Kapitän Sebastian Rode und Daichi Kamada feierten den Sieg gegen Lissabon und somit den Achtelfinaleinzug. (Bild: IMAGO / ZUMA Wire)

Eine atemberaubende Geschichte, voller Emotionen, Hoffnungen, zwischen Sieg und Niederlage – das beschreibt die Reise der SGE in den vergangenen Monaten, die der digitale Bezahlsender „DAZN“ mit einer aktuellen Dokumentation „Königsklasse in Europa“ aus drei Blickwinkeln würdigt: Die der Fans, die der Mannschaft sowie die der Verantwortlichen um Vorstandssprecher Axel Hellmann und Trainer Oliver Glasner. Es ist ein Dokufilm, der ein atemberaubendes Tempo anzieht, so wie das Tempo der Entwicklung der Eintracht in den vergangenen Jahren schier unfassbar schnell war, vom Abstiegskandidaten und Underdog zu Europas bester Mannschaft. Es ist eine Dokumentation, die anspruchsvoll ist; der Schnitt ist spannend, zuweilen verlangt er vom Zuschauer jedoch auch eine Menge ab. Trotzdem ist den Producern Matthias Faidt und Philipp Lochmann ein besonderer Film gelungen, weil er das Phänomen „Eintracht Frankfurt“ in so vielseitiger Weise und mit exklusiven Einblicken erklärt.

Ein mit sich unzufriedener Tuta

Es sind die Szenen aus der Kabine, von denen der Film lebt. Wie die Szenen nach der gelb-roten Karte für Tuta im Champions-League-Auswärtsspiel in Tottenham, die einen geschlagenen Adlerträger zeigen, der sich über sich selbst ärgert und in der Kabine seinen Emotionen freien Lauf lässt.

Oder die Einblicke hinter die Kulisse bei den Empfängen vor und nach den Spielen mit den gegnerischen Vereinen und Sponsoren. Am Vortag des ersten Champions-League-Spiels in der Vereinsgeschichte empfing die SGE Vertreter von Sporting Lissabon in Frankfurt. Die Runde kam auf Cristiano Ronaldo zu sprechen, der einst bei Sporting zum Profi reifte. Es war im Spätsommer, als unklar war, wo „CR7“ künftig spielen wird. Ein Vertreter der Eintracht gab zu Protokoll, er habe das Gefühl, der Portugiese wäre jedem Teilnehmer der Champions League bereits angeboten worden. Jemand von Sporting fragt: „Euch auch?“ Und Hellmann antwortet in ernsten Worten: „Uns wurde er auch angeboten! Ja, sogar uns wurde er angeboten.

Hellmann weiß ganz genau, woher der Klub kommt und kann deshalb seine Bedeutung für Frankfurt und die Region in klaren, präzisen Worten einordnen: „Wir sind zu einem gesellschaftlichen Phänomen dieser Stadt geworden.“ Für ihn ist die Entwicklung der Eintracht ein großes Geschenk, die vor allem auch von der großen Bindung zwischen Fans und Mannschaft lebt: „Es gibt so etwas wie die Metaphysik im Fußball: Dinge, die du nicht erklären kannst. Energien, die entstehen zwischen Publikum und Mannschaft, zwischen Mannschaft und Publikum.“ Ein Erfolgsrezept der Eintracht.

Glasner und Kamada: Erst im Streit – und heute eng vertraut

Anfangs hatte es Kamada in Frankfurt schwer – inzwischen ist er aber eine wichtige Stütze für das Team. (Bild: Heiko Rhode)

Und ein Grund, weshalb sich Spieler wie Daichi Kamada für die Hessen entschieden haben. Im Film sagt der Japaner: „Der Grund, warum ich aus Japan Europa und Deutschland auswählte, war: Ich wollte vor solchen leidenschaftlichen Fans spielen.“ Doch er hatte es anfangs bei der Eintracht nicht einfach, berichtet in der Doku sogar über ein Zerwürfnis mit Glasner: „Um ehrlich zu sein, lief es mit dem Trainer am Anfang der letzten Saison nicht so gut. Und dann gab es auch noch einen großen Streit.“ Auch in der Öffentlichkeit kam Kamada lange Zeit nicht gut weg, sei als Schönwetterfußballer bezeichnet worden, erinnert sich Glasner. Seine Körpersprache sei nicht gut gewesen, er wäre „ein bisschen phlegmatisch“ rübergekommen. Das habe sich mittlerweile um 180 Grad gedreht: „Er zieht jetzt auch die anderen mit; er ist nicht mehr derjenige, der mitgezogen werden muss. Er zieht mit seiner Präsenz, mit seinem Engagement, mit seiner Qualität auch die anderen Spieler mit.

