Oczipka29:29 – 58 Tore sind in den 15 Spielen mit Beteiligung von Eintracht Frankfurt gefallen. Für neutrale Zuschauer, die gerne Offensivspektakel mit vielen Treffern sehen, sind die Spiele mit den Hessen derzeit ein Hochgenuss. Siebenmal wackelten die Netze bei der Partie gegen den SV Werder Bremen und fünfmal am vergangenen Freitag gegen die TSG Hoffenheim. Gegen die Kraichgauer kamen die Zuschauer voll auf ihre Kosten – es gab keine Ruhepausen, insgesamt 39 Torschüsse und eine Fülle von rassigen, aber stets fairen Zweikämpfen. Natürlich ärgerten sich die Adler über die denkbar knappe 2:3 Niederlage beim Retortenclub aus Sinsheim. Dennoch überwiegt das gute Gefühl, dass man derzeit in sich trägt – dem Selbstvertrauen hat die Pleite nicht geschadet, dazu wirkt das Team nach vier tollen Spielen mittlerweile zu gefestigt. Trotzdem dürfe, wie Thomas Schaaf in der Frankfurter Rundschau betonte, nicht außer Acht gelassen werden, dass man „zu viele Fehler macht und das eigene Tor nicht genug sichert.“

Die kompakte und physisch so unheimlich starke Elf der Eintracht blickt aber schon wieder optimistisch nach vorne. Die zweite englische Woche in dieser Saison steht vor der Tür. Aus der Hauptstadt Berlin reist die Hertha, mit einem 1:0 Sieg über Borussia Dortmund im Gepäck, an. Auswärts allerdings konnte das Team von Jos Luhukay in dieser Spielzeit noch kein Bein auf den Boden bringen und erst vier Punkte holen. Da könnte am Mittwoch eine entscheidende Weiche gestellt werden: Bei einem Dreier gegen die Berliner könnten sich die Hessen mit den 24 Punkten im oberen Bereich der Tabelle festbeißen. „Wir haben Anschluss nach oben„, sagt Bastian Oczipka ebenfalls in der Frankfurter Rundschau, die europäischen Plätze sind allemal in Sicht- und Reichweite. Und die Bundesliga spielt in dieser Saison verrückt – keine Mannschaft punktet konstant, nimmt man einmal den FC Bayern München, die in ihrer eigenen Liga spielen, aus der Wertung. Platz 16 liegt 8 Zähler entfernt – Platz 3, der die direkte Champions-League-Qualifikation bedeuten würden, nur deren 3.

Seferovic, AignerNicht umsonst hofft auch Haris Seferovic, der sich heute vor einem spanischen Gericht verantworten muss (im Februar soll es zwischen dem Angreifer, als dieser noch bei Real Sociedad San Sebastian tätig war, und dessen Freundin zu einer lautstarken Auseinandersetzung gekommen sein), dass die Sinne nach der Niederlage neu geschärft wurden und die Mannschaft nun heiß auf drei Punkte gegen Berlin sei. Beim Angreifer selbst, muss man da wohl keine große Sorgen haben. Der 22-Jährige scheint tatsächlich vor jeder Partie zu brennen, den letzten Tick holt er sich dann noch durch die Unterstützung des Publikums. „Vor allem Haris ist wichtig für uns. Er arbeitet viel, läuft oft mit nach hinten, hat einen guten Abschluss und die richtige Einstellung„, lobt ihn daher auch Alex Meier im Interview mit dem Kicker. Und in der Rückrunde könnten die Frankfurter dann, wenn auch noch die Langzeitverletzten Spieler zurückkehren, vor allem Carlos Zambrano, „noch stärker sein„, wie Schaaf erwähnt. Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie schnell sich der Wind im Fußball drehen kann. Es ist keine fünf Wochen her, dass sich die Fans (und sogar Verantwortlichen) fragten, wie man überhaupt noch sechs Punkte bis zur Winterpause sammeln könnte. So hilf- und harmlos präsentierte sich das Team, vor allem in den Begegnungen beim SC Paderborn, bei Hannover 96 und im Pokal zuhause gegen Borussia Mönchengladbach.

