Nach dem Spiel gegen die Borussen kannte die Freude bei Spielern und Verantwortlichen der SGE keine Grenzen. Nachdem die Eintracht am Samstag den Klassenerhalt so gut wie sicher machen konnte, folgte nun das nächste Highlight: nach 120 Minuten, einem Elfmeterkrimi, der seinesgleichen sucht, und einigen ganz besonderen Geschichten machte die Eintracht den Einzug ins Pokalfinale perfekt. Die freudigen Stimmen haben wir für euch zusammengefasst.
Fredi Bobic (Sportvorstand): “Es war einfach ein Pokalfight. Ein typisches Spiel, in dem die eine Mannschaft auf dem Zahnfleisch geht. Die Jungs waren wach von der ersten Minute an und haben eine überragende erste Halbzeit gespielt, in der sie leider mit einem 1:1 in die Kabine gegangen sind, sonst wäre der Spielverlauf vielleicht doch etwas anders gewesen. Bedenken hatte ich aber keine, höchstens, dass irgendso eine Pflaume mal reinrutscht. So viele Torchancen waren ja auch nicht da, auch nicht in der Verlängerung. Das Augsburg-Spiel hat uns vom Glauben her viel gebracht. Die Jungs waren fit und klar in der Birne, sie wollten und haben sich wirklich reingehauen. Ich muss den Timothy Chandler mal fragen, wie er heißt. Der hat ja auch dreimal was gegen die Birne bekommen. All das sind solche Sachen, die einen schmunzeln lassen. Wir hatten ständig Ausfälle, aber die Jungs kommen zurück und spielen auf Positionen, die sie vorher noch nie bekleidet haben. Dann passiert das Unglück mit Marius Wolf. Was mit ihm ist werden, wir nachher noch feststellen. Er wird in der Klinik betreut. Wir hoffen, dass er es bis zum Finale packen kann. Sonst ist er eben so dabei, dann tragen wir ihn nach Berlin, wenn es sein muss. Die Jungs haben eine Moral gezeigt, die sensationell war. Wenn ich darüber nachdenke, wie viele Ausfälle auch wir hatten, aber wir haben es vor dem Spiel nicht thematisiert. Und jetzt ist während dem Spiel auch noch Omar Mascarell ausgefallen, der für mich ein persönlicher Held ist, weil er seit Wochen mit Spritzen spielt. Wir wollten ihm eigentlich nach dem Spiel eine Pause geben, jetzt hat er sie sich genommen. Ohne Spritzen kann er gar nicht mehr spielen. Das war schon an der Kante, was wir mit ihm gemacht haben. Die Jungs haben gefightet, wie die Adler eben fighten. Wir haben es dann vielleicht mit der Leidenschaft auch ein Quäntchen verdient, auch wenn es nach dem Elfmeterschießen schwierig ist zu sagen. Die Gladbacher haben mir auch etwas Leid getan. Es ist hart, im Halbfinale im Elfmeterschießen auszuscheiden. Das Elfmeterschießen war besser als im EM-Spiel Deutschland gegen Italien. Die Jungs haben die Bälle da sensationell in alle Richtungen und Höhen reingezimmert. Sensationell gut. Dann war es auch mal an der Zeit, dass einer vorbei schießt. Dass Varela vorbei schießt, war natürlich nicht geplant, aber der Lukas hat das dann gleich wieder gut gemacht. Ich habe ihm gerade auch gesagt, dass er lange gebraucht hat, bis er den ersten gehalten hat. Das hätte er etwas früher machen können. Da haben wir beide gelacht. Es war qualitativ ein gutes Elfmeterschießen, Hut ab! Es gibt so viele Stories heute. Ob Hradecky mit den zwei gehaltenen Elfmetern, Mascarell, den ich schon angesprochen habe, Wolf, der super reingekommen ist und sich dann verletzt, Branimir Hrgota, der den entscheidenden Elfmeter trifft bei seinem Ex-Verein, wo viele vermutlich gedacht haben: Um Gottes Willen, jetzt der. Er hat sich die letzten Wochen den Hintern aufgerissen, aber bekommt die Tore einfach nicht rein. Das Geld ist jetzt erstmal total Wurscht. Wir fliegen, fahren, laufen nach Berlin. Jeder kann sich aussuchen, wie er es haben möchte. Ich glaube, die Stadt wird die Eintracht in ihrer besten Form erleben. Der Gegner ist mir sowas von egal. Einfach schon dabei zu sein und dieses Erlebnis für den gesamten Verein, das ist einmalig. Man weiß nicht, wie oft man das in der Karriere hat. Wir werden den Rest der Saison aber nicht auf das Pokalfinale ausrichten. Das nächste Spiel ist Sonntag. Da spielen wir in Hoffenheim. Da werden wir gucken, dass wir was mitnehmen. Die Fesseln sind jetzt frei, die Jungs können frei drauf los spielen und ihre Ziele selbst erspielen. Das ganz große Ziel, nach der Saison noch keinen Urlaub zu haben, haben wir erreicht.”
