Sebastian Jung hatte in den letzten Jahren viel Verletzungspech.

In Frankfurt wurde Sebastian Jung lange als „verlorener Sohn“ bezeichnet. Ihm wurde nach seinem Wechsel zum VfL Wolfsburg im Sommer 2014 von viele SGE-Fans nachgetrauert. Immer wieder gab es Gerüchte, dass Jung zurück an den Main komme. Der 28-Jährige ist jedoch seit über zwei Jahrem vom Verletzungspech verfolgt. Im Interview mit SGE4EVER.de erzählt der gebürtige Königsteiner, wie er sich nach wiederholten Rückschlägen immer wieder motiviert und warum er seinen Wechsel zum kommenden Eintracht-Gegner trotz der Misere nicht bereut.

SGE4EVER.de: Wie geht es Ihnen nach Ihrer erneuten Verletzung?

Sebastian Jung: „Seit zweieinhalb Jahren ist es ja so, dass ich eigentlich fit bin und gerade den Schritt in Richtung Bundesligaspiel mache und dann direkt die nächste Verletzung kommt. Das ist schon frustrierend. Aber wie sagt man so schön: Man muss immer einmal mehr aufstehen als hinfallen. Nach dem Motto gehe ich vor und versuche, jedes Mal wieder einen Neustart zu machen.“ 

Sie haben so viel Verletzungspech. Was motiviert Sie, immer und immer wieder weiter zu machen und für ein Comeback zu kämpfen?

„Ich habe einfach Lust, Fußball zu spielen. Nach Verletzungen ist man natürlich ein paar Tage mal schlecht drauf. Aber dann blicke ich immer wieder nach vorne. Ich habe generell eine sehr positive Einstellung.“

Wie wichtig war es für Sie, dass Wolfsburg letztes Jahr trotz einer Verletzung Ihren Vertrag verlängert hat?

„Dass der VfL letztes Jahr meinen Vertrag verlängert hat, in einer Phase, in der ich auch gerade verletzt war, ist nicht alltäglich. Dafür bin ich sehr dankbar.“

Wissen Sie schon, wie es für Sie über die Saison hinaus weitergeht? So eine Verletzungsmisere beschert Ihnen ja sicherlich auch existenzielle Ängste Ihren Job betreffend?

„Natürlich wäre es schön zu wissen, was nach der Saison kommt, aber es gibt noch keine Pläne. Ich muss jetzt erstmal sehen, dass ich fit werde und in der Rückrunde hoffentlich ein paar Spiele mache. Mein Ziel ist es, gesund zu bleiben. Und dann schaue ich, was im Sommer ist oder auch nicht ist. Da bin ich ziemlich entspannt. Im Fußball kann man ohnehin nichts planen.“ 

Fühlen Sie sich trotz allem in Wolfsburg gut angekommen?

„Angekommen bin ich auf jeden Fall. Nur leider nicht auf dem Platz. Die ersten eineinhalb Jahre waren sehr erfolgreich für mich. Aber dann kam leider der Kreuzbandriss und dann die vielen kleinen Verletzungen. Sportlich habe ich hier noch nicht das zeigen können, was ich zeigen will.“

Bereuen Sie – in Anbetracht der Entwicklung der Eintracht – Ihren Wechsel nach Wolfsburg?

„Ich hadere nicht mit der Entscheidung, nach Wolfsburg gegangen zu sein. Zum damaligen Zeitpunkt war es der richtige Schritt. Dass es dann so gekommen ist, wie es gekommen ist – vor allem mit den vielen Verletzungen – das konnte ich nicht ahnen. Ich bin daher absolut d’accord mit mir. Natürlich ist es sportlich nicht so gelaufen, wie ich mir das vorgestellt habe.“
Haben Sie noch Kontakt zu ehemaligen Kollegen aus Frankfurt?

„Ich muss sagen, dass ich zu den Spielern gar keinen Kontakt mehr habe. Außer Kevin Trapp, Timothy Chandler, Marco Russ und Marc Stendera ist aus meiner Zeit aber auch niemand mehr da. Manchmal trifft man sich zufällig in Frankfurt, dann quatscht man natürlich und dann ist es auch ein bisschen wie früher. Mit dem Zeugwart, Franco Lionti, und Christoph Preuß habe ich aber noch regelmäßig Kontakt.“

Wie verfolgen Sie die Eintracht heute?

