Fredi Bobic ist ein Mann klarer Worte und nimmt die Spieler in die Pflicht.
Fredi Bobic ist ein Mann klarer Worte und nimmt die Spieler in die Pflicht.

Fredi Bobic war am Freitag zu Gast im Studio bei „Sky Sport News HD“. Der neue Sportvorstand von Eintracht Frankfurt hatte einen schwierigen Start am Main. Das Umfeld war sehr skeptisch, den „Rucksack VfB Stuttgart“ schleppte er zunächst mit sich herum. Inzwischen hat sich der Wind etwas gedreht. Der 44-Jährige überzeugte durch eine klare Linie und hat keine Worte, sondern vor allem Taten sprechen lassen. Der Kader wurde tatsächlich mit der angekündigten Fantasie zusammengestellt, ferner mit Niko Kovac und Bruno Hübner zusammen eine klare Linie gefahren. Freilich wird sich zeigen müssen, ob die neue Strategie tatsächlich nachhaltig ist und dauerhaften Erfolg mit sich bringt. Nach rund vier Monaten lässt sich aber durchaus sagen, dass der neue Weg das Umfeld etwas entspannter in die Zukunft blicken lässt.

Fredi Bobic sprach mit „Sky“ über…

… den Saisonstart: „Nein,wir sind nicht ganz zufrieden mit dem Start, was vor allem mit dem letzten Spiel in Freiburg zu tun hat. Eigentlich sind wir im Soll, zehn Punkte nach sechs Spielen hätten wir vor dem 1. Spieltag sicherlich unterschrieben. Aber das Spiel gegen Freiburg verlief doch sehr enttäuschend. Vor allem die Art und Weise, wie wir die Punkte abgegeben haben, hat mich und unseren Trainer Niko Kovac geärgert. Deshalb sehen wir noch keinen Grund zur großen Zufriedenheit.“

… die Gründe für die Niederlage in Freiburg: „Wir hatten eigentlich noch viel Zeit, die Partie zu drehen. Natürlich ist ein frühes Gegentor ärgerlich, die Freiburger haben hier den Fehlpass von David Abraham sehr gut ausgenutzt. Wir hatten im ersten Durchgang zwar 70 Prozent Ballbesitz, konnten daraus aber nur wenig machen. Die kleinen Torchancen blieben dann ungenutzt und die Pässe in die Spitze waren immer wieder ungenau. Und in der zweiten Halbzeit haben wir uns den Schneid endgültig abkaufen lassen, was uns allen nicht gefallen hat. Die Mannschaft war zwar sichtlich bemüht, aber letztlich nicht effektiv genug. Wir müssen eine Stufe weiterkommen und effektiver mit dem Ballbesitz umgehen. Das ist ein Lernprozess, den wir in dieser Saison durchleben müssen. In diesem Bereich besser zu werden, ist der Anspruch, den wir an uns selbst stellen müssen.“

… die Parallelen zur Partie in Darmstadt: „In Darmstadt musst du eigentlich den einen Punkt mitnehmen. Dann lässt du eigentlich keine Torchance zu und kassierst einen Gegentreffer, weil eine verunglückte Flanke ins Tor rutscht. Das war sicher ein Betriebsunfall – da waren wir eigentlich noch dominanter, aber auch nicht zielstrebig genug. Das sind eben die Dinge, die die Mannschaft lernen muss. Aus diesen Situationen wird unser junges Team aber Erfahrungen sammeln. Wir sind komplett im Umbruch und sind deshalb nicht nervös. Wir wissen, dass es Rückschläge geben wird.“

… die nächsten Spiele: „Das ist jetzt ein gefährliches Programm. Es wird ja schon darüber gesprochen, was passiert, wenn die nächsten zwei oder drei Spiele verloren gehen. Aber wir haben jetzt auch erstmal diese zehn Punkte und deswegen sage ich auch, dass wir im Soll sind. Keiner hätte erwartet, dass wir zuhause gegen Schalke und Leverkusen gewinnen und gegen die Hertha Unentschieden spielen würden. Auch das ist möglich für uns und das wollen wir schon gegen den FC Bayern München wieder zeigen. An einem ganz normalen Tag haben wir da eigentlich keine Chance. Wir müssen deshalb schauen, dass wir einen außergewöhnlichen Tag erwischen. Dann ist was möglich, warum denn nicht? Das nächste Spiel ist das wichtigste – das ist nicht nur eine Phrase, sondern es ist tatsächlich so. Und danach schauen wir auf die Auswärtsspiele, wo wir sicherlich auch punkten können.“

In engen Spielen verlagt er vor allem von den Führungsspielern, dass sie vorangehen.
In engen Spielen verlagt er vor allem von den Führungsspielern, dass sie vorangehen.

