Wieder einmal hat die Eintracht im fremden Stadion etwas zu feiern. Dieses Mal den souveränen 3:1 Auswärtssieg in Wolfsburg. (Foto: imago/Contrast)

Nach dem ärgerlichen 1:1 im heimischen Stadion gegen den Sportclub Freiburg zum Rückrundenauftakt, sollte es nun endlich wieder zu einem Auswärtsspiel gehen, denn die Eintracht ist in dieser Saison eine Auswärtsmacht und kämpft zurecht mit dem FC Bayern München um die Auswärtstabellenführung. Nach der gelungenen ersten Halbzeit gegen die Breisgauer ging es vor allem darum, die Diskrepanz zwischen Halbzeit 1 und Halbzeit 2 zu minimieren und das Spiel konsequent über 90 Minuten mit vollem Einsatz zu spielen. Die ersten 45 Minuten gegen Wolfsburg sollten die starke erste Hälfte gegen Freiburg sogar noch toppen und diesmal belohnte man sich auch endlich für den Aufwand, den man betrieb und konnte so einen 3:1-Auswärtssieg feiern. SGE4EVER.de hat das Spiel wie immer noch einmal für euch analysiert:

Mit Rebic noch mehr Durchschlagskraft
SGE-Trainer Niko Kovac veränderte die Mannschaft im Vergleich zur Vorwoche auf zwei Positionen: In der Innenverteidigung musste der angeschlagene Marco Russ passen und wurde von Simon Falette ersetzt, der seine Gelb-Sperre abgesessen hatte. Zudem kam der zuletzt kranke Ante Rebic zurück ins Team und ersetzte den letzte Woche enttäuschenden Branimir Hrgota. Jetro Willems, der vergangene Woche nicht einmal im Kader stand, kehrte zumindest zurück auf die Bank, konnte den auf links überzeugenden Timothy Chandler jedoch nicht aus der Startformation verdrängen. Das Spiel begann gleich temperamentvoll und temporeich und die Frankfurter präsentierten sich gleich hellwach in den Zweikämpfen. Auch wenn zu Beginn noch die ein oder andere Unsicherheit im Spiel zu erkennen war, spürte man von der ersten Minute an, welch eine Präsenz Rebic auf den Platz bringt und wie sein Tempo, sein Körpereinsatz und seine Läufe den Gegner vor große Probleme stellen. Mit zunehmender Zeit gewannen die Hessen die Kontrolle über die Partie und spielten sich in einen regelrechten Rausch. Frühes Pressing, die Wolfsburger immer wieder zu Ballverlusten zwingen, das Aufbauspiel stören, schnell umschalten und dann die Räume auch mal konsequent nutzen. Aus dem ballsicheren und spielstarken Mittelfeld um Kevin-Prince Boateng und Omar Mascarell (mit 70 Ballaktionen zudem der Spieler, mit den meisten Ballaktionen), konnten so die Außenbahnen immer wieder gefährlich eingesetzt werden.

Starke Außenverteidiger als Schlüssel zum Erfolg
Dass die Außenverteidiger unter Eintracht-Coach Niko Kovac viel Ausdauer brauchen ist sicher kein Geheimnis, denn es gehört zur Philosophie des Kroaten, dass diese beiden Spieler im System eine Schlüsselrolle einnehmen. Auf der einen Seite sollen sie in der Defensive die kompakte Fünferkette komplettieren und andererseits eben über Flankenläufe das Offensivspiel entscheidend mitgestalten. Allen voran Marius Wolf ist aktuell überhaupt nicht mehr aus der Mannschaft wegzudenken, denn die Entwicklung, die er nimmt, ist einfach unglaublich. Die Wolfsburger bekamen seine rechte Seite überhaupt nicht in den Griff und so war es immer wieder Wolf, der im Vollsprint die Angriffe über die rechte Seite initiierte. Diese sensationelle Leistung krönte der junge Rechtsverteidiger dann auch mit zwei wunderschönen Torvorlagen. Zunächst war es sein Anspiel auf Sebastien Haller, dass die 1:0-Führung brachte und kurze Zeit später spielte er auch noch einen überragenden Pass auf den mitgelaufenen Linksverteidiger Chandler, der dann endlich mal wieder ein Bundesligator feiern durfte. Eine Szene, in der der Rechtsverteidiger das Tor durch den Linksverteidiger vorbereitet, die das Konzept von Kovac beispielhaft vorführte. In der Folge gab es noch weitere Umschaltsituationen, in denen man bei konsequenteren Ausspielen die Führung noch vor der Halbzeit deutlich erhöhen können. Bei dieser sehr souveränen, taktisch klug ausgespielten, kampf- und spielstarken Halbzeit, war dies wohl der einzige Kritikpunkt. Nach letzter Woche war es jedoch bereits eine deutliche Steigerung, denn man hätte auch gegen den SC Freiburg schon mindestens mit 2:0 in die Halbzeit gehen müssen und wer weiß, wie das Spiel dann ausgegangen wäre.