Lukas Hradecky: „Wir haben am Samstag gegen Augsburg eine große Erleichterung erlebt, das hat uns für heute sicherlich geholfen. In der ersten Halbzeit haben wir eine gute Leistung abgeliefert, wir hätten vielleicht noch ein Tor mehr schießen können. Im Laufe des Spiels hat die Kraft dann ein bisschen nachgelassen, aber wir wussten, dass wir uns auf das Elfmeterschießen verlassen konnten. Ein 1:1 reicht uns in dieser Saison im Pokal. Dass ich das Glück hatte, zwei Elfmeter zu halten, das ist natürlich schön. Aber auch unsere Schützen waren eiskalt. Beim Elfmeterschießen spekuliert man immer. Natürlich analysieren wir die Elfmeter der Gegner, aber ich entscheide mich dann immer in letzter Sekunde. Das ist ganz gut gelaufen heute. Nachdem die ersten Elfer von Mönchengladbach gut geschossen wurden, musste ich einfach cool bleiben. Ich habe mir gesagt, dass die schlechten Schützen noch kommen werden. Das hat lang gedauert. Ich muss mich aber auch bei unseren Schützen bedanken, die das gut gemacht haben. Ich hätte als letzter schießen sollen, mein Puls war aber schon auf 200. Zum Glück war das nicht der Fall. Beim Sprint zu den Fans habe ich fast einen Krampf bekommen. Aber das war es mir wert. Wir sind froh, dass wir am 27. Mai das Finale in Berlin erleben dürfen.“
Marco Russ: „Wir hatten während des Spiels mit Verletzungen zu kämpfen, die auch aufgrund des Einsatzes, den wir gezeigt haben. entstanden sind. Wenn ich sehe, wie Timothy Chandler sich in die Zweikämpfe geschmissen. Das gilt auch für Taleb Tawatha und den ganzen Rest der Mannschaft. Dass man Spuren davon trägt, ist klar. Ich habe mir beim Elfmeterschießen überlegt, als letzter zu schießen und hätte mir gewünscht den entscheidenden Elfer zu versenken, aber das hat dann ja Branimir Hrgota gemacht. Ich wusste von Anfang an, wo ich hinschießen wollte und hatte meine Idee, wie ich schießen wollte. Yann Sommer hat sich dann zum Glück für die falsche Ecke entschieden. Mir ist dann natürlich ein Stein vom Herzen gefallen, als der Ball im Netz gelandet ist. In den Medien hieß es auch vor diesem Spiel, dass wir für Mönchengladbach das Glückslos gewesen wären. Da wurden sie eines besseren belehrt. Natürlich sind Bayern oder Dortmund eine ganz andere Hausnummer. Aber jeder, der nach Berlin fährt, will den Pokal gewinnen. In der Liga haben wir gegen beide Mannschaften gut ausgesehen und Pokal ist Pokal – da ist alles offen. Dass wir nach Berlin fahren ist supergeil. Ich bin jetzt in einem Alter, in dem das bestimmt nicht mehr allzu oft vorkommt. Nach 2006 darf ich jetzt wieder im Pokalfinale spielen. Megageil, ich denke die ganze Stadt freut sich jetzt auf Berlin. Aus unserer Mannschaft war bis jetzt sonst nur Alex Meier in einem Finale. Wir haben so viele junge Spieler dabei, die da ins staunen kommen werde. Da herrscht ein ganz anderer Fokus, weit über Deutschland hinaus. Das wird ein Highlight für ihre junge Karriere und für mich als älteren Spieler natürlich auch.“