… seine Kritik an den Führungsspielern: „Im Großen und Ganzen hat es die Mannschaft bislang auch gut gemacht – da sind wir zufrieden und sehen, dass sie auf dem richtigen Weg ist. In Spielen gegen Darmstadt oder Freiburg brauchen wir dann aber die erfahrenen Spieler, die darauf einwirken können, dass wir auf dem Platz anders agieren. Sie müssen das Zepter in die Hand nehmen – das kann der Trainer von außen nicht bewirken. Das hat uns gefehlt und das haben wir deshalb intern und in aller Ruhe angesprochen. Wir verfallen dabei nicht in Hektik und wollen Step by Step nach vorne. Die Spieler müssen aber mit Kritik umgehen können. Natürlich gefällt es einem nicht,aber öffentlich kommt es dann darauf an, wie wir das sagen. Wir haben ja keinen Spieler rausgesucht und ihn vernichtet, sondern betont, dass wir insgesamt mehr erwarten. Das haben wir vorher allerdings auch schon intern gesagt, damit ein Spieler später auch besser mit der öffentlich geübten Kritik umgehen kann.“

… die Verletzung von Danny Blum: „Jede Verletzung tut uns weh, auch die von Guillermo Varela in Darmstadt, der voll drin war. Aber diese Rückschläge wird es immer wieder geben. Wir haben allerdings schon viele Spieler eingesetzt und bislang haben alle gezeigt, dass sie zurecht bei der Eintracht sind und das sie sich noch weiter verbessern können. Das wollen wir aus ihnen herausholen und ich habe keine Bedenken, dass uns das auch gelingt. Eins muss dem Team aber klar sein: Durch die Einzelqualität gewinnen wir keine Spiele, sondern nur als Mannschaft sind wir stark.“

… die Innenverteidigung nach dem Abgang von Carlos Zambrano: „Wir haben drei gesunde Innenverteidiger. Mit Michael Hector ist jemand da, der keine Angst hat, in die Zweikämpfe zu gehen und der den britischen Fußball sehr gut kennt. Er hat seine Rolle bislang gut ausgefüllt. Ich bin mir sicher, dass er sich in der Zukunft noch steigern kann. Mit Jesús Vallejo haben wir einen jungen Spieler, der eigentlich fast durch die Decke geschossen ist. Er hat sich zurecht seinen Stammplatz erspielt und besitzt mit seinen 19 Jahren noch unglaubliches Potenzial. Und natürlich haben wir David Abraham, der ein gestandener Spieler ist und seine Rolle voll annimmt. Und im Winter hoffen wir noch auf die Rückkehr von Marco Russ. Hier sind wir gut aufgestellt“

… sein Verhältnis zu Niko Kovac: „Es ist ein großer Vorteil, wenn man sich schon kennt und schätzt. Wir haben uns auch nach der aktiven Karriere nie komplett aus den Augen verloren und hatten immer einen gewissen Kontakt. Wir haben beide bei guten Klubs gespielt und konnten daher Erfahrungswerte sammeln, die uns heute gut tun. Es ist wichtig, dass wir uns austauschen und mit dem Kompetenzteam zusammen versuchen, die richtigen Entscheidungen zu treffen.“

… den Wunsch, mit Kovac den Vertrag zu verlängern: „Wir haben schon ein paarmal darüber gesprochen. Da wir uns sehr schätzen, machen wir das nicht über die Öffentlichkeit. Aber es ist kein Geheimnis, dass es bereits Gespräche gab. Alles kommt, wie es kommen muss.“

… verschiedenen Nationen im Kader: „Das klappt reibungslos. Auf jeden Fall haben wir Spieler aus verschiedenen Ländern geholt, die sich gut untereinander verstehen. Eine Kabine ist eine Multi-Kulti-Gesellschaft geworden. Die Spieler gehen unheimlich gut miteinander um. Wir haben in den sieben Wochen Vorbereitung viel Zeit gehabt, diesen Prozess voranzutreiben. Wir wollten verhindern, dass es zur Grüppchenbildung kommt und haben die Spieler gemischt an die Tische gesetzt. Den Ängsten aus dem Umfeld konnte so entgegen gewirkt werden. Die Jungs treiben sich untereinander an und lernen auch Deutsch.“

Bobic ist froh, dass die Integration der Neuzugänge bislang reibungslos verläuft.
Bobic ist froh, dass die Integration der Neuzugänge bislang reibungslos verläuft.

