Bruno Hübner ist nach einigen Transfer-Fehlgriffen in die Kritik geraten.
Bruno Hübner ist nach einigen Transfer-Fehlgriffen in die Kritik geraten.

Änis Ben-Hatira kam im Wintertransferfenster auf den letzten Drücker aus Berlin zur Frankfurter Eintracht. Es war ein Transfer, wie er von Bruno Hübner in den letzten Jahren schon häufiger getätigt wurde: Ein guter Name, der in den letzten Monaten etwas abgestürzt oder aus dem Fokus gerückt war und bei den Hessen noch einmal aufblühen sollte. Szabolcs Huszti ist ein Kandidat, der sich in dieselbe Kategorie einordnen lässt. Beide Akteure vereint – bittererweise für die Hessen – aktuell wenig Positives: Sie wirken unfit, können das hohe Tempo nicht mitgehen und helfen dem Klub im Abstiegskampf wenig weiter.

Die Transferpolitik der Eintracht wurde in den vergangenen Wochen kritisch wie selten unter die Lupe genommen. Im defensiven Mittelfeld fehlt noch immer ein geeigneter Umschaltspieler, mit Marco Fabián, Huszti und Ben-Hatira kamen drei Akteure, die das Vakuum auf links aus verschiedenen Gründen allesamt nicht ausfüllen können. Warum Kaan Ayhan vom FC Schalke 04 ausgeliehen wurde, bleibt bislang eines der größten und bislang noch ungelösten Rätsel. Und Yanni Regäsel? Ein guter Mann für die Zukunft, dessen Verpflichtung sinnvoll war, der allerdings in Ruhe aufgebaut gehört und aufgrund der verfehlten Transferpolitik im Sommer und mangels geeigneter Alternativen bereits jetzt dauerhaft spielen muss.

Die Zweifel an Hübner sind nach Sport Bild-Informationen auch im Aufsichtsrat gewachsen. Der 55-Jährige griff in den letzten drei Jahren bei Transfers zu häufig daneben (Lucas Piazon, Vaclav Kadlec, Jan Rosenthal, Stephan Schröck, Nelson Valdez, Timothy Chandler, Tobias Weis – um ein paar Beispiele aufzuzählen) und erwies sich beim Krisenmanagement überfordert – sowohl im vergangenen Mai bei Thomas Schaaf, als auch diesmal bei der Personalie Armin Veh. Zugleich schwebt schon länger der Vorwurf im Raum, dass es an einer klaren Linie und der notwendigen Strategie fehle. Langt es deshalb nun auch dem Aufsichtsrat?

Ist Horst Heldt ab Sommer in Anzug und Schlips für die Eintracht unterwegs?
Ist Horst Heldt ab Sommer in Anzug und Schlips für die Eintracht unterwegs?

Mit Noch-Schalke-Sportdirektor Horst Heldt soll es nach weiteren Informationen der Sport Bild nach Ostern ein Treffen mit Wolfgang Steubing, Philip Holzer und Peter Fischer geben. Der Ex-Eintracht-Profi zeigte sich vor Wochen im hr-heimspiel bereits offen für ein Engagement bei den Hessen und betonte: „Ich habe hier eine Vergangenheit, habe hier wirklich gern Fußball gespielt, und vielleicht gibt es da irgendwann mal die Gelegenheit, wenn es die Eintracht signalisiert, Gespräche zu führen.“

Heldt würde näher an die Mannschaft heranrücken und die Kaderplanungen übernehmen. Der 46-Jährige ist in der Spieler- und Beraterszene bestens vernetzt, würde seine Kontakte ausspielen und die Arbeit von Sportdirektor Hübner überflüssig werden lassen. Der neue Sportvorstand soll zugleich das neue Gesicht des Vereins werden, eine klare Strategie entwickeln und eine neue Philosophie verfolgen. Für Hübner könnte diese Planung des Aufsichtsrats das Ende seiner Zeit bei der Eintracht bedeuten – obwohl der Kontrakt noch bis 30.06.2019 läuft. Zu deutlich zeigten die Auftritte der Mannschaft in den letzten Monaten, dass ein Konzept bei der Kaderplanung fehlte und die Zusammenstellung willkürlich wirkte.

Freilich – werden die einzelnen Namen betrachtet und deren Auftritte in der Vergangenheit bewertet, lesen sich die Deals nicht schlecht. Doch wie sinnvoll war es, einen Stefan Reinartz zu holen, obwohl diesem, wie auch Slobodan Medojevic, Marco Russ, Aleksandar Ignjovski, Makoto Hasebe und Marc Stendera, das dringend benötigte Tempo für das zentrale Mittelfeld fehlt? Warum wurde Takashi Inui abgegeben, ohne das es einen Ersatzmann gab, der sofort weiterhelfen könnte? Waren die Macher wirklich überzeugt von Mijat Gacinovic, dem kleinen Serben, der jetzt auch noch einen gesundheitlichen Rückschlag erleiden musste?

Hübner hat gerne an den „großen Lösungen“ gebastelt. Daniel Caligiuri und Sebastian Jung vom VfL Wolfsburg, Kevin Großkreutz von Borussia Dortmund, auch Max Kruse machte damals, bevor er vom SC Freiburg zu Borussia Mönchengladbach wechselte, die Runde am Stadtwald. Doch wo waren die realistischen, bezahlbaren Ideen, die frühzeitig hätten eingetütet werden müssen? Häufig wurde der Kader in letzter Sekunde, gleich einer „Hau-Ruck-Aktion“, zusammengestellt. Charakterprüfung? Fehlanzeige! Konzeptionelles Ausmerzen von Schwachstellen? Nicht vorhanden! Kreativität beim Scouting im In- und Ausland? Erst dank dem neuen Scouting-Chef Bernd Legien vorhanden, der mit Lukas Hradecky und Luc Castaignos erste kleinere Erfolge feiern konnte.