Bastian Oczipka: “Das heute war ein absoluter Pokalfight und gerade kämpferisch eine absolute Topleistung von uns. Die Fans sind alle aus dem Häuschen, das haben wir so lange nicht mehr erlebt. Ich wollte mit dem ersten Elfmeter einfach vorweggehen und ein Zeichen setzen, da ich selbst ein gutes Gefühl hatte. Auch die anderen Anfangsschützen wollten sehr gerne schießen, hinten raus musste dann etwas gelost werden. In der Kabine gab es vor dem Spiel, wie auch in der letzten Saison, ein Motivationsvideo mit Toren, die wir im Laufe der Saison gemacht haben. So ein Finale erreicht man ziemlich selten, von daher freuen wir uns auch jetzt schon auf diese Aufgabe. Was den Finalgegner angeht, handelt es sich bei beiden Mannschaften um absolute Topteams. Wir haben es genauso verdient, wie es Dortmund oder Bayern verdient hat. Das gesamte Wochenende in Berlin wird ein großes Ereignis und natürlich werden wir dort nichts abschenken. Das halbe Stadion wird pro Frankfurt sein und wir werden auch dort wieder eine Topleistung an den Tag legen. Wir haben gegen Dortmund und gegen Bayern schon gute Spiele in dieser Saison gemacht, von daher ist auf jeden Fall etwas drin.Nach einem solchen Spiel bist du komplett müde, aber auch voller Adrenalin und Glückgefühlen. Wir werden den Einzug natürlich etwas feiern, jedoch wartet am Sonntag mit Hoffenheim wieder ein schwerer Gegner auf uns.”
Branimir Hrgota: „Dass ich am Anfang des Spiels meine Chancen nicht genutzt habe, ist mir egal. Wichtig ist, dass wir am Ende gewonnen haben. Wir haben in der ersten Halbzeit besser gespielt, Mönchengladbach war dafür in der zweiten Hälfte besser. Am Ende haben wir defensiver agiert und uns zurück gezogen. Aber trotzdem finde ich, dass wir verdient gewonnen haben. Die Gladbacher Kurve hat beim Elfmeterschießen ordentlich Druck gemacht.Ich hatte Probleme an der Wade, deswegen wollte ich nicht zu Anfang schon schießen. Dann zu treffen, war ein Top-Gefühl. Man muss einfach cool bleiben, das ist wichtig. Ich habe gesehen, dass Lukas Hradecky den Elfmeter gehalten hat, da wusste ich, dass ich die Chance habe, uns nach Berlin zu schießen. Ich wollte erst nach rechts schießen, habe dann aber gesehen, dass sich Yann Sommer schon früh nach rechts orientiert hat, also habe ich nach links geschossen. Dann wollte ich eigentlich als erstes zu Lukas laufen, aber er hat mir angezeigt, dass wir zu den Fans laufen. Das war zwar ein weiter weg, aber wir wollten zusammen mit den Fans feiern. Auch wenn es gegen meinen alten Verein war, freue ich mich natürlich. Das ist ein sehr, sehr schönes Gefühl, nicht nur für uns, sondern auch für die Fans, die Betreuer und so weiter. Fantastisch! Jetzt fahren wir nach Berlin, hoffentlich können wir da was holen.“
Die Leistung der Eintracht-Spieler könnt ihr wie immer hier bewerten.
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