… die Sorgen, dass die Stimmung im Team nach einer Niederlagenserie kippt? „Wir werden dafür sorgen, dass es soweit nicht kommt. Wir wissen, woher wir kommen und wie lang der Weg zur gewissen Stabilität wirklich sein wird. Da müssen wir die Basics richtig machen und uns für die schwierigen Phasen absichern. Ich hoffe aber, dass wir eine mögliche Krise noch herauszögern können und noch einige Punkte sammeln. Wir werden zunächst nur darauf schauen, die 40 Punkte schnellstmöglich zu holen. Wenn du letztes Jahr 16. geworden bist und so knapp durch die Relegation gekommen bist, dann kannst du nicht groß rumschreien. Du musst eine Stabilität in den Verein bekommen – vor allem unter den schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen, die wir haben.“

… über die Probleme mit den Fans nach dem Spiel gegen den 1. FC Magdeburg: „Wir müssen aufpassen, dass wir das nicht zu global sehen und alle über einen Kamm scheren. Wir können natürlich nicht gutheißen, was da passiert ist. Solche Szenen wie in Magdeburg wollen wir nicht sehen, das gefällt uns hier allen nicht. Fakt ist aber, dass sich die Ultras damit sehr stark auseinandergesetzt haben. Inzwischen ist der Täter gefunden und wir werden vielleicht auch so dagegen vorgehen, wie es die Kölner gemacht haben. Aber eins ist klar – wir können nicht alle wild vorverurteilen. Die Gewaltbereiten müssen wir rausbekommen, das ist klar. Diese Aufgabe müssen Fans und Verein zusammen lösen. Da werden genug Gespräche miteinander geführt.“

… den finanziellen Schaden, der durch die Strafen entsteht: „Das ist erst einmal sekundär. Der Betroffene müsste überhaupt das Geld haben, um das auszugleichen. Da geht es weniger darum, vielmehr steht im Mittelpunkt, dass ein Prozess angestoßen wird und diese gewaltbereiten Leute, die wirklich Raketen in andere Blöcke schießen, aus der Gruppierung rausgenommen werden. Die Gruppe selbst macht einen tollen Job – auch im sozialen Bereich, wo sie junge Menschen mitnehmen. Aber die gewaltbereiten Anhänger schaden dem Klub.“

… die Rolle der Fans bei Traditionsvereinen: „Es sind nicht alle gewaltbereit! Natürlich gibt es welche, die austicken oder etwas planen, was kriminell ist. Wenn du Raketen mit ins Stadio nimmst, dann ist das eine kriminielle Handlung. Aber Traditionsklubs leben von den Fans – und vor allem die Eintracht lebt davon. Die Lautstärke im Waldstadion ist gewaltig und da bin ich stolz, bei einem solchen Verein arbeiten zu dürfen. Das macht das Besondere am Fußball ja aus – diese Menschen mitzunehmen und diese Begeisterung zu spüren.“

… die Verhinderung weiterer Straftaten: „Das wird natürlich schwierig. Es sind ja oft Einzeltäter. Wenn es eine Gruppe wäre, könnte es leichter verhindert werden.“

Bruchhagen blickte bei Markus Lanz auf seine lange Karriere als Fußballfunktionär zurück.
Heribert Bruchhagen kehrt demnächst als Experte ins Waldstadion zurück.

… über den „Schatten“ von Heribert Bruchhagen: „Das Sakko von Heribert Bruchhagen hängt noch bei mir. Das ist sein erstes bei Eintracht Frankfurt gewesen und das bekommt einen Ehrenplatz. Jeder der reinkommt findet das cool, es wird wohl irgendwann mal im Museum landen. Es ist sauber, sieht aber abgearbeitet aus. Einen Schatten spüre ich allerdings überhaupt nicht. Ich bin ein anderer Typ und komme aus einer anderen Generation. Aber ich bin froh, dass ich mit ihm über diverse Sachen sprechen konnte – dabei sollte man immer gut zuhören und von seiner Erfahrung profitieren.“

… den heutigen Kontakt zu seinem Vorgänger: „Man sieht sich häufiger bei Veranstaltungen. Gegen den 1. FC Köln werden wir ihn am 10. Spieltag dann im Stadion sehen. Darauf freuen wir uns. Seinen Ausstand muss er auch noch geben. Mein Einstand folgt ebenfalls, die ersten Monate waren aber geprägt von harter Arbeit.“

Alex Meier als Nationalspieler: „Nein, daran glaube ich jetzt nicht mehr. Da müssen wir auch nichts pushen. Alex hat unfassbare Qualitäten im Strafraum, das hat er in seiner DNA drin. Aber in der Nationalelf sehe ich ihn nicht, da wird ein anderer Fußball als bei uns gespielt. Da haben wir schon gute Spieler. Ich kann Joachim Löw verstehen: Du musst schon auf deinen Stamm vertrauen. Und so wie der Bundestrainer spielen möchte, da passt er nicht rein. Das ist keine negative Äußerung gegen Alex – vor einigen Jahren hätte er den Sprung schaffen können, aber jetzt nicht mehr.“

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6 Kommentare

  1. Bobic macht einen guten Eindruck bislang, und muss sich in Sachen Kompetenz auch nicht hinter Bruchhagen verstecken. Ggf ist es der Beginn einer kleinen Erfolgsära, wenn alle inclusive des Umfelds konstruktiv an einem Strang ziehen.

