der eingewechselte Ansgar Knauff sein, der das erlösende 2:0 erzielte. Besonders hervorzuheben bei der Entstehung dieses Tores war das Durchlassen von Nachwuchsspieler Nacho Ferri, der erst mit dieser Finte den Abschluss von Knauff ermöglichte. Mit zehn Punkten nach sieben Spielen ist die Mannschaft zwar aufgrund des vermeintlich leichten Auftaktprogramms nicht optimal gestartet, aber sie hat konsequent an ihre Entwicklung geglaubt und auch in jedem Spiel Fortschritte gemacht. Der Sieg vor der Länderspielpause tut allen Beteiligten gut und sorgt für etwas Ruhe im Stadtwald. Toppmöller hat einen genauen Plan und die Entwicklungen auf dem Platz geben ihm und seinen Trainerteam Recht. Gegen Heidenheim haben die Adlerträger bewiesen, dass sie auch aus ihrem Ballbesitz heraus für Tempowechsel sorgen können und gefährliche Angriffe initiieren können. Zudem beweist der Trainer zunehmend Konsequenz was die Mannschaftsführung angeht. Junior Dina Ebimbe war leistungsbedingt gar nicht erst im Kader, weil er weder im Training, noch in den vergangenen Spielen das Engagement gezeigt hat, was das Trainerteam von ihm erwartet. Eine ähnliche Maßnahme war die Nicht-Nominierung von Max für den Conference-League-Kader und sie sollte schlussendlich auch fruchten. Max scheint begriffen zu haben, dass er sich nur mit Trainingsleistung zurück ins Team spielen kann und zahlte das gegen Heidenheim in ihn gesetzte Vertrauen auch prompt zurück. Er spielte deutlich verbessert und hatte auch gute Flankenläufe in seinem Spiel. Eine ähnliche Reaktion wird nun auch von Ebimbe erwartet, der bei seinem Potential eine wichtige Rolle im Team der Hessen einnimmt. Toppmöller beweist mit seiner Rotation zumindest, dass wirklich jeder Spieler die Chance hat, sich mit Trainingsleistungen zurückzukämpfen. Das macht ihn authentisch und die Spieler spüren, dass sie es selbst in der Hand haben. Nach der Länderspielpause kehrt auch der zuletzt gesperrte Mario Götze zurück und wird sich ähnlich wie Ebimbe erst einmal aufdrängen müssen, um zurück in die Startelf zu gelangen.

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11 Kommentare

  1. Wenn es auch einige vielleicht anders sehen, Mario muss sich im Moment hinten anstellen. Mir kommt es vor, als wenn er unbewusst das Tempo rausnimmt und dem Spiel überhaupt keinen Stempel aufdrückt. Dazu immer wieder diese unsäglichen gelben Karten. Irgendwie fehlt ihm im Moment die Handlungsschnelligkeit. Die wiederum zeigt unser 19 jähriger Hugo schon jetzt in unglaublicher Art und Weise. Er erinnert mich verdammt an Seppi Rode in jüngeren Jahren…ein Arbeiter vor dem Herrn.

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  2. @zeno
    Wieso net, Hugo ’spült‘ garantiert mindestens 40 Mio ‚in die Kasse‘ (wie es der wohlinformierte Schreiberling am liebsten formuliert)
    Du denkst wohl immer noch wir sind ein Sportverein, der Fussballmannschaftssport treibt und net in erster Linie ein Wirtschaftsunternehmen.
    Hinter welchen Bergen lebst du…? 😉

    @willi
    Wer sollte das mit Mario anders sehen? Eigentlich müsste er ein komplettes Reset machen, bevor er wieder dazu stößt. Und falls er für die EM noch Option sein will, sollte er alles dafür tun, seine wahren Qualitäten in das Gefuege einzubringen. Er bringt alles dafür mit. Ich hoffe, allen voran Seppel hilft ihm dabei. Mit den nötigen Freiheiten und entsprechenden Spielpartnern auf dem Feld, ist Mario für mich nach wie vor einer der genialsten deutschen Kicker der Gegenwart.

    Was Hugo angeht, ja, er zeigt all das was auch Seppel früh ausgezeichnet hat. Aber Hugo hat noch sehr viel mehr im Köcher.
    Er hat alles Zeug zum echten Spielmacher. Das hatte Seppel entweder nie oder er hatte lange nicht das Umfeld diese Qualität frei zu entwickeln – nicht beim BVB und bei den Bayern schon gar nicht – dazu kommt seine schwere Verletzungshistorie. Erst in den Jahren nach der Rückkehr zu uns ist er nicht nur völlig zurecht zum Kapitän, sondern auch zum Mentor der jungen Spieler geworden, die ihm folgen, wenn es drauf ankommt.

    Was Hugo von ihm lernen kann? Lieber noch 3-4 Jahre hier bleiben und gründlich reifen, bevor man den obligatorischen „nächsten Schritt“ zu den üblichen Verdächtigen macht und sich verscherbeln lässt.
    Vielleicht stellt Hugo ja ne absolute Ausnahme dar und wird so etwas gegen seine Berater und die Begehrlichkeiten beteiligter Clubfunktionäre durchsetzen – sein Vertrag gibt es ja wohl her.
    Nun ja, wer’s glaubt…. ….

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  3. @Larsson:
    Er erinnert mich eigentlich nicht zu sehr an den jungen Rode, der schon immer komplett über Energie, Biss und Aggressivität gekommen ist.
    Larsson ist für mich eher der Typ Schwegler, ruhig, abgeklärt, weiß immer eine Lösung und zieht das Spiel von hinten auf.

