Will in die Führung der deutschen Fußball-Liga aufrücken: Axel Hellmann. (Bild: Heiko Rhode)

Axel Hellmann ist zurzeit auf Werbetour in eigener Sache. Der 51-jährige Jurist kandidiert morgen für das DFL-Präsidium. Dort möchte er nicht nur die SGE vertreten, sondern auch für 50+1 kämpfen und die Bundesliga als Marke im heiß umkämpften Wettbewerb um Aufmerksamkeit stärken. Um letzteres zu erreichen, wirbt Hellmann dafür, sich der jungen Zielgruppe zu öffnen. Man müsse „digitaler und beweglicher werden“, sagte der Vorstandssprecher der Eintracht im Interview mit dem „Kicker“ (Montagsausgabe). „Wir sind es gewohnt, ein Spiel 90 Minuten linear und voll konzentriert zu schauen. Das wird aber allein nicht mehr das Format der Zukunft sein, weder national noch international.“ Natürlich wolle man möglichst alle Fußball-Fans live im Stadion haben. Hellmann: „Das geht aber leider nicht, deshalb brauchen wir die verschiedenen Medien und Plattformen. Es geht vor allem um das Gefühl, Teil des Fußballs und nah an den Spielern zu sein, die emotionalen Ausschläge zu spüren, die besonderen Momente mitzuerleben in Highlights, in kurzen Clips.“

Er wolle keine Influencer in die Fanblöcke schicken, jedoch: „Wir werden die Längen, die ein Fußballspiel in der medialen Berichterstattung hat, in der digitalen Vermittlung verkürzen müssen. Sonst werden wir die Aufmerksamkeit der jungen Leute verlieren.“ Potential besteht dafür beispielsweise auf Instagram mit dem „Reels“-Format oder auf der chinesischen Plattform „TikTok“, die vor allem unter Schülern sehr beliebt ist und auf der die SGE bereits nach kurzer Zeit hohe Reichweiten erzielen konnte.

Hellmann wirbt für eine eigene Bundesliga-Videoplattform

Vorstellen könnte sich Hellmann auch eine eigene Videoplattform der DFL. Dies würde „uns durch den direkten Zugang zum Fan völlig neue Chancen“ eröffnen. Zunächst müsste die Liga jedoch einen dreistelligen Millionenbetrag investieren, um solch eine OTT-Plattform zu vermarkten. „Es ist ein Projekt, das langfristig gedacht werden muss.“ Hellmann: „Eine wesentliche Herausforderung wird aber sein, dass in allen 36 Klubs alle etwas zentraler denken und etwas mehr von ihren Ansprüchen und Rechten in den gemeinsamen Topf hineingeben.“ In einem Zwischenschritt wäre die Eintracht daher auch bereit, digitale Module, die die Hessen entwickelt haben, anderen zur Verfügung zu stellen.

Die Eintracht ist „guter Mittelstand

Seinen eigenen Verein, die Eintracht, sieht er weiterhin auf Kurs. Die erste Saison in der UEFA Champions League möchte die SGE als Entwicklung nutzen, ohne sich finanziell zu überheben. Was zählt, ist Augenmaß. „Wir verfolgen mehrjährige Pläne“, so Hellmann im „Kicker“. „Die Kaderkosten orientieren sich stark am Erfolg. Wir hatten 2021/22 relativ hohe Gehaltskosten, davon sind aber gut 20 Prozent erfolgsbezogen.“ Die SGE sei im Ligavergleich „Mittelstand, vielleicht guter Mittelstand“. Hellmann: „Wir können nie fest mit europäischen Einnahmen kalkulieren, müssen aber gleichzeitig den Kader so aufstellen, dass er eine Chance hat, um die internationalen Plätze mitzuspielen. Als großer Traditionsklub müssen wir uns zudem in der Region gut aufstellen in Richtung vieler Fans, aber auch gegenüber Kunden und Sponsoren.“ Das bedeute allerdings, „einen anderen Apparat als beispielsweise Mainz 05“ zu unterhalten. „Der ist kostenintensiv, trägt sich aber, wenn die Zuschauer kommen.“ Daher seien die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Traditionsvereine wie die Eintracht besonders groß.