Nachdem es zunächst zwischenmenschlich zwischen Glasner und Kamada nicht funkte, hat sich auch diese Situation völlig ins Positive umgekehrt, erzählt Kamada heute: „Als ich im Sommer den Verein wechseln sollte, war es Oliver Glasner, der mich vom Bleiben überzeugte.“ Sein Landskollege, Makoto Hasebe, bricht für Kamada eine Lanze: „Manchmal wird er missverstanden. Aber er hat die Leidenschaft für Fußball fest in sich. Er liebt diese Sportart.“ Kevin Trapp weiß grinsend zu bestätigen: Ja, Kamada sei inzwischen „ein bisschen frecher geworden“.

Schlimme Bilder in Marseille

Die Dokumentation zeichnet die Geschichte vom ersten Spiel in der Königsklasse bis zum Erreichen des Achtelfinales. Sie zeigt die Höhen, aber auch die Tiefen. Sie zeigt, wie in Marseille die Mannschaft zwar zu überzeugen wusste, dafür umso mehr aber manche Fans ganz tief blicken ließen. Etwas, das auch nicht an den Spielern spurlos vorbeigegangen ist, so Trapp: „Wenn du das Gefühl hast, es ist Silvester am Spieltag im Stadion, dann bekommst du das mit.“ Vor allem Hellmann ist entsetzt, auch persönlich tief getroffen: „Das Beschießen des Blockes mit der Konsequenz, dass sich einer unserer Fans, den ich seit fast 30 Jahren kenne, lebensgefährlich verletzt hat, das ist, finde ich, eine neue Dimension, die ich schockierend fand.

Das ist ein Moment, der in eurem Herzen bleiben wird

Lebt der Mannschaft die fußballerischen Werte vor: Oliver Glasner. (Bild: Frederic Schneider/SGE4EVER.de)

Die Doku schafft seltene Einblicke in die Kabine, welche (Fußball-)Werte Oliver Glasner vorlebt. Wie es ihm immer um den Einsatz und die Leidenschaft auf dem Platz geht, in erster Linie, und sich taktische Vorgaben erst in zweiter Linie daraus ergeben. Es ist die fußballerische DNA von Eintracht Frankfurt. Nach dem Erreichen des Achtelfinales in der Champions League wusste Philipp Holzer, der Aufsichtsratsvorsitzende, diesen Erfolg in diesem Geiste als Erfolg jedes Einzelnen als Ergebnis des großen Ganzen richtig einzuordnen: „Behaltet euch diesen Moment. Ihr werdet viel herumkommen, vielleicht nicht immer in Frankfurt bleiben. Aber nochmal: Das ist ein Moment, der in eurem Herzen bleiben wird. Er wird den Leuten in Erinnerung bleiben. Und ihr werdet immer als die Mannschaft begrüßt werden, die sich für das Achtelfinale der Champions League qualifiziert hat.“

Glasners emotionaler Ausblick auf 2023

Es ist Oliver Glasner, der mit seinem Ehrgeiz (Hellmann: „Das ist ein Vulkan!“) stets die Mannschaft anstecken kann, der aber auch weiß, dass für Eintracht Frankfurt im kommenden Jahr noch viel mehr drin ist. Die gut 73-minütige Doku endet mit seinem Ausblick für 2023, die er frei vor der Mannschaft hielt:

Jungs, wir haben wieder Geschichte geschrieben! Zum zweiten Mal in diesem Jahr. Im Sommer, als wir die Europa League gewonnen haben. Jetzt schließen wir das Buch – und es ist vorbei. Oder: Wir schreiben ein neues Kapitel. Das erste Mal in der Champions League unter den letzten 16 – mit diesem Klub. Und jetzt müssen wir uns die gleiche Frage stellen: Schließen wir das Buch? Dann ist es vorbei. Oder: Wir schreiben ein neues Kapitel – im neuen Jahr. Niemand wird das für uns schreiben. Wir! Und wenn wir wollen, werden wir ein neues Kapitel schreiben. Und unser Limit? Wir setzen unsere Limits!

