Branimir Hrgota wird hier in letzter Sekunde gestoppt - er vergibt noch zu häufig Großchancen.
Branimir Hrgota wird hier in letzter Sekunde gestoppt – er vergibt noch zu häufig Großchancen.

Wenn Niko Kovac seine Mannschaft am Dienstag zur ersten Einheit der Woche zusammenruft, wird es ungewohnt voll auf dem Trainingsplatz werden. Mit Ausnahme der langzeitverletzten Akteure, Guillermo Varela und möglicherweise Makoto Hasebe wird der Coach 20 Feldspieler und seine Torhüter begrüßen dürfen. Ein Luxus, in dessen Genuss Kovac lange nicht kam. Am Wochenende wird sich der Kader somit nicht wie von alleine auffüllen, der Kroate wird genau beobachten, wen er mit in das Duell gegen den Hamburger SV nimmt.

Die Begegnung gegen die „Rothosen“ läutet die heiße Phase der Saison ein. In den kommenden Wochen kann so viel gewonnen – aber auch verloren werden. Mit 35 Zählern haben sich die Frankfurter eine noch immer glänzende Ausgangslage erspielt. Fünf Niederlagen in Folge ließen das Team einigermaßen sanft fallen, die Konkurrenz konnte die Schwächephase kaum ausnutzen. Doch besitzen die Hessen die nötige Reife und Klasse, um sich dort oben halten und den sechsten Tabellenplatz verteidigen zu können?

Zu wenig Tore und Chancen

Es gibt diese Spielzeiten, die unter dem Motto verlaufen – jetzt oder nie! Die Bundesliga ist, mit Ausnahme des FC Bayern München, enorm ausgeglichen, ein Durchmarsch einer einzelnen Mannschaft scheint kaum mehr möglich zu sein. Selbst die in der Hinserie so starken Leipziger mussten gegen Abstiegskandidaten wie den HSV (0:3) oder den VfL Wolfsburg (0:1) empfindliche Heimniederlagen hinnehmen, Hertha BSC gewinnt nur vor eigenem Publikum und der 1. FC Köln hangelt sich von Remis zu Remis, selbst die Topteams wie Bayer 04 Leverkusen oder der FC Schalke 04 finden nur selten den Weg auf das Gaspedal. Die Eintracht ihrerseits hat es vor allem im Waldstadion gegen den FC Ingolstadt (0:2) und den SC Freiburg (1:2) verpasst, sich eine deutlich bessere Ausgangsposition zu erspielen. Daran waren jedoch nicht nur unglückliche Entscheidungen der Schiedsrichter schuld.

Im Spiel nach vorne fehlte es in diesen Partien an Kreativität, Entschlossenheit und Genauigkeit im Passspiel. Die Ballverluste häuften sich vor allem im letzten Drittel, das Team kam zu selten in die Box und somit auch zum Abschluss. 28 Torchancen in acht Partien im neuen Jahr sind eine dürftige Bilanz, eine Ausbeute von vier Treffern in diesem Zeitraum ist die schwächste in der Bundesliga. Die Statistik der letzten Wochen riecht eher nach Abstiegs-, statt Europacupkampf. Ob es da langt, die Hoffnung auf den Bock zu richten, der nur noch umgestoßen werden muss?

Mit Vallejo wieder stärker im Spielaufbau

Defensiv haben die Hessen wieder zur gewohnten Stabilität zurückgefunden und ließen kaum Chancen zu, selbst gegen die Münchener brannte es verhältnismäßig selten im hinteren Bereich. Mit der Rückkehr von Jesús Vallejo sind die Hoffnungen verbunden, dass auch wieder in Sachen Spielaufbau eine Verbesserung einhergeht. Michael Hector, so viel haben die vergangenen Wochen gezeigt, ist in dieser Rolle überfordert, auch David Abraham kann diesen Part nicht so ausfüllen, wie es der Spanier zu tun vermag. Seine Rückkehr wird vor den „Wochen der Wahrheit“, in denen die Hessen nacheinander gegen Hamburg, Borussia Mönchengladbach, den 1. FC Köln und SV Werder Bremen antreten, sehnlichst erwartet.

Tore wird allerdings auch der Abwehrspieler nicht in Hülle und Fülle erzielen. Ante Rebic versucht viel, ist engagiert, couragiert und mit Ball am Fuß kaum zu bremsen – die Bälle drückt auch er nicht regelmäßig über die Linie. Und Branimir Hrgota? Sein Spiel pendelt noch zu häufig zwischen Licht und Schatten. Der 24-Jährige ist viel unterwegs, technisch durchaus beschlagen und im Sturmzentrum anspielbar. Allerdings vergibt er zu viele Großchancen, wie gegen die Bayern oder zuvor am 20. Spieltag bei der 0:3-Niederlage gegen Bayer. Kapitän Alex Meier ist noch immer der beste Torschütze des Teams, seine fünf Treffer verhalfen zu umgerechnet acht Zählern – es würde düster aussehen ohne den Torjäger, der phasenweise hoch gelobte Prozess der Emanzipation steckt noch immer in den Kinderschuhen. Der noch Rotgesperrte Haris Seferovic steht nach seinem Platzverweis gegen die Hertha und der Tatsache, dass der Vertrag ausläuft, wohl im Abseits. Lange Zeit wurde gelobt, dass sich 26 Tore auf 13 Schützen verteilen – inzwischen wünschen sich viele wieder einen Goalgetter à la Anthony Modeste, der bei den Kölnern das Netz regelmäßig zum Wackeln bringt.

