PreußSeitdem Christoph Preuß 14 Jahre alt ist, spielte er für Eintracht Frankfurt. Der am 4. Juli 1981 geborene Mittelfeldmann galt als eines der größten Talente im Profifußball. Am 13. August 2000 feierte der damals 19jährige sein Bundesligadebüt gegen die SpVgg Unterhaching. Bei dem 3:0 Heimsieg kam er 25 Minuten vor Schluss in die Partie und durfte beim letzten Treffer des Tages, erzielt durch einen Elfmeter von Horst Heldt, live auf dem Platz mitjubeln. Auch wenn es für die Hessen später in die 2. Bundesliga ging, war es für Preuß ein persönlich durchaus erfolgreiches Jahr. Ab dem 24. Spieltag wurde der Mann, der immer wieder zwischen den Flügeln und dem zentralen Mittelfeld pendelte, Stammspieler und erzielte dann auch am 32. Spieltag gegen den VfL Bochum (3:0) seinen ersten Treffer im deutschen Oberhaus. In der 2. Bundesliga bestätigte er seine ersten Ansätze. Der Blondschopf erzielte in 31 Partien vier Treffer und bereitete deren drei vor. Im Gegensatz zu den Hessen aber stieg der flexible Mittelfeldmann auf. Bei Bayer 04 Leverkusen wurde Preuß jedoch nicht glücklich und kam bereits ein Jahr später auf Leihbasis an den Main zurück. Den erneuten Abstieg konnte das Eigengewächs 2004 trotz dreier Tore nicht verhindern. Der anschließende Wechsel zum VfL Bochum war allerdings auch nur von kurzer Dauer. Im Sommer 2005 kehrte der waschechte Hesse dann für die Summe von 500.000 Euro endgültig zu seinem Stammverein zurück.

Dort aber hatte Preuß immer wieder mit schweren Verletzungen zu kämpfen. Bleibende Erinnerung erlangte er vor allem dank seines tollen Fallrückziehertores gegen Oliver Kahn am 17. März 2007. Ein Miniskusschaden sorgte dann jedoch dafür, dass der Groß-Lindener fast zwei Jahre lang ausfiel. Und nur wenige Monate nach seiner Rückkehr im November 2009 erwischte es ihn erneut mit einem Meniskuseinriss. Als dann auch noch ein Knorpelschaden hinzukam, musste der Mittelfeldmann 2010 seine Fußballschuhe endgültig an den Nagel hängen und auf einen Posten hinter den Kulissen wechseln. Seit dem 1. Juli 2010 ist Preuß in der sportlichen Leitung integriert. Damals sagte er bereits in einem seiner ersten Interviews in neuer Funktion als Teammanager: „Ich glaube, ich bin kein Lückenbüßer, sondern eine Verstärkung fürs Team hinter der Mannschaft.“ Auch heute noch reist der Ex-Profi in dieser Funktion mit der Eintracht umher und ist aktuell auch mit im Trainingslager in Windischgarsten. Als Mann, der früher selbst die Schuhe schnürte und ganz oben mitspielen durfte, weiß er, was die Akteure von heute erwartet. Zu Beginn gibt es den nicht allzu beliebten, aber seit Caio durchaus bekannten, Laktattest. „Man erfährt dadurch letztlich, wie belastbar ein Spieler ist. Auch zum Ende der Saison wird ein Laktattest gemacht und nach dessen Ergebnissen bekommt dann jeder Spieler seinen individuellen Plan für die Sommerpause mit auf den Weg„, erklärt Preuß den Sinn in einem Interview bei „netzathleten.de“. Dies bedeute aber nicht, dass die Spieler überhaupt keinen Urlaub hätten. Nach einer anstrengenden Spielzeit stehe schließlich zunächst einmal die Regeneration im Vordergrund. Die Köpfe müssen frei, die müden Beine wieder munter werden. Aber: „Der individuelle Start in die Saisonvorbereitung beginnt dann etwa zweieinhalb Wochen vor dem offiziellen Trainingsstart.“ Neben Laufeinheiten enthalten diese Trainingspläne ein kleines Kraft-, Stabilisations- und Koordinationsprogramm. Es sei einfach nötig, dass die Spieler bereits mit einer gewissen Grundlage aus dem Urlaub zurückkämen: „Sonst würde die Zeit im heutigen, doch sehr athletisch geprägten Fußball, gar nicht mehr ausreichen bis zum Saisonstart. “