Kein Einbruch in der zweiten Halbzeit
Trotz des ungewohnten zwei-Tore-Vorsprungs, konnte man im Umfeld der Hessen noch nicht wirklich wissen, ob man damit bereits auf der sicheren Seite sein würde. Zu oft waren die Halbzeiten der Eintracht in dieser Saison von einer großen Diskrepanz geprägt und immer wieder hat man durch lasches Verwalten einer knappen Führung den Gegner überhaupt erst wieder stark gemacht. Dieses Mal sollte es allerdings anders kommen und man spürte gleich zu Beginn der zweiten Halbzeit, dass man aus den Fehlern der Vergangenheit, insbesondere der letzten Woche, lernen wollte. Auch wenn die Wolfsburger das ein oder andere Mal vor das Tor der Hessen kamen und es auch das ein oder andere Missverständnis in der Defensive der SGE gab, hatte man doch immer das Gefühl, dass man das Spiel voll und ganz im Griff hatte. Makoto Hasebe, der zwar auch nicht ganz frei von Fehlern war, war aber in den entscheidenden Szenen durch seine einzigartige Antizipation zur Stelle und konnte gefährliche Situationen oftmals schon vorab im Keim ersticken. Falette konnte mit der besten Zweikampfquote (69% gewonnene Zweikämpfe) ebenfalls zeigen, dass seine Rückkehr ein Qualitätsgewinn war. Ein Freistoßtor von Maximilian Arnold, der für Lukas Hradecky nicht zu halten war, sollte es zwar zwischenzeitlich noch einmal unnötig spannend machen, allerdings bekamen die Wolfsburger nur kurze Zeit später eine gelb-rote Karte, die wohl die letzte kleine Hoffnung nahm. Zudem war es der eingewechselte Luka Jovic, der einmal mehr seine Kaltschnäuzigkeit unter Beweis stellte und nach Vorarbeit des bärenstarken Hallers zum 3:1 treffen konnte. Dies war gleichzeitig das Tor zum ersten Sieg in dieser Spielzeit mit mehr als einem Tor Vorsprung.

Es entwickelt sich etwas
Im Prinzip wird es der Leistung der Mannschaft nicht gerecht, wenn man nur einzelne Spieler heraushebt. Natürlich ist die Kaltschnäuzigkeit von Haller inzwischen wirklich bemerkenswert und auch Mascarell spielt nach seiner Verletzung so stark wie nie zuvor. Auch der kometenhafte Aufstieg von Wolf ist sicher eine der Erfolgsgeschichten in den Reihen der Hessen und doch war es einmal mehr das starke Kollektiv, in dem jeder einzelne ein wichtiges Puzzleteil zum Erfolg beigetragen hat. Auch die Einwechselspieler konnten sich nahtlos einfügen – Jovic mit dem Tor, Gelson Fernandes als Zerstörer für die Schlussminuten und Willems sollte wohl vor allem von Kovac das Signal erhalten, dass er in dieser Woche deutlich besser gearbeitet hat. Unabhängig von einzelnen Spielern spürt man, dass sich etwas bei der Eintracht entwickelt. Ein Einbruch in der Rückrunde scheint aktuell kaum vorstellbar und die Mannschaft entwickelt sich trotz Heimkomplex stetig weiter. Mit 30 Punkten steht man nun tatsächlich nur einen Punkt hinter Platz 2 und hat die große Chance oben anzuklopfen. Im kommenden Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach, welches leider nicht ausnahmsweise auswärts ausgetragen werden kann, wird man spätestens sehen, in welche Richtung die Reise geht. Kovac scheint aktuell ein gutes Gespür für sein Team zu haben und eine der Szenen des Tages war sicher auch seine väterliche Umarmung von Aymen Barkok, der dieses Mal wohl vor allem aus taktischen Gründen, nicht eingewechselt wurde. Wenn die Mannschaft weiter so hingebungsvoll arbeitet und man die Leistung auch einmal im Heimspiel bestätigen könnte, könnten die Träume des Umfelds Realität werden. So oder so ist es aber einfach schön zu sehen, dass da etwas zusammenwächst im Frankfurter Stadtwald.