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11 Kommentare

  1. Den Bericht „3 Blickwinkel“ kann ich nur jedem Eintracht Fan ans Herz legen.

    Wer etwas mehr als ne Stunde Zeit hat und ein bischen mehr Einblick in die Kabine haben möchte, dann schaut euch diesen Bericht an, aller erste Sahne !!

    Besonders unser Trainer zeigt hier, was Motivation und Teamspirit bewirken können.

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  2. Klingt sowohl informativ als auch unterhaltsam! Ob das DAZN das irgendwann an Amazon Prime oder so abgibt? DAZN werde ich nicht holen, auch kein hin und her mit Probe Abo. Obwohl vielleicht doch mit Probe Abo 😀

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  3. Ich verweigere mich weiterhin erfolgreich diesen ganzen Anbietern Geld zu bezahlen und dieses Geschäftsmodell zu unterstützen. Ich finde die Eintracht sollte sich bemühen, dass es für alle über die eigenen Eintracht-Kanäle zeitnah frei verfügbar ist. Das wäre auch für DAZN gute Werbung.

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  4. Diese 73 Minute sind einfach Eintracht – wie es geliebt und gelebt wird !
    Selbst hartgesottene Eintrachtfans kommen um ei Kratzen in der Kehle oder nah am Wasser gebauten nicht vorbei.
    Nun ist es unser aller Auftrag die abschließenden Worte zu 2022 von OG mit Leben zu erfüllen: wollen wir das Buch zumachen? Ganz bestimmt nicht!
    Wir wollen alle gemeinsam ein neues , schönes und erfolgreiches Kapitel in 2023 schreiben !
    Tatsächlich ist unsere Eintracht ein „Phänomen „, ist viel mehr als eine erfolgreiche Profimannschaft auf dem Platz. Es ist auch unsere Aufgabe den Geist der Eintracht zu leben und immer mehr für die Eintracht zu begeistern
    Forza SGE !

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  5. @4: Grundsätzlich bin ich bei Dir aber ich bezahle es weil ich die SGE sehen will. Viele meiner Kumpels sagen auch „das bezahl ich nicht, ist mir zu teuer“ gehen dann in den Markt und geben pro Tag 8 – 14 Euro für Kippen aus. Was ich damit sagen will, jeder gibt sein Geld für irgendwas aus. Aber auch egal, YT macht es ja möglich.

    Die Doku ist aber einfach nur der Hammer. Gänsehaut pur!

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  6. Vollkommen okay, Anbieter wie DAZN abzulehnen. Dann schaue ich mir aber auch bei youtube nix von denen an. Filme wie diese Doku kosten Geld, dass sie verdienen müssen. Auch die Technik bei den Spielen der Eintracht kosten Geld . Auch das muss verdient werden.

    Ich bin auch nicht glücklich, drei bis vier Anbieter zu haben . Aber Amazon prime habe ich sowieso, das nehme ich nicht nur wegen Fussball. DAZN habe ich auch wegen Football und Basketball , also auch okay für mich. Und Premiere/Sky/Wow habe ich als einzigen Anbieter nur wegen FUssball. Das ist der Preis den man zahlt, wenn man möglichst ale Spiele sehen will .

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  7. @Joe:
    Verstehe nicht wieso man sich nichts von DAZN auf youtube angucken sollte, wenn man dafür kein Geld ausgeben will. Das sind ja keine Raubkopien, die da irgendwer illegal hochgeladen hat, sondern DAZN auf ihrem eigenen Kanal.
    Ob sie das wegen der Werbeeinnahmen machen oder um selbst für sich zu werben und neue Abonnenten zu bekommen – sie bieten es bewusst kostenlos an, damit auch Nichtabonnenten es sehen können.

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