    Wer mir bei der ganzen Lobhudelei auf unsere jungen Spieler wie Larsson und Pacho etwas zu kurz kommt ist übrigens Koch. Der hat gleich in einem seiner ersten Interviews offen gesagt, er ist hierher gekommen, um der neue Abwehrchef zu sein und hat sich dafür auch Kritik anhören müssen.
    Aber er liefert ab, und zwar sowas von. So hart und kompromisslos wie Zambrano, aber hat sich unter Kontrolle und kann mehr mit dem Ball anfangen.

    Tuta kann an seiner Seite zu alter Stärke finden und Pacho reifen. Pacho und Koch funktionieren schon super, indem sie sich gegenseitig den Weg frei blocken. Das kann ein Trio werden gegen das in der Bundesliga einfach keiner Bock hat zu spielen, weil der Gegner vor jedem Zweikampf weiß, dass es gleich wieder weh tut. Das hat mir seit dem Abgang von Hinti gefehlt. Einer der den Körper hat und ihn auch einzusetzen weiß. Tuta konnte das alleine nicht, jetzt hat er Koch und Pacho an seiner Seite.

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  4. OT
    Auch Ben Manga scheint kurz vor dem Rausschmiss zu stehen. Der nächste der nach dem Weggang von Frankfurt nicht glücklich wird.
    Das meine ich komplett ohne Schadenfreude. Er hat bei uns super Arbeit geleistet.

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  5. elde, Larsson hat von beiden was. Etwas Pirmin und etwas Seb. Der kann richtig gut werden. Verkauft ihn nicht im Sommer, der wird noch viel besser.

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  6. Mir kommt Götze zu schlecht weg. Er ist immer in der Lage den entscheidenden Ball zu spielen und er läuft und läuft. Ihn kann man nicht ernsthaft in Frge stellen. Er muss nicht immer in der Startelf sein, aber er wird es oft genug

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  7. Gute Analyse, wie immer von Laura.

    Insgesamt bin ich zufrieden mit der Situation bisher, national sowie international.

    In der Liga sind wir nicht optimal gestartet, ja, zugegeben, aber eines wird m.E. vergessen: Die Saison ist noch lang. Sehr lang. Ich mutmaße sogar, vor allem für die Vereine wird die Saison noch lang, die nahezu perfekt aus den Startlöchern gekommen sind und bei denen viele (auch ich) aktuell sagen würden „Mannomann, hätten wir den oder den Stürmer geholt, dann wären wir auch mit vorne dabei“. Abwarten…

    International habe ich mich natürlich über das 1:2 in der Nachspielzeit bei PAOK geärgert, aber auch da gilt: Abwarten! Es sind noch vier Spiele, und ich sehe am Ende eher uns auf Platz eins in der Gruppe als einen der anderen Vereine. 1979/80 haben wir übrigens (Runde 1 gegen Aberdeen ausgenommen) JEDES Auswärtsspiel verloren und am Ende den Cup geholt.

    Und wir werden besser, von Spiel zu Spiel, das ist sichtbar. Über vergeigte Torchancen kann man nur klagen, wenn man welche herausspielt. Und wir haben Chancen herausgespielt in den letzten Partien, jedenfalls mehr als am Anfang.

    Kann so weitergehen, freilich auch mit dem „Besserwerden“.

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  8. @1
    Ich glaube nicht, dass es an Mario liegt. Man sieht ganz generell, dass die Abläufe immer besser werden und die Spieler langsam ein Gefühl entwickeln, wie die Kollegen laufen und sich bewegen (oder wie es Laura mMn sehr treffend schreibt: Die Rädchen greifen ganz langsam ineinander). Ich finde, man hat Sonntag klar gesehen, dass diese Automatismen, die einfach ZEIT brauchen, immer besser werden. Davon profitiert natürlich auch Mario. Man hat ja zB im Zusammenspiel mit Kolo und Jesper gesehen, wie schnell Mario das Spiel machen kann, wenn die Laufwege stimmen.
    Ich glaube auch, dass es im Moment gar keinen Sinn macht, einzelne Spieler rauszuheben. Man sieht ja an einzelnen Leistungen wie zum Beispiel bei Buta, Skhiri, Max, Ngankam und Knauff, dass die alle kicken können, wenn die Abläufe stimmen. Meines Erachtens muss weiter mit Hochdruck daran gearbeitet werden, dass „Die Rädchen […] ineinander“ greifen und dann werden wir gut spielen, egal ob Mario nun 60 oder 30 Minuten spielt und egal ob nun Knauff oder Buta über rechts kommt.
    >= 4 Punkte in den nächsten drei BL-Spielen wären gut, damit wir nicht gleich wieder mit dem Rücken zur Wand stehen. Dann sehe ich eigentlich recht optimistisch in die nahe Zukunft!

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  9. Was mir etwas übersehen oder zu wenig betrachtet wird, wir haben fast ausschließlich 4er Kette gespielt.
    Dabei stand Max in der Regel tief und Buta hatte mehr Freiraum nach vorn, selbst in der Halbposition.
    Auch das ist für mich ein Zeichen, dass Rädchen besser ineinander greifen und dadurch auch besser die optimalen Positionen für jeden Spieler gefunden werden. So kommen dann auch Spielzüge zustande und Drucksituationen wie vor beiden Toren.
    Obwohl Toppmöller-Fussball bestimmt ein verkehrter Ausdruck ist , so hat man gegen Heidenheim aber doch gesehen: 1. Welchen Fussball Toppmöller gern spielen lassen möchte – und 2. Dass die Spieler in der Lage sind diese Idee umzusetzen.

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