Man kann Eintracht Frankfurt nicht kaufen

Wichtig ist Hellmann die Bodenhaftung. Deshalb tourten Männer- und Frauenprofis sowie die Traditionsmannschaft in den letzten Wochen durch die Region, Hellmann prägte dafür das Motto „Mehr Wetterau, weniger Asien“. Dass die Eintracht vor der Winter-WM in Katar eine Asienreise nach Japan macht, sieht der Vorstandssprecher allerdings nicht als Widerspruch, da die Internationalisierung wichtig sei, um weitere Einnahmen für die Bundesliga zu generieren. Im Land der aufgehenden Sonne soll die SGE die deutsche Bundesliga vertreten, mit Makoto Hasebe als prominentes Aushängeschild. Vielleicht winkt auch ein neuer Sponsoren-Vertrag? Hellmann ist dafür grundsätzlich offen, erklärt allerdings, dass es damit schon vor einigen Jahren in Abu Dhabi nicht so einfach war: „Immer wieder wurden wir gefragt: Sollen wir uns beteiligen, sollen wir euch kaufen?“ Man sei nicht bereit gewesen, ein Sponsorship einzugehen, ohne zugleich auch Eigentümer zu werden. Hellmann habe jedoch stets klargestellt: „Man kann Eintracht Frankfurt nicht kaufen.

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7 Kommentare

  1. Ist schon toll zu sehen, was Eintracht Frankfurt für Visionäre an der Spitze hat. AH herausragend , OF der Herr der richtigen Zahlen, MK überzeugt mich durch Kompetenz und überzeugende Offenheit und so geht es bei vielen weiter.
    Welch gutes Fundament für eine gute Zukunft.
    Forza SGE !

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  2. Da sieht man, mit welchen Themen sich der Vorstand auch noch so alles beschäftigt. Finde ich sehr gut! Über über den Tellerrand schauen, Optionen im Auge behalten. 360° Blick. Was einem davon gefällt und was nicht, steht auf einem anderen Blatt.

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  3. Und auch gut der Vergleich zu Mainz 05. Man könnte unsere Position auch beschreiben mit: Tradition verpflichtet.

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  4. Hellman = good man!

    Gibt alles für seinen Herzensverein. Auch am Buffet. Die EL-Tour hat ihn wachsen lassen. 🙂 Ich gönne es ihm von Herzen.

    Es ist sehr richtig und wichtig, dass er und Kollegen die Zukunft im Auge haben.

    Ich „erlaube“ mir dennoch den Zeiten nachzuweinen, als Samstagabend die Sportschau ALLE Spiele zeigte. Als man eine versäumte Sportschau mit einem ZDF-Sportstudio um 22 Uhr „heilen“ konnte. Meine Aufmerksamkeit hielt ich auch mit Flaschbier 90 Minuten hoch. Das war trotz 40-Stunden-Woche und Teilnahmepflicht an gemeinsamer Nahrungsmittelaufnahme im Familienkreis möglich … Ich denke gerne daran zurück.

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  5. Wirklich schön zu sehen, dass Hellmann Visionen auch für die Liga hat.

    Auch wenn das nicht unbedingt dabei zur Debatte steht, so würde ich mich freuen, wenn sich der Pay TV Fußball dennoch mehr in die Richtung des Interesses der Zuschauer bewegen könnte. Ich zahle gerne ~30€ im Monat, um alle Spiele der Eintracht zu sehen. Mehr individuelle Möglichkeiten mein Abo zu kreieren, um dabei auch zu wissen wen ich supporte. Dann sind nämlich die Vereine auch ein bisschen selbst ihres Glückes Schmied und alle müssen ein bisschen mehr für Reichweite sorgen.

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  6. @6: Das wäre definitiv wünschenswert. Ich glaube auch langfristig wird das so kommen. Beim Film-Streaming war es ja ähnlich. Es gab zu Beginn des Internets (in der Masse) keine sinnvollen Streaming-Angebote (kein Netflix etc). Ergebnis war dass illegale Streaming-Angebote einen unfassbaren Zulauf hatten. Erst mit einem gut nutzbarem legalem Angebot ist das besser geworden. Ich glaube definitiv dass die Zuschauer bereit sind gutes Geld zu bezahlen – aber eben nicht pauschal. Ich persönlich würde für jedes Eintracht-Spiel 5 Euro zahlen – kein Problem. N Abo lohnt aber kaum wenn man regelmäßig am Wochenende arbeitet oder die Kids betreuen muss. Dieser Artikel hier zeigt ja dass da einige Ideen in der Hinterhand schlummern

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