Neuer Stürmer im Fokus?

Könnte ab kommenden Sommer ein Angreifer aus der Schweizer Liga mithelfen? Wie die „Luzerner Zeitung“ berichtet, haben Scouts des FC Augsburg und der Frankfurter Eintracht Tomi Juric beobachtet. Der Stürmer des FC Luzern überzeugte am Wochenende beim Auftritt in St. Gallen mit einem Treffer und vielen guten Aktionen. Tomic ist 20facher australischer Nationalspieler, 25 Jahre alt und sowohl ganz vorne, als auch als hängende Spitze einsetzbar. „Eines Tages möchte ich in eine grosse Liga wechseln. Aber jetzt ist es besser, wenn ich nichts von diesen Klubs weiß“, sagte er dem Blatt und fügte an: „Bis mindestens Ende Saison konzentriere ich mich ganz auf den FCL.“ Tomic, dessen Marktwert laut der Plattform transfermarkt.de 750.000 Euro beträgt, hat noch einen bis 2018 laufenden Vertrag. Die Hessen wären in seiner sechsjährigen Profikarriere bereits der achte Klub. Dass dieser Deal zustande kommt, erscheint jedoch nicht sehr realistisch, je vier Saisontore und Vorlagen sind keine spektakuläre Bilanz in der europäisch eher als zweitklassig wahrgenommenen Schweizer Liga.

Doch die Planungen für die kommende Saison sind noch Zukunftsmusik. Kovac hat den eine Mannschaft beisammen, die in dieser Spielzeit noch großes schaffen kann. Mit Marco Fabián, auch wenn er nicht sofort auf Hochtouren laufen wird, kehrt ein ganz wichtiger Baustein zurück, auch der Prozess bei Marco Russ macht Mut und hilft weiter. Mit einem Sieg im Topspiel am Samstagabend könnte die Kehrtwende gelingen. Das Team besitzt Klasse und kann in Bestbesetzung in den kommenden vier Partien die nötigen Zähler sammeln, um das Ziel, eine komplett sorgenfreie Saison zu spielen, endgültig zu manifestieren. Ob Kovac dafür auf die Doppelspitze setzen sollte? Meier hängt als alleinige Spitze zu oft in der Luft, er braucht einen Zuarbeiter, der die nötigen Wege geht, ihn unterstützt und im Strafraum in Szene setzt. Denn bei allen Dingen, die der 45 Jahre alt Trainer bislang angepackt hat – eine endgültige Lösung dafür, wie es einwandfrei ohne Meier läuft, hat auch er noch nicht gefunden.

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2 Kommentare

  1. WANN PLATZT DER KNOTEN???

    Darauf gibt es folgende Antworten:
    – wenn wir aufhören, unser Team kontinuierlich klein zu reden
    – wenn wir wieder etwas Spielglück zurückgewinnen
    – wenn wir mal einen Schiri erwischen, der nicht der „Star“ des Spiels ist
    – wenn wir alle wichtigen Spieler – vor allem Vallejo und Fabian – wieder gesund an Board haben
    – wenn Hector nicht mehr in der IV spielt (Sorry, nicht persönlich gemeint, aber er ist aktuell keine Lösung)
    – wenn wir wieder hoch pressen
    – wenn wir verinnerlicht haben, dass für uns die RR jetzt mit den letzten 10 Spielen beginnen kann… als Tabellensechster, als DFB-Pokal-Halbfinalist
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    dann werden wir wieder die Spiele sehen, die unsere Adler in der HR zeigten.

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  2. @sge1899
    stimme dir vollumfänglich zu.
    Außer, dass ich Hector in ner 3er-Kette spielen lassen würde (Aufbau kann er dann Vallejo und Abraham überlassen) wenn Hase nicht rechtzeitig fit wird.
    Das klingt erstmal verrückt, ich weiß. Aber ich finde, wir brauchen unsere 5er-Kette dringendst für Stabilität und er ist unsere einzige Alternative (wenn Hase ausfällt). Otsche wieder als IV einzurücken und Tawatha außen spielen zu lassen wäre auch ne Option, über die könnte man noch streiten. Aber dann müsste man wieder Vallejo verschieben (der nmw stets halblinks neben Otsche verteidigte).
    Bzgl der Offensive habe ich ein gutes Gefühl, wenn wir vorne mit Fabián auf 6-8 und ansonsten mit Rebic, Gacinovic und AMFG agieren. Da wird schon einer fallen und einer reicht uns.
    Sehe es so, dass wir gegen den HSV nen dreckigen Sieg brauchen, kein Offensivfeuerwerk mit Experimenten wie 4er-Kette.
    Wenn wir führen, gewinnen wir. Das Hinspiel in Hamburg war wunderbar. Und das kann auch wieder so werden, wenn wir wie damals stabil agieren. Das geht aber nur mit ner stabilen Defensive, und vorne hilft der Fußballgott unterstützt von Rebic, Gaci, Fabián. Es muss ungefähr so laufen wie auf Schlacke, mit etwas mehr Chancen für uns da zuhause gg HSV.
    Ich hab ein ziemlich gutes Gefühl für das Spiel .. sogar wenn uns Hasebe ausfällt.
    Nur Vallejo und Fabián müssen spielen .. das ist megawichtig!! Dann mach ich mir überhaupt keine Sorgen.
    Ganz ehrlich, ich freue mich schon auf Fabián im Zusammenspiel mit dem in der RR erstarkten Rebic. Das Duo macht mir richtig Hoffnung 🙂

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