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27 Kommentare

  1. Was will man mehr, unter der Prämisse das wir nur Eintracht Frankfurt sind, möchte ich nach diesem Spiel kein Haar in der Suppe suchen und finden.

    Klasse Leistung, endlich haben wir uns mal belohnt und auch mal eine passable zweite Halbzeit gespielt. Verdienter Sieg!

    Super wäre jetzt natürlich, wenn wir das jetzt auch daheim schaffen. Aber wenn man unsere Mittel sieht, holen wir bei aller auch berechtigter Kritik, alles aus uns raus. Ziehe heute den Hut, hoher Aufwand mit vollem Ertrag.

    Kann gerne so weiter gehen. 🙂

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  2. Besser kann man es nicht zusammenfassen: 🙂 🙂 🙂

    Wolfsburg-Schlussmann Koen Casteels:

    „Die Eintracht war über das ganze Spiel gesehen die bessere Mannschaft, die besser Fußball gespielt und die Räume gefunden hat. Wir haben zu viele Fehler im Spielaufbau gemacht. Wir hatten uns vor der Partie viel vorgenommen, dann muss unser Auftritt einfach besser sein. Frankfurt war uns fußballerisch und taktisch überlegen, wir haben keine Lösung gegen den Gegner gefunden.“

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  3. Schön das ihr auf die kleine aber feine Randerscheinung mit der Umarmung Barkok/Kovac eingeht. Mir ist das auch aufgefallen, meine Wahrnehmung war aber, dass Barkok den Trainer umarmt hat und ich dachte super, da ist einer der das ganze Spiel auf der bank bleiben muss und umarmt nach dem Sieg den Trainer. Auch ein Zeichen von der guten Stimmung im Team und dem Respekt untereinander. Irgendwie sieht im Moment alles so gut aus Mannschaft, Umfeld, Verantwortliche, Neubau von Gebäuden, dass man irgendwie schon wieder Angst bekommt und täglich mit schlechten Nachrichten rechnet. Ein Sieg gegen MG wäre mega.

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  4. Hoffe trotzdem, dass wenn man einen Innenverteidiger an der Angel hat von dem man überzeugt ist, dann sollte man ihn holen, da wir in der nächsten Saison auf jeden Fall mindestens einen brauchen. Nicht unbedingt wegen meinem „Freund“ Salcedo, sondern ich meine damit leider mehr Russ.

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  5. Wow Laura soviel Superlativen von dir.
    Man spürt,es hat dir Spaß gemacht über die Leistung zu schreiben.Hoffe es geht dir nächste Woche genau so nachdem Siege gegen BMG.

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  6. Wirklich eine starke Leistung des gesamten Teams mit einem völlig verdienten Auswärtssieg. Gerade nach dem Spiel gegen den SCF mit einer sagen wir mal durchwachsenen Leistung war mir ein wenig Angst und Bange. Die Sorge nach einer guter Vorrunde wieder eine grausige Rückrunde erleben zu müssen scheint diesmal nicht einzutreten. Die Mannschaft wirkt gefestigt und stabil. Die „neuen“ Spieler wie Haller, Boateng, Wolf sind kleine wichtige Bausteine die gegenüber der letztjährigen Rückrunde den Unterschied ausmachen können. Ich weiß das zwar erst 2 Spiele in der Rückrunde gespielt sind aber ich bin positiv gestimmt das wir die 40 Punkte schnell vollmachen werden und dann in aller Ruhe schauen können was noch möglich ist. Jetzt nur nicht das Ziel aus den Augen verlieren und das Team schon wieder nach Europa reden.
    Leistung konservieren und zuhause gegen Gladbach erneut abrufen, das ist die nächste schwere Aufgabe und bis dahin können wir uns einfach nur freuen

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  7. Das war gestern echt ein absoluter verdienter Sieg. Die Eintracht braucht jetzt wirklich keinen Wintertransfer mehr tätigen. Der Kader ist breit genug und wir haben genug Qualität im Kader.

