Anthony Yeboah ist auch heute noch ein gern gesehener Gast in Frankfurt.
Anthony Yeboah ist auch heute noch ein gern gesehener Gast in Frankfurt.

Die Schlagzeilen im Herbst 1993 gehörten den Spielern von Eintracht Frankfurt. „Bye bye Bayern“ prahlte der damalige Trainer bereits nach sieben Partien, in denen die Hessen ihre Gegner mit 21:5 Treffern überrollten und – vor 1995 noch in der Zwei-Punkte-Wertung gerechnet – mit 13:1 Zählern ihre Fans verzückten. Uwe Bein spielte Traumpässe, Jay-Jay Okocha wirbelte nicht nur Oliver Kahn, sondern auch die gegnerischen Abwehrreihen gehörig durcheinander und vorne knippste Anthony Yeboah wie er wollte. Es würde doch nicht alles glatt gehen und ein Durchmarsch folgen? Einer, der das 1992 erlittene Trauma Hansa Rostock endgültig aus den Köpfen verbannen würde?

Wer den Klub bereits seit Jahren oder Jahrzehnten die Treue hält, weiß wie solche Träumereien in der Geschichte des Klubs meistens ausgingen. Als die Hessen am 7. Mai 1994 zum letzten Spiel der Saison nach Köln reisen mussten, war Toppmöller schon nicht mehr Coach und der Herbstmeister war inzwischen auf Rang sechs der Tabelle angekommen und drohte gar die Teilnahme am internationalen Geschäft zu verspielen. Der Zauber? Längst verfolgen! Die Euphorie ebenso. Mit einem Sieg im Müngersdorferstadion sollte der Schaden in Grenzen gehalten werden. Von Platz drei bis neun war alles drin für die Eintracht – und ein Totalabsturz ins Mittelfeld hätte wohl niemanden mehr verwundert.

In diesen 90 Minuten zeigten die Frankfurter noch einmal die ganze Bandbreite dessen, was sie in dieser Saison auszeichnete. In der ersten Halbzeit ging es mit Vollgas in Richtung Gehäuse von Bodo Illgner, der vor dem Pausenpfiff nur einmal bei Ralf Webers Treffer nach 24 Minuten hinter sich greifen musste. Im zweiten Durchgang schien nach 54 Minuten bereits alles entschieden, Maurizio Gaudino – der im Rückblick auf diese Spielzeit dem Magazin „11Freunde“ einmal sagte, noch nie einen schöneren und besseren Fußball miterlebt haben zu dürfen – erhöhte auf 2:0. Alles sicher also? Es wäre untypisch Eintracht, wenn hier jetzt ein ja stehen würde.

Plötzlich drehten die Kölner, für die es um gar nichts mehr ging, vor heimischem Publikum noch einmal mächtig auf. Der österreichische Kult-Angreifer Anton „Toni“ Polster verwertete innerhalb von nur vier Minuten zwei Vorlagen und sorgte somit nach 66 Minuten für Gleichstand. „Bye, bye UEFA-Cup“? Da hatte einer noch etwas dagegen. Schiedsrichter Hellmut Krug erkannte ein Handspiel im Strafraum und Yeboah verwertete in der 71. Minute sicher und sorgte so für den Endstand. Der Ghanaer hatte an diesem Tag somit doppelten Grund zur Freude: Dank einer 1:5-Niederlage des Karlsruher SC bei der SG Wattenscheid 09 rutschten die Hessen noch auf Rang fünf, zugleich sicherte sich der Angreifer mit 18 Saisontoren zum zweiten Mal in Folge die Torjägerkanone.

Draußen jubelte der treue Charly Körbel, der Toppmöller nach 30 Spieltagen ersetzte. In den letzten vier Begegnungen gewann die Eintracht zweimal, bei einer Niederlage und einem Remis. Zu diesem Zeitpunkt ahnten wohl nur die wenigsten, dass der Traditionsklub in den kommenden beiden Jahren einen Komplettabsturz erleben und diese Qualifikation für den internationalen Wettbewerb die letzte für zwölf Jahre bleiben sollte. Erst unter Friedhelm Funkel gelang dank des Erreichen des DFB-Pokal-Finales gegen den FC Bayern München (0:1) im April 2006 der Einzug in den Nachfolgerwettbewerb Europa League. Doch dies ist eine ganz andere Geschichte.

An diesem 7. Mai 1994 gelang in der Rückschau Historisches: Körbel war bis heute der letzte Eintracht-Coach, der über einen Sieg bei den Kölnern jubeln durfte. 13 Pflichtspiele – mitsamt einer DFB-Pokalpartie und zweier Duelle in Liga zwei – warten die Frankfurter inzwischen auf einen Sieg bei den Rheinländern. In der Vorsaison gab es nach früher Führung durch Alex Meier noch eine 1:3-Niederlage. Und im Jahr davor überwanden die Kölner mit einem 4:2-Sieg ihre Heimschwäche und starteten durch in Richtung Klassenerhalt, während am Main über Thomas Schaaf diskutiert wurde – aber auch dies ist eine andere Geschichte!

Die Aufstellung der beiden Mannschaften lauteten:

Illgner, Müller, Keuler, Paßlack, K. Baumann, Steinmann, H. Andersen, Weiser, Heldt, Polster, Kohn
Trainer: Olsen
Th. Ernst, Binz, Dickhaut, Bindewald, Komljenovic, Okocha, Gaudino, Bommer, Bein, Weber, Yeboah
Trainer: Körbel
Tore: 0:1 Weber (24.), Gaudino (54.), Polster (62./66.), Yeboah
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12 Kommentare

  1. Ich habe irgendwie Angst, dass wir mit unserer einstweiligen Verfügung gegen die Nichtteilnahme des Zweiten im Pokal am UEFA Cup ins eigene Fleisch schneiden. Nachher stehen wir genau auf dem Platz ,den dann ( hoffentlich nicht) Gladbach als Zweiter bekommt. Das wäre bitter. Auf der anderen Seite müssten wir nur ein Spiel gewinnen noch um international zu spielen. Bin gespannt wie es ausgeht…

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  2. Hat Yeboah nicht noch Vertrag bei uns? Der hätte heute noch, alleine in der Rückrunde mindestens drei Tore gemacht!

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  3. Wenn nicht noch mehr…Er ist doch erst so Mitte 30…oder, müsste passen 🙂
    FORZA SGE

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  4. Warte noch auf grünes Licht vom Kartenbesitzer. Eigentlich will ich Angie auf dem Schoß sitzen und ihr unseren Gacinovic schmackhaft machen, weil Poldi und Schweini sind ja jetzt weit weg. Vielleicht ist sie ja dann die strategische Partnerin die uns weiterhilft 😉 🙂 Bist du mit Deinem 2 m großen Sohn da, oder verwechsele ich da was!?

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  5. Nein und ja, das war der mit den langen Haaren. Diesmal mit einem Freund O5 und jeweils eine unserer Töchter im Schlepptau. Allerdings sitzen die dank der Großzügigkeit meines Arbeitgebers und FC Sponsors (ich kotz immer wenn es heißt: dieses Tor für den FC präsentiert Ihnen…) irgendwo auf den billigen Plätzen.

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