29.07.2014, Fussball, 1. BL, Media Day / Fototermin Eintracht FrankfurtSechs oder sieben Wochen Vorbereitung können schnell vorbei sein. Meistens hört man aus den Trainingslagern von der „besten Vorbereitung aller Zeiten“. Der „beste Kader aller Zeiten“ darf dabei im Normalfall auch nicht fehlen. Damit die Ideen, die Coach und Mannschaft dann auch haben, umgesetzt werden können, müsse zunächst an der Grundlagenausdauer gearbeitet werden. Kraft- und Konditionstraining stehen somit erst einmal im Vordergrund. Der Ball und erste Testspielgegner dürften allerdings nicht vergessen werden. Wobei sich viele fragen, was diese Partien – meist gegen Amateurvereine – wirklich bringen. Preuß erklärt den Sinn: „Am Anfang liegt das Hauptaugenmerk darauf, dass sich die Spieler unter Wettkampfbedingungen richtig auspowern. Klar wird auch viel durchgewechselt, die Spieler sind ja noch am Beginn der Vorbereitung und können keine 90 Minuten Hochleistung bringen. Aber auch solche Testspiele haben ihre Berechtigung und dienen dazu, dass der Trainer sein Mannschaftsgerüst für die Saison findet. “ Erst gegen Ende der Vorbereitung wird an den Feinheiten gearbeitet und der Kern des Teams etabliert. Dies alles geschieht bei den Hessen in diesem Sommer in Österreich. Beide Trainingslager wurden in die Alpenrepublik gelegt. Und alle Beteiligten schwärmten bislang vor den Bedingungen, die im Nachbarland vorzuzfinden sind. Die Berge, die Luft dort, man bewegt sich in einer gewissen Höhe, was sich ebenfalls positiv auf die Kondition auswirkt“, zählt Preuß die Vorteile auf und fügt an: „Das heißt, es finden auch mal Wanderungen oder Fahrradtouren in höhere Lagen statt. Und auch die Trainings- und Wohnbedingungen in den Hotels sind in Österreich hervorragend, dort ist man auf Reisende eingestellt.“ Aber auch ein Trainingslager außerhalb von Europa dürfe kein Tabuthema mehr sein für eine Profimannschaft: „Der Aufwand ist mit Sicherheit groß. Aber solche Reisen sind heute Teil des Geschäfts und lohnen sich selbst für die reicheren Clubs. Man kann diese Reisen aber auch sehr produktiv nutzen, wenn man gute Trainingsmöglichkeiten organisiert und auch Testspiele absolvieren kann.“

Es sind interessante Einblicke, die der Teammanager in das Innenleben gibt. Es muss auf vieles geachtet werden. Neben den Trainingsbedingungen steht – wie sollte es auch anders sein – natürlich auch der Mensch im Mittelpunkt. Die Fans und Verantwortlichen verlangen Topleistungen – dafür aber sollte alles getan werden. Neben den Übungseinheiten sind dies auch Teambuildingmaßnahmen. Rafting oder Klettern sind nur einige von den vielen Möglichkeiten, die heutzutage angeboten werden. „Wie wichtig eine gute Stimmung in einer Mannschaft ist, hat man vergangenes Jahr in Brasilien gesehen.“ Der Weg führte immerhin bis zum ersten WM-Titel nach 24 Jahren. Bei den Hessen jedenfalls lässt sich jetzt auch schon eine gewisse Vorfreude auf die kommende Spielzeit erkennen: „Die Stimmung in der Mannschaft ist gut, sie ist jetzt genau an dem Punkt, den ich eben beschrieben habe. Die Jungs sind mit Spaß bei der Sache und wir freuen uns alle auf eine spannende Saison.“ Ein Titel, die deutsche Meisterschaft etwa, wird wohl nicht gleich herausspringen. Aber wenn man eine sorgenfreie Spielzeit erlebt und vielleicht sogar lange von Europa träumen darf, wird dies die Euphorie am Main sicherlich nicht dämpfen.

Das komplett Interview von Christoph Preuß findet ihr hier.

 

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