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  8. Bis auf paar Ausnahmen ein wirklich starker Auftritt gestern, es hat einfach nur Spaß gemacht zuzuschauen. Dieses Mal haben wir endlich den Deckel drauf gemacht. Jetzt bitte am Freitag nachlegen!

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  9. „Die Eintracht braucht jetzt wirklich keinen Wintertransfer mehr tätigen. Der Kader ist breit genug und wir haben genug Qualität im Kader.“

    Och, gegen eine erneute Leihe (Kauf dürfte nicht realisierbar sein) von Vallejo hätte ich jetzt nichts einzuwenden 😉

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  10. Weiß jemand bis wann Marius Wolff Vertrag bekommt, wenn er dann fest verpflichtet wird?

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  11. Ein guter, gestandener Innenverteidiger ist keine KANN, sondern eine MUSS Verpflichtung. Gerne auch schon im Winter. Das ist teilweise Harakiri in der Defensive ….

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  12. Kleine Kritik: Marius Wolf ist kein RV, er ist für mich ganz klar ein Mittelfeldspieler. In der Rückwärtsbewegung läuft er zwar mit und sperrt Passwege, aber er ist niemand, der dem Gegenspieler nicklig auf den Füßen steht und einem dribbelstarken LA den Zahn zieht. Er hat seine Stärken nach vorne (quod erat demonstrandum) im Mittelfeld. Wünsche mir, dass Willems zu Form findet, Timmy wieder als RV spielt (auch wenn das gestern knapp vor brillant war) und Wolf direkt weiter vorne spielt. Und dann noch Fabian dazu…träum…

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  13. Super starkes Spiel! Beste Saisonleistung von uns bislang meiner Meinung nach. Mit dieser ach so schlechten Harakiri Abwehrarbeit haben wir übrigens nur eine (!) nennenswerte Torchance zugelassen, gegen einen Gegner, der über hohe individuelle Klasse verfügt… von mir aus können wir dann gerne weiterhin Harakiri hinten spielen. 🙂

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  14. 2020 ist nicht sehr lang. 2 1/2Jahre „nur“.
    Ich vermute er spielt für kleines Geld,da sein Anschlussvertrag bei uns, sicher bereits zuvor fixiert wurde.
    Wolf wurde ja auch 2x hintereinander von der SGE ausgeliehen.
    Laut Kovac haben wir es Hübner zu verdanken, dass Wolf bei uns spielt.

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  15. Problem ist halt im Winter einen gestanden Innenverteidiger zu einem realistischen Preis zu bekommen.Meine Meinung, das Geld sollte im Sommer erst investiert werden.

    „Das ist teilweise Harakiri in der Defensive ….“

    So schlimm sehe ich das nicht, die anderen Mannschaften in der Liga haben ebenso (bis vielleicht auf die Bayern) immer mal wieder Probleme. Und anhand der Anzahl unserer Gegentore sieht man, dass unsere Abwehr nicht so schlecht ist.

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  16. Naja… nur weil andere Mannschaften auch Probleme haben, heißt das ja nicht, dass wir dies durch gezielte Einkäufe abstellen können.

    Wolf ist zwar kein RV, aber weiter vorne wäre für ihn kein Platz. Da stehen dann wieder andere Stammspieler 🙂

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  17. Da ich leider noch nix von dem Spiel sehen konnte, bin ich super neugierig, was genau gestern taktisch, technisch, spielerisch und individuell besser gemacht wurde, als vor allem in den Spielen, bei denen wir (insg. reichlich) Punkte eher leichtfertig liegen gelassen haben. „Auswärts läuft es halt…“ ist mir viel zu simpel; und dass Mascarell und Chandler vorläufig in glänzender Form sind, muss nicht extra erwähnt werden.