Und dann kam die Wende – ausgerechnet bei einer 0:4 Niederlage, die sich für viele aber wie ein kleiner Sieg anfühlte. Die Münchener Bayern taten sich am 11. Spieltag lange Zeit richtig schwer im Waldstadion – sie wurden überrascht, vom Offensivpressing, vom mutigen Versuch der Adler, sich gegen eine drohende Niederlage zu stemmen. Letztendlich setzt sich die Klasse des Rekordmeisters in jeder Partie durch (wie am Wochenende auch die Überflieger des FC Augsburg schmerzhaft erfahren mussten) – für die Hessen aber war es ein echter Wachmacher und der Weg zurück zur alten Stärke. Was aber ist die Faszination im Spiel der Eintracht? Blickt man auf die Spiele der Gladbacher, ist man entzückt, über sichere Kombinationen und Konter, die so keine andere Mannschaft in der Bundesliga fahren kann. Und bei den Frankfurtern? Da herrscht wieder Anarchie auf dem Feld – da tauchen die Spieler in Zonen auf, wo sie keiner vermutet. Da rennt ein Oczipka, der vor fünf Wochen noch wie ein Häufchen Elend wirkte, wieder die Linie rauf und runter und bereitet Treffer vor. Ein Stefan Aigner ist kaum noch einzufangen und überall zu finden, erzielt wieder Treffer im Stile eines Thomas Müller. Die Eintracht hat (endlich) eine klare Ausrichtung gefunden, eine Idee im Spiel nach vorne – wenn jetzt die Defensive noch stabilisiert und auch hier ein Konzept gefunden wird, dann könnte die Sorge der Fans, dass die Europapokaltour im letzten Jahr die große Ausnahme für lange Zeit gewesen ist, vielleicht schon im kommenden Sommer weggewischt werden. Denn in dieser Saison ist nur eines sicher – Meister wird der FC Bayern München! Und das Polster des VfL Wolfsburg ist auch schon auf ein paar Zähler angewachsen. Aber dahinter? Selten schien die höchste Spielklasse so unberechenbar zu sein, wie in dieser Saison – die große Chance?!

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9 Kommentare

  1. Da wird einem doch schon wieder schlecht. 21 Punkte und schon redet man wieder vom Europacup. Das darf einfach nicht wahr sein, anstatt das sich jeder mal drauf konzentriert ein vernünftiges Polster nach unten zu bauen müssen alle nach oben schauen. Das ist doch genau der gleiche scheiß den auch Marco Russ vor dem Paderborn Spiel erzählt hat und was dann kam ist ja bekannt. Was ist den wenn man gegen Berlin 1 Punkt holt und in LEV verliert? Dann ist man ruck zuck wieder auf Platz 11 und alle machen sich Sorgen
    Daher einfach mal die Fresse halten möglichst schnell die 40 Punkte fest machen, damit man die Klasse sicher hält und dann erst nach oben schauen. Vorher bitte die Haltung bewahren, ansonsten geht der Schuss nach hinten los.

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  2. Ich verstehe sehr gut was Du meinst – aber man darf hier nicht nur diesen einen Punkt betrachten finde ich.

    Momentan (ich glaube da auch eher nicht dran, aber es ist grade nun mal so) sind wir der EL weitaus näher als der Abstiegsregion – wohlgemerkt, im Moment.

    Da ist es in meinen Augen völlig ok, wenn sich einige Spieler hohe Ziele setzen und dies auch nach außen hin verkünden. Auch in Bezug auf mögliche neue Sponsoren, die Vertragsverlängerungen von Trapp und Zambrano sind solche Äußerungen bzw. solche Möglichkeiten weitaus besser, als wenn wir grade mit 14 Punkten beispielsweise auf Rang 17 stünden.

    Ich wüsste nicht warum man sich als Eintracht Frankfurt sozusagen automatisch kleiner machen müsste als man ist – es ist in den letzten Wochen unverkennbar, dass wir uns zu einer offensivstarken Mannschaft mit 75%iger Punktausbeute aus den letzten 4 sehr schweren Spielen gemaußert haben; da sollte man zwar nicht in Euphorie verfallen, das sehe ich auch so – aber man sollte auch nicht immer nur gleich wieder versuchen zu bremsen.

    Bissi „offensive Ziele“ angehen hat noch keinem geschadet.

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  3. nicht zu vergessen das wir mit nen bisschen glück schon nen paar punkte mehr haben könnten. ich rede da nicht von spielen die man verdient verloren hat wie z.b in paderborn oder hannover sondern von den spielen wo wirklich mehr drin war wie auf schalke oder zu hause gegen mainz. die punkte die wir haben kann uns niemand mehr nehmen. mit nen 3er gegen berlin bin ich mit der hinrunde sowas von total zufrieden!!