„Ich verfolge die Eintracht schon immer (lacht). Seit meinem Wechsel konnte ich natürlich nicht jedes Spiel sehen. Aber wenn ich Zeit habe, dann gucke ich mir alles an. Früher war ich ja auch im Fanblock und bin bis heute Fan geblieben. Unabhängig von meinem Job.“ 

Haben Sie damit gerechnet, dass die SGE in dieser Saison bislang so begeistert?

„Ich habe nicht damit gerechnet, dass die Eintracht nach zwölf Spieltagen so gut dasteht und auch die Europa League so dominiert. Ich habe jedes internationale Spiel der Eintracht gesehen. Da haben sie immer verdient gewonnen. Die Heimspiele mit diesen Fans sind natürlich der Wahnsinn. Ich weiß ja, wie sich das anfühlt. Zum Glück durfte ich das auch mal erleben. Das ist für jeden Spieler und jeden Fan ein Highlight. Nach dem Hannover-Spiel ist der Knoten geplatzt. Bei dem Spiel war ich sogar im Stadion. Seitdem läuft es. Immer wenn ich im Stadion bin, verliert die Eintracht nicht (lacht).“

Was trauen Sie den Frankfurtern in dieser Spielzeit zu?

„Wenn sie die Form bis Saisonende halten können, wäre das gigantisch. Dann ist das internationale Geschäft auf jeden Fall drin. Ob es die Champions League wird, muss man dann mal sehen. Es werden noch einige Vereine von hinten noch nach vorne kommen. Aber wenn es für die Champions League reicht, wäre ich der Letzte, der es der Eintracht nicht gönnt. Für die Stadt und den Verein wäre das überragend.“ 

Können Sie sich irgendwann eine Rückkehr nach Frankfurt, zu Ihren Wurzeln, vorstellen?

„Ich habe schon immer gesagt, dass ich mir das vorstellen kann. Dafür muss die Situation aber passen. Aktuell ist das überhaupt kein Thema. Wer weiß, was in zwei bis drei Jahren ist. Vielleicht auch in einer anderen Rolle.“

Gab es denn mal konkrete Rückkehr-Pläne?

„In der letzten Zeit nicht. Nach eineinhalb Jahren, in denen ich Wolfsburg war, gab es zwar eine Anfrage, aber keine konkreten Gespräche. Der VfL wollte das damals nicht. Und ich wollte mich auch in Wolfsburg durchsetzen.“

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13 Kommentare

  1. Kein Kommentar zu Jung? Scheint niemanden so richtig zu interessieren…so gehts mir auch

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  2. Jung hat sich damals so entschieden, wie er sich entscheiden hat. Und gut. Er ist dadurch so weit von der SGE gerückt, dass er mich nur noch so weit interessiert wie jeder andere VW-Spieler auch. Nämlich gar nicht.

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  3. Ich habe es bedauert, dass er uns verlassen hat. Er wollte sich sportlich weiter entwickeln und ist nicht primär wegen des Geldes gewechselt. Ich hätte es ihm gegönnt.

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  4. Er ist doch das perfekte Beispiel für 80% der Spieler, die uns für “eine bessere sportliche Perspektive“ verlassen. Im Endeffekt erreichen die Jungs stets das Gegenteil. Jung, Rode, Ochs, Chris etc. Bald kommt wahrscheinlich auch ein gewisser Marius Wolf dazu. Man könnte diese Liste weit ausführen. Trapp ist der einzige Spieler der letzten Jahre, der gewechselt ist und tatsächlich Karriere machen konnte. Und jetzt ist er wieder da 😀

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  5. Der ist mir inzwischen sowas von egal. Manchmal denke ich, dass auf Eintracht-Spielern, die wegen des Geldes abhauen, ein Fluch liegt. Die Gier wird „bestraft“.

    Hrady musste wechseln. Bei solch einem Monstervertrag. Da kann er sich auch mit eingerissenem Fingernagel mal auf die Bank setzen. Ich gönne es ihm. Wolf hat in der Tat noch eine große Karriere vor sich, die ich ihm ebenfalls gönne.
    Ansonsten können nur Albert Streit und Thomas Berthold behaupten alles richtig gemacht zu haben. *lach*

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  6. Stimmt, viele haben gelitten und einen Karriereknick bekommen, nachdem sie die Eintracht verlassen haben.