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  18. @zizou
    Kein hoch und weit mehr in der Form wie wir es kannten.
    Zudem das frühe Pressing,um in Ballbesitz zu kommen und weniger Meter zum gegnerischen Tor zu haben.

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  19. Selbst die Bayern haben bei nahezu jedem Spiel defensiv Fehler. Auch dort führt, wie bei uns, nicht jeder Fehler zu einem Tor. Unsere Abwehr gehört mit zum besten in der Liga. Gestern habe ich bei allen 3 (Hasebe, Salcedo und Fallette) wieder gute Abwehrarbeit und gute Raumdeckung gesehen. Und der Einsatz hat auch gestimmt.

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  20. Kurz gesagt, keine Mannschaft weltweit hat eine 100%ig sichere Abwehr.
    Wäre auch schlimm.
    Ich finde auch, dass da manchmal paar Schnitzer drin sind, die aber wiederum den Puls beleben 😉
    Solange wir die zweitbeste Abwehr der Liga haben, ist das doch top.
    Klar, besser geht immer. Das aber in allen Positionen so.

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  21. @21
    taktisch: schwankte in HZ1 meist zwischen 3-3-2-2 und 3-1-4-2
    IV: Salcedo, Hasebe, Falette (die teils weit und breit aufrücken und das MF verdichten. Salcedo und Falette dadurch oft auf AV-Position)
    MF: Wolf, Mascarell, Chandler (Mascarell geht selten ne Position nach vorne. In dem Fall nahmen Gaci oder Boateng seine Position ein. Wolf und Chandler ziemlich variabel. Defensiv ein 5-1-2-2 bzw 5-2-1-2, wobei man das sehr selten sah). Selten war es auch ne Viererkette, dann fügte sich Mascarell hinten ein und Gaci und Boateng rückten auf die 6.
    OM: Gacinovic, Boateng (hielten sich zwischen 8 und 10 auf, manchmal auch mal einer auf der 6. Wechselten die Seiten, je nachdem wo der Ball war. Manchmal auch beide auf einer Seite um Überzahl zu schaffen)
    ST: Rebic, Haller (wechselten die Seiten, spielten ziemlich flexibel)

    Insgesamt pressten wir eigentlich über die ganze Partie, zwischenzeitlich nahm sich die Mannschaft kleinere Ruhepausen. Der Ball wurde über das ganze Spiel recht selten nach hinten gepasst, da die Mannschaft als Ganzes ständig in Bewegung war und sich gut in den Räumen anbot. Die Spielverlagerung gelang daher auch bei gegnerischem Pressing ziemlich gut. Herauszuheben sind in dieser Hinsicht sicherlich Hasebe, Falette und Mascarell.

    Taktisch war es m.E. ne Meisterleistung. Es wurde ziemlich oft Überzahl in wichtigen Situationen geschaffen und dem Gegner 6km abgenommen (Laufwerte: 118km:112km für uns. Und wer sagt, dass VW teils mit nem Mann weniger spielte. Das ist korrekt, aber auch in HZ1 nahmen wir VW knapp 3km ab.

    Ich sag stets Kumpels aus dem Ausland, dass ‚Die Mannschaft‘ n schrottiger Name für die Nationalmannschaft ist. Es sollte ‚Die Maschine‘ heißen, das passt wie die Faust aufs Auge.
    Jeder weiß, wo er wann hinzulaufen hat. Und so sah das aus, da war ne Maschine uffm Platz.