Hübner – so viel sei gesagt – hat es in Frankfurt in einem nervösen Umfeld freilich nicht immer einfach. Mit den Vertragsverlängerungen von Kevin Trapp, Carlos Zambrano oder Stefan Aigner hat er immerhin dafür gesorgt, dass die Eintracht nicht wieder Leistungsträger zum Nulltarif oder mit zu geringer fixer Ablösesumme abgeben muss. Außerdem hat er vor der Saison 2012/13 im Zusammenspiel mit Veh bewiesen, dass er die richtigen Schlüsse ziehen und sinnvolle Transfer tätigen kann. Hübner stand in den letzten beiden Jahren, in denen sich Veh und Schaaf die Klinke in die Hand gaben und mit verschiedenen Ideen und Wünschen auf ihn zukamen, zwischen den Stühlen. Wünsche der Trainer erfüllen? Oder doch stark genug sein, um die eigene Linie durchzudrücken?

Für Hübner könnte es nun, da der sportliche Erfolg völlig fehlt und eine klare Linie fehlte, ganz eng werden. Übungsleiter äußern immer wieder Wünsche. Der Ruf nach einer klaren Linie, unabhängig davon, wer an der Seitenlinie steht, wird immer lauter. Doch kann diese bei einem Mittelklasseklub, wie die Eintracht nunmal einer ist, tatsächlich durchgedrückt werden? Kommen die Wunschtrainer auch dann, wenn der Verein die Linie klar vorgibt und die Transfers tätigt? Es ist ein schmaler Grat, auf dem sich die Verantwortlichen begeben. Ob weiterhin mit Hübner? Das werden ernsthafte Gespräche im Sommer zeigen müssen.

- Werbung -

59 Kommentare

  1. @ Olga: Ich gehe davon aus, das bei der Strategie mehrere Leute am Tisch sitzen. Daher sehe ich hier Veh, Hübner und auch Heri in der Pflicht. Wenn aber der Trainer sagt ich habe Chandler und Iggy und will keinen RV, dann ist er in der Pflicht. Einem Trainer einen Spieler aufzwingen, das macht kein Klub. Der Stratege das sollte der Nachfolger von Heri sein. Er muss am besten bis in den Jugendbereich hinein sagen, was getan wird.

    0
    0
  2. Das sehe ich etwas anders joe. Der Nachfolger von bruchhagen muss eine Persönlichkeit sein, die den Verein nach außen präsentiert und was ausstrahlt…da kommt hellmann nicht ran.

    und nochmal zu Hübner, er ist unser sportlicher Kopf und hat das große und ganze um Blick zu haben. Wenn er das nicht kann, ist er für eine Position in Liga 1 unbrauchbar. Er und in gewissem Maße auch bruchhagen (als derjenige ganz oben) haben zu verantworten wenn es Fehlentwicklungen gibt. Denn entweder man hat die Fehler selber gemacht oder man hat seine Abteilungen nicht in griff.

    0
    0
  3. Er sollte beides abdecken. Wobei sein Schwerpunkt wenn ich das richtig verstanden habe im sportlichen Bereich sein soll und Heris Aufgaben ja aufgeteilt werden. Und bei Persönlichkeit mit Ausstrahlung ist Held weit hinten auf meiner Liste.

    0
    0
  4. Übrigens, wenn alle Spieler auch Verträge für die zweite Liga haben und ( so wurde es ja auch schon mal gesagt ) keine Ausstiegsklauseln mehr, dann haben die Verantwortlichen in dem Punkt die Hausaufgaben gemacht-.

    0
    0
  5. Das stimmt joe :))). Auf der anderen Seite haben sie ihre Hausaufgaben nicht gut gemacht, sollten wir tatsächlich absteigen.

    Ist doch auch ein Stück weit Geschmacksache :)…ich hätte statt Hübner halt lieber ein Kaliber schmadtke, das ist in meinen Augen Qualität.

    Vg

    0
    0
  6. 100% Zustimmung Guter Artikel und 1oo% @Grantler.
    BH hätte schon vor AV gehen müssen. BH ist ein schwacher Manager . Warum sie ihn immer weiter wurschteln liesen? Der Mann hat kein Konzept. Spieler Beurteilung fehlanzeige. Man kann es nicht immer aufs Geld schieben. Mainz,Köln,Ingolstadt,Augsburg machten es vor . Der Kader wird zum Schluß mit Panikkäufen aufgefüllt. Ein guter neuer Mann als HB Nachfolger und man kann sich das Geld für einen Manager sparen.

    0
    0
  7. zu Heldt.
    Fehleinkäufe häuften sich ja auch in seiner Schalker Zeit .Da passt er zum schwarzen ABT hehe.Aber in Stuttgart hat er gute Arbeit geleistet.Das muß man anerkennen. Vielleicht haben solche Typen wie Heldt und Allofs ein Problem wenn sie mit Geld um sich werfen können?????
    Gut das Problem hat er ja bei uns nicht. Und das jens Keller nicht verpflichtet wurde spricht eigendlich für HH. Oder vielleicht sucht ja Uli Hoeness einen Nebenjob

    0
    0

Keine Kommentare mehr möglich.

- Werbung -