    Aber es gibt durchaus Ex-Spieler, die ihre Karriere woanders gleich gut oder besser weiterentwickeln konnten, z.B. Kempf, Inui, Waldschmidt, Kittel, Seferovic, Süle, Can, Bell, Oczipka, Jones oder Tosun.

    Aber alle wissen, richtig schee ist’s nur bei der SGE 🙂

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  7. Auch Marin und eigentlich auch Trapp kann man dazu zählen.

    Nur gut, dass Trapp zurückgekommen ist!

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  8. Bernd Schneider hat es damals auch geschafft nach der SGE Karriere zu machen. Und mein Lieblingsbeispiel bei dem es nicht geklappt hat war Rolf-Christel Guié-Mien. Warum der damals nach Freiburg gewechselt ist, habe ich nie verstanden…

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  9. Tosun! War das nicht der, der auf dem Erdogan-Bild außer Özil und Gündogan noch dabei war? Was haben wir bei dem falsch gemacht?

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  10. Sebastian Jung war vor seinem Weggang unter Funkel auf dem Weg zum Nationalspieler, war schon einberufen. Wie jemand wie er nur den Blick auf die Geldbörse haben kann…..hat sich aber so was von gerächt! In Wolfsburg ist er ein Niemand. Er dürfte den Schritt genauso bereut haben wie manch anderer ehemaliger Eintrachtspieler (Albert Streit,Ochs, Russ, Schwegler, Chris, aktuell Wolf,Mascarell und Oczipka ). Nicht einer von denen hat sich verbessert und wäre besser in Frankfurt geblieben. Tja, so geht’s. Russ hat’s erkannt und den Weg zurück gefunden zu den Adlern. Wenn man die Truppe von Hütter sieht, geht einem das Herz auf! So stabil waren die Jungs noch nie in der Bundesliga !

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  11. Wir Fans sehen das nunmal ein bisschen anders.

    Ich glaube nicht, dass beispielsweise Oczipka seinen Wechsel bereut, er spielt dort auch, verdient deutlich mehr und ist ohnehin kein Hesse. Allein des Geldes wegen lohnt es sich für die meisten, da sie woanders zum Teil deutlich mehr verdienen.

    Wenn ich meine Fanbrille mal ablege, dann würde ich bei einem Gehalt von 1,5 Mio in Frankfurt und einem angeboteten Gehalt von 3,0 Mio im Jahr auch den Wechsel nach WOB machen. So hässlich die Stadt nunmal ist, aber ich glaube, dass bei solchen Summen die meisten von uns schwach werden.

    Ich habe in Frankfurt Kreisliga gespielt, da haben Spieler den Verein wegen 50 Euro mehr im Monat verlassen, obwohl wir Aufstiegsaspirant waren und ne gute Stimmung hatten. Geld Geld Geld…

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  12. Ein Oczipka spielt ja auch in Schalke, und Schalke ist im Vergleich zu Wolfsburg auch ein ordentlicher Verein. Ich finde das Interview sehr unsympatisch für einen Frankfurter Bub. Fehler sollte man eingestehen, und dass er der Meinung ist, heute Abend gäbe es keinen Favoriten ist ja goldig bis lächerlich. Auch Russ hat ja seinen Wechselfehler bisher mehrfach eingeräumt, wobei Russ entschuldigt ist, als er nach Wolfsburg gegangen ist, hat er das auf Wunsch der Eintracht gemacht, weil wir das Geld gebraucht haben. Ich sage mal dass Jung Stammspieler in der Nationalmanschaft geworden wäre, wäre er nicht nach Wolfsburg gegangen. Davon bin ich sehr überzeugt. Der hat mit diesem Wechsel genauso seine Karriere fortgeschmissen, wie Rode als er zu den Bayern gegangen ist…

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  13. 4Jahre im Fussball sind wie 20 im normalen Leben.Was sollen solche Interviews eigentlich noch.
    Was wollen sie von ihm hören. Ich wollte zu einem Weltverein wechseln. Jeder kleine Junge träumt von einem Werksverein der ihn mit Geld zuscheißt. Er ist wegen des Geldes gewechselt das bekommt er immer noch mit wenig Ggenleistung. Wenn das nicht hier immer mal wieder hochgekocht würde. Wer in der LIGA kennt noch Jung???

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