    Technisch:
    Hier muss man Mascarell hervorheben, der die Bälle richtig gut verteilte. Auch Wolf auf rechts spielte technisch ziemlich anspruchsvoll (gute Ballan- und mitnahmen).
    Chandler ordentlich, bei ihm muss man natürlich das Tor mit dem linken Fuß bemerken.
    Boateng muss natürlich erwähnt werden, aber auch Gacinovic. Bockstark am Ball, die beiden. Haben stets versucht offensive Ideen zu bringen.
    Rebic gefiel mir technisch besser als sonst, bekommt mehr Kontinuität rein .. wenn auch immer noch mit dem ein oder anderen dummen Ballverlust. Rebic halt..
    Letztes Jahr hatte er soweit ich weiß einige Spiele mit Passquoten von 35% .. jetzt ist er über die Saison bei 58%, gestern 65%. Sprich, er verliert weniger Bälle. Also da ist Fortschritt zu erkennen!
    Haller (64% ZKQ) mit ner Riesenpartie…was er machte hatte Hand und Fuß. Wolfsburgs IV mit Riesenproblemen gegen ihn, man merkte VW das Fehlen von Brooks an.
    Während bei uns das Fehlen von Abraham gar nicht so arg auffiel. Falette konnte das mit seiner Schnelligkeit kompensieren. Hasebe wie gewohnt mit gutem Stellungsspiel.
    Salcedo fiel etwas ab. Ein grauenhafter Fehlpass in der 1. Minute, der sofort zu nem gefährlichen Freistoß für VW wurde. Aber Salcedo trotzdem viel besser auf rechts als letzte Woche auf der linken Seite.
    Interessanterweise war es bei unseren IV diesmal umgekehrt. Falette mit einer für ihn ungewöhlich guten Passquote (83% .. man merkt, dass auf seiner Seite nun Chandler spielt, der sich besser anbietet als Willems). Dafür Salcedo in dieser Hinsicht schwächer (71%). Also etwas verkehrte Welt.
    Liegt aber über die Saison auch daran, dass Falette seltener zum TW zurück spielt und eher mal den schwierigeren Pass nach vorne sucht.
    Sehr schön war zu sehen, dass Hasebe an alte Zeiten anknüpft. Als Kapitän der Organisator von hinten.
    War auch nicht alles top bei Hase und hatte 2-3 mal Abstimmungsschwierigkeiten mit Falette. Aber denke, dass ist normal. Die Abwehr muss sich erstmal finden. Es war das 1. Mal, dass die Abwehr in dieser Konstellation zusammenspielte und dafür war es ne Riesenleistung!

    Spielerisch:
    Eigentlich nen Upgrade bei jedem Spieler. Spielerisch die beste Saisonleistung. Sicherlich das Beste, was ich so in den letzten Jahren gesehen hab. Denn Wolfsburg war gar nicht mal schlecht.
    Wolf über das Spiel ein Stückchen offensiver als Chandler..kam mir zumindest so vor.
    Viel weniger lange Bälle von Hradecky. Hatte er gg Freiburg noch 46 Ballkontakte bei 37 gespielten Pässen und ner PQ von 65%. So war das diesmal viel besser: 34 BK, 21 Pässe 76%
    Der Ballbesitz in der 1. HZ (46%) war nicht sonderlich hoch. Aber wir hatten klar die Spielkontrolle.
    Der Ballbesitz von Wolfsburg ergibt sich größtenteils durch Pässe hinten, weil sie vorne kein Anspielstationen hatten. Bei unserem Spiel ist ziemlich schlau, dass wir die Bälle hinten gar nicht halten wollten. Macht ja auch Sinn, die besten Passer und Techniker haben wir nicht dahinten. Daher den Ball lieber möglichst schnell ins MF spielen. Einer der 3 zentralen MF war meistens anspielbereit und braucht nicht so viel Platz um mit dem Ball was Gescheites zu machen. Und wenn sie doch mal alle abgedeckt sind, dann halt hoch zu Haller oder Rebic.
    War auffallend wie viel mehr Rebic mit den hohen Bällen anfangen kann als Hrgota.