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  4. Sollen sie doch von der EL Träumen. Wenn ihnen das Kraft und Motivation gibt und somit die Leistung die sie derzeit bringen gehalten wird, kann uns das doch nur recht sein

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  5. Sollten die Jungs so weiter spielen wie bisher, sehe ich keinen Grunde, warum sie nicht träumen dürfen sollen. Ambition hat noch keinem geschadet, solange es nicht in Selbstüberschätzung mündet und da sehe ich im Moment gar keine Anzeichen für.
    Die Situation vor dem Paderbornspiel war eine andere. Damals war kein System erkennbar. Die Mannschaft hat sich nicht wohl gefühlt. Die Punkte wurde erkämpft, aber es gab keine Spiele (von einzelnen HZs abgesehen), wo man das Gefühl hat, hier ist ein langfristiger Plan und eine gefestigte Mannschaft am Start. Das sehe ich im Moment alles sehr viel entspannter!

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  6. Unsere Stärke ist derzeit unsere Offensive und unsere Schwäche die Defensive. Problem ist, dass Schaaf unseren Jungs keine Tipps oder Taktik HINTEN beibringen kann, da er das selbst nicht weiß. Hat man ja auch in Bremen gesehen. Da konnte er es auch net. Deshalb mal einen Co-Trainer holen der dies drauf hat. Oder direkt alles austauschen ohne das der neue Trainer vorne etwas verändern will 🙂

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  7. Das ich Alpi mal zustimmen muss, aber ja. Lasst sie träumen, lasst sich dafür fighten. Solange es den Basti motiviert weiter so aufzudrehen, solange der Haris und der Fussballgott davorn die pure Gefahr sind, solang der Hasebe hinten (fast) alles abräumt, solang der Stendera sich weiter traut die riskanten Dinger zu schlagen und solange unsere Flügelzange wieder greift können die gerne auch CL auf der PS3 spielen.

    Mir ist 10x lieber das hier von Europa geschwafelt wird und wir im Niemandsland landen als das wir vom gesicherten Mittelfeld sprechen und dann doch zittern müssen. Und ja, mit Zambrano und Valdez kommen 2 wirklich gute Spieler zurück in die Reihen. Kittel findet auch mehr und mehr anschluss ins Team und auch ein Medojevic oder ein Iggy haben zumindest auf dem Papier auch Klasse die das Team (sofern in Form) weiterbringen kann.

    Medo z.b. kann mir ich durchaus in der Stendera Rolle als effektiv vorstellen wenn der Junge mal ne Pause brauch. Das Doppel-6 System hat nicht funktioniert, egal mit wem, nur da haben wir halt von der Mannschaftsplanung ein Überhang, so das wir hoffen müssen das im Fall der Fälle der Iggy so abräumen kann wie Hasebe oder der Medo so passen kann wie der Stendera. Piazon & Kadlec haben es in jedem Fall derzeit sdchwer, aber auch hier is noch Hoffung.

    Also, lasst die Jungs träumen, ich verlier lieber 2-3 in so einem Spiel als das das Spiel versucht wird auf 0-0 zu „funkeln“ und wir doch in er 92 einen reinbekommen. Weil wenn die Jungs so spielen kann man das auch gewinnen (siehe Köln, das war ähnlich vogelwild) Aber ein Firminio kost halt nicht ohne Grund soviel Kohle, der hat halt in der 87ten noch so einen im Tank…

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  8. natürlich sollen die Jungs träumen – und – auch wir Fans wollen träumen.
    der Spielaufbau und der Angriff läuft wieder ganz gut und wenn die Stimmung auch weiterhin so bleibt, sollten wirklich 3 Punkte gegen die Berliner drin sein. Ich glaube daran.
    Es ist auch klar, dass beginnend im Mittelfeld die Defensivarbeit noch nicht so klappt, aber was sollen die Diskussionen, deswegen gleich den Trainer rauszuschmeißen – aber – wahrscheinlich schreiben nur die absoluten Überflieger in ihrem Job, die Alles und Jeden in den Schatten stellen, so etwas.
    Manchmal würde ich mir auch wünschen einen Alonso zu haben, haben wir aber nicht.
    Also muss weiter hart an der Defensive gearbeitet werden – aber am Mittwoch sollte es reichen.

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  9. Es wäre doch nicht die Eintracht, wenn sie jetzt wirklich auf 24 Punkte kommen sollten und wir richtig beruhigt in die Weihnachtspause gehen könnten. Nee, ich freu mich schon über die 21 Punkte, damit hatte ich nicht gerechnet. Tippe 1:3.

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