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  2. Man merkt auch Fredi die 10 Punkte an.
    Ich finde er spricht jetzt Dinge an die er am Anfang sich nicht getraut hat.Bzw er artikuliert seine eigene Meinung.
    Erfolg macht doch selbstbewusst.
    Er war ja als Spieler immer sympathisch und bodenständig.
    Ich wsr auch skeptisch mit ihm sls SV da ich mit der typische Mentalität in Schwabenland nicht viel anfangen kann und sowas zu Mainhattan gar nicht passt.Sein Image verschlechterte sich auch mit der Krise beim VFB wobei viele VFB Fans mir gesagt haben dass er am wenigsten dafür könnte.
    Schwarm drüber ich habe meine Meinung geändert und sage Welcome Fredi,freue mich dass du bei uns bist.
    Sorge dafür dass Niko und Robert verlängern und dann kommst du mal zum Stammtisch kommen und evtl irgendwann über Wasser laufen

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  3. … Erlich gesagt bin ich hier nicht so zufrieden. Klar, der momentane Erfolg gibt ihm Recht, aber tatsächlich sind wir ein Ausbildungsverein für andere Clubs, dass heisst, ich gehe nicht davon aus, dass ausser vielleicht Rebic einer der ausgeliehenen Spieler über die Saison bleiben wird. Und dann haben wir kommende Saison wieder genau so eine Wundertütenmannschaft. Auch einige Aüsserungen von ihm fand ich bisher sehr verwerflich. „Red Bull sei eine Bereicherung für die Bundesliga“, und in einem Interview auf Eintracht TV als er mal darauf angesprochen wurde dass die Fans den Abgang von Sonny Kittel so kritisch sehen würden, hat er doch tatsächlich gesagt: „Die Fans, wer sind schon die Fans.“ Das sind beides Aussagen die einem Sportvorstand bei Eintracht Frankfurt nicht zu Gesicht stehen. Und dann ist da auch noch das Kapitel Sonny Kittel, dem Bruchhagen bereits in der Winterpause versprochen hatte, dass sein Vertrag verlängert wird. Verletzungsanfällige Spieler kosten den Verein kein Geld, da das Gehalt im Verletzungsfall von der Berufsgenossenschaft übernommen wird, es wäre also kein Risiko gewesen, das Versprechen von Bobics Vorgänger einzuhalten. Ich finde, da die Mannschaft zusammengeliehen ist, kann man hier aktuell kein Urteil bilden. Qualifizieren wir uns in den nächsten 5-6 Jahren 2 mal für die EL, hat Bobic alles richtig gemacht, steigen wir in diesem Zeitraum ab, sollten wir Bobic mit Pauken und Trompeten davonjagen und uns lieber einen Vorstand mit Stallgeruch, wie Sobotzik, Held oder Nikolov holen.

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  4. Das mit Sonny Kittel hat Bobic sicher nicht alleine entschieden. Ich fand es richtig seinen Vertrag nicht zu verlängern.

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  5. @3 das Problem mit den Leihspielern haben wir hier schon oft diskutiert. Mit den momentanen Möglichkeiten der SGE ist dass für mich die richtige Entscheidung gewesen. Wenn man Kovac in den Pressekonferenzen sieht muss ich sagen, dass ich lange nicht mehr solche klare und kompetente Antworten von einem Trainer gehört habe ohne Phrasen und um den heißen Brei zu reden. Die Äußerungen von Bobic sehe ich auch positiv, denn wir haben uns doch alle gewünscht das Informationen und eigene Meinungen ehrlich und zeitnah weitergegeben werden und Sachverhalte offensiv im Umfeld des Vereins geklärt werden und nicht die Gerüchteküche durch interne Machtkämpfe angeheizt wird. Alles in allem sehe ich das der Sportvorstand und der Trainer ein Konzept haben um den Verein und die Mannschaft zu verbessern. Das richtige Signal dass man mit dem Verein und der Mannschaft was erreichen möchte, wäre die Vertragsverlängerung von Kovac.

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