    Individuell:
    Müßig jetzt jede der vielen guten Aktionen herauszuheben, in denen unsere Spieler ihre individuelle Klasse zeigten. Auffallend, dass keiner abfiel. Vielleicht Salcedo etwas schwächer als der Rest und Hradecky meines Erachtens mit Fehler beim Gegentor.
    Ansonsten such ich mal n paar Daten raus, die herausstechen:
    Hradecky PQ 76% (Saisonschnitt 58%) 3 Paraden .. 3 von 4 Torschüssen abgewehrt
    Hasebe ZKQ 60% (Saisonschnitt 48%) 1/1 gew Tackling PQ 91% 4 geklärte Bälle
    Salcedo ZKQ 71% (Saisonschnitt 49%) 2/2 gew Luftkämpfe (Saisonschnitt 46%) PQ 71% (SS 81%)
    Falette PQ 83% (Saisonschnitt 74%), 3/3 erfolgr. Tacklings, 3/3 gew. Luftkämpfe 2 Torschussvorlagen
    Aber auch mit nem Ballverlust als er sich durchs MF dribbeln wollte.
    Mascarell ZKQ 70% (7/10) 6/7 erfolgr. Tacklings, 6 Balleroberungen, 2 Torschussvorlagen, 1 Torschuss
    Wolf 3 Torschussvorlagen, 3 Torschüsse (keiner aufs Tor), 1 kreierte Grosschance, 14% ZKQ
    Chandler 3 Torschüsse (alle aufs Tor) Luftkämpfe (3/7). Pumpte am Ende..
    Boateng 56% ZK (Vgl 50%) 2/2 erfolgr. Tacklings 1/1 erfolgr. Dribblings 1 TS-Vorlage 4 Torschüsse
    Gacinovic 85% PQ (Vgl 70%) 5 abgefangene Bälle, 3 Balleroberungen, nur 1 Ballverlust
    Rebic nur 3 Ballverluste, 2 von 4 erfolgr. Dribblings, 3 Torschüsse
    Haller Monster-ZK-Quote 64% (7/11), 2 Balleroberungen, ansonsten gnadenlos effektiv: 2 Torschüsse 1 Tor 1 TS-Vorlage 1 Assist
    Auffallend: Weniger Luftkämpfe von Haller als sonst (gegen Freiburg waren es 14, gg VW nur 6)
    Denke, bei der Quote hat Haller noch Potential (46,6% gew. Luftkämpfe über die Saison, gg VW 50%).

    Übrigens führt Haller über die Saison die Anzahl der Luftkämpfe mit weitem Abstand an:
    178 Luftkämpfe führte Haller. Vor Caiuby (166), mit Abstand folgen Terodde (137), Petersen (130)
    Caiuby ist in der Hinsicht aber noch stärker mit 57,2% gew. LK.
    Vielleicht sollte sich Haller n Afro wachsen lassen

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  22. @25.
    Jetzt ärgere ich mich noch mehr, dass ich das Spiel nicht sehen konnte. Danke v.a. für die Auffächerung der statistischen Einzeldaten. Die Grobstatistiken zeigen ja bezeichnenderweise gar keine besonderen Auffälligkeiten.
    Weder beim Ballbesitz noch bei den Passquoten oder Zweikämpfen liegen wir insgesamt vorne – im Gegenteil. Nur gelaufen sind wir wohl mit über 118 km eine vorläufige Rekordstrecke.
    Die Quintessenz scheint zu sein: den „einen“ Schlüssel (zum Erfolg) gibt es (wie immer) nicht.
    Wenn (fast) jeder eine überdurchschnittliche bis hervorragende Leistung bringt, wenn die Taktik stimmt oder gar ‚meisterhaft‘ ist, die entscheidenden Pässe ankommen (denn Fehlpässe scheint es ja vorgestern insg. immer noch reichlich gegeben zu haben), wenn das Pressing konsequent durchgehalten wird und wenn ordentlicher Offensiv-Fussball gespielt wird, stehen die Chancen sehr hoch, die verdienten Punkte auch zu holen – dann dürfte diese Mannschaft, egal von welchem BL-Gegner, ganz schwer zu schlagen sein und zählt als solche womöglich klar zu den Top-5.
    Vielleicht waren die verdaddelten Punkte zu Hause gg. Freiburg auch noch ein ganz virulenter Trigger.
    Wobei auch festzuhalten ist: über weite Strecken dominierte und schließlich leichtfertig ‚abgeschenkte‘ Spiele gab es in der bisherigen Saison so häufig wie lange nicht. Gab es überhaupt eine Partie, in der wir Punkte gelassen haben, weil wir länger als eine HZ klar unterlegen waren? Ich kann mich an keine erinnern.

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  23. „Im Prinzip wird es der Leistung der Mannschaft nicht gerecht, wenn man nur einzelne Spieler heraushebt. … und doch war es einmal mehr das starke Kollektiv, in dem jeder einzelne ein wichtiges Puzzleteil zum Erfolg beigetragen hat. Auch die Einwechselspieler konnten sich nahtlos einfügen …“
    Danke für diese schönen Worte, die das aufzeigen, was es einem so leicht und angenehm macht, Eintracht-Frankfurt-Fan zu sein.

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