Sorgt für viel Diskussionsstoff. Rekordmann Kevin de Bruyne!
Sorgt für viel Diskussionsstoff. Rekordmann Kevin de Bruyne!

Wer sich am gestrigen Montag die Mühe machte und Sky Sport News HD anstellte, um den „Deadline-Day“ zu verfolgen, der wurde den ganzen Tag vor allem von einem Wort begleitet. „Wahnsinn“! Manchester City gab für Kevin de Bruyne 75 Millionen Euro aus und garnierte diesen Deal noch mit einem Gehalt von 20 Millionen Euro per anno. Der VfL Wolfsburg hingegen ließ sich nicht lumpen und reinvestierte 35 Millionen Euro in den Schalker Julian Draxler. In den Wochen zuvor gingen Baba (für 25 Millionen Euro vom FC Augsburg zum FC Chelsea), Kevin Wimmer (für 8 Mio vom 1. FC Köln zu den Tottenham Hotspurs), Roberto Firminho (für 41 Mio von der TSG Hoffenheim zum FC Liverpool) oder Heung Min-Son (für 30 Mio von Bayer Leverkusen nach Tottenham) nach England. Auch Hannover 96 und der 1. FSV Mainz 05 bekamen je 10 Millionen Euro für ihre Angreifer Joselu (Stoke City) und Shinji Okazaki (Leicester). Es sind inzwischen irrsinnige Summen, die über die Ladentheken der Vereine huschen. „Jeder durchschnittliche Spieler kostet heute 20, 30 Millionen Euro. Wo soll das hinführen„, fragte Eintracht-Trainer Armin Veh fast schon verzweifelt in der Frankfurter Rundschau. „Diese Fabelsummen sorgen für Unruhe. Ich halte das für völlig ungesund. Die Bundesliga wird dadurch Probleme bekommen.“

Die Hessen selbst spüren am eigenen Leib, wie schwierig es geworden ist, Geld los zu werden. 9,5 Millionen Euro erhielten sie im Juli für Kevin Trapp. Was damals noch als größter Deal der Vereinsgeschichte gefeiert wurde, sorgt aktuell eher für Ernüchterung. Die Lawine, die von der englischen Liga losgetreten wurde, lässt sich nicht mehr aufhalten – und wird, ob des neuen TV-Vertrags, der ab kommenden Sommer greift, noch heftiger werden. Im Interview mit dem Kicker sagte auch Bundestrainer Joachim Löw zu diesen „Fabelsummen“: „Manchmal ist es insgesamt ein wenig bedenklich, welche Summen gezahlt werden.“ Letztlich sei es aber so, dass man dies akzeptieren müsse, weil es der Markt eben hergebe. „Aber mitunter„, so Löw weiter, „ist es schon ein wenig schwindelerregend.“

Schwindelerregend und Wahnsinn – zwei Worte als Symbole für eine Politik, die in eine gefährliche Richtung streben. Was der geneigte Fußballfan in diesem Sommer erlebte, war nur der Anfang einer neuen Zeitrechnung oder – wie es Jörg Schmadtke im Doppelpass kurz und knackig ausdrückte – „pille palle„. Es scheint nicht mehr utopisch, dass irgendwann auch die Spanier den heißen Atem der Engländer spüren werden. Dann nämlich, wenn die übertrieben hohen Ausstiegsklauseln, die man dort obligatorisch in die Verträge einbaut, problemlos ausgezahlt werden können. Selbst der FC Bayern München kommt jetzt an Grenzen, die er in den letzten Jahren nicht mehr kannte. Im Rennen um de Bruyne, gab VW-Boss und Bayern-Aufsichtsratmitglied Martin Winterkorn bei BILD zu, habe der deutsche Rekordmeister keine Chance gehabt: „Man ist irgendwann machtlos gegen solche Summen. Selbst Bayern München, das interessiert war, hat am Ende des Tages gesagt: Gegen solche Summen können wir im Moment nicht antreten.“

Die Abermillionen bieten neue Chancen! So zumindest die Meinung von Mainz-Manager Christian Heidel.
Die Abermillionen bieten neue Chancen! So zumindest die Meinung von Mainz-Manager Christian Heidel.

Es sind in diesen Zeiten Worte, die erschrecken. Der Verein, der zumindest national immer bekam, was er wollte, muss nun zusehen, wie Clubs, die innerhalb kürzester Zeit durch Scheich-Millionen und hohe TV-Gelder aufgepumpt wurden, Spieler scheinbar mühelos aus der Bundesliga loseisen. Was aber sind die Millionen und Abermillionen, die auf die Konten der Vereine fließen, tatsächlich wert? Sind sie Fluch oder doch eher Segen? Mainz-Manager Christian Heidel sieht eine große Chance, weil das Geld sinnvoll weiter investiert werden könne – etwa in die Jugendarbeit, Infrastruktur und ein verbessertes Scouting. Man müsse eben noch kreativer und fantasievoller werden. Unumstritten lesen sich die Ansätze gut und sollten Anklang finden. Alleine in Frankfurt zeigt sich, wie stolz der Anhang ist, wenn mit Joel Gerezgiher, Marc Stendera und Luca Waldschmidt „hessische Buben“ auflaufen. Ferner haben die Hessen mit Carlos Zambrano, Lukas Hradecky oder Haris Seferovic Spieler in ihren Reihen, die tatsächlich auch in den nächsten Jahren für Teams der Premier League interessant werden könnten. Was aber passiert mit den Clubs, die keinen Baba oder Roberto Firminho in ihren Reihen besitzen und niemals einen solchen Millionentransfer einfädeln können?

Auf Seite 2: Die Wichtigkeit des Pay-TVs in England!

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13 Kommentare

  1. Für die Bundesliga ein Segen, weil somit auch mal Geld in die mittelklassigen Teams gepumpt werden aber ein Fluch für Eintracht Frankfurt, weil wir nicht in die Lage kommen auch mal einen Spieler für 20-30 Mio zu verkaufen.

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  2. @ 1
    Ist das jetzt nicht ein bisschen viel Kaffeesatzleserei, wenn Du sagst die Eintracht wird nicht in die Lage kommen, auch mal einen Spieler für 20 – 30 Mio zu verkaufen? Ich denke, wir haben 3 sehr, sehr hoffnungsvolle Nachwuchsleute. Da traue ich dem einen oder anderen durchaus auch den Durchbruch in diese Kategorien zu. Auch bei ein paar gestandenen Spielern ist noch nicht unbedingt das Ende der Fahnenstange erreicht. Warten wir es doch einfach mal ab.
    Trotzdem, auch ich glaube eher, dass diese Unsummen letztendlich den Fußball kaputtmachen, weil nach meiner Meinung der normale Fan sich eher den Ligen zuwenden wird, wo er den Eindruck hat, das sind noch Menschen wie Du und ich.
    Wie gesagt, warten wir es ab …
    VG

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  3. Dieser Monster-TV-Deal der Engländer, der zunächst einmal geil und faszinierend (für die Engländer selbst) anmutet, wird sich auch für die Insulaner als Fluch erweisen. So eine finanzielle Vorherrschaft in Europa – selbstredend in kleineren absoluten, aber nicht relativen Sphären – gab es schon einmal. Die Achziger und die Hälfte der Neunziger Jahre waren doch fest in italienischer Hand. Wo sind die Azzuri heute?
    Die PL bläht seine Liga und Vereine mit bunten Stars aus aller Welt, bisweilen Konzept- und planlos, mächtig auf. Auf Kosten der eigenen Jungs. Erstens, werden die Engländer alle 2 Jahre daran erinnert, wie schlecht sie im Grunde sind, wenn sie regelmäßig bei den “ globalen Festspielen“ (WM) oder der kontinentalen Ausgabe früh die Segel streichen müssen, und, zweitens, sind zusammengewürfelte Stars ohne größeres bindendes Konzept kontraproduktiv für den Erfolg. Ich wage mal die These, dass außer den drei, vier großen englischen Vereinen, kein weiterer international für Aufsehen sorgen wird – trotz vieler Millionen und den daraus resultierenden Transfers.
    Was anerkannt werden muss: der Markt gibt es her. Wenn eine TV-Anstalt so viel Gewinn macht, dann darf und kann sie so viel ausschütten. Basta.
    Ich hoffe, dass die BuLi-Vereine weiter „traditionell und erdverwachsen“ agieren. Selbst wenn Sky in 4 oder 5 Jahren noch mehrere hundert Millionen Euros in die DFL reinbuttern sollte. Ich will die „Mannschaft“ weiter siegen sehen. Und ich möchte im Waldstadion lieber Stendera als Sterling jubeln sehen.

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  4. Was für eine DIskussion wollen wir führen? Ob 80 Millionen Ablösesumme moralisch besser sind als 8 Millionen? Ob man von Bundesliagmanagern erwarten kann, dass Sie bewusst mit PL-Vereinen KEINE Geschäfte machen, weil sie die Entwicklung für schädlich halten?

    Die Entwicklung wird ihren Lauf nehmen. Geld fliesst nun mal. Wenn mehr rein kommt, fliesst auch mehr raus. Die Premier League wollen mehr Menschen am TV sehen als die BuLi und dafür auch mehr zahlen. Die Vereine wollen damit noch attraktiver werden und holen sich nun die ALLE Top-Spieler Europas. Ob sie damit sportlich erfolgreicher oder gar dominant werden muß sich erst zeigen. In der aktuellen 5-Jahres-Wertung hat die BuLi die Premier-League jedenfalls deutlich überholt, trotz der bereits in den letzten 5 Jahren schon vorhandenen finanziellen Unterschiede.

    Die entscheidende Frage ist doch nur, wie kann die BULI möglichst viel davon abhaben. Natürlich indem sie möglichst viele gute Spieler ausbildet. EIne Chance für die BuLi, denn in diesem Punkt ist sie hervorragend aufgestellt. Und für die Bundesliga ist es auch eine CHance, dass die Bruchhagensche Schere sich vielleicht doch nicht so schnell öffnet. Wenn gute Ausbildungsvereine wie Mainz, Freiburg und Frankfurt (!) ab und zu mal einen Volltreffer landen, tut das dem finanziellen Gleichgewicht in der Bundesliga sicher gut. Und eine WM ohne England? Es gibt Schlimmeres 😉

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  5. @3: Bis ein Frankfurter Spieler (wer auch immer jetzt aktuell) den Verein für 20 – X Millionen verlässt, wird noch sehr viel Wasser den Main runter laufen. Frankfurt hat die Lobby derzeit gar nicht. Wenn der Spieler jedoch eine Zwischenstation zu Schlacke, Golfsburg, BASF oder Bayern macht, wäre auch für diesen eine solch „utopische“ Summe möglich.
    Mit den Trapp-Millionen haben wir für Frankfurter Verhältnisse schon viel, aber leider vermutlich auch den Zenit erreicht.

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  6. @g-block
    so viel wasser ist das gar nicht, harris geht nächstes jahr für über 20 millionen nach england( freuen werde ich mich deswegen trotzdem nicht, aber er wird eine Riesensaison spielen)

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  7. Wenn die Bundesliga halbwegs schlau ist macht sie es (wie vom Mainzer Manager angeregt) clever und investiert das Geld sinnvoll. Siehe (erneut) Mainz.
    IMHO hat Mainz um die 50-60 Millionen für den Bau des Stadions bezahlt.
    Man stelle sich vor die Eintracht bekäme in den kommenden 1-2 Jahren für (beispielsweise) Stendera ein entsprechendes Angebot aus England (z.B. 20 Millionen)…. BAM 1/3 schon mal „weg“.
    Dann hätten wir das elendige Thema mit der Stadionmiete vom Tisch. Man könnte vielleicht pro Saison ein paar Millionen mehr in Mannschaft oder auch Infrastruktur (Nachwuchs?) stecken.

    Natürlich würde ich mir wünschen:
    a) Stendera bleibt bei uns
    b) wir bauen uns auch so ein EIGENES Stadion vom Lotto-Jackpot welches eh 1.000x schöner, größer und stimmungsvoller wird als bei den Bonbon-werfern.

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  8. Wie wäre es denn, wenn man5% von jedem Transfer in eine Solidarkasse für die 2./3. Ligisten zahlen und die verbindlichen Standards für die Jugendarbeit für alle Vereine nochmals deutlich erhöhen würde?

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  9. 1. Stellt Euch vor wir kriegen mal 80 Mio für Castaignos, dann können wir das Stadion kaufen, oder anfangen ein neues zu bauen. 2020 ist es fertig und der Vertrag mit Netzer läuft aus. Die Eintracht wäre frei und 2025 Meister 🙂
    2. Stellt Euch vor Sky International geht pleite, so viele Scheichs gibt es gar nicht mehr die den englischen Fußball retten können. Die Spieler werden dann in der Bundesliga aufgenommen, schöner Preisverfall 🙂 und die Sportschau lacht sich kaputt!

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  10. 5 % in eine Solidarkasse, sehe ich als unrealistisch an. Das machen die großen nicht mit. Und dann würde ja auch RB Lepzig Geld von uns kriegen, fühlt sich falsch an. Und Lösungen die nur ein Land betreffen, helfen nicht. Es müsste in der UEFA einheitliche Vorgaben geben, dann wäre das eine gute Idee. Auch der Schutz von Jugendspielern müsst noch mal deutlich verbessert werden, in der UEFA. Das ist inzwischen krank.

    Solange das aber nicht passiert ( und hier werden die Großen aus allen Ländern zusammenhalten) wird es so weiter gehen und wir müssen das Beste drauss machen. Ich glaube auch, dass England sich mit der Entwicklung keinen gefallen macht und wir von deren Gled mehr profitieren als sie.

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