Plädiert für eine frühere Schließung des Transfersmarkts. Eintracht-Vorstandschef Heribert Bruchhagen.
Plädiert für eine frühere Schließung des Transfersmarkts. Eintracht-Vorstandschef Heribert Bruchhagen.

Nachdem am Dienstag im 1. Teil der Serie der Transferwahnsinn beleuchtet wurde, blicken wir heute auf die Diskussion, ob das Transferfenster reformiert werden sollte!

Endlich Ruhe! Seit Dienstag ist der Transfermarkt auch für die englische Premier League geschlossen. Die letzten Tage, an denen das Transferfenster geöffnet hatten, waren schon immer für hektisches Treiben und den ein oder anderen Überraschungstransfer bekannt. Doch die Englandmillionen sorgen für neue Dimensionen, an die sich wohl kaum jemand außerhalb der Insel so recht gewöhnen möchte. Viel ärgerlicher aber ist die Tatsache, dass Herzstücke auch drei Wochen nach Saisonstart aus der Mannschaft gerissen werden können. Natürlich – dies war auch in den Jahren zuvor schon ein großes Problem. Durch den neuen englischen Milliardenvertrag aber wurde die Wahrscheinlichkeit jetzt noch einmal deutlich erhöht, dass Stützen ganz spät weggekauft werden. Der von Sky zelebrierte „Deadline-Day“ zerrt jedes Jahr wieder an den Nerven der Verantwortlichen. Das Smartphone steht nicht still und die Pläne, die man eigentlich mit dem aktuellen Kader hatten, können noch einmal gründlich zerschossen werden. Als Beispiel dient der FC Schalke 04, der für Julian Draxler zwar 35 Millionen Euro vom VfL Wolfsburg erhielt, sich aber beim möglichen Ersatzmann Filip Kostic vom VfB Stuttgart nur eine blutige Nase abholte. Reich an Geld – aber eine Identifikationsfigur verloren. Eine brisante Mischung, die schnell ins Negative umschlagen kann, wenn es nicht gut läuft.

Hans-Joachim Watzke, Geschäftsführer von Borussia Dortmund, schimpfte daher auch bei Sky: „Was jetzt in den letzten zwei, drei Tagen passiert, ist grauenvoll. Mich nervt das kolossal.“ Er plädiert daher für eine grundlegende Veränderung: „Wir müssen das Transferfenster wieder zurückschieben auf den 1. August.“ Heribert Bruchhagen, Vorstandsvorsitzende der Eintracht, geht bei BILD sogar noch einen Schritt weiter: „Es wäre auf jeden Fall fairer, wenn das Transferfenster mit dem ersten Spieltag schließt und auch für das ganze Jahr geschlossen bleibt und nicht im Winter noch mal geöffnet wird.“ Würde sich aber durch eine Verkürzung des Transferfensters wirklich etwas ändern? Peter Knäbel, Sportdirektor des Hamburger SV, kann den Wunsch durchaus nachvollziehen, hält ihn aber für unrealistisch: „Aufgrund der unterschiedlich terminierten Saisonstarts der Ligen aber kaum umsetzbar.“

Hier liegt wohl das größte Problem. Spanien, Italien, England, Frankreich, Deutschland – jede Liga hat ihren Rahmenkalender für die nationalen Ligen und startet zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Es müsste zunächst also – gleich der Champions League – einen europaweit angepassten Startzeitpunkt geben, damit der Vorschlag Watzkes und Bruchhagens wirklich durchgesetzt werden könnte. Und es bräuchte – wie auch der Ruf nach einer Gehaltsobergrenze – eine globale Zustimmung, damit keine der Ligen einen Nachteil hat. Was hätte die Bundesliga davon, wenn sie ihr Transferfenster am 1.8. schließt (und damit nationale Transfers danach verbietet), die Engländer und Spanier aber bis zum 31.8. weiterwildern können?

Findet die aktuelle Regelung gut. Wolfsburg-Coach Dieter Hecking.
Findet die aktuelle Regelung gut. Wolfsburg-Coach Dieter Hecking.

Dieter Hecking, Trainer des VfL Wolfsburg, möchte daher auch das aktuelle Zeitfenster beibehalten: „Die Frist hat sich aus meiner Sicht bewährt.“ Die Niedersachsen profitierten freilich davon. Sie erhielten 75 Millionen Euro für Kevin de Bruyne und konnten diese noch in neue Beine investieren. Ferner betrachtet der Coach noch einen weiteren Aspekt: „Wenn Verletzungen da sind, kann man noch reagieren. Bloß weil es dieses Jahr etwas turbulent war, muss man nichts ändern.“ Klaus Allofs, Sportdirektor in der Autostadt, wirft noch ein weiteres Argument in den Ring: „Der Termin ist ja nicht willkürlich festgelegt worden. Das gibt den Klubs die Gelegenheit, darauf zu reagieren, ob sie international spielen oder nicht.“ Tatsächlich wusste etwa Bayer 04 Leverkusen vor einer Woche noch nicht, ob sie Champions League oder Europa League spielen werden – ein gewaltiger Unterschied bei der Kaderplanung.

Doch würde sich wirklich etwas ändern, wenn das Fenster vor dem Saisonstart schließen würde? Gerade in der intensive Vorbereitung auf eine Spielzeit kam es häufig noch zu Verletzungen, auf die dann kurzfristig reagiert werden konnte. Jörg Schmadtke, Sportdirektor des 1. FC Köln, würde daher einfach alles so lassen, wie es ist: „Ich finde die Regelung völlig okay und etabliert, sonst würden sich die Dinge nur nach vorne verschieben.“ Es erscheint daher völlig unrealistisch, dass die FIFA auf die Vorschläge von Bruchhagen und Watzke eingehen würde. Zu kompliziert wären die Änderungen, die durchgeführt werden müssten. So wird der Wunsch, dass die Planungen bereits zum 1. Spieltag wirklich abgeschlossen werden können, wohl nur ein frommer und unerfüllt bleiben.

Morgen im letzten Teil der Serie: Wo ist die Vereinstreue hin?

- Werbung -

1 Kommentar

  1. Mmmhhh ich bin da absolut zwiegespalten. Das Transferfenster verkürzen? Klar, das hört sich im ersten Moment wirklich gut an. Man könnte frühzeitig planen, hätte schon vor Saisonbeginn Ruhe und wüsste genau, mit welchem Kader man die komplette Saison bestreiten darf (wenn sogar noch das Winterfenster geschlossen würde). Das hat schon seine Vorteile.

    Aber Hecking und Schmadtke haben schon recht, dass sich das aktuelle System bewährt hat. Und ganz im Ernst – so groß wie es insgesamt schien war das Erdbeben doch gar nicht. Ich glaube die meisten Verantwortlichen schieben größere Panik, als wirklich nötig….

    0
    0

Keine Kommentare mehr